Geisterstunde

Porträt Jair Bolsonaro weckt Assoziationen an den „Caudillo“, der Südamerika zuweilen heimsucht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 01/2019
Bolsonaro beschenkt zunächst die Gewalten, die ihn halten: das Militär, die Waffenlobby und  das Agrobusiness
Bolsonaro beschenkt zunächst die Gewalten, die ihn halten: das Militär, die Waffenlobby und das Agrobusiness

Foto: Evaristo SA/AFP/Getty Images

Tote beginnen zu reden und tun es mit fremder Zunge. Auf ihren Grabsteinen stehen Namen wie Péron, Trujillo, Duvalier, Vargas, Somoza. Der Kies knirscht. Als Gespenster turnen sie herum und sind ganz aus dem unterirdischen Häuschen – in ihrem Namen könnte wieder einer das sein, was sie einst waren. Wenn sich Brasiliens neuer, am 1. Januar vereidigter Präsident Jair Bolsonaro (63) als „Messias“ empfiehlt, rumort die Erinnerung. Sie malt am Bild des „Caudillo“, des charismatischen, von seiner Aura beseelten „Führers“, der auf Balkonen steht und Reden auf ein in Raserei versetztes Volk regnen lässt, das niederer Instinkte nicht länger mächtig, sich denen stattdessen ausgeliefert – und daher befreit –