In einem vertraulichen Lagebericht des Verteidigungsministeriums in Bonn vom 23. März 1999, 15.00 Uhr, heißt es: „Das Anlaufen einer koordinierten Großoffensive der serbisch-jugoslawischen Kräfte gegen die UÇK (Kosovo-Befreiungsarmee, L.H.) im Kosovo kann bislang nicht bestätigt werden.“ Zwölf Stunden später fallen die ersten Bomben auf Restjugoslawien, bestehend aus Serbien und Montenegro. Der Krieg ist zu sehr gewollt und herbeigeredet worden, als dass er abgesagt werden kann, weil eine „Großoffensive“ ausbleibt. In der Lageanalyse steht weiter, die UÇK werde versuchen, durch „Hit-And-Run-Aktionen serbisch-jugoslawische Kräfte zu massiven Reaktionen zu provozieren in der Hoffnung, dass diese […] ein Ausmaß annehmen, dass sofortige Luftschläge der NATO heraufbeschwört“.
Genauso kommt es. In Deutschland, das sich an den Angriffen beteiligt, wird die Heimatfront für eine Kriegslüge in Haftung genommen. Sie ist dazu vergattert, an einen unvermeidlichen, vor allem gerechten Waffengang zu glauben. Wer sich weigert, dessen politische Zurechnungsfähigkeit steht in Frage. Übergangslos zeigt sich, wie dünn die Glasur zivilisierter Umgangsformen sein kann, wenn eine Regierung wie die damalige rot-grüne vom Kriegführen aus vollem Herzen überzeugt ist, aber mit den vorgebrachten Begründungen nicht überzeugt.
Als vaterlandsloser Geselle wird behandelt, wer wie Gregor Gysi nach Belgrad fährt, um mit dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević zu sondieren, was dessen Regierung tun kann, damit die NATO ihre Angriffe beendet. Als der PDS-Fraktionschef am 15. April 1999 im Bundestag über seine humanitäre Mission, die eine humanitäre Katastrophe aufhalten soll, zu sprechen versucht, schlagen ihm Wut und Hass entgegen. Das Gros der Abgeordneten hört nicht zu, sondern wirkt wie ein entfesselter Mob, der einen Andersartigen jagt. Was Gysi widerfährt, ist die Konsequenz eines Verdikts: Zwar hat noch Ende 1995 US-Präsident Clinton mit Milošević den Vertrag von Dayton ausgehandelt, der zu einer nicht befriedigenden, jedoch befriedenden Lösung für das umkämpfte Bosnien-Herzegowina führt, nun aber ist der Serbe zum Schurken und Scheusal erklärt, aus dem Klassement des Zumutbaren verstoßen und zum Abschuss freigegeben wie später Saddam Hussein, Gaddafi oder Assad. Ein Mensch wird zur Kreatur – das gebieten Moral und Anstand, die im Westen, in der NATO, in Deutschland siedeln. Wo sonst?
Es wiederholt sich das propagandistische Muster vieler Kriege, besonders aber der beiden Weltkriege. Sprich einem Feind das Menschsein ab, und es fällt dir leichter, ihm das Menschenrecht auf Leben zu nehmen. Was kann hilfreicher sein als die gesinnungsethisch gesalbte Verdammung, wenn sich Deutschland darüber im Klaren werden muss, dass die 1945 erzwungene historische Pause der Kriegsabstinenz vorbeigeht? Kanzler Schröder (SPD) skalpiert in einer Fernsehansprache am 24. März 1999 Logik und Wahrheit, wenn er sagt: „Wir führen keinen Krieg, aber wir sind aufgerufen, eine friedliche Lösung im Kosovo auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen.“ Mehr als 3.500 Opfer der Bombardements werden am Ende bezeugen, wie friedlich die Lösung ausfiel. Schröder teilt ebenso mit, es gäbe im Frühjahr 1999 „die systematisch geplante Deportation eines Teils der Bevölkerung des Kosovo“, daher müsse man handeln.
Im Sommer 1995 waren durch die Armee des kroatischen Präsidenten Franjo Tuđman etwa 150.000 Serben aus der Krajina, einer serbischen Enklave in Kroatien, gewaltsam vertrieben worden – es gab zahlreiche Todesopfer. Seinerzeit rafften sich weder die Regierung aus CDU/CSU und FDP noch die oppositionelle SPD zu Protestnoten an Zagreb auf, geschweige denn wurde eine Bombardierung Kroatiens durch die NATO angeregt .
Noch im November 1998 hat das Auswärtige Amt in einem Gutachten eingeschätzt, kosovo-albanischen Asylbewerbern in Deutschland sei eine Rückkehr in die Heimat zuzumuten, da die Gefahr serbischer Repressionen, „als gering einzustufen ist“. Kein halbes Jahr später wird das Kosovo als Hölle auf Erden beschworen, in der sich serbische Milizionäre als Schlächter austoben. SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping verbreitet die Geschichte vom Fußballstadion in der Kosovo-Hauptstadt Priština, das von Serben als KZ für Kosovo-Albaner missbraucht werde. Am 28. März sagt er mit bebender Stimme auf einer Pressekonferenz, „wenn ich höre, dass man die Eltern und die Lehrer von Kindern zusammentreibt, und die Lehrer vor den Augen der Kinder erschießt, … dann ist da etwas im Gange, wo kein zivilisierter Europäer mehr die Augen zumachen darf ...“ Später erweist sich der KZ-Horror als reine Erfindung, tatsächlich dient das Spielfeld als Landeplatz für serbische Hubschrauber, nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Bald darauf kursiert das Beweismittel „Hufeisenplan“, der Anfang April innerhalb der NATO wie von der Regierung Schröder präsentiert wird. Danach soll die serbische Armee schon im Oktober 1998 damit begonnen haben, albanische Zivilisten aus ihren Dörfern zu vertreiben. Nur stammen die dafür als Beleg verbreiteten Bilder vom April 1999, als die NATO schon mehr als 6.000 Einsätze hinter sich hat. Es bleibt schließlich dem grünen Außenminister Fischer vorbehalten, die Rechtfertigung des NATO-Luftkrieges auf die Spitze zu treiben, indem er das Jahrhundertverbrechen von Auschwitz bemüht. Es dürfe im Kosovo kein zweites Auschwitz geben. Was heißt das? Wird im Namen einer selbstgerechten Moral der Holocaust zum argumentativen Versatzstück im Europäischen Haus? Der israelische Historiker Moshe Zuckermann merkt dazu an, dies sei „ideologisch im übelsten Sinne des Wortes: die Rationalisierung eigener Mitschuld am Verbrechen durch moralische Verklärung, die Vertugendung eigenen Versagens“. Der Theologe Eugen Drewermann spricht von „Stahlhelm-Pazifismus“: Kanzler Schröder halte es für angemessen, Krieg mit Krieg zu bekämpfen, dabei dürfte er wissen, dass im Kosovo ein Guerilla-Kampf „mit der ihm eigenen Logik von Terror und Gegenterror“ eskaliert.
Der grüne Europaabgeordnete Wolfgang Ullmann erkennt auf „Hegemonialpolitik der NATO“ und reflektiert, was sich während des Luftkrieges beim Gipfel der Allianz am 23./24. April 1999 in Washington abspielt. Beschlossen wird ein neues „Strategisches Konzept“, das Bereitschaft und Vermögen des Militärpaktes zu Out-of-Area-Einsätzen festhält. Die Sicherheitsinteressen der NATO-Staaten, heißt es, „können von anderen Risiken umfassenderer Natur berührt werden“ (Terrorismus, Sabotage, Zufuhr lebenswichtiger Ressourcen, Flüchtlingsströme). Daraus ergebe sich der Auftrag zu Missionen, die über das Bündnisgebiet hinausreichen. Am Himmel über Belgrad, Varvarin oder Kragujevac wird der Strategiewechsel bereits exerziert. Eine Ära des Interventionismus nimmt Fahrt auf und wird sich nach zwei Jahrzehnten wieder erledigt haben. Nicht, weil es einen Sinneswandel gab, sondern das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen – ob in Afghanistan, im Irak oder in Libyen – für den Westen desaströs ausfällt. Im Frühjahr 1999 freilich steht diese Lektion noch aus, und die NATO führt unter Bruch des Völkerrechts einen Weltordnungskrieg gegen Jugoslawien. Der erlaubt es, in Europa Grenzen zu verändern und die Provinz Kosovo von Serbien abzutrennen, was besiegelt ist, als NATO-Jets am 8. Juni 1999 zum letzten Einsatz der „Operation Allied Force“ aufsteigen.
Im Rückblick fällt auf, wie in Deutschland die Stützen der Gesellschaft von den staatstragenden Parteien über die Militärs bis zu den sich als Agitatoren gerierenden Journalisten nach dieser Aggression nie innehielten, um über sich selbst erschrocken zu sein. Warum auch? SPD und Grüne hatten eine „Feuerprobe“ bestanden und eine Bündnistreue bewiesen, die über jeden Zweifel erhaben sein konnte. So bereitwillig und forsch wäre keine CDU-Regierung in diesen Krieg gezogen.
Kommentare 37
Auf die SPD ist und war eben stets Verlass. Wer Wilhelm II. die Kriegskredite bewilligte, um das Inferno und den Völkermord des I. Weltkriegs anzurichten und auszudehnen, der schmeißt eben ein dreiviertel Jahrhundert später auch Bomben auf Jugoslawien. Mit der unumstößlichen Friedenspartei unter dem vernebelnden Namen „Bündnis 90/Die Grünen“ in einem Boot geht so etwas schon mal. Auf jene Grüne – so es diese damals schon gegeben – hätten sich auch selbiger Wilhelm II. und seine preußische Kamarilla bestens verlassen können. Da darf man wohl sehr sicher sein. Wenn der militärisch-industrielle Komplex sie braucht, dann sind sie zur Stelle. Wie die Genossen von der SPD. Eben verlässliche Kameraden.
Gründungsakt für Europa: Pančevo
Tödliches Trauma
Auch wenn die ostdeutsche Bevölkerungsmehrheit in die Arme des westdeutschen NATO-BND-Imperialismus und in das westliche Quandtsche und Springersche Konsumparadies 1989/1990 übergelaufen ist.
Die kleine Minderheit der ostdeutschen Humanisten, Kommunisten und Antifaschisten, außerhalb und innerhalb der SED und des MfS, sie waren stets während der historischen Existenz des staatlichen Antifaschismus und Antiimperialismus dagegen.
Kein Ostdeutscher –der damaligen Erwachsenen– darf sich heute herausreden, nichts über die imperialistischen Existenzgrundlagen des west-deutschen Kapitalfaschismus gewusst zu haben.
Antifaschismus und Antiimperialismus gehörten zum gesellschaftspolitischen Bildungsprogramm der implodierten DDR. ––
Aber nicht zum gesellschaftspolitischen Bildungsprogramm der imperialistischen ''Volksgemeinschaft'' der ''Sozialpartner'' der Bourgeoisie und Aktionäre in der Bundesrepublik Deutschland.
23.03.2019, R.S.
Danke für den Artikel Herr Herden! Ja das Völkerrecht ist dehn und drehbar! Jugoslawien war ein Völkerrechtswidriger Angriffskrieg! UND wir beteiligen uns schon wieder mit an einen Krieg – der im Jemen! Mit Waffen und diesen “unverdächtigen“ von Deutschland nach Saudi-Arabien gelieferten Patrouillenboote. Riad macht damit die Häfen in Jemen dicht, so das keine Lebensmittel und Medikamente den Menschen zukommen. Das dadurch vielfache Sterben, irgendwie unberücksichtigt! Ein leiser Völkermord?
„UND wir beteiligen uns schon wieder mit an einen Krieg – der im Jemen!“
Deutschlands völkerrechtswidrige Serbienangriffskriegsbeteiligung sollten wir außen vorlassen? Die 10 Millionen serbischen Kriegsflüchtlinge z. B. haben nichts mit Deutschlands AWACS-„Aufklärungsaktivitäten“, mit denen Sie die Zielkoordinaten für Tötung von Menschen und Zerstörung des Landes liefern, zu tun?
Berichtigung:
Deutschlands völkerrechtswidrige Syrienangriffskriegsbeteiligung sollten wir außen vorlassen? Die 10 Millionen syrischen Kriegsflüchtlinge z. B. haben nichts mit Deutschlands AWACS-„Aufklärungsaktivitäten“, mit denen Sie die Zielkoordinaten für Tötung von Menschen und Zerstörung des Landes liefern, zu tun?
Strategie und Taktik der Aufrüstungs- und Kriegsbegeisterten haben sich seit dem Jugoslawien-Krieg nicht geändert. Die personifizierten Feindbilder, Putin, Assad, Maduro, das Mullah-Regime, werden tagtäglich gepflegt. Sie sind die Aggressoren, Diktatoren, Schlächter und Vernichter. Auf der anderen Seite stehen wir, die westliche Wertegemeinschaft, die Verteidiger von Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, denen nichts mehr am Herzen liegt als Freiheit in Frieden und Wohlstand für alle Nationen. Und damit diese bedrohten Werte verteidigt werden können, was alternativlos ist, braucht es mehr Aufrüstung, mehr Manöver, mehr "Mandate", "Missionen" mehr Auslands"einsätze" in der NATO, in der EU und für die Bundeswehr. Dafür trommeln unentwegt die AtlantikbrückengängerInnen in Politik und Medien.
Dennoch ist die Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung noch nicht davon überzeugt, dass "wir" in der Welt "mehr Verabtwortung übernehmen" müssen. Aber sie arbeiten daran.
<<Aber nicht zum gesellschaftspolitischen Bildungsprogramm der imperialistischen ''Volksgemeinschaft'' der ''Sozialpartner'' der Bourgeoisie und Aktionäre in der Bundesrepublik Deutschland.>>
In dieser Verabsolutierung ist das Quatsch. Es ist einfach nicht wahr.
>>Dennoch ist die Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung noch nicht davon überzeugt, dass "wir" in der Welt "mehr Verabtwortung übernehmen" müssen.<<
Aber wie wir wissen brauchen Regierungen kein überzeugtes Volk: Es muss nur stillhalten.
Dank für diese richtige und wichtige Zusammenfassung und Erinnerung!
"Aber wie wir wissen brauchen Regierungen kein überzeugtes Volk: Es muss nur stillhalten."
Sehr richtig!!!
"Die 1945 erzwungene historische Pause hat ein Ende."Leider.Jetzt gilt es ohne wenn und aber für die völlige Abschaffung der Bundeswehr zu sorgen.
Die Mörder, ein Kriegsverbrechertribunal hat bereits stattgefunden, die für den
Gaskrieg gegen Jugoslawien
verantwortlich sind, leben noch unter uns......
Pause ohne ende
Deutschland führt Kriege dort wo ihre Waffen Lieferungen hingeliefert sind.Nach dem 2 Weltkrieg sind sie immer noch dabei,trotz"Entwaffnung".Deutschland durfte nicht mehr mit Waffen spielen,das gegen fall ist passiert.
@klaus
früher hatte die deutsche Oberschicht ihre Wehrmacht, mit der sie Europe vewüstet haben. Heute hat die deutsche Oligarchie ihren Euro, mit dem sie wieder Krieg gegen die schon einmal von Deutschen verwüsteten Länder führen. Entschädigungen für die deutschen Kriegsverbrechen gab es damals wie heute nicht.
Orte deutscher Kriegsverbrechen
Zurück am Ort alter ungesühnter Verbrechen im
April 1999 Bomben auf Pancovo
"Aber wie wir wissen brauchen Regierungen kein überzeugtes Volk: Es muss nur stillhalten."...und "Wir sind das Volk" schreien.
Warum, verdammt, ist es nicht möglich, im gesellschaftlichen Diskurs mehr Boden zu gewinnen für soziale, friedliche und gerechte Politik? Es gibt doch einen Teil der Presse, die gegen diesen neoliberalen und militaristischen Wahn anzuschreiben versucht!
Für das Fußvolk der GroKo ist ''das Quatsch'' und ''einfach nicht wahr''.
Damit sind die Familien der Bayer, Springer, Mohn, Quandt und Siemens auch einverstanden.
Das ist wohl so.
Gerade kam die Nachricht herein, dass unser "NATO-Strichmännchen, Heiko von der Maas bis an die Memel" die Einhaltung der Bündnis-Aufrüstungsziele versicherte. Und er glaubt dabei im Namen des Wahlvolkes zu sprechen. Wirklich? Was haben wir da eigentlich zusammengewählt. Man sollte diese sogenannten Volksvertreter mit den Ostermärschen einfach wegblasen, oder wenigstens damit beginnen.
SPD im Ersten Weltkrieg: Wie es zur Kriegskredite-Zustimmung kam ...www.spiegel.de › einestages › Weltkriege
Leider nichts dazugelernt !
Stimmt!
Warum, verdammt,... scheint unerklärlich, scheint ein Phänomen zu sein. Ist es aber nicht, genauso wenig wie Greta Thunberg eines ist. Greta Thunberg und alle, die dieses Mädchen wie eine Seherin, Heilsbringerin, gar wie Göring-Eckhard als biblische Figur, bezeichnen, wird Greta Thunberg nur instrumentalisiert, schlimmer, medial vergewaltigt. Wer sich von den Herrschenden, wie Merkel und Co., bauchpinseln läßt, hat schon verloren. Wie heißt die alte Weisheit, wenn Dich Dein Gegner lobt, hast Du einen Fehler gemacht und schon verloren. Von dieser Bewegung droht keine Gefahr für das Herrschaftssystem. Anders wäre es, würden unsere Kids und nun auch schon Parents, Ärzte und wir alle jeden Freitag gegen Rüstung demonstrieren und jeden 5. Arbeitstag die Mehrung der Rüstungsgewinne verweigern.
Regiemkritiker Dracula hat es an anderer Stelle schon vorgeschlagen als altes neues Thema für die Ostermärsche. Wenn einer von denen da oben durchdreht, sind wir alle verratzt, dagegen ist 1% CO2 in der Luft wie eine Kur an frischer Seeluft.
... oder mit den Worten von Marc-Uwe Kling.
<<Antifaschismus und Antiimperialismus gehörten zum gesellschaftspolitischen Bildungsprogramm der implodierten DDR. ––
Aber nicht zum gesellschaftspolitischen Bildungsprogramm der imperialistischen ''Volksgemeinschaft'' der ''Sozialpartner'' der Bourgeoisie und Aktionäre in der Bundesrepublik Deutschland.>>
Zu viel der DDR Selbstbeweihräucherung Herr Schramm! Ich saß damals auf einer Wahlveranstaltung der Grünen als Zuschauer in Düsseldorf, als Joschka Fischer wie ein Dompteur versuchte, seine grüne Partei mit Worten, Händen und Füßen auf die deutsche Kriegsbeteiligung im Kosovo einzuschwören. Seine ganze Wahlkampfrede richtete sich an seine zweifelnde Partei, kaum an das potentielle Wahlvolk. Die Grünen hat es damals fast zerrissen und viele grüne Mitglieder der ersten Stunde sind aus der Partei ausgetreten. Es ist also keineswegs so, dass die "westdeutsche Bourgeoisie" geschlossen hinter dem Kriegsabenteuer im Kosovo stand. Ja, und auch damals gab es in Westdeutschland immer noch eine Ostermarschbewegung.
Ich habe übrigens 1968 den Kriegsdienst verweigert. Damals genügte es nicht, einfach eine Postkarte an das Kreiswehrersatzamt zu schicken. Sondern ich musste vor einem 3-köpfigen Tribunal erscheinen und mich zwei Stunden einem Kreuzverhör stellen. Während zeitgleich die Panzer der Warschauer Pakt Staaten bei ihren "Brüdern" in der Tschechoslowakei einfielen. Meine Klassenkameraden zitterten derweil in ihren Panzern im Bayerischen Wald, während sie darauf warteten, ob die Panzer des Warschauer Paktes über die Grenze einfallen würden. Ich durfte mich vor dem Tribunal rechtfertigen, warum ich mich nicht mit der Waffe in der Hand dagegen wehren wollte.
Analog hatte auch ich Ende der 1960er Jahre den Kriegsdienst in der BRD verweigert. Übrigens, die NVA der DDR war nicht in die Tschechoslowakei ''eingefallen''.
Trotz ihrer Kriegsdienstverweigerung konnten Sie sich damals kein umgekehrtes Szenario vorstellen: der auch damals schon mögliche militärische Einfall der Atommächte der NATO-Staaten, unter Beteiligung der westdeutschen Bundeswehr, in Osteuropa?
"Es ist also keineswegs so, dass die "westdeutsche Bourgeoisie" geschlossen hinter dem Kriegsabenteuer im Kosovo stand. Ja, und auch damals gab es in Westdeutschland immer noch eine Ostermarschbewegung."
Ich bin ziemlich sicher, dass die deutsche und nicht nur die deutsche Bourgeoisie geschlossen hinter dem Kosovo Kriegsabenteuer stand, genauso, wie sie sämtliche militaristischen Bestrebungen unterstützt, allein weil diese ihr über die Rüstungsindustrie schöne Gewinne bescheren. Pecunia non olet. Dies gilt für Panzerlieferungen an Erdogan, mit denen dieser die Kurden zusammenschießt, genauso, wie für Waffenlieferungen an Saudi-Arabien, die dessen Führer nutzen, um den Jemen dem Erdboden gleichzumachen. Zur neoliberalen Ausrichtung der bundesdeutschen Gesellschaft gehörte und gehört eben die an Gewinnmaximierung der Geldelite orientierte von moralischen Einwänden freie, also gewissenlose Umsetzung der Interessen des Kapitals. Diese Entwicklung haben gerade Schröder und Fischer mit ihren jeweiligen Parteien - zur größeren der beiden habe ich, wie ich gestehen muss, bis 2004 selbst gehört, zu verantworten. Die SPD und die Grünen haben seit 1998 jeden moralischen Maßstab verloren, besser weggeworfen. Dies zeigt sich sowohl im Inneren an der beispiellose Umverteilungspolitik zugunsten der Kapitalisten, als auch in der Außenpolitik, die vor Kriegseinsätzen und Waffenlieferungen an Kriegsverbrecher nicht zurückschreckt.
An die moralischen Maßstäbe von CDU/CSU/FDP habe ich noch nie einen Gedanken verschwendet, weil es die nicht gibt.
Die einzige Partei mit einem halbwegs glaubwürdigen antimilitaristischen Anspruch, die LINKE, zerlegt sich gerade selbst.
Leider kann man von Ostermarschbewegung, bzw. nennenswertem gesellschaftlichem Widerstand gegen den Rüstungswahnsinn und auch gegen die gewissenlose Umverteilungspolitik von unten nach oben nur noch im Präteritum reden.
"Übrigens, die NVA der DDR war nicht in die Tschechoslowakei ''eingefallen''."
Sondern?
Schramm ist ein tschekistischer Giftzwerg ohne jeden Realitätsbezug. Ein Pegidist mit Hammer und Sichel.
Die NVA war an der Invasion nicht beteiligt. Und wenn, dann wäre es brüderliche Hilfe gewesen.
Und Sie wären demnach ein rechter ideologischer ''Giftzwerg'' und ''Verschwörungstheoretiker''.
Ich bin der Schmutz unter Deinen Füßen.
"Die NVA war an der Invasion nicht beteiligt."
Stimmt. MeinFehler
Auf die SPD ist eben Verlass. Das gilt auch im Heute, da alte Bahnlinien gen Osten in und für den Schuß gebracht werden, um die deutsche Panzertruppe schneller verlegen zu können. Man hat auch bei den Lokalpatrioten aus dem Reich der SPD den Eindruck, dass zwischen Parteibuch und NATO-Uniform keine Friedenstaube passt. Schwerter zu Pflugscharen war nur dazu da, die DDR zu unterpflügen, aber nicht Nachhaltig im Heute, Tun und Lassen zu beeinflussen.Nein ... ich mache mir keine Illusionen mehr. Der nächste Bombenabwurf kommt bestimmt ...
*** ): ''Schwerter zu Pflugscharen war nur dazu da, die DDR zu unterpflügen''
Dafür gab es auch bürgerliche Parteiposten und für einige wenige einen gut-bezahlten Beamtenstatus mit entspr. Pensionsansprüchen. Für eine Minderheit der 'Bürgerbewegten' hat sich der Systemwechsel auch sozial und finanziell gelohnt.
Heute dürfen sie die neue BND-Kapital- und Stasi-Zentrale in Berlin-Mitte bewundern [zehn Mal größer als in Lichtenberg] und für militärische Aufrüstung und für weltweite Kriegs-, Rohstoff- und Vernichtungseinsätze zustimmen!
25.03.2019, R.S.
Was in den 78 Tagen 1999 seitens 10 kriegsorientierten NATO-Mitgliedern als humanitäre Invasion bezeichnet wurde, kann nicht anders als Ökozid betrachtet werden. Die Auswahl der Ziele als auch der Bomben zeigte erstmal anschaulich den faschistoiden Charakter dieser Allianz.
Es war damals vor 20 Jahren wie heute schockierend wie enttäuschend zu erleben, mit welcher Inbrunst bzgl. Verteidigung der Menschenrechte mit gepaartem Mangel an Empathie die europäischen Bürger diesem Treiben zusahen. In einem Land in Europa wurden uranabgereicherte Bomben abgeworfen_ Chemiewerke, Raffinerien, Elektrowerke, Gasversorgungen, Bibliotheken, historische Archive, Brücken, Landwirtschaftsflächen uvm. permanent bombardiert & die EU-Bürger schweigen oder klatschen Beifall. Das hat in mir eine tiefe Wunde gerissen, die bis heute nicht verheilt ist. Ich mag das nicht einmal vergessen oder entschuldigen, geschweige denn verzeihen. Jegliche Politik, die dieses Vorgehen legitimiert so wie alle darauffolgenden Kriegsschüren & Kriege, ist eine Politik, der ich mich bis ich lebe widersetzen werde. So auch dem diesbezüglich blödsinnigen Nachplappern | Geblöke der Kriegssprache meiner Mitmenschen.