Die iranische Führung muss jetzt tun, was von ihr erwartet wird. Das Setting bliebe sonst unvollständig, schlichtweg unvollendet. Erst wird in Teheran der Atomphysiker Mohsen Fakhrizadeh bei einem Anschlag getötet – der Iran ist damit im Spiel, weil für das Opfer zuständig –, dann wird eine angemessene Reaktion erwartet, damit die Islamische Republik die Rolle ausfüllt, die ihr aus westlicher Weltsicht zugedacht ist. Sie muss sich revanchieren, besser: „rächen“. Ist das zu viel verlangt?
Es wäre auf das Muster vom Januar zurückzugreifen, als die Amerikaner den iranischen General Kassem Suleimani in die Luft sprengten und im Gegenzug US-Stellungen im Irak angegriffen wurden. Gewiss kann man Präsident Rohani nicht vorschreiben, was diesmal wo und wie geschieht. Das Mindestgebot sollte freilich sein: Die „Rache“ muss dem Stigma einer unberechenbaren, aggressiven Regionalmacht im Mittleren Osten gerecht werden. Ein „Schurkenstaat“ eben, dem man nur die Leute abschießen muss, und schon entpuppt er sich. Auch die deutsche Außenpolitik beansprucht in diesem Arrangement ihren Part. Sie warnt vor einer Eskalation im Mittleren Osten, ist gewohnt wirkungslos und liefert einen überzeugenden Beweis, wie sie die angeblich wachsende weltpolitische Verantwortung wahrnimmt. Mehr zu tun, bleibt ihr – schon aus Gründen der Bündnisräson – verwehrt.
Angenommen, hinter dem Mord an Fakhrizadeh stehen Israel und/oder die USA – nicht allein deren Geheimdienste, die in der Regel Aufträge erfüllen –, dann haben enge Verbündete Deutschlands zum wiederholten Mal signalisiert, dass sie Staatsterror als legitimes Mittel betrachten, um sich Geltung zu verschaffen. Ihre Botschaft: Der Iran ist kein Staat, sondern ein Staatskretin, der verdient, wie er behandelt wird. Auch wenn ein Krieg noch auf sich warten lässt, auf dem Sprung ist er allemal. Vor zwei Wochen erst wurde kolportiert, Präsident Trump habe einen Militärschlag führen wollen. Eindringliche Warnungen diverser Berater hätten verhindert, was in der Luft lag. Oder gelegen haben soll. Dass die abgewählte Administration alles dafür tut, ihren Nachfolgern in Sachen Iran verbrannte Erde und unerbittliche Feindschaft zu hinterlassen, kann nicht verwundern. Seit Donald Trump im Mai 2018 den Nuklearvertrag gekündigt hat, ließ er „maximalen Druck“ ausüben, fuhr die Sanktionen hoch und setzte auf die innere Erosion des Regimes. Sollte Joe Biden diesen Kurs korrigieren, wird ihn der Vorwurf, er begünstige einen Feind, wie ein Bannstrahl treffen. Die Republikaner dürften ihm so wenig schenken wie die Regierung in Israel.
Ist das wirklich so bestürzend alternativlos, wie es sich darstellt? Muss die vermeintliche Allmacht des Staatsterrors durch die vermeidbare Ohnmacht der Diplomatie noch verstärkt werden? Als Trump seinen Ausstieg aus dem Atomabkommen zelebrierte, wurde die Chance vertan, eine Koalition der Vertragstreuen auszurufen, bestehend aus den drei EU-Signatarstaaten Großbritannien, Deutschland und Frankreich sowie Russland, China – und dem Iran. Eine solche Allianz zu wagen, hätte bedeutet, die USA in die Schranken zu weisen.
Zugleich wäre der Iran in eine Vertragsgemeinschaft integriert und dadurch international rehabilitiert worden wie noch nie seit der Islamischen Revolution von 1979. Weil es diese Perspektive gab, kam sie nicht zustande. Sie drohte eine Weltordnung der erst-, zweit- und drittklassigen Staaten über Gebühr zu gefährden.
Kommentare 20
man muß auf kriege nicht warten.
augen auf! es gibt sie schon.
z.b. insbesondere die mullah-diktatoren führen ihn
mit marionetten und bereit-willigen(hisbollah) in syrien.
aber es gibt auch andere krieg-befeuernde akteure dort:
ich empfehle die tv-doku:-->"blackbox syrien - der schmutzige krieg"
(2020, 1 stde,28min lang)
Damit geht es in diesem Kommentar aber nicht, sondern die Behandlungen des Iran, der als Staat minderer Qualität gesehen wird, woraus das Recht abgeleitet wird, derartige Anschläge zu verüben.
Hallo Lutz Herden, Ihre korrekte systemische Analyse ist völlig überzeugend, aktiviert aber umgehend Abwehrreflexe, wie der perseverierende Text des Chefkommentators dz8 mal wieder eindrucksvoll beweist: Völlig unfähig zur Nabelschau.
Ihren zusammenfassenden „Schlusssatz“
»Als Trump seinen Ausstieg aus dem Atomabkommen zelebrierte, wurde die Chance vertan, eine Koalition der Vertragstreuen auszurufen, bestehend aus den drei EU-Signatarstaaten Großbritannien, Deutschland und Frankreich sowie Russland, China – und dem Iran. Eine solche Allianz zu wagen, hätte bedeutet, die USA in die Schranken zu weisen.«
hören Leute wie er schon gar nicht mehr.
Es ist doch wieder mal bezeichnend wie absolut gleichgültig der "Terror- Mordanschlag", des israelischen Staates gegen den Iran medial übergangen wird.
Erinnert sich noch jemand an die Nawalny-Sache? Wie das medial aufgeblasen wurde und politisch reagiert worden ist und das ohne auf Beweise zu warten!
Mossad Leute sowie Figuren in der israelischen Regierung geben den Anschlag offen zu! Wo bleiben die Sanktionen gegen Israel, die mediale Empörung? Die Solidarität mit dem Iran, der sich an alle Auflagen des Vertrags gehalten hat, bis Trump ihn aufkündigte? Nichts.
-> Schweigen im Walde. "War ja Israel, nicht die Russen, da hält man besser den Mund". Hinterher ist das Geschrei dann Groß wenn der Iran sich wehrt.
Da werden Wissenschaftler auf offener Straße von außländischen Agenten hingerichtet...passiert das im Tiergarten regt man sich aber auf? Die Doppelmoral ist wieder mal schwer zu ertragen aber dafür ist unsere Regierung ja bestens bekannt.
da verfügen Sie wohl über exzellente quellen, oder wie haben Sie
den mossad-mann bestochen, daß er den anschlag "offen zugegeben"hat?
und sich damit wahrscheinlich im un-diszipliniertesten geheimdienst des globus
um eine steile karriere gebracht hat?...
das mullah-regime in iran
wird von den von ihm bedrohten staaten als "ein staat minderer qualität"
gesehen?
im gegenteil, ihm wird der bau einer atom-bombe zugetraut!
dieser staat verfügt über in den USA ausgebildete piloten,
die jetzt wohl piloten-ausbilder sind. es gibt dort mittelstrecken-raketen,
die weiterentwickelt werden, ein militär, das kriegs-erfahren ist und und und..
Ich meine damit, der Iran wird quasi als Schurkenstaat gesehen und behandelt, gegenüber dem man sich fast alles erlauben kann.
Sie können ja gerne naiv weiter glauben was Sie wollen. Was ich geschrieben habe ist die Zusammefassung von einem haufen Artikel die ich zu dem Fall gelesen habe.
ALLE Artikel die ich Online gefunden habe deuten an, dass es Isreal war und deren Regierung weigert sich es öffentlich zu "kommentieren". Nach dem Mordanschlag, deutete Netanyahu an, er wisse mehr als er offiziell bekannt geben dürfe und ein "nicht namentlich genannter" israelischer Geheimdienstler äusserte, die Welt sollte Israel dankbar sein, für den Anschlag in Iran. Derweil listet die israelische Zeitung Haaretz stolz iranische Atom-Wissenschafter auf, die bisher Opfer von Attentaten wurden.
wenn sie den Abauf noch nicht kennen: Es ware 12 Attentäter, weitere 50 Unterstützter. Die Stromversorgung in der Umgebung viel aus und die Kameras auf der Straße haben nicht funktioniert. War wie bei James Bond, die hatten sogar ein Maschinengewehr in den leeren Nissan installiert der dann in die Luft geflogen ist als alles vorbei war. Ganz großes Kino und definitiv eine Staatsmacht dahinter.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/iran-attentat-auf-atomwissenschaftler-die-spur-fuehrt-zum-mossad-a-1dfbd748-2102-454a-9a35-93c1e12e15bd
Aber möglicherweise haben Sie doch recht und es war nicht der Mossad...eine Ex-Frau könnte schließlich auch dahinter stecken. Eifersucht als Motiv? was meinen Sie?
Die „Rache“, ein „Schurkenstaat“ in Anführungszeichen gesetzt, geben eine Richtung vor. Die Mullahs sind durch eine friedliche Revolution an die Macht gekommen mit Hilfe der Volksmudschahedin und die USA wollen den Iran befreien, also die Ölquellen und die Gasfelder, nicht die Menschen. Die iranische Führung muß gar nichts tun. Die Iraner genießen auch bei den Nachbarn Respekt vor allem der ermordete Suleimani, wie aus einer Karikatur über seinen Nachfolger Ghaani in einem arabischen Medium ersichtlich ist.
der enthusiasmus, mit dem die diktatur des schahs verabschiedet wurde,
machte aus dem ayatollah eine charismatische figur.
zumal der sich über seine konkreten vorstellungen der neu-gestaltung
taktisch-klug ausgeschwiegen hatte.
einmal an der macht, war es zu spät: ich empfehle die tv-doku:
-->"der schah und der ayatollah"(52:26 min.)
Im Kern geht es in Nahost/Mittelost nur um das Interesse am Öl, das in die USA fließen muss -alternativlos- und um Israel, das die regionale, atomare Nummer 1 bleiben muss -alternativlos - Dafür wird alles getan. Aufpassen muss nur Blick nach Syrien, wg. Putin. Russland und die USA dürfen dort und deswegen nicht direkt aneinander geraten. Einen zweiten Fall à la Irak/Hussein, by the way, kann sich niemand leisten. Dort gab es nie Chemiewaffen und im Iran keine Atomwaffen. Die Folge vom Fall des Irak, war nur der IS. never again
Sie bieten mir tv-dokums an. Ich hatte Sie bislang für intelligenter gehalten. Sei es drum. Einen Link, vielleicht hätte er mich verführt, sollten Sie vielleicht setzen. Soll ich nach schah und ayatollah bingen?
Wissen Sie was mich wirklich a...t, wenn der Mossad Leute umbringt, dann sind die Erklärungen und das Verständnis grenzenlos! Ob sie es hören wollen oder nicht, es gibt auch in Israel Stimmen, die das verurteilen und auf eine politische Lösung setzen! (Arte nach 23: 00 Uhr kommt das meistens ) … wenn angeblich ein Stasi IM Rattengift ins Gehackte gerührte hat, das kommt das zur besten Sendezeit 20:15 Uhr! Diese Doppelmoral tut schon weh und ist so was von schäbig, weil sie damit auch leben relativiert! Der Atomspezialist hat sicherlich auch eine Familie, die trauert – genau so Sinnlos wie um den Israelische Soldat. Israel braucht wieder ein Rabin – der “Bibi“ macht alles nur schlimmer.
Trump, Putin, Sisi, Assad, Erdogan, Netanjahu, Prinz Salman und der Ajatollah - geballte Alltmacht! Viele Waffen, Öl und Gas...es scheint alles vorbereitet...um eine ohnmächtige Jugend auf die Schlachtbank zu zerren...
sorry - Allmacht...heissts
Wie schön, dass man immer auf andere Halunken hinweisen kann. – Dann braucht man seine eigenen Schuldanteile an dem ganzen Schlamassel nicht zu reflektieren. Der Wertwesten hat genug Dreck am eigenen Stecken.
Neue NATO-Strategie_ Blaupause für einen Kalten Weltkrieg
Sicherlich, weiß ich um die neue Ausrichtung der Nato mit dem Focus auf China. Australien als neues Nato Mitglied (und der Five Eyes) scharrt ja schon mit den Füssen...
Nur wollte ich auf brisante Personalien der "Silberrrücken" in Nah- und Mittelost speziell hinweisen, da genügt ja schon ein Streichholz um ......
Sie sollten mich für intelligenter halten
als jemand , der zum selbst-denken/-urteilen verführen will.
ob Sie Ihre gewißheiten warm einpacken und vor zugluft schützen wollen,
oder sie einem test unterwerfen wollen: ist Ihre sache.
soviel respekt vor der eigen-art eines jeden sollte sein.
oda?
nicht zu leugnen: entgegen dem oberflächlichen anschein herrscht krieg.
zwischen dem mullah-regime des iran und der israelischen regierung mit
ihrer exekutive.
und: "ich begehre nicht schuld daran zu sein!"
und: es ist keine doppel-moral, eine trauernde familie eines militanten forschers
zugleich zu sehen mit anderen trauernden familien.
und: ---->wernher von braun hatte nicht nur eine obsession,
den welt-raum für die menschheit zu erobern, und sein vaterland gegen
übergriffige feinde zu verteidigen.
er stand in schmutzigen diensten und
verrichtete schmutzige (v)ernichtungs-arbeit.
und hatte ein sagenhaftes glück, für sein tun nicht zur rechenschaft
gezogen zu werden! daß seine dienst-herren nicht mehr lebten,
hat ihm wohl mit das leben gerettet.
oda?
Sie verwenden schöne Worte um einen Mord zu relativieren.
Man liest klar heraus, dass zum Vorteil Israels alle Mittel gerechtfertigt werden können.
Auch wenn der Mord mit einer an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf eine erwartete Antwort des Irans zielte, der einen offenen Krieg der „gerechten“ Seite legitimiert hätte und reich an Opfern gewesen wäre.
Das hätten Sie auch kürzer ausdrücken können.