Das Lied vom Sterben

Essay Bereits in seinen Berichten aus dem Deutsch-Französischen Krieg zeigt Theodor Fontane die Empathie, die aus seinen großen Romanen spricht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 29/2019
Gesittung, Anstand, Gerechtigkeit? Zu oft traten die Preußen solche angeblich preußischen Tugenden mit Füßen
Gesittung, Anstand, Gerechtigkeit? Zu oft traten die Preußen solche angeblich preußischen Tugenden mit Füßen

Foto [M]: Ann Ronan Pictures / Print Collector / Getty Images

Es ist Krieg, und Theodor Fontane reist durch Frankreich. Doch sein Weg führt durch keine Kriegs-, sondern durch eine Kulturlandschaft. Zwar setzen ihr die Kanonaden zu, können ihr aber nicht wirklich etwas anhaben. Warum auch? Die Abteikirche von Saint-Denis, die Kathedrale von Reims, das Liebfrauenmünster zu Straßburg, sie schützt eine erhabene, unberührbare Geschichte, notiert ein respektvoller Beobachter.

Im Sommer 1870 hat Fontane gerade seine Dienste für die nationalkonservative Kreuz-Zeitung quittiert, als ihn der Auftrag des Verlegers Rudolf Ludwig von Decker erreicht: Er möge den vorrückenden Truppen folgen und ein Buch über den Krieg abliefern. Der ist nach dem 1. und 2. September 1870 – der Schlacht von Sedan und der Kapitul