Der Staubsauger des Welthandels fällt aus

Absturz Der Kollaps der Exportmärkte wird den deutschen Arbeitsmarkt 2009 schwer in Mitleidenschaft ziehen, befürchtet der Politikwissenschaftler Elmar Altvater im Interview

Halten Sie den vorhergesagten Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland um etwa sieben Prozent bis Ende 2009 für realistisch?


Ich selbst verfüge über kein Institut, das ökonometrische Berechnungen anstellen kann. Ich vertraue in dieser Hinsicht den Wirtschaftsforschern, die über das nötige Instrumentarium verfügen. Nach allem, was man derzeit beobachten kann, ist wirklich damit zu rechnen, dass die Wirtschaftsleistung sehr stark zurückgeht, auch sieben Prozent sind möglich. Wenn für Japan und China die Exporte um 50 Prozent einbrechen, wenn sich für Deutschland möglicherweise ähnliche Größenordnungen abzeichnen, dann ist es nur folgerichtig, wenn das heftig auf die Gesamtwirtschaft durchschlägt.

Eine einmalige Situation, die es in der Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland so noch nicht gab.


Zu Lasten der inneren Stabilität?


Ist der eklatante Absatzeinbruch auf den Exportmärkten vor allem mit dem Versiegen vieler Kreditströme zu erklären?


Hat nicht ebenso eine veränderte Produktionsweise Auswirkungen auf die Nachfrage, etwa bei Investitionsgütern?


Hätte man demnach viel eher dafür sorgen müssen, dass eine Nachfrage entsteht, die diese Ausfälle in Teilen kompensiert?


Aber die sind kaum geeignet, etwas für die von Ihnen beklagte fehlende Nachfrage zu tun …


Wenn sich die Arbeitslosigkeit wieder über die Vier-Millionen-Grenze streigt – wie ist nach Ihrem Eindruck die Bundesagentur für Arbeit darauf vorbereitet?


Was soll, was kann dagegen noch getan werden, die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ist weit fortgeschritten, die Konditionen für Arbeitssuchende sind schlechter denn je.


Das Gespräch führte Lutz Herden

Der Politikwissenschaftler und Buchautor Elmar Altvater war Mitglied der Enquête-Kommission Globalisierung der Weltwirtschaft Herausforderungen und Antworten (1999-2002) des Deutschen Bundestages. Heute arbeitet er für attac (Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat) und das Weltsozialforum

Der digitale Freitag

Mit Lust am guten Argument

Geschrieben von

Lutz Herden

Redakteur, zuständig für „Ausland“ und „Zeitgeschichte“

Lutz Herden studierte nach einem Volontariat beim Studio Halle bis Ende der 1970er Jahre Journalistik in Leipzig, war dann Redakteur und Auslandskorrespondent des Deutschen Fernsehfunks (DFF) in Berlin, moderierte das Nachrichtenjournal „AK zwo“ und wurde 1990/91 zum Hauptabteilungsleiter Nachrichten/Journale berufen.

Nach Anstellungen beim damaligen ORB in Babelsberg und dem Sender Vox in Köln kam er Mitte 1994 als Auslandsredakteur zur Wochenzeitung Freitag. Dort arbeitete es von 1996-2008 als Redaktionsleiter Politik, war dann bis 2010 Ressortleiter und danach als Redakteur für den Auslandsteil und die Zeitgeschichte verantwortlich.

Lutz Herden

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