1989: Deutsche Karriere

Zeitgeschichte Bernhard Wicki erzählt in seinem Film „Das Spinnennetz“ die prophetische Parabel vom Aufstieg des Leutnants Lohse in rechtsradikalen Zirkeln der Weimarer Zeit
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 48/2019

„Maikäfer flieg, der Vater ist im Krieg“, wird im Herbst 1918 auf Hinterhöfen im Berliner Wedding gesungen oder mit einem Grashalm im Mund unter kahlen Birken am Wannsee. Aber Leutnant Lohse ist nicht mehr im Krieg. Er hat Flandern und Verdun überstanden, zu guter Letzt noch einen Bajonettstich, als er in Kiel seiner Einheit den Feuerbefehl erteilt. Rote Matrosen marschieren heran und sollen niedergemäht werden. Doch Lohses Soldaten schießen in die Luft, ihr Maschinengewehr schweigt, der Tross steigt darüber hinweg und zieht weiter. Allein Lohse kommt nicht ungeschoren davon. Ein paar Zentimeter über dem Herzen trifft ihn der Stahl. „Ich will das nicht überleben“, flüstert der Schwerverletzte seinem Unteroffizier Gün