1989: September aus Blei

Zeitgeschichte Als Tausende das Land verlassen, reagiert die DDR-Führung mit Schweigen. Sie will sich den 40. Jahrestag der Republik nicht verderben lassen und besiegelt so ihren Sturz
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2019
Silly-Sängerin Tamara Danz fühlt sich wie auf einem Narrenschiff
Silly-Sängerin Tamara Danz fühlt sich wie auf einem Narrenschiff

Foto: Gueffroy / Imago Images

Dieser Aufschrei der Hierbleiber ist nicht zu überhören. Die DDR wirkt ausgelaugt und irgendwie lebensmüde, als Rockmusiker Mitte September 1989 dazu übergehen, vor ihren Auftritten eine gemeinsame Erklärung zu verlesen. „Es macht uns krank“, heißt es da, „tatenlos hinnehmen zu müssen, wie Versuche einer Demokratisierung … kriminalisiert bzw. ignoriert werden.“ Niemand wolle den Sozialismus abschaffen, vielmehr sollten Reformen dafür sorgen, dass er in diesem Land „weiterhin möglich“ sei. Man wolle bleiben, doch dürfe der Exodus so vieler Altersgenossen nicht länger beschwiegen und bagatellisiert werden. „Feiges Abwarten liefert gesamtdeutschen Denkern Argumente“, so die prophetisch