1934: Der Hölle Ordnung

Zeitgeschichte In Osthofen bei Worms wird eines der ersten KZ der NS-Diktatur geschlossen. Was ihr über diesen Ort erzählt wird, inspiriert Anna Seghers zu dem Roman „Das siebte Kreuz“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 21/2018

Draußen, vor dem Tor, jagen Kinder vorbei und singen: „Maikäfer, flieg, der Vater ist im Krieg.“ Drinnen, hinterm Tor, liegt in einer alten Werkhalle Stroh auf kaltem Beton und grobem Stein. Nicht zum Zudecken sind die Ballen gedacht, nur zum Drauflegen, wenn es Nacht wird im Massenarrest für hundert bis hundertfünfzig Menschen, die hier als Schutzhäftlinge festgehalten werden. Die ersten kommen am 6. März 1933, springen vom Wagen und hinein ins SA-Spalier, dann immer weiter den Kiesweg entlang und an den Latrinen vorbei. Tage zuvor hat Werner Best, Staatskommissar für das Polizeiwesen im Volksstaat Hessen, die ehemalige Papierfabrik am Ziegelhüttenweg in Osthofen zum Konzentrationslager bestimmt. Abgesehen von den Verhörkellern in d