1942: Die Illusionsbombe

Zeitgeschichte Der erfolgreiche Start einer V2-Rakete lässt die NS-Führung an das Wunder einer Kriegswende glauben. Fortan ist ihr jedes Mittel recht, um diese Waffe einsetzen zu können
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 38/2017

„Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn“, singt UFA-Star Zarah Leander, „und dann werden tausend Märchen wahr.“ Ein paar würden schon genügen, wenn sich die Zeit bis zum Endsieg dahinschleppt, selbst dann, wenn sie wie am 3. Oktober 1942 ins Fliegen zu kommen scheint. Gegen elf Uhr vormittags steht an diesem Tag eine Rakete des Typs Aggregat Nr. 4 (A4) auf dem Abschusstisch von Prüfstand VII. „X minus 3“, wird im Kommandobunker gezählt, „Zeit läuft.“ Für die Heeresversuchsanstalt Peenemünde im Norden der Ostseeinsel Usedom beginnt der Countdown für den nächsten Startversuch der hier konstruierten ballistischen Fernrakete. „X minus 2“, die Triebwerke werden gezündet,