Feldpost-Briefe aus Frankreich: Hans Fallada und die Nazis

Zeitgeschichte 1943 bereist Hans Fallada, Autor des Romans „Kleiner Mann – was nun?“, im Auftrag des Reichsarbeitsdienstes ein besetztes Land. Er nimmt sich in Frankreich eine Auszeit vom Schreiben – nicht vom NS-Regime, das Loyalität von ihm erwartet
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2023
Hans Fallada mit seinem Sohn Uli in Carwitz, 1934
Hans Fallada mit seinem Sohn Uli in Carwitz, 1934

Foto: Heinrich Hoffmann/Ullstein/dpa

Da fühlt sich einer mitten im Krieg wie Gott in Frankreich. „Das Land ist bezaubernd schön, das Wetter herrlich, die Pfingstrosen blühen.“ Maßlos verwöhnt werde man nicht nur vom Duft der Akazien und von der Frühsommerfrische, ebenso im Offizierscasino bei Gulasch und Semmelknödeln, Wein und Bohnenkaffee. Der Schriftsteller Hans Fallada (1893 – 1947) tourt ab Mitte Mai 1943 im Auftrag und in der Uniform des Reichsarbeitsdienstes (RAD) durch Frankreich, eine Auszeit vom Schreibtisch und von der Familie im mecklenburgischen Carwitz.

Was er erlebt, versetzt ihn häufig in eine gelöste, teils gehobene Stimmung, schenkt man den Briefen Glauben, die er seiner Frau Anna Ditzen („Liebste Suse“) unter der Feldpostnummer 28515