Frühling der Völker

Nicaragua Der Marxist und Christ konnte wohl nicht anders, als für sein Land auch Politiker zu sein. Der Dichter Ernesto Cardenal ist im Alter von 95 Jahren gestorben
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Er wollte als Christ um steten Zuspruch für die Gequälten und Erniedrigten nie verlegen sein
Er wollte als Christ um steten Zuspruch für die Gequälten und Erniedrigten nie verlegen sein

Foto: Sven Simon, Imago Images

Es sei falsch und verfehlt gewesen, dass sich „eine gewisse Kirche“ dazu hergegeben habe, die Waffen der Unterdrücker zu segnen – so der Dichter und Priester Ernesto Cardenal, am 12. Oktober 1980, als ihm in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wird. Seine Rede ist Offenbarung, Bekenntnis und Kampfansage zugleich. Sie gilt einem Episkopat in Lateinamerika und darüber hinaus, das sich gern gemein macht mit reaktionären Autoritäten, die garantieren, dass die Macht der Kirche als Teil des Establishment unangetastet bleibt und unverzichtbar ist.

Mit einer Baskenmütze und im weißen Hemd der Bauern von Solentiname hinterlässt Cardenal in Frankfurt auch deshalb Eindruck, weil er trotz aller Deutlichke