1945: Helden ohne Pathos

Zeitgeschichte Roberto Rossellinis Film „Rom, offene Stadt“ erzählt vom letzten Aufgebot des Faschismus in Italien. Das Werk eröffnet die „neorealistische Trilogie“ des Regisseurs
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 37/2020
Die Witwe Pina (Anna Magnani) stellt sich den Deutschen entgegen
Die Witwe Pina (Anna Magnani) stellt sich den Deutschen entgegen

Foto: Everett Collection/Imago Images

Mit entblößtem Oberkörper sitzt Luigi Ferrari vor Männern in SS-Uniform, die seine Henker sein werden. Sie haben die Flamme eines Bunsenbrenners entzündet, auch liegen Zangen dafür bereit, ihm die Fingernägel auszureißen. Als Gefangener der Gestapo in Rom soll Ferrari die Namen italienischer Offiziere preisgeben, die nach dem Sturz Benito Mussolinis im Juli 1943 die Seiten gewechselt haben und der deutschen Wehrmacht zusetzen. Ferrari, Kommunist und Verbindungsmann der Resistenza in Rom, kennt ihre Stellungen vor der Stadt. Und so befiehlt Sturmbannführer Bergmann seinen Leuten, ihn nicht zu schonen. „Der Mann muss sofort sprechen, heute Nacht noch muss er sprechen!“

Wie inszeniert man ein solches Martyrium in einem Film über das