Auf verlorenem Posten

Afghanistan Schon einmal versank das Land nach dem Abzug von Besatzungstruppen im Bürgerkrieg – doch diesmal wird es anders
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 27/2021
1996: Kämpfer der Taliban feuern etwa 20 Kilometer von Kabul entfernt eine Rakete ab
1996: Kämpfer der Taliban feuern etwa 20 Kilometer von Kabul entfernt eine Rakete ab

Foto: Saeed Khan/AFP/Getty Images

Man hat den toten Körper des ehemaligen Präsidenten Mohammed Nadschibullah mit einem Stahlseil am Laternenmast hochgezogen. Daneben hängt die Leiche seines Bruders Shahpur Ahmadsai, der an gleicher Stelle exekutiert worden ist. Es sind zwei Lynchmorde, mit denen sich die Taliban am 27. September 1996 einführen, als sie Kabul erobern. Die grauenvolle Tat soll abschrecken, den zahlreich herbeiströmenden Schaulustigen wird die Botschaft zuteil: Feinde des Islam straft Verachtung, sie verdienen einen schmachvollen Tod. In den aufgerissenen Mund Nadschibullahs haben seine Henker dreckige Geldscheine gesteckt. Es kann nur käuflich sein, wer es gewagt hat, einen afghanischen Gottesstaat zu verhindern und sich dabei sowjetischer Hilfe zu bedienen.

Mit der Einnahme Kabu