1965: Auf der Fähre

Zeitgeschichte Heiner Müller findet in seinem Stück „Der Bau“ ein Sinnbild für den utopischen Horizont im DDR-Sozialismus. Doch gerät er damit bei der SED heftig unter die Räder
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 52/2015

Man solle nicht glauben, es gäbe „übergenug von diesem seltsamen Stoff Leben, als könnte er nie zu Ende gehen“, mahnt die Schriftstellerin Christa Wolf in ihrem 1963 erschienenen Roman Der geteilte Himmel. In der DDR kann man etwas durchatmen um diese Zeit. Seit dem 13. August 1961 gibt es mit der nach Westen hin geschlossenen Grenze einen Pressverband gegen das Ausbluten. Es werde nun der Aufbau der neuen Gesellschaft störungsfreier vorangehen als in den Jahren zuvor, heißt es. Das Land könne zu sich selbst finden und offener mit den eigenen Angelegenheiten umgehen, statt sich im Fegefeuer des Kalten Krieges aufzureiben. Das Brot der frühen Jahre hat zwar gereicht, aber nicht geschmeckt. Wie lange kann es gut gehen, wenn eine Utopie zu viel v