Der Sprecher der ostdeutschen SPD-Bundestagsabgeordneten Mathias Schubert hat den Gysi, Bisky und Brie über den toten Briefkasten Tagesspiegel äußerst diskret einen Asylantrag herübergeschoben. Man erinnere sich: Noch im Juli 1998 - nicht zufällig kurz vor der Bundestagswahl - war es der SPD-Parlamentarier Wiefelspütz, der in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Bundestagsimmunitätsausschusses Gregor Gysi aus dem Parlament treiben wollte. Nicht etwa, weil ihm der Glaube an die Wahrheiten der Stasi über alles ging, sondern die Überzeugung beseelte, dass man mit deren Akten ganz vorzüglich Politik machen konnte. Niemandem fiel damals auf, dass diese Treibjagd nicht im Schwitzkasten, sondern unter den Liebkosungen der Jäger für den Gejagten enden sollte. Eine Erklärung dafür ist schnell gefunden: Gysi wurde seinerzeit noch nicht als vermeintlicher Heimatvertriebener umworben, weil er seinerzeit noch nicht als PDS-Reformer gelobt wurde. Und er wurde deshalb nicht gelobt, weil er ja als "roter Faschist" oder "unbelehrbares Sprachrohr der SED-Nachfolgepartei" beschimpft werden musste. - Eine an Schizophrenien so reiche Partei wie die SPD muss eben mit Optionen jonglieren können. Doch ein Herz für die PDS-Reformer schlug längst und heftig.
Das sollte sich zeigen, als dann in Brandenburg mit ungemein zäher Leidenschaft darum gekämpft wurde, endlich mit dem PDS-Reformer Bisky im Koalitionsboot sitzen zu dürfen. Leider scheiterte der an den linken Dogmatikern in den eigenen Reihen, weil zu viele verstockte Ostalgiker der letzten Stunde im politischen Biotop PDS überwintern konnten. Ansonsten wäre die Koalition perfekt gewesen. Schade, an Manfred Stolpe lag es gewiss nicht. Er wurde von unbelehrbaren PDS-Hardlinern dem verhassten Steißbeintrommler Schönbohm in den Rachen gestoßen und konnte sich vor Ekel nicht retten. Die ganze SPD - vor allem die im Osten - hatte so gehofft, Stolpe würde es schaffen, die widerborstigen PDS-Genossen auf ein kräftiges Rot-Rot einzustimmen.
Es sei auch daran erinnert, wie die Genossen Meckel, Weißgerber und Hilsberg Hosianna schrien, als sie den hartleibigen Mecklenburger Ringstorff endlich soweit hatten, sich in der Schweriner Staatskanzlei dem PDS-Reformer Holter anzudienen. Ringstorff hatte mit Rücksicht auf den SPD-Arbeitskreis "Neue Mitte" eine solche Liaison unter allen Umständen vermeiden wollen. Vor allem Markus Meckel, dem man als Politiker schon nichts mehr abnehmen wollte als eine permanente Überforderung, konnte sich hier als konsequenter Vordenker einer Volksfront links von der Mitte zu erkennen geben.
Schuberts Angebot ist also in jeder Hinsicht überzeugend, seriös und reizvoll. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Initiatior zu denen gehörte, die eine Wahl der Schriftstellerin Daniela Dahn zur Verfassungsrichterin in Brandenburg zu verhindern wussten. Der Vorschlag dazu kam übrigens von der PDS.
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