Gorbatschow sollte als Held des Rückzugs in Erinnerung bleiben

Nachruf Michail Gorbatschow, der letzte Präsident der Sowjetunion, ist gestorben. Es war einst ein Hoffnungsträger, erst für das eigene Land, dann für dessen Gegner. Das Vermächtnis bleibt umstritten, sein „Europäisches Haus“ wurde nie bezogen
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Michail Gorbatschow (Archivbild, 1. Mai 1990)
Michail Gorbatschow (Archivbild, 1. Mai 1990)

Foto: Vitaly Armand AFP/Getty Images

Noch einmal nahm Michail Gorbatschow an Präsidentenwahlen in Russland teil. 1996 trat er für eine sozialdemokratische Partei gegen Amtsinhaber Boris Jelzin und den KP-Vorsitzenden Gennadi Sjuganow an. Er kam im ersten Wahlgang auf 0,51 Prozent oder 386.069 von 75,6 Millionen abgegebenen Stimmen, der drittletzte Platz unter zwölf Bewerbern.

Wieder einmal sollte sich die Erkenntnis des in den Personalfragen eines ganzen Zeitalters äußerst bewanderten Bertolt Brecht bestätigen, der einmal anmerkte: Schon eine Woche nach dem Tod des großen Staatsmannes fände „man für ihn nicht mehr die Stelle eines Portiers“. Bei Gorbatschow war das schon lange vor seinem Tod der Fall. Portier sein wollte er nicht, als Präsident haben wollten sie ihn