Iran muss teilnehmen

Syrien-Konferenz Bisher soll Teheran noch nicht eingeladen worden sein. Doch mehren sich die Stimmen, dass ein iranische Beitrag bei der Friedenssuche in Genf nützlich sein könnte
Für den UN-Syrien-Beautragten Lakhdar Brahimi kommt die Genfer Konferenz entschieden zu spät
Für den UN-Syrien-Beautragten Lakhdar Brahimi kommt die Genfer Konferenz entschieden zu spät

Foto Fabrice Coffrini / AFP-Getty Images

Wer einen Konflikt eindämmen oder gar lösen will, muss sein Wesen und seine Triebkräften erkennen. Für den Fall Syrien heißt das, Klischees zu verabschieden, die seit drei Jahren durch die Welt geistern und diesem Bürgerkrieg bestenfalls in Maßen beschreiben. An seinen Fronten stehen sich eben nicht nur syrische Gegner und Anhänger des Präsidenten Bashar al-Assad gegenüber. Dort fällt der Zugriff des internationalen Islamismus auf eine Arabellion besonders aggressiv und zielstrebig aus, dort nutzen nicht zuletzt sunnitische Regimes (Saudi-Arabien/Katar/Türkei) die Gunst der Stunde, um konfessionelle Antagonismen gewaltsam auszutragen.

Es geht in Syrien auch gegen den Iran und seine schiitische Theokratie, stoßen doch auf den Schlachtfeldern von Aleppo bis Jabrud Sunna und Schia aufeinander – die zwei islamischen Glaubenslehren und Religionsgemeinschaften, denen in ihrer Unversöhnlichkeit so etwas wie Zeit noch nie etwas anhaben konnte. Wenn ein Konflikt den Namen Dschihad verdient, dann dieser. Er dauert genau genommen bereits länger als ein Jahrtausend, denn es geschah im 7. Jahrhundert, dass sich Muslime nicht über den Nachfolger des Propheten Mohammed einigen wollten. Der Dissens zerriss die muslimische Welt in Schiiten und Sunniten – und es blieb dabei.

Die oder wir

Was sollte eine Syrien-Konferenz in Genf daran ändern? Nicht das Geringste, sollte an meinen und ihr deshalb nicht die geringste Chance geben, bevor sie begonnen hat? Wenn sie die religiöse Grundierung des Konflikttableaus ignoriert, dann schon. Allerdings besteht Hoffnung, dass es wenigstens Ansätze oer Versuche gibt, dies nicht zu tun.

Immerhin hat die US-Regierung zu Wochenbeginn laut darüber nachgedacht, auch eine iranische Delegation nach Genf einzuladen. Wenig erscheint sinnvoller als das, nichts ist umstrittener. Tauchen Emissäre aus Teheran am Genfer See auf, könnten sich syrische Gesandte aus dem Anti-Assad-Lager verabschieden. Es sei denn, Saudis und Kataris werden als Schutzmächte gebeten, obwohl die mit Nachdruck abwinken. Nur wohin führt das?

Nachdem die Amerikaner mit Afghanistan nicht fertig wurden, es in Libyen gerade noch einmal gut ging und im Irak nach neun Jahren US-Besatzung ein zerrissenes Land hinterlassen wurde, entschied US-Präsident Barack Obama im September 2013, auf einen Militärschlag gegen die Assad-Armee zu verzichten. Zu hoch das Risiko, sich in einem neuen Nahostkrieg wiederzufinden.

Wie einst Pakistan

Spätestens in diesem Augenblick musste allen externen und internen Syrien-Akteuren klar sein: Sehr viele Mächte halten bei diesem Konfliktherd die Hand ins Feuer, doch gibt es keine dominierende, die ultimative Entscheidung erzwingende Über- oder Ordnungsmacht. Trifft das zu, hilft allein Diplomatie über den toten Punkt hinweg.

Deshalb haben sich schon im Oktober die USA und Russland auf die Genfer Konferenz geeinigt, wurde über Nacht aus dem Paria Assad wieder der Verhandlungspartner Assad kann es dann auch kein Sakrileg mehr sein, eine iranische Präsenz beim Genfer Forum zu ermöglichen. Schließlich hielten es die Vereinten Nationen in den achtziger Jahren für dringend geboten, das offiziell unbeteiligte, tatsächlich aber tief in die Angelegenheit des Nachbarn verstrickte Pakistan in eine Genfer Afghanistan-Konferenz einzubeziehen.

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