Nachdem sich die Obersten Richter in Islamabad vier Wochen lang nicht dazu durchringen konnten, Pervez Musharraf als Staatschef zu bestätigen, war absehbar, dass der General die Flucht nach vorn antritt. Die Richter wollten keine fügsamen Bürger sein, die zusehen, wie der Leviathan immer mächtiger wird, während sie in seinem Schatten Schutz suchen. Eine Herausforderung, die Musharraf zu Recht als Machtprobe begriff. Als Autokrat versucht er, sie per Ausnahmezustand zu entscheiden. Ein so logischer wie verzweifelter Schritt, um zu retten, was rettbar scheint. Vorrangig die Allianz mit den USA, für die Musharraf solange unverzichtbar bleibt, wie er eine Talebanisierung Pakistans aufhält. Es ist davon auszugehen, dass die Bush-Regierung den Notstand abgesegnet hat, den sie bisher stets vermeiden wollte. Unbeschadet dessen gilt, ein destabilisierter Frontstaat ist für die Amerikaner sehr viel unberechenbarer als ein diktatorischer. Freilich hat Musharraf sein Repertoire nun ausgereizt und kann nur hoffen, die Opposition wie den islamistischen Widerstand in Schach zu halten. Sollte es darüber zum Bürgerkrieg kommen, hat er ausgespielt.
Bollwerk
Geschrieben von
Lutz Herden
Redakteur „Politik“, zuständig für „Ausland“ und „Zeitgeschichte“
Lutz Herden studierte nach einem Volontariat beim Studio Halle bis Ende der 1970er Jahre Journalistik in Leipzig, war dann Redakteur und Auslandskorrespondent des Deutschen Fernsehfunks (DFF) in Berlin, moderierte das Nachrichtenjournal „AK zwo“ und wurde 1990/91 zum Hauptabteilungsleiter Nachrichten/Journale berufen. Nach Anstellungen beim damaligen ORB in Babelsberg und dem Sender Vox in Köln kam er Mitte 1994 als Auslandsredakteur zum Freitag. Dort arbeitete es von 1996 bis 2008 als Redaktionsleiter Politik, war dann bis 2010 Ressortleiter und danach als Redakteur für den Auslandsteil und die Zeitgeschichte verantwortlich.
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