Man denkt unwillkürlich an ein Gedicht von Bertolt Brecht, das überschrieben ist mit: "Bei der Nachricht von der Erkrankung eines mächtigen Staatsmanns". Darin heißt es u.a.: "Wenn der unentbehrliche Mann stirbt, schaut die Welt sich um wie eine Mutter, die keine Milch für ihr Kind hat. Wenn der unentbehrliche Mann eine Woche nach seinem Tod zurückkehrte, fände man im ganzen Reich für ihn nicht mehr die Stelle eines Portiers."
Offenkundig findet sich auch für Evo Morales in Bolivien nicht einmal mehr das. Es scheint für ihn in seinem Land überhaupt kein Platz mehr zu geben. Nicht einmal den geringsten. Geht er ins mexikanische Exil, dann als ein in die Flucht Getriebener, dessen persönliche Sicherheit keine andere Wahl lässt. Die unbedingte Konsequenz des Rückzugs kann Bolivien vor dem endgültigen Absturz ins Chaos oder gar in bürgerkriegsähnliche Zuständen bewahren. Morales dient seinem Land ein vorerst letztes Mal, indem er seinen Anhängern bedeutet: Es lohnt nicht mehr, für mich zu kämpfen. Schont und schützt euch selbst.
Wieder einmal begegnet man dem in Umbruchssituationen aufscheinenden Phänomen, dass zu Kapitulation und Untergang verurteilte Politiker keine Gnade finden und wie Parias behandelt werden. Oft geschieht das, weil sie zu spät erkennen, sich an eine Macht zu klammern, die zerrinnt und schwindet und zur selbstzerstörerischen Zumutung wird? Ihre Feinde stärker werden, je länger sie warten. Die derzeit erinnerten Umstürze in Ostmitteleuropa Ende 1989, nicht nur in der DDR, sind gleichsam ein Beleg dafür.
Längst Grenzen gesprengt
Es hat insofern etwas von Ehrenrettung, wenn sich Morales durch einen Staatsstreich aus dem Amt gedrängt fühlt. Da ihm Armee und Polizei als dem legalen Präsidenten die Gefolgschaft verweigert haben, scheint das ein durchaus zutreffendes Urteil sein. Womöglich wäre zu einem blutigen Putsch gekommen, hätte sich Boliviens Staatschef nicht freiwillig verabschiedet. Die innere Konfrontation, die Plünderungen in La Paz und Amokläufe der Gewalt, sprengen längst Grenzen, die es bis zuletzt und vor der umstrittenen Präsidentenwahl am 20. Oktober stets gegeben hatte.
Dass eine fast 14 Jahre dauernde, von enormen Fortschritten für die indigene Bevölkerung des Andenstaates geprägte Präsidentschaft derart endet, erscheint mehr als tragisch. Es ist für die linken Parteien und Bewegungen des Subkontinents gerade jetzt – in einer ohnehin schwierigen, aber auch herausfordernden Zeit – ein Schock. Morales war mit seinem Credo des „Buen Vivir“ – eines Lebens in sozialer Würde und ohne schonungslose Ausbeutung der Natur – eine Symbolfigur der indigenen Emanzipation, wie es sie seit der Unabhängigkeit Boliviens zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1825) nicht gegeben hat.
Er ist bei aller Selbstüberschätzung und -stilisierung, die Morales zum Verhängnis wurde, nicht in solchem Maße diskreditiert, wie das gerade suggeriert und mit besonderem Nachdruck von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verbreitet wird. Die ist weder ein Hort der Progressiven noch eine überparteilich Instanz, hält man sich nur vor Augen, wie parteiisch im Venezuela-Konflikt agiert wird und wie passiv die OAS blieb, als 2016 Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff durch ein mehr als zweifelhaftes Amtsenthebungsverfahren abserviert wurde.
Wenn Mexiko Morales Asyl gewährt und der designierte Staatschefs Argentiniens, Alberto Fernandez, sich klar solidarisiert und nicht distanziert, dann geschieht das mumaßlich auch aus Respekt vor der Bilanz des Evo Morales, die jetzt zu einem Vermächtnis wird – aber mitnichten gesichert ist. Dazu zählt die bereits 2006 erfolgte Verstaatlichung des Erdöl- und Erdgassektors, die von den USA ebenso attackiert wurde wie von der oligarchischen Elite des Landes.
Chance zum Gegenschlag
Freilich kann Morales von Mitschuld an seinem Absturz nicht freigesprochen werden. Er hat augenscheinlich unterschätzt, dass es seine Gegner nicht nur als Provokation gedeutet haben, als er sich gegen geltendes Verfassungsrecht eine vierte Amtszeit sichern wollte. Sie empfanden es mindestens genauso als willkommene Gelegenheit, einen aussichtsreichen Gegenschlag zu führen und jemanden aus dem Amt zu jagen, der sich für unersetzbar hielt. Sein Kontrahent beim jüngsten Präsidentenvotum war mit Carlos Diego Mesa die Integrationsfigur der bürgerlichen Opposition, der zu vereinen verstand, was jahrelang zerstritten war. Schließlich handelte es sich auch um den Politiker, den Morales bei seiner ersten erfolgreichen Präsidentenwahl Ende 2005 besiegte. Mesa hat die Gunst der Stunde früh erkannt und zu nutzen gewusst.
Spätestens 2016, als die Morales-Partei "Bewegung zum Sozialismus" (MAS) das Referendum über einer Verfassungsrevision klar verlor, hätte die Einsicht walten sollen, einen alternativen Kandidaten für die Wahl 2019 aufzustellen. Vizepräsident Marcelo García Linera kam in Betracht, nun allerdings ist der genauso diskreditiert und physisch bedroht wie Morales selbst.
Ist es vermessen, von einem linken Caudillismo zu reden, der dann zum Verhängnis wird, wenn Inhaber höchster Staatsämter nicht mehr rational zu analysieren vermögen, wann und wie sie dem korrumpierenden Einfluss von Macht unterliegen? Der "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" hat im Moment nur noch einen politische Führer, der ihn zu vertreten vorgibt, aber wohl nicht retten und schon gar nicht dafür werben kann – Venezuelas Nicolás Maduro, vom dem man das ganze Jahr über erwartet hatte, dass er weit vor Morales abtreten müsste.
Kommentare 75
historie ist un-empathisch,
schneidet empfindlich ein in die schönsten hoffnungen.
und ausgerechnet zum jahres-tag, an dem dem
"real-sozialismus des 20. jhs" der erich genommen wurde...
Das war schon am 18. Oktober 1989, nicht am 11. November
vor-zeitig?
Ich erinnere mich, dass als Herr Morales zum ersten Mal an die Macht kam, er äußerte, er wolle nicht lange dran bleiben. Die Macht schnell wieder abgeben zugunsten andrer. Dies wurde damals kritisiert in Kuba und / oder Venezuela.
Die Neue Züricher Zeitung, kein linkes Blatt, schreibt über die Arbeit von Herrn Morales folgendes:
https://www.nzz.ch/international/bolivien-der-siegeszug-der-indigenen-frauen-ld.1513163
Es geht doch den Putschisten gegen Evo nicht um Demokratie oder gar um soziale Rechte. Hier versucht sich die alte Elite wieder an die Macht zu putschen, deren Privilegien Evo etwas einschränkte. Diese alte Elite ist vom abgrundtiefen Haß der weißen Männer gegen die Intigenen geprägt. Dieser weiße Rassismus steht leider wieder vor einem Sieg.
Die Linke in Lateinamerika konnte überall da die Macht behaupten, wo sie sich auf bewaffnete Formationen stützen konnte, wie z. B. die Armee in Venezuela oder die Revolutionären Streitkräfte in Kuba. Dr. Salvador Allende verlor die Macht, weil er an die Verfassungstreue der Armee glaubte. In Kolumbien legte die Guerilla die Waffen nieder und wurde niedergemetzelt. Die ersten dort greifen wieder zu den Waffen.
In Argentinien ist der Linksperonismus nicht totzukriegen. Aber auch dort gab es die guerilla/montoneros.
Es scheint so, die Oberschicht gibt ihre Macht niemals freiwillig auf, da kann die Linke alles richtig oder falsch machen, egal.....
Seit vielen Stunden zeigt sich in Bolivien wieder einmal das häßliche Gesicht des Faschismus der vom Rassenhaß getriebenen alten, reaktionären weißen Männer.
Wer jetzt nich Sympathie für die/Unruhen-in-Bolivien-nach-Sturz-von-Praesident-Morales
für die Putschisten zeigt, steht auf der falschen Seite. Die deutsche Salonlinke hat wieder einmal ihr wahres Gesicht gezeigt. Niemanden dieser Leute kommt sowas wie Solidarität mit Evo Morales in den Sinn. Wahrlich, solche Linken braucht die Welt nicht!,
solidarität-mit-bolivien.
titelt morgen die jW, ein linkes Konkurrenzblatt zum Freitag. Zahlreiche Staatschefs Lateinamerika haben heute ihre Solidarität mit Evo Morales zum Ausdruck gebracht. Sogar die Linkspartei hat durch Sahra Wagenknecht Solidarität gezeigt. Diese klare Haltung zum Rechtsputsch in Bolivien vermisse ich beim Freitag. Als der "alte Augstein" verhaftet wurde, war die westdeutsche Linke solidarisch. Sollten einmal Freitag-Redakteure dasselbe Schicksal erleiden, muß ich mir schwer überlegen, ob ich dann solidarisch bin. Aber eure Schreibe muß vermutlich die Klassenjustiz nicht fürchten!
Morales war mit seinem Credo des „Buen Vivir“ – eines Lebens in sozialer Würde und ohne schonungslose Ausbeutung der Natur – eine Symbolfigur der indigenen Emanzipation, wie es sie seit der Unabhängigkeit Boliviens zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht gegeben hat.
Das wird er für viele Bolivianer auch bleiben. Hoffen darf man aber, dass auch unter denjenigen, die seine Amtszeiten vorangebracht haben, ihn nicht idealisieren. Das Ende der Morales-Präsidentschaft war eine Pleite - und freiwillig hat er sich eben nicht verabschiedet, sondern erst, als er seinen "Wahlsieg" nicht mehr mit den Waffen von Armee und Polizei erzwingen konnte.
da capo al fine - immer das gleiche Muster. Die legendären linken Helden, alle gescheitert. Meist an sich selbst. Eine echte, linke Erfolgsstory darf es in Lateinamerika nicht geben, dafür sorgt CIA. Von dem bisschen Kuba mal abgesehen, via Nicaragua, Venezuela bis heute Bolivien, alles failed states. Alle wie immer. Sogar die Paranoia der USA kostete Allende das Leben. Kaum ist mal ein Linker/Indigener oben, wird er, qua Macht, zum Monster und scheitert. So gefällt das Onkel Sam durchaus. Die Menschen, die Völker, die Massen? perdido en el mundo - con la benediction de la santa eglesia - amen
"Laut Medienberichten gehen die gewaltsamen Angriffe oppositioneller Gruppen gegen staatliche Einrichtungen in mehreren Städten unvermindert weiter. Vertreter der regierenden Bewegung zum Sozialimus berichten zudem, dass sie und ihre Angehörigen zuhause attackiert, geschlagen, mit dem Tod bedroht und ihre Wohnungen und Häuser angezündet wurden. Zwischen Gegnern und Anhängern von Morales kam es in La Paz, El Alto und Yapacaní (Santa Cruz) zu schweren Zusammenstößen. In El Alto ging die Polizei mit massiver Gewalt gegen Demonstranten vor, die gegen den Putsch protesierten. Nach Angaben von Beteiligten erlitten mehrere Menschen Verletzungen durch Bleischrot."
https://amerika21.de/2019/11/233917/gewalt-bolivien-eskaliert
ja, die ganze welt ein opfer, aber besonders alle in latein-amerika:
der C.I.A.
innere widersprüche, klientelismus, populistischer nationalismus,
gewaltsamkeit: die caudillos allesamt erbe der conquista (alter) weißer männer.
aber alternativ-los bis zum heutigen tage?
Ob Carlos Diego Mesa die Zeichen der Zeit erkannt hat ? Oder waren das eher CIA und Consorten aus der "westlichen Wertegemeinschaft" ?
Klar ist: Mit einem Morales als bolivianischem Regierungschef ist nicht so leicht und zu fairen Preisen an das Lithium heranzukommen. Und das brauchen "wir" für die Sackgasse E-Auto.
"die jW, ein linkes Konkurrenzblatt zum Freitag"
Die jW ist eine Vorfeld Zeitung der DKP. In ihr haben die Stalinisten und DDR-Nostalgiker, ex-Stasi-Mitarbeiter und ex-IM letztlich das Sagen. Mit Wahlmanipulationen hätten diese Leute keine Probleme, mit abweichenden Meinungen schon.
Der Freitag ist dagegen eine sehr tolerante, linksliberale Zeitschrift. Die Indigenen und Linken waren sehr lange die Opfer, bevor Morales an die Macht kam. Aber auch Opfer können Täter werden, diese zu idealisieren, sie nicht zu kritisieren, macht blind, ist gefährlich.
"da die Macht behaupten, wo sie sich auf bewaffnete Formationen stützen konnte,"
Klar, die Kommandohöhen erobern, das Militär, die TV-Sender und Zeitschriften und deren Mutterkonzerne, die größten Unternehmen verstaatlichen und Wirtschaftsdemokratie einführen: das Unterste zuoberst kehren. Leicht gesagt.
Und dann ? Schafft der linke Führer zusammen mit seinem Klientel es, die strukturellen Probleme dieser Ökonomien zu beseitigen ? Fehlende Diversifikation der Wirtschaft zB. Wer macht die Industrie konkurrenzfähig ? Wer schafft es vom Verkauf allein von Rohstoffen wegzukommen ? Das Ziel der Bewegung (Sozialismus 21.Jahrhundert) war eine soziale kapitalistische Marktwirtschaft, soviele Branchen zu haben wie wir. Dafür braucht man auch Experten, Fachkräfte. Insgesamt ist dies nicht realisiert worden, am wenigsten von den rechten Eliten. Kann wohl, wenn überhaupt, nur durch einen langen Prozess gelingen. Verfassungen unwichtig ? Chinas Beispiel ?
Fragen über Fragen.
Wußte gar nicht, das es die DKP nicht gibt und diese sogar noch eine Vorfeld-Zeitung hat.
Was die sozialen Prozesse in Lateinamerika betrifft, so ist es doch leider eine bittere Wahrheit, daß, immer wenn die Linke sich an die Verfassung hielt, diese weggeputscht wurde. Siehe Chile und jetzt auch Bolivien. Den rechten, reaktionären Kräften in Lateinamerika, waren Verfassungen und Gesetze immer egal, sie setzte, wenn sie es für nötig hielt, immer auf Gewalt. Verfassungen und Gesetze respektierte die Rechte nur solange, wie es ihren Interessen nutzte.
Die Linke muß sich deshalb zu verteidigen wissen, sonst werden ihre Häuser niedergebrannt und ihre Angehörigen entführt.....siehe jetzt Bolivien.
Maduro, Rousseff, Morales; auch Linke können Fehler machen. Aber ihr Grundfehler ist, keine Politik für ihre Oberschichten gemacht zu haben. Die Oberschichten haben jedoch die ökonomische Macht, und manchmal auch die militärische, sie bestimmen, was richtig ist.
Solange die knappe Hälfte der Bevölkerung davon überzeugt werden kann, Vertreter der Oberschicht zu wählen, also Leute, die mit Sicherheit nicht in ihrem wohlverstandenen Interesse handeln, ist die Sache für die Linke aussichtslos (noch haben wir weltweit strukturelle Mehrheiten von rechts). Sollte sie dennoch mal demokratisch siegen, bleibt eigentlich nur: sofort die Reichen enteignen, den Kapitalbesitzern stattdessen einen gut bezahlten, am besten mit Gewinnbeteiligung ergänzten Managementposten im ehemals eigenen Betrieb anbieten und die zur Mitarbeit bereit sind ansonsten unbehelligt zu lassen. Vielleicht bricht dann nicht alles zusammen und es kann auf einer gesünderen Basis weitergewirtschaftet werden.
Nicht sehr schöne links-totalitäre, aber in ihrer Not-wendigkeit nachvollziehbare Perspektive, die links-demokratische Alternative einer überwältigenden Mehrheit, die das (relativ) Richtige weiß und will, ist in weiter Ferne.
Hi, ich habe die jW charakterisiert, nicht die DKP.
"Wußte gar nicht, das es die DKP nicht gibt" Jetzt wissen Sie es, politisch gibt es sie seit langem nicht mehr. Lenin hat mal gesagt, Politik fängt bei 1 Million an, nicht bei 2000 Karteileichen, außerdem ist sie hirntot.
Ich habe nicht gesagt, die Linke dort soll sich nicht verteidigen oder nicht soziale Strukturen ändern. Das Wichtigste ist sowieso die Ökonomie. Auch Linke sind korrumpierbar, machtgeil, denken primär an ihr Klientel, und erst danach an den Rest.
Viele rechte Großeigentümer in Lateinamerika sind rassistische Bestien oder einfach neoliberale Evangelikale, von Gott gesegnet. Als 1985 die brasilianische Militärdiktatur in einer Krise steckte, hat sie freie Wahlen und danach die Ausarbeitung einer progressiven Verfassung zugelassen. Circa 15 Jahre später wurde der Sozialdemokrat Lula gewählt. Vorher wurde Angebotspolitik gemacht, danach dann tendenziell auch Nachfragepolitik. Für beide Seiten gibt es Argumente. Wesentlich sind diese Ökonomien Rohstoff Anbieter, alle Sozialismen , die es dort so gab, beruhen auf Rohstoffrenten, sinkt der Öl- oder Gaspreis gehen sie in die Knie.
Und immer so weiter.
"sofort ...enteignen, den Kapitalbesitzern ... einen gut bezahlten, ... Managementposten ...anbieten ... Vielleicht bricht dann nicht alles zusammen ..."Dazu kommt:Diese Länder sind oft stark exportabhängig, und damit dem Dollar und der Fed-Zinspolitik ausgeliefert. Bei radikalen Maßnahmen, so wünschenswert auch immer, hat man schnell die Amis am Hals. Viele Güter werden nicht in den Ländern selbst hergestellt, sondern müssen importiert werden.
Berlin und der Putsch
LA PAZ/BERLIN (Eigener Bericht) - Die Bundesregierung und ein führender Politiker der Opposition billigen den Putsch in Bolivien. Der von der Armeeführung erzwungene Rücktritt des gewählten Präsidenten Evo Morales sei ein "wichtiger Schritt hin zu einer friedlichen Lösung", behauptet ein Berliner Regierungssprecher. Der außenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag urteilt, die Militärs hätten "die richtige Entscheidung getroffen". Morales hatte, um Blutvergießen zu vermeiden, nach einer Meuterei der Polizei und einer ultimativen Drohung des Armeechefs sein Amt aufgegeben. Treibende Kräfte des Umsturzes sind vor allem weiße, wohlhabende Kreise aus dem bolivianischen Tiefland, deren Politiker zum Teil mit parteinahen deutschen Stiftungen kooperieren; einer von ihnen ist als Übergangspräsident im Gespräch. Vom Umsturz betroffen ist hingegen vor allem die indigene Bevölkerung, von der ein erheblicher Teil erst durch Morales' Maßnahmen aus bitterster Armut befreit wurde. Entwicklungen, die jüngst die Stellung des Präsidenten schwächten, wurden auch durch ein deutsches Unternehmen verstärkt.
''Salvador Allende verlor die Macht, weil er an die Verfassungstreue der Armee glaubte.'' –
''die Oberschicht gibt ihre Macht niemals freiwillig auf''
Einer der wenigen Linken, die eine klare Position zur Anwendung von Gewalt und zur Gewaltfrage hatten, war Che Guevara. Damit musste er aber auch in Afrika und Südamerika scheitern. Die jeweiligen Kirchen, Oligarchien, Militärs und imperialistischen Dienste hatten die Bauernschaft, die Arbeiterklasse (falls überhaupt vorhanden) und die (wenig) gebildete Jugend unter ihrer Kontrolle.
Die europäische, nordamerikanische, chinesische, indische und japanische Linke ist durchsetzt von den jeweiligen staatlichen Diensten. Da kann es auf dem parlamentarischen Weg nur eine ideologische und gesellschaftspolitische Anpassung an die (feudal-bürgerliche) kapitalistisch-bourgeoissozialistisch-imperialistische Gesellschaftsordnung geben.
Zu den seltenen Persönlichkeiten, die sich auch im bürgerlichen Parlamentarismus nicht korrumpieren ließen, gehörte Clara Zetkin. Ihr Vermächtnis zur Gewalt und Gewaltfrage müsste auch für die europäische außerparlamentarische Linke verbindlich sein.
Clara Zetkin schrieb für die ''Kommunistische Fraueninternationale'' (1922) unter dem Titel: ''Gegen den Pazifismus'', nachfolgende Zeilen zur Gewaltfrage:
► “Der Pazifismus ist seinem Wesen nach bürgerliche Sozialreform, ist eine spezifische Form der bürgerlichen Sozialreform und ebenso ohnmächtig wie diese, die Widersprüche, Gegensätze und Übel des Kapitalismus zu überwinden.“ ▬
“Um sich von der Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien, muss die Arbeiterklasse der Bourgeoisie nicht bloß die Produktionsmittel des Lebens entreißen, sondern auch die Produktionsmittel des Todes. Gewalt lässt sich nicht wegdisputieren und nicht wegbeten. Gewalt kann nur durch Gewalt gebrochen werden. Das sprechen wir Kommunisten offen aus, nicht weil wir ‘Anbeter der Gewalt’ sind, wie sanfte bürgerliche und sozialdemokratische pazifistische Gemüter uns beschuldigen. Nein, wir beten die Gewalt nicht an, jedoch wir rechnen mit ihr, weil wir mit ihr rechnen müssen. Sie ist da und spielt ihre geschichtliche Rolle, ob wir wollen oder nicht.
Es fragt sich nur, ob wir sie widerstandslos erdulden oder ob wir sie kämpfend überwinden wollen.“ ◄
Quelle: Clara Zetkin, Gegen den Pazifismus. Aus der “Kommunistischen Fraueninternationale“ 1922, S. 13/14.
PS: Jede sozialrevolutionäre Bewegung muss sich auch heute im 21. Jahrhundert in diesem Sinne bei der Gewaltfrage entscheiden, wenn sie nicht zuvor schon als Instrument der Macht und Herrlichkeit der Finanz- und Monopolbourgeoisie, sei es in Europa, Nordamerika oder Asien, ideologisch und gesellschaftspolitisch umgepolt, unterwandert und systemkonform manipuliert wurde.
Bitte, keine vorschnellen Plattitüden, selbsttätig nachdenken und mit dem Inhalt der Aussagen von Clara Zetkin ernsthaft auseinandersetzen. // RS: Ideologische Bekenntnisse zur verbalen Oberfläche gibt es bereits in allen (westlichen und fernöstlichen) Parteien, Medien, Hochschulen und Universitäten zur Genüge.
12.11.2019, R.S.
Sie könnten doch ganz offen ihr Bekenntnis zum Kapitalismus darlegen. Sie müssen nicht um den Brei herumschreiben.
"ihr Bekenntnis zum Kapitalismus darlegen"
Zum Kapitalismus, so kurz ? Heute mal nicht zur (Zitat R.S.): "(feudal-bürgerliche) kapitalistisch-bourgeoissozialistisch-imperialistische Gesellschaftsordnung" ? (Zitat R.S. Ende)
In dem Wortungetüm kommt der Feudalismus einmal vor, die bürgerliche Gesellschaft viermal in den Worten bürgerlich, kapitalistisch, bourgeois, imperialistisch. Sozialistisch ist auch drin, fehlt noch die Sklavenhalter Gesellschaft. Warum bauen Sie die nicht auch noch ein ? Spass beiseite.
Was ist Ihr Problem ? Soll ich mich zur Gewalt bekennen ? Können Sie auch argumentieren ? Differenzieren ?
Ja, der Kapitalismus hat in China Millionen aus der Armut in die Mittelschicht gehoben, ja, der Kapitalismus hat in Brasilien eine wohlhabende Mittelschicht entstehen lassen, von 2003 bis 2013. Das sind Fakten, kein Glaubens-BEKENNTNIS.
Ja, der Kapitalismus hat Millionen zugrunde gerichtet in den Weltwirtschaftskrisen, er hinterlässt Wüsten, vernichtet sachliche und humane Ressourcen. Er bietet ungeahnte Möglichkeiten und zerstörerische Abgründe.
Ich bin gerne zur Diskussion bereit. Ich arbeite eigentlich nur direkt mit Kapitalisten zusammen, manchmal ist ein Produktionsleiter dabei, der aber nix zu sagen hat. Meine Geschäftspartner waren indische Konzerneigentümer, brasilianische Pressenhersteller, die Geschäftsführer großer deutscher Konzerne usw. Wer sind Sie, Herr Schramm ? Die Inquisition der Freitag-Kommentatoren ?
Nochmal:
Was ist Ihr Problem ? Soll ich mich zur Gewalt bekennen ? Können Sie auch argumentieren ? Differenzieren ? Trotz Ihres schlechten Sprachstils hatte ich Sie als Querdenker eingeschätzt. Jetzt pöbeln Sie statt zu argumentieren, schwachen Tag heute ?
@all
die Berliner Salonlinke hat nicht das Recht eine Persönlichkeit wie Evo Morales, der die Größe hatte zurückzutreten, als die faschistische Gewalt eine Treibjagd auf die Linken in Bolivien organisierten. In einem solchen Augenblick Evo Morales und der Linken in Bolivien die Solidarität zu verweigern, ist gefühllos, infam und entbehrt jeder Würde. Es zeigt, auf solche Leute ist in Notzeiten kein Verlaß. Solche Linken werden nicht gebraucht.
Der Vergleich vom Abgang von Evo Morales mit dem von Honecker, ist einfach nur infam, mir fehlen die Worte......Vom bequemen Sessel in Berlin läßt es sich leicht, schlaue Ratschläge erteilen..
Wieder einmal Größe bewiesen hat Sahra Wagenknecht, die als eine der wenigen Linkenpolitikerinnen angemessen reagierte.
Natürlich werden wir Evo Morales "idealisieren", er wird als ein würdiger Mensch in die Geschichte eingehen. Alle bedeutenden Linken Staatschefs von Lateinamerika haben sein Wirken solidarisch gewürdigt. Vielleicht, die Salonlinke wird schäumen, wird Evo Morales der dritte weltliche "Säulenheilige" Lateinamerikas, neben Evita Perón und Ernesto Che Guevara.
Ich persönlich glaube und hoffe, es wird ein Comeback von Evo geben, die Reaktionäre werden sich noch wundern, denn das Imperium ist schwach, nicht stark.
No Paseran, Paseremos
Venceromos
Die Verbrechen der CIA | Politik - Frankfurter Rundschauhttps://www.fr.de › Politik17.01.2015 - Die Anwendung verschärfter Verhörmethoden durch die CIA war kein wirksames Mittel, um geheimdienstliche Informationen zu gewinnen oder ...
Und auch hier haben die Fährten eine Richtung - in`s CIA Hauptquartier in Langley!
@all
damit sich die "aufrechten Linken", denen Solidarität kein Fremdwort ist, hier ein Lagebericht:
"Morales bat ausdrücklich darum, Angriffe auf Privathäuser einzustellen. Zuvor war auch das Haus seiner Schwester Esther in Brand gesteckt worden. Das war kein Einzelfall: In sozialen Netzwerken beklagten vor allem Angehörige der nun gestürzten Bewegung zum Sozialismus (MAS) Angriffe auf ihre Privathäuser.
Zuletzt wurde in der Stadt Cochabamba das Haus von Präsident Morales gestürmt und geplündert. "Hurensohn", sprühten die Regierungsgegner in den Treppenaufgang.Víctor Borda, der MAS-Präsident des Abgeordnetenhauses, trat von allen Posten zurück und legte sein Mandat nieder, nachdem sein Haus angezündet und sein Bruder von oppositionellen "Bürgerkomitees" entführt worden war.Am vergangenen Mittwoch brannte ein Mob das Bürgermeisteramt der bolivianischen Stadt Vinto nieder. Die Demonstranten zogen die Bürgermeisterin Patricia Arce (MAS) aus dem Gebäude, schnitten ihr die Haare ab, übergossen sie mit roter Farbe und trieben sie durch die Straßen. Arce wurde schließlich von Polizisten in Sicherheit gebracht.In Quillacollo entführte eine radikale Oppositionsgruppe den ehemaligen Vorsitzenden der Gewerkschaft CSUTCB, Feliciano Vegamonte. In einem online verbreiteten Handyvideo ist zu sehen wie 15 Regierungsgegner den Mann zwingen, sich auf den Boden zu knien und um Vergebung zu bitten.
In den meisten Fällen zielten diese oft rassistisch motivierten Angriffe der meist weißen Regierungsgegner darauf ab, Funktionsträger der indigen dominierten MAS einzuschüchtern und zum Rücktritt zu bewegen. Motorisierte Kommandos wie die Gruppierung Resistencia Cochala fuhren (und fahren) durch die Straßen und machen Jagd auf mutmaßliche Regierungsanhänger."
Warum-es-in-Bolivien-einen-Putsch-gab-4584644.html?seite=2
Warum schreibt der Freitag nichts darüber?
"Wesentlich sind diese Ökonomien Rohstoff Anbieter, alle Sozialismen , die es dort so gab, beruhen auf Rohstoffrenten, sinkt der Öl- oder Gaspreis gehen sie in die Knie."
Die ökonomischen Probleme Lateinamerikas mit ihren Rentenökonomien sind mir durchaus bewußt. Darüber liese sich tagelang trefflich streiten. Worüber man nicht streiten kann ist, daß man Solidarität zeigen muß, wenn linke Regierungen von der Reaktion und dem Faschismus in die Enge gedrängt worden sind und weggeputscht werden. In einer solchen Situation ist es mir egal, welche Fehler diese Regierungen gemacht haben, ich zeige einfach Solidarität. So einfach ist das...
Eine Linke aber, die zur Solidarität nicht fähig und willens ist, ist zu nichts fähig. Sie braucht sich nicht wundern, wenn die Leute sie nicht ernst nehmen.
Aber ja, das ist der Grund, warum die von mir sogenannten Notrevolutionen in der Regel scheitern. Wenn Kuba bei schlimmen unvermeidlichen Kompromissen durchhält, bis die amerikanischen Einflußmöglichkeiten dezimiert sind, ist es das erste Land, das es halbwegs geschafft hat, einen sozialistischen Weg zu gehen (ich muß hier eingestehen, keine genaueren Kenntnisse über die Korruption in Kuba zu haben, also zu einem der wichtigsten Indizes, wie sozialistisch das Land heute ist, aber es scheint nach so langer Zeit noch genügend Selbstbewußtsein und Widerspruchsgeist vorhanden zu sein). Und Venezuela könnte auch durchhalten, und die Konterrevolutionen, deren letztes Opfer Morales ist, könnten scheitern (nach Argentinien: Brasilien). Die kapitalistische Allmacht löst sich jedenfalls langsam auf, auch dank des keineswegs antikapitalistischen Gegeneinflusses von China; die Chancen sozialistischer Experimente steigen.
Wer behauptet, es sei einfach, ist ein Narr oder Träumer.
Cuba kritisch, solidarisch gesehen
Entschuldigung, aber was ist denn das für eine gewundene Übung in politischer Arschkriecherei? Hatten sich die ostdeutschen Journalisten nicht 1989 so rührend geschworen, die "Schere im Kopf" ad acta zu legen, Herr Herden?
Stattdessen darf man nun solche Sätze lesen: "Es hat insofern etwas von Ehrenrettung, wenn sich Morales durch einen Staatsstreich aus dem Amt gedrängt fühlt. Da ihm Armee und Polizei als dem legalen Präsidenten die Gefolgschaft verweigert haben, scheint das ein durchaus zutreffendes Urteil sein."
Der einfühlsame Herr Herden diagnostiziert also beim bolivianischen Präsidenten, der gerade eine Wahl gewann, immerhin das Gefühl aus dem Amt gedrängt zu werden, nachdem die Polizei den rechten Mob, der Häuser seiner Regierungsmitglieder und Wahllokale angriff, gewähren lies und ihn anschließend die Armeeführung zum Rücktritt aufforderte, als er dem Wunsch der OAS nachkommend Neuwahlen ausrief.
Wer sich je fragte, was man eigentlich beim Journalismus-Studium lernt, hat hier ein Beispiel vor sich. Man lernt die Tatsachen so zuzubereiten und zu servieren, dass sie in empfindlichen Mägen nicht zu Verdauungsproblemen führen.
Das untrügliche Gefühl, aus dem Amt gedrängt zu werden, befiel merkwürdigerweise auch den bolivianischen Vizepräsidenten, den Präsidenten des bolivianischen Unterhauses und die Senatspräsidentin, die allesamt der Partei von Evo Morales MAS angehören und laut bolivianischer Verfassung im Falle seines Rücktritts seine Nachfolge hätten antreten sollen.
FrauJeanine Anez, der zweiten Vizepräsidentin des Senats, blieb dieses Gefühl erspart, was den Vorteil hat, dass die Neuwahlen, so sie denn irgendwann kommen, unter der Präsidentschaft einer Vertreterin der bolivianischen Oligarchie durchgeführt werden können.
Herr Herden, was meint ihr geschultes Einfühlungsvermögen wohl zu der Frage, ob die soeben aufgezählten, außer Landes gedrängten Politiker der MAS an den nächsten bolivianischen Wahlen teilnehmen können? Ich weiß, ich beliebe zu scherzen.
/Warum-es-in-Bolivien-einen-Putsch-gab-4584644.html
Das ist linker Journalismus, wie ich ihn mir vorstelle. Wenn Linke verfolgt werden, wenn ihre Häuser niedergebrannt werden, dann heißt das für mich - aus menschlichen Gründen - einfach Solidarität zu zeigen. Wer das nicht tut, gehört entweder zur anderen Seite oder ist einfach menschlich nur schwach. Darüber rege ich mich am meisten auf.
Als am 11. September 1973 Salvador Allende gestürzt wurde, gab es in Westdeutschland spontane Solidemos. Ich war damals noch jung und ging auch spontan auf die Straße. Wir fragten nicht, was Allende alles falsch gemacht hatte, dazu hatte jeder seine eigene Meinung, wir zeigten einfach, über alle politischen Differenzen hinaus, das wir der verfolgten chilenischen Linken beistehen.
Der obige Artikel ist für mich von einer unfaßbaren Gefühlskälte gekennzeichnet. Das enttäuscht mich am meisten, ich kann es gar nicht oft genug sagen!!!
Herr Endemann,
Meiner Meinung nach hat eine soziale Revolution nur eine Chance sich durchzusetzen, wenn sie in den industriellen Metropolen des Imperialismus Mehrheiten bei den Leistungseliten gewinnt (Mir hat ein Produktionsleiter, technischer Leiter mehrerer Fabriken, mit dem ich Monate zusammen arbeitete, gesagt: ich bin eine Inventarnummer, sie können mich 24 Stunden am Tag greifen und benutzen. Damit meinte er seinen Vorstand.)
Dass irgendwelche Rohstoff Lieferanten und Agrarländer aus der Peripherie sich zur Speerspitze der Revolution ausrufen und historisch gesehen wenige Jahre später scheitern, hatten wir schon.
Linke Denkverbote:
Im 6. Jahrhundert n. Chr. lebten die Menschen im oströmischen Reich unter elenden Verhältnissen. An der Macht war der christliche Kaiser Justinian. Er vertrat eine Richtung des Christentums. Andere Richtungen desselben Glaubens wurden verfolgt und physisch bekämpft. Prof. Karl Christ schreibt dazu: "… in dem Punkt waren sich alle einig, dass die Wahl und Verteidigung der 'richtigen' Religion für ihr persönliches Schicksal wie für dasjenige des Reiches insgesamt Priorität besitze."
Hat mich an die Stalinisten erinnert. Eine radikale Linke darf keine Denkverbote kennen, sie muss auch marxistisch orientierte Wissenschaft kritisch hinterfragen. Ich bin daher auch für Toleranz.
Bolivien unter Militärkontrolle
Auch eine halbe Revolution wird mit einer ganzen Konterrevolution beantwortet. Wer jetzt nicht von einem von langer Hand geplanten Putsch spricht, ist realitätsblind oder vertritt die Gegenseite.
Aber der Aufstand in Lateinamerika geht weiter. In Chile scheint bereits eine vorrevolutionäre Situation erreicht zu sein. Haiti wird seit Wochen von Hungerrevolten erschüttert. Davon liest man hierzulande, auch in der linken Presse, fast nichts.
Bolivien ist - vorerst - gefallen und mit Evo Morales wurde eine linke Symbolfigur gestürzt. Das hat sicher Auswirkungen.Aber die revolutionären Prozesse in Lateinamerika werden sich durch diesen Rückschlag nicht stoppen lassen. Das strategisch wichtige Venezuela hält sich tapfer, trotz eines ökonomischen Vernichtungsgeldzuges des Imperiums, auch dank seiner Armee. Der alte Mao scheint recht gehabt zu haben, als er sagte, politische Macht komme immer aus den Gewehrläufen. Das ist eine bittere Wahrheit, in Lateinamerika aber Realität.
Dem habe ich nicht widersprochen. Es ist ja marxistische Überzeugung, daß eine kommunistische Revolution in einem unterentwickelten Land schwer als nachhaltig verstanden werden kann. Neben der Weltmarktabhängigkeit ist es vor allem der naheliegende Gedanke, daß ein überzeugter Kommunismus nicht auf einem Rückgriff auf eine kommunistische Urnatur, die es nicht gibt, aufbauen, sondern erst aus der Erfahrung mit dem verführerischen bürgerlichen Gesellschaftsmodell gewonnen werden kann. Es ist ja nicht so, daß der Kapitalismus der menschlichen Natur widerspräche, nicht umsonst gilt Prometheus als menschlicher Prototyp. Erst die reflexive Erfahrung mit diesem unserem Wirtschaftssystem lehrt uns, warum wir trotz dessen scheinbarer Erfolge den Kommunismus brauchen. Oder sagen wir besser: Mit dem Kommunismus, also einer solidarischen, kooperativen, auf Vertrauen aufbauenden Sozialordnung besser fahren, gut (über)leben können, der Kapitalismus dagegen eine Sackgasse ist.
Also wäre wohl langfristig nichts gewonnen, wenn ein kleines unterentwickeltes Land aus dem kapitalistischen Weltsystem ausbräche. Nur gehören die klassenkämpferischen Versuche, die Lebensbedingungen für die Massen zu verbessern, zu unserem unverzichtbaren Erfahrungsschatz, sie zeigen, daß es anders möglich ist, daß wir etwas verändern können, der Mensch ist nicht nur Prometheus, sondern auch Sisyphos. Und wenn ein Völkchen es nicht mehr aushält und Revolution macht, ist es im Recht. Das sind dann solche lokalen Revolutionen. Sie können vielleicht nicht langfristig nachhaltig sein, aber die geschichtliche Entwicklung ist so akzeleriert, daß sie als Vorhalte Vorgriffe einer neuen Weltordnung sein können. Jedenfalls gibt es keinen Grund für Linke, solche Bewegungen nicht tatkräftig zu unterstützen im Vorgriff auf die internationale Solidarität einer neuen Weltgesellschaft.
Und wenn Sie Toleranz anmahnen, dann muß es vorrangig die Toleranz gegenüber solchen unvollkommenen Wagnissen eines Neuen sein.
venceremos? Sie haben doch schon gesiegt über die realität,
gegen die überprüfbarkeit von realitäts-wahrnehmung.
Wir scheinen in verschiedenen Welten zu leben und werden uns niemals einigen. Ich nehme jedenfalls die Realität so wahr, wie es meiner Klassenlage entspricht...
Die Realität in Bolivien sieht z. B. so aus:
Illiteracy rates: 2006 13.0%, 2018 2.4%
Unemployment rates 2006 9.2%, 2018 4.1%
Moderate poverty rates 2006 60.6%, 2018 34.6%
Extreme poverty rates 2006 38.2%, 2018 15.2%
Von wem werden Sie eigentlich für den Unfug bezahlt, den Sie regelmäßig bei derartigen Themen absondern. Schreiben Sie jetzt bitte nicht, dass Sie so billig zu haben sind, dass Sie das umsonst machen.
Lesenswert:
Bolivien: Ausfegen des Hinterhofes Neue Todesursache: Am Frieden sterben
https://www.magazin-auswege.de/data/2019/11/Hecker_Putsch_in_Bolivien.pdf
After Evo, the Lithium Question Looms Large in Bolivia by Vijay Prashad
https://www.counterpunch.org/2019/11/13/after-evo-the-lithium-question-looms-large-in-bolivia/
und das wertvollste, was morales hinterlassen hat: eine opposition,
die zum regierungs-wechsel drängen konnte.
also weder in die emigration getrieben wurde, noch auf friedhöfen
und überfüllten knästen zu besuchen ist.
Diese Opposition ist die alte weiße, reaktionäre und rassistische Oberschicht, alte weiße Männer, von Haß getrieben und zu jeder Bluttat bereit.
Sie brannten die Häuser von Regierungsanhängern nieder, demütigten eine indigenen Bürgermeisterin und haben mit Gewalt die Macht an sich gerissen.
Wieder einmal, diesmal in Bolivien, zeigt sich das häßliche Gesicht den Faschismus.
Das finden sie gut? Was soll ich von Leuten halten, die dies gut finden?
rechtsextreme Gewalt in Bolivien. Ihre Opposition
“und das wertvollste, was morales hinterlassen hat: eine opposition,
die zum regierungs-wechsel drängen konnte.“
Und irgendwann erfahren wir hoffentlich wie-viele der Opposition auf der Gehaltsliste der CIA stehen … man schlage nach unter Buchungstitel : - “ Beeinflussung der Demokratie, Freiheit und Menschenrechte “
Putsch Nr.191 in Bolivien:
https://www.cashkurs.com/beitrag/putsch-in-bolivien/
''Es ist bezeichnend, dass die deutsche Bundesregierung keine 24 Stunden vergehen lässt, um den Putsch zu begrüßen. Dies zeigt, wie viel ihr an Demokratie und Menschenrechten liegt, wenn eine demokratisch gewählte Regierung die Imperialisten des Landes verweist. Dies erinnert an die Freudenschreie deutscher Politiker über den Ausbruch der Demokratie in Chile, als am 11.9.1973 eine der blutigsten Militärdiktaturen des Kontinents begann. Erwähnenswert in diesem Kontext ist auch, dass das deutsch-bolivianische Lithium-Projekt, welches wenige Tage vor dem Putsch gestoppt wurde nun wieder als möglich gilt. Bolivien hat nach Argentinien das größte Lithium Vorkommen weltweit. Ein Rohstoff, der u.a. für Batterien für Elektroautos und Smartphones verwendet wird. {...}
Lese: https://kommunistische.org/stellungnahmen/nieder-mit-dem-putsch-in-bolivien-solidaritaet-mit-dem-bolivianischen-volk/
Ihre Opposition
"Christliche Fundamentalisten ergreifen Macht in Bolivien. Jeanine Añez ernennt sich selbst zur Staatschefin. Widerstand wird größer"
.staatsstreich-in-bolivien-putsch-mit-bibel.html
Meine Opposition ist die Opposition gegen ihre Opposition. Wir schlagen euch, ganz sicher
Vereint besiegen wir den Feind, Ihre Freunde
wann checken Sie's mal: die CIA ist auch nicht mehr das, was sie mal war:
bei 4,7 mio venezolanern auf der flucht vor dem regime
hätte es früher für 2 putsche/interventionen gelangt!
>>und das wertvollste, was morales hinterlassen hat: eine opposition,
die zum regierungs-wechsel drängen konnte.
also weder in die emigration getrieben wurde, noch auf friedhöfen
und überfüllten knästen zu besuchen ist.<<
Alle, die eine Konterrevolution versuchen werden, in die Flucht treiben oder wegsperren ist zweifellos das effizienteste Mittel zur Stabilisierung einer Revolution. Eine Guerillatruppe ist sicher auf den Konter eingestellt und wird die Nebenwirkungen der Abwehr als unvermeidlich einschätzen. Anders ist es bei gewählten Regierungen, die zumal in einem armen Land mit schwachen ökonomischen Grundlagen nur zu genau wissen, dass sie einem Regimechangekrieg nicht lange standhalten könnten. Sie können sich einzig auf die Unterstützung ihrer Wähler verlassen. Wenn die zu schwach sind, eine einmal in Gang gesetzte Änderung der Verhältnisse zu stabilisieren, wird sie scheitern. Das gilt übrigens nicht nur für arme Länder, auch in der Bonzenrepublik Deutschland (BRD) wäre es so, falls mal eine Regierung gewählt würde, die dem Allgemeinwohl Priorität einräumen wollte.
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Eine Regierung eines armen rohstoffreichen Landes, die sich nicht von reichen Konzernen über den Tisch ziehen lässt muss "changed" werden. In Sachen Lithiumabbau am Salar de Uyuni wollte sich die bolivianische Regierung auf die Bedingungen einer deutschen Firma einlassen, wie es sich gehört. Das wurde aber durch massive Proteste der dortigen Bevölkerung gestoppt.
Eine neue kapitalhörige Regierung wird diesen "Fehler" gewaltsam korrigieren. Natürlich wird der Putsch von der BRD-Regierung & den EU-Bonzen gelobt.
"Alle, die eine Konterrevolution versuchen werden, in die Flucht treiben oder wegsperren ist zweifellos das effizienteste Mittel zur Stabilisierung einer Revolution. Eine Guerillatruppe ist sicher auf den Konter eingestellt und wird die Nebenwirkungen der Abwehr als unvermeidlich einschätzen."
Auf Kuba siegte eine Guerilla, die anfangs gar nicht sozialistisch war, Castro war Mitglied der liberalen Partei. Die Revolution ist dort noch immer an der Macht, auch dank der revolutionären Streitkräfte, die zahlreiche Betriebe, z.B Tourismusbetriebe, erfolgreich führen.
In Bolivien wird es wohl zu einen Bürgerkrieg kommen. Die Intigenas beginnen sich zu bewaffnen. Ein Generalstreik mit Marsch auf die Hauptstadt ist angekündigt. Den Klerikalfaschisten, die die Macht (ganz undemokratisch pfui) an sich gerissen haben, stehen unruhige Zeiten bevor.
Die Linken, die mit der neuen klerikalfaschistischen Regierung sympathisieren, sollten ihren Irrtum einsehen und die sich radikalisierende Revolution in Bolivien unterstützen
>>Auf Kuba siegte eine Guerilla, die anfangs gar nicht sozialistisch war, Castro war Mitglied der liberalen Partei.<<
Ja. Ursprüngliches Ziel war die Wiedereinsetzung der Verfassung von 1940, die das Batista-Regime geschreddert hatte. Die weitere Entwicklung ergab sich, nachdem Batista abgehauen war. Ohne den sozialistischen Weg wäre eine permanent wehrhafte Revolution gar nicht möglich gewesen.
"Ohne den sozialistischen Weg wäre eine permanent wehrhafte Revolution gar nicht möglich gewesen."
Ja und der Sowjetunion, die zwar in der Raketenkrise gekniffen hat, dann aber Kuba jahrelang seinen Zucker unter Weltmarktpreis abkaufte, sponserte Kuba. Castro war nie ein großer Freund der UdSSR, brauchte sie aber um zu überleben. Gegen den Willen der UdSSR schickte er Internationalistas nach Afrika. Südakrika ist Cuba für diese selbstlose Militärhilfe noch heute dankbar. Heute aber bestimmen Ärztebrigaden die Außenpolitik Cubas. Sie sind bei Katastrophen schon vor Ort, wenn im reichen Westen noch über das Unglück lamentiert wird....etc....
meinten Sie mit "stabilisierung einer revolution"
"effizientestes mittel der stabilisierung von stagnation"
(siehe real-sozialismus, DDR)?
und meinen Sie, daß die bestechung von militärs,
bewaffnung eines klientels,
stabilität für die progressiven regime bringt,
wie in venezuela, wo aber statt "diktatur des proletariats"
(alsobürger-krieg), ein bewaffneter mob
eine chaotische herrschaft der kriminellen unterhält?
.. und besser noch: kuba exportiert ärtzte und ihre leistungen
gegen devisen.
und was ist mit dem anderen effizienten mittel
der stabilisierung einer behaupteten revolution:
dem wahl-betrug ?
herr herden, ist es nicht auffällig , daß unter Ihrem beitrag
einschätzungen+ratschläge für das scheinbar weit-entfernte latein-amerika
zu worte kommen, die für DDR-verteidiger hier nicht mehr so
un-widersprochen aufgetischt werden können?
Nein, als ihr ach so toller Westen noch über das Erdbeben auf Haiti lamentierte, waren dort schon kubanische Ärztinnen im Einsatz. Haiti hat keine Devisen. Mit Brasilien, mit Venezuela noch, gab es ein Abommen über die Arbeit von FamilienärztInnen auf dem Lande. Die brigade-henry-reeve/ arbeitet selbstlos als Unterstützung der dritten Welt. Ihre Leute führen dort blutige Kriege
- leider steht kein toller westen hinter mir .
- und humanitäre hilfe sollte schnell geschehen, besonders durch nahe nachbarn.
- exporte von nützlichen diensten auf gewisse dauer halte ich für eine gute
geschäfts-idee, die auch ohne heuchelei trägt.
Ihre ausgefeilten Allgemeinplätze sind schon etwas in die Jahre gekommen und ausgeleiert. Diese könnten von Ihnen ruhig einmal mit aktualisierten Fakten unterlegt werden, um wieder zu Glaubwürdigkeit zu kommen. Sie wollen doch nicht in dreißig Jahren immer noch ein totes Pferd reiten. Denken Sie daran, in 10 Jahren ist es so weit, dass die DDR genauso lange nicht mehr existiert wie sie existiert hat. Am besten heute schon anfangen umzudenken und sich den real existierenden Problemen mit frischem Geist zuwenden.
Noch als kleiner Tip zu Bolivien der Hinweis auf den Artikel "The Bolivian Coup Comes Down to One Precious Mineral" auf TrutDig. Der letzte Satz lautet dort:
"After the coup, Tesla’s stock rose astronomically."
das immunisieren von toten gäulen mit zahlen
überlasse ich ihnen auf Ihrer spezial-strecke.
...wo Ihnen aktien-notierungen als beweis aus-reichen.
D'accord. Gute Replik.
Wir beide wissen, dass Marx den Sozialismus als eigene Gesellschaftsform verstanden hat. Sein Kern: die Produktivkräfte sollten von der Fessel des Kapitalverhältnisses befreit werden, damit die Springquellen des Reichtums, Arbeit und Land, sich voll entfalten können. Das Kapitalverhältnis ist die Ursache der periodischen Wirtschaftskrisen, also die Bewegung des Verhältnisses von Lohnarbeit und Kapital.
Ich glaube nicht an eine "menschliche Natur", sondern der Mensch als Gattung ist das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse.Er setzt sein Wesen in der Arbeit außer sich, es wohnt nicht in ihm, sein Wesen ist das, was er geschaffen hat, was ihn umgibt. Hochentwickelte Maschinen z.B. oder Säcke von Koka-Blättern, also sind die Menschen nicht gleich. Das ist das erste, was ich 1980 in einem Seminar von einem marxistischen Philosophen gelernt habe: die Menschen sind nicht gleich. Meine Erfahrungen mit z.B. indischen muslimischen Technikern, brasilianischen evangelikalen Mittelständlern bestätigen das.Noch eins zu dem Artikel von Herrn Herden, wo er kritisch von dem "unentbehrlichen Mann" schreibt in Anlehnung an Bert Brecht. Einige haben sich drüber aufgeregt. Am Anfang der Menschheitsgeschichte war Politik personalisiert, der Stammesführer usw. Erst später wurde sie institutionalisiert und das soziale Gefüge wurde unabhängiger von Fehlern oder Erfolgen großer Männer (die ersten Staatsverwaltungen haben sich soweit ich weiss, in Persien und China entwickelt und später dann auch in Rom, man wurde unabhängiger von Einzelpersonen).
So, jetzt muss ich mich um meine persönliche erweiterte Reproduktion kümmern. Danke für die Kritik und schönen Tag.
wenn die pseudo-rot-bestrahlung aus DDR-zeiten keine wirkung mehr zeitigt,
hat sich auch die opposition dagegen erledigt und
dann werden diese kräfte frei: für anstehende soziale herausforderungen.
Ihnen reicht offensichtlich ein Satz, um den Inhalt des Artikels zu bewerten. Die Methode, die dies gestattet, ist sicher Gold wert und Sie sollten sie nicht für sich behalten.
solidarisch,kooperativ, vertrauens-basiert:
notwendige, aber auch hin-reichende bedingungen für die transformation
des kapitalismus?
es geht doch auch um ab-/auf-klärung und einbindung von vorliegenden/
vorherrschenden individuellen und kollektiven entwicklungs-vorstellungen/
konzepten, die in multiplen perspektiven vor-liegen.
die vor-herrschenden geltungs-imperative in/der bürgerlichen gesellschaft
sind weiter-zu-entwickeln.
oda?
wäre mir beim lesen des artikels
(seine fremd-sprachigkeit sorgt ja für objektive qualität!?)
klarer geworden, daß nationalisierung von bodenschätzen
mit wahl-betrug sekundiert werden muß?
Im Grunde bin ich es leid, zu versuchen sie mit Fakten zu überzeugen, denn ich glaube, sie sind beratungsresistent und sehen die Welt durch eine grüne, im Grunde ökofaschistische Brille, wie ihre Unterstützung des Klerikalfaschismus in Bolivien zeigt. Hier nochmals der Versuch mit Fakten:
Ein Wahlbetrug wurde nie bewiesen
Der Rechten in Lateinamerika, sind Wahlen, Verfassung etc. egal. Sie setzten grundsätzlich mit allen Mitteln, gerne auch mit faschistischen Terror, ihre Interessen durch. Evo Morales hat eine eher zurückhaltende sozialdemokratische Politik betrieben und auch eine indigenen Basis durch das Lithium-Geschäft verprellt. Er konnte sich leider auf keine antifaschistischen Milizien stützen und war machtlos. Jetzt bewaffnen sich die Intigenas und fordern ihre Rechte. Unter Evo haben sie einen Hauch von Freiheit, ein Leben in Würde, verspürt. Das lassen sie sich von den Klerikalfasvhisten nicht so einfach wegnehmen. Cuba und Russland, China nicht, werden die sich bildende Bolivianische Guerilla unterstützen. Vielleicht erleben wir die diesmal erfolgreiche Rückkehr meines neuen Che, wer weiß?
Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Die USA ziehen diplomatisches Personal aus Bolivien ab, aus Angst vor einen Bürherkrieg. Den stärker werden Widerstand gegen die Putschisten mußte mittlerweile auch die bürgerliche Presse eingestehen:
bolivien-rufe-nach-buergerkrieg-usa-ziehen-personal-ab-a-1296180.html
“Um sich von der Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien, muss die Arbeiterklasse der Bourgeoisie nicht bloß die Produktionsmittel des Lebens entreißen, sondern auch die Produktionsmittel des Todes. Gewalt lässt sich nicht wegdisputieren und nicht wegbeten. Gewalt kann nur durch Gewalt gebrochen werden. '' (Clara Zetkin, 1922)
„notwendige, aber auch hin-reichende bedingungen“?
Selbstverständlich. Solidarität mit den Schwachen bedingt nachhaltigen Widerstand gegen die, die die Schwachen schwach halten, ausbeuten, unterdrücken. Mit Solidarität ist keine religiöse Nächstenliebe gemeint, kein moralischer Beistand, sondern tatkräftiges Gegenhandeln. Handeln für eine Gesellschaft, die allen ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Solange es materielles und psychisch-intellektuelles Elend gibt, sind die, die im Überfluß schwimmen, Menschenfeinde, die gestoppt werden müssen.
Kooperation ist die objektive Bedingung, effizient die „Gattungskräfte“ unserer Art einzusetzen, um das Reich der Notwendigkeit zu übersteigen, eine gewisse Freiheit zu gewinnen. Aber natürlich kann das nur eine Freiheit im Bett einer stabilen, im ökologischen Gleichgewicht befindlichen Natur sein. Dies ist eine Nebenbedingung, die sich allerdings zwingend aus einem korrekten Begriff der Produktivkraft der Arbeit ergibt, die sich auf sämtliche Aspekte des Interdependenzzusammenhangs der natürlichen Totalität bezieht. Das bedeutet, daß das gute Leben wesentlich von der Klugheit aller Menschen abhängt, davon, daß jeder sich so gut er kann auf Wissen und Reflexion stützt.
Schließlich, ohne Vertrauen geht nichts. Selbst die schlimmsten Ausbeutergesellschaften funktionieren über mißbrauchtes Vertrauen. Wenn Solidarität die aktive Seite der Identifikation mit den Mitmenschen ist, ist Vertrauen die passive. Beide Seiten bedingen einander, einseitig führen sie in die Irre.
Diese drei von mir benannten Bedingungen sind die Metavoraussetzungen für eine bessere Gesellschaft. Gerade dadurch, daß sie nicht von vornherein die konkrete Gestalt der zukünftigen Gesellschaft festlegen, sondern deren Ausbildung der produktiven, auch kontroversen Kommunikation der solidarischen Gesellschaft überlassen, garantieren sie, daß die beste oder auch ein Set gleichwertig guter Lösungen gefunden werden kann (die befreite Gesellschaft wird so pluralistisch sein, wie es für alle gut ist). Für das Neue gibt es keinen Präzedenzfall, wir müssen ins Wasser springen, aber wenn es so weit ist, wissen wir, daß wir uns auf gemeinsame Anstrengungen für ein im wesentlichen übereinstimmendes Ziel verlassen können.
In meinen Augen kann nur solch eine Konzeption links genannt werden. Die mag man für idealistische Spinnerei halten. Dann verwirft man eben die Möglichkeit einer solidarischen, kooperativen, vertrauensbasierten Gesellschaft. Wohl bekomms im kapitalistischen Haifischbecken.
Und Entschuldigung, daß ich das Schicksal des linken Evo Morales und den Beitrag hier zum Anlaß für solch eine prinzipielle Stellungnahme/Replik vernutzt habe.
Sie haben recht: als ent-tarnter öko- und klerikal-faschist bin ich für die
guevaristische guerilla nicht nur ein ausfall,sondern sogar eine bedrohung.
die jetzt leider ent-thronte anden-gottheit pachamama sei mit Ihnen!
Das ist Solidarität meint die ArbeiterInnenklasse.
Solidarität ist nichts abstraktes, sondern immer konkret. Man steht im Streik zusammen, obwohl man unterschiedliche Parteien wählt. Im Streik ist man auch mit dem Kollegen der CDU, ja sogar mit dem Streikenden von der AfD, solidarisch. Der Feind ist der Unternehmer, der bestreikt wird. Und natürlich bedeutet Solidarität moralische Unterstützung, z. B.um die Angst zu überwinden. Als ich jung war, war ich in Bonn auf einer Nica-Soli-Demo, wir waren 50 000. Es war Bundesgrenzschutz aufmarschiert. Die Männer, die"gedient" hatten, bemerken, daß die Maschinenpistolen der BGSler durchgeladen waren. Die Männer erklärten uns, diese israelische Waffe sei gefährlich, weil sie auch aus Zufall losgehen könnte. Wir bekamen Angst. Wir hacken uns unter, rannten los sangen und schrien Parolen gegen die Bullen. Solidarität half uns, die Angst zu besiegen. Wieviel mehr Angst müssen die indigenen Frauen in Bolivien haben, wenn sie gegen die neuen klerikalfaschaschistische Regierung aufstehen. Wenn sie wissen, daß die progressive Welt sie unterstützt, werden sie ihre Angst besiegen und kämpfen.
Das Leben ist immer konkret und Theorien haben nur dann eine Berechtigung, wenn sie sich in der Praxis bewähren..
schönen Abend noch
Machen wir uns nichts vor: Bräche in Bezug auf Lateinamerika abrupt linke Gerechtigkeit aus, wäre dies – wir reden von Steuerflüchtlingen, Drogengangstern mitsamt dem Gewaltkult ihrer Fußsoldaten, korrupten Liberalen, korrupten Konservativen, Großgrund-Eignern im kolonialen Begriffssinn, deren Paramilitärs, Konzerneignern mit konföderierter Betriebsphilosophie, soufflierenden Militärs, wann immer die Kacke dampft, einer politisch komplett unverantwortlichen Mittelklasse und, last but not least, dem Großen Bruder aus dem Norden – vermutlich mit Szenen verbunden, die sich ein Großteil der hier wacker Forierenden nicht einmal vorstellen möchte.
Die Linke in Lateinamerika hat alles versucht – von bewaffnetem Kampf gegen Caudillos, die den Staat als ihre Privathazienda verstehen bis hin zu Wahlbündnissen, Linkspopulismus und auch Linksperonismus. Lapidares Fazit: In Anbetracht der Gegenspieler fällt es mir äußerst schwer, mich ebenfalls auf die Suche zu begeben nach Haaren in der linkspolitischen Suppe. Zu Morales: Dass er, wenn auch auf die etwas softe Tour, weggeputscht wurde, steht außer Frage; selbst die konservative NZZ sieht das so. Die Neue, eine Konservativ-Liberale (har, har) ackert sich ab bei der Wiederherstellung der mittelständischen White Supremacy; bereits jetzt ist ihr Blutkonto gefüllt in guter lateinamerikanischer Tradition. Im Januar wird sie weg vom Fenster sein; dass der Interims-Job für ihr Bankkonto eine Frischekur ist, darf schon jetzt als ausgemacht gelten.
Also – wo ist das Problem? Außer, dass Morales ins Exil geputscht wurde und die indigenen Hungerleider(innen) trotzdem immer noch nicht Ruhe geben?
Von dir hab ich keine andere Stellungnahme erwartet, denn für mich gehörst du zu den "letzten Aufrechten" hierzulande.
Geh bitte mal auf den Thread "Schwerkraft Ökonomie" da hab ich meine bescheiden Meinung zum Thema Wahlen in Bolivien geäußert. Die Kurzform: unter der Diktatur der klerikalfaschistischen Putschpräsidentin und der Vorherrschaft rechter Milizen kann es in Bolivien keine fairen und freien Wahlen geben!
»Von dir hab ich keine andere Stellungnahme erwartet, denn für mich gehörst du zu den "letzten Aufrechten" hierzulande.«
Oooch Danke, Rot-Anlauf :-).
Den da, nämlich:
»Solidarität ist nichts abstraktes, sondern immer konkret. Man steht im Streik zusammen, obwohl man unterschiedliche Parteien wählt. Im Streik ist man auch mit dem Kollegen der CDU, ja sogar mit dem Streikenden von der AfD, solidarisch.«
kann ich aber auch, mitsamt Resummée über die Praxistauglichkeit von Theorie, zu exakt hundert Prozent unterschreiben.
++ Freilich kann Morales von Mitschuld an seinem Absturz nicht freigesprochen werden. Er hat augenscheinlich unterschätzt, dass es seine Gegner nicht nur als Provokation gedeutet haben, als er sich gegen geltendes Verfassungsrecht eine vierte Amtszeit sichern wollte. ++
Das spielt bei all den empörten Kommentaren offensichtlich keine Rolle.
Im Vergleich zum rassistischen Terror der rechten Milizen insbesondere gegen indigene Frauen spielt das keine Rolle. Die derzeitige Putschtegierung hält sich an überhauptkeine Rechtsordnung. Der Hauptfeind, das sind die Faschisten, nicht Evo Morales, der sehr viel Gutes, gerade für die indigenen Frauen getan hat. Die Rechte, die diese Frauen unter Evo hatten, nimmt die durch nichts legitimierte Putschpräsidentin wieder zurück...und nebenbei bemerkt, die vierte Amtszeit, in die er mit knapp 50% der Stimmen gewählt wurde, hat ihm das oberste bolivianische Gericht zugestanden...
https://amerika21.de/blog/2019/11/234152/putsch-morales-bedeutung-fuer-indigene
"Andere Kritiker argumentieren immer noch, dass Evos 13-jährige Amtszeit zu lang gewesen sei. Sie verweisen darauf, dass Evo ein Referendum verloren hat, um die Verfassung zu ändern, nehmen aber das Urteil des Obersten Gerichtshofs nicht zur Kenntnis, das ihm erlaubte, legal für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Für unseren indigenen Präsidenten waren nach fünf Jahrhunderten der Kolonisation 13 Jahre nicht lang genug.
"Wir werden zurückkommen", versicherte Evo kürzlich Unterstützern ‒ den Anführer des indigenen Widerstands im 18. Jahrhundert zitierend ‒ "und wir werden Millionen sein, wie Tupac Katari sagte"