Pogrom 1938: Der Mann von Revier 16 am Hackeschen Markt in Berlin

Zivilcourage Als andere hinter der Gardine stehen, gibt es in Berlin an der Neuen Synagoge einen Polizeioffizier, der das unglaublich Selbstverständliche tut. Er schützt das Gebäude vor Brandstiftung durch die SA und ruft die Feuerwehr
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2013
Die Neue Synagoge an der Oranienburger Straße in Berlin (um 1880)
Die Neue Synagoge an der Oranienburger Straße in Berlin (um 1880)

Foto: Hulton Archive/Getty Images

Am 10. November 1938, kurz nach Mitternacht, klingelt in der Wohnung des Oberleutnants Wilhelm Krützfeld das Diensttelefon. Der ihn alarmiert, ist der Wachhabende seines Polizeikommandos, des Reviers 16 am Hackeschen Markt. In der Neuen Synagoge an der Oranienburger Straße sei Feuer gelegt, die Feuerwehr bereits unterwegs. Wir sollten es auch sein, denkt Krützfeld, eilt zu seinem Revier und anschließend mit einem Trupp zum Brandort.

Als die SA-Leute dort nicht weichen wollen, hält er ihnen Aktendeckel und Schriftstück unter die Augen, woraus hervorgeht, wegen seines „hohen Kunst- und Kulturwertes“ sei das Gebäude in der Oranienburger Straße 30 unter polizeilichen Schutz gestellt. Die Order Wilhelms I. rührt noch aus der Gründerze