Der neue Westen steht bereit

Strategische Autonomie Die deutsche Außenpolitik könnte eine Zäsur vertragen, wie sie vor Jahrzehnten mit der Ostpolitik Willy Brandts zustande kam
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 32/2017

Als Willy Brandt und Egon Bahr zu Verrätern an der Einheit Deutschlands erklärt wurden, konnte es gar nicht anders sein: Die Außenpolitik der sozialliberalen Koalition aus SPD und FDP flutete als „neue Ostpolitik“ den Wahlkampf vor dem Bundestagsvotum am 19. November 1972. Zu entscheiden war: Entweder weiter in den Unterständen des Kalten Krieges ausharren, wie das dem christdemokratischen Frontmann Rainer Barzel vorschwebte, oder die Schanzarbeiten einstellen und das Land durchlüften, was die SPD für angebracht hielt. Brandt bot dem Ostblock nicht nur Diplomatie statt Konfrontation, er verstieg sich zu der „Ungeheuerlichkeit“, dessen Existenz als legitime Nachkriegsrealität anzuerkennen. Ihn beseelte die Ansicht, durch Realpolitik