Es war einmal der Westen

Verkracht Zwischen den USA und Deutschland tut sich eine Kluft auf. Die strategischen Kulturen sind zu verschieden
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 46/2013

Noch dämmert kein Kalter Krieg herauf, aber auf erkaltete Leidenschaften plädieren darf man schon. Geht zwischen Berlin und Washington etwas zu Bruch, was auf Dauer Stückwerk bleibt? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die außen- und bündnispolitische Geschäftsgrundlage aus 64 Jahren Bundesrepublik Deutschland erodiert und zur offenen Zweierbeziehung wird. Die Allianz mit den USA galt als Karma westdeutscher Staatlichkeit nach 1949. Sie ermöglichte Ankunft und Aufstieg im Westen. Spätestens mit der NATO-Mitgliedschaft 1955 fand sich der Kriegsgegner von einst als Allianzpartner rehabilitiert. Dass es sich dabei auch um ein pragmatisches Arrangement im Kalten Krieg handelte, weil man einander brauchte, wurde gern ausgeblendet.

Schämen