Black Hawk Down

Somalia Für eine stärkere militärische Präsenz Deutschlands in Afrika gibt es ein neues Ziel. Nach Mali und der Zentralafrikanischen Republik soll es nun nach Mogadischu gehen

Offenbar sollen klaren Absichten schnelle Entscheidungen folgen, um vollendete Tatsachen zu schaffen. Die Bundesregierung will spätestens im April 250 deutsche Soldaten in Mogadischu sehen – als Teil der European Union Training Mission. Als deren Einheiten Ende 2013 von Uganda nach Somalia zogen, ließ sich die Bundeswehr zurückfallen, um zunächst auszuscheren. Der Failed State Somalia, wie der Kontinent keinen zweiten vorweisen kann, galt als zu heißes Pflaster, um dort zu gastieren – riskant und instabil, so der Befund. Immerhin muss Somalia seit mehr als zwei Jahrzehnten ohne Regierungsautorität auskommen, gibt es nur Rudimente einer Nationalarmee, sind Warlords die wahren Herrscher.

Plötzlich aber scheint das nur noch in Maßen zu stören. Nach Bamako und Bangui will Deutschland auch am Horn von Afrika militärisch präsent sein. Was hat sich an der dortigen Lage in acht Wochen verändert, um sie nun anders zu beurteilen als im Dezember? Strecken die islamistischen El-Schabaab-Milizen ihre Waffen? Ist die Hauptstadt vor Bombenattentaten sicher? Hat Präsident Sheikh Mohamud Minister um sich geschart, die mehr regieren als ein paar Viertel, Märkte und Straßen? Es sind die falschen Fragen. Nicht Mogadischu – Berlin ist im Umbruch. Es gilt, wer in Afrika zu spät kommt, den bestrafen die anderen, weil sie schon da sind.

Vor Neid erblassen

Schließlich betreibt Frankreich Militärbasen im Senegal, in Guinea und Mali, in der Elfenbeinküste und Zentralafrikanischen Republik, im Tschad, in Gabun und Niger – die USA stehen in Dschibuti, Kenia, Tansania, Uganda, Äthiopien, Burkina Faso und auf den Seychellen. Wen diese Phalanx westlicher Ordnungsmacht vor Neid erblassen lässt, darf nicht wählerisch sein. Der geht nach Somalia und leistet sich ein schlechtes Gedächtnis.

Im Jahr 1992 gingen auch die USA mit Soldaten in diese Gegend, um eine UN-Mission neuen Typs durchzuspielen, als sollte ein Impfstoff an einem Tier erprobt werden. Nicht Peace keeping, Frieden wahren, sondern Peace making, mit Waffengewalt Frieden erzwingen, lautete die Devise. Die Operation endete in einem blutigen Fiasko. Der US-Spielfilm Black Hawk Down hat es eindrucksvoll rekonstruiert.


AUSGABE

Dieser Artikel erschien in Ausgabe 7/14 vom 13.02.2014

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Lutz Herden

Redakteur „Politik“, zuständig für „Ausland“ und „Zeitgeschichte“

Lutz Herden studierte nach einem Volontariat beim Studio Halle bis Ende der 1970er Jahre Journalistik in Leipzig, war dann Redakteur und Auslandskorrespondent des Deutschen Fernsehfunks (DFF) in Berlin, moderierte das Nachrichtenjournal „AK zwo“ und wurde 1990/91 zum Hauptabteilungsleiter Nachrichten/Journale berufen. Nach Anstellungen beim damaligen ORB in Babelsberg und dem Sender Vox in Köln kam er Mitte 1994 als Auslandsredakteur zum Freitag. Dort arbeitete es von 1996 bis 2008 als Redaktionsleiter Politik, war dann bis 2010 Ressortleiter und danach als Redakteur für den Auslandsteil und die Zeitgeschichte verantwortlich.

Lutz Herden

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden