Es hagelt förmlich Offenbarungseide, die in ihrer Dichte als Zeitzeichen zu deuten sind. Großbritannien wollte die Europäische Union schon vor sechs Monaten hinter sich haben. Stattdessen wird es von der Brexit-Frage hypnotisiert und muss damit rechnen, dies noch länger erdulden zu sollen. Mehr als drei Jahre sind vergangen, seit sich am 23. Juni 2016 eine Mehrheit von gut 52 Prozent für eine Abkehr von der EU ausgesprochen hat. Der Vollzug eines demokratischen Votums jedoch – und als solches muss dieses Plebiszit ja wohl gelten – bleibt blockiert. Wird Volkes Wille verhöhnt? Die Demokratie gleich mit, auch wenn Volksbefragungen gegen Missbrauch nie gefeit und manchmal suspekt sind?
Der nächste Offenbarungseid: Die Brüsseler Verhandler haben sich im Namen der EU-Regierungschefs als so unfähig wie unwillig erwiesen, Großbritannien wie einen Drittstaat, vergleichbar der Schweiz, zu behandeln, mit dem ein Auskommen zu finden ist. Stattdessen wird der Aussteiger weiterhin als Mitgliedsstaat betrachtet, gegenüber dem Konzessionen obsolet sind, etwa die Einigung auf ein Freihandelsabkommen noch vor dem britischen Abgang. Womit die Nordirlandfrage sofort gelöst wäre. Ist das Beharren auf dem monolithischen Wirtschaftsblock im Zeitalter der Globalisierung und multilateraler Handelssysteme wirklich der Weisheit letzter Schluss? Und würde ein solcher Vertrag auf Sonderrechte hinauslaufen und die EU als Rechtsgemeinschaft aus den Angeln heben? Sollte es danach gehen, hätte der Euro nie in dieser Art eingeführt werden dürfen, wie das 2002 geschah. Seinerzeit haben ökonomische Interessen rechtliche Belange gnadenlos dominiert. Kein Schritt in der Geschichte des vereinten Europas seit der EWG-Gründung 1957 hat eine ähnliche Rechtsungleichheit und -unsicherheit ausgelöst wie die Gemeinschaftswährung. Die EU teilte sich nicht nur in Euro- und Nicht-Euro-Staaten, es wurde daraus ein Europa der 28 Geschwindigkeiten. Die Union des Wettbewerbs mit annähernd gleichen Chancen für alle fand sich grandios karikiert. Der Euro ließ aus Unterschieden Abgründe werden, als EU-Staaten wie Griechenland zu einschneidendem Souveränitätsverzicht genötigt waren.
Ein weiterer Offenbarungseid führt zu Boris Johnson und der Erkenntnis: Den haben nicht nur die Brexiteers der Tories ins Amt gelotst, den hat Brüssel ebenso zu verantworten, weil sich die EU-Zentrale so kompromisslos verhält, wie das bis zur Stunde geschieht. Ringt sich das Westminster-Parlament nun zu No-No-Deal- bzw. Anti-Johnson-Voten durch, ermannt es sich auch als Souverän gegenüber der EU-Zentrale. Verheißt der Brexit eine Rückkehr zu politischer Selbstbestimmung, dann hat die Opposition im Unterhaus gezeigt, was darunter zu verstehen ist. Man verleugnet sich nicht und schluckt keinen Brexit, der zum Davonlaufen ist und wird. Nur bleibt diese Selbstermächtigung ein Muster ohne Wert, solange nicht das Volk zur Mitentscheidung gebeten wird. Nicht durch ein zweites Referendum, sondern durch Neuwahlen, denen sich alle Parteien sofort stellen, auch wenn damit die Missachtung des 23. Juni 2016 nicht ungeschehen zu machen ist. Insofern kann Boris Johnson nach dem mephistophelischen Prinzip – das Böse zu wollen und das Gute zu schaffen – die Gunst der Stunde für sich in Anspruch nehmen. Wer das Parlament jetzt suspendiert, tut ihm genau genommen einen Gefallen. Es kann sich nur durch Wahlen von diesem Regierungschef befreien und hätte gut daran getan, die zu ermöglichen.
Kommentare 14
das kauf-angebot der hongkonger börse zeigt eine lösung:
das zerlegte königreich könnte eine chinesische "sonder-wirtschaftszone"
werden....
Mit jeder Woche und jedem Tag länger man den Brexit nach hinten verschiebt, wird klarer, daß man aus der EU nicht austreten kann. Es ist einfacher einen Buchclub zu verlassen. Aber spätestens, wenn sich wieder die syrischen Flüchtlinge auf den Weg nach Europa machen, werden die Brexitverhinderer politisch gelyncht werden.
Die Förderer des Brexit: Farage, Banks, Murdoch, Mercer, Bannon, Cummings und Johnson sind ja bekanntlich alles lupenreine Demokraten und Sozialisten. Ihr Ziel war und ist es, die EU zu zerstören. Warum also sollte die EU helfen, ihren eigenen Zerfall zu orchestrieren?
Das Brexit Referendum soll demokratisch gewesen sein? Ihnen ist offenbar weder Cambridge Analytica bekannt noch die verbotenen finanziellen Zuwendungen vieler der o.g. Herren an die Brexit-Partei noch die schamlosen Lügen in der Murdoch Presse. Außerdem ist mangels Verfassung völlig unklar, wer in UK eigentlich das politische Sagen hat: das Volk via Plebiszit, das gewählte Parlament oder die nicht gewählte Tory Regierung. Offenbar halten Sie das Parlament für entbehrlich. Dumm nur, dass das oberste britische Gericht das anders beurteilt hat.
Sie verlangen, die EU hätte mit UK ein Freihandelsabkommen aushandeln sollen, Nun ja, bis Anfang 2019 hat sie mit Frau May zwei Jahre lang einen Ausstiegsvertrag ausgehandelt, der im britischen Parlament keine Mehrheit fand. Erst ab da hätte es evtl. Sinn gemacht, ein gesondertes Freihandelsabkommen zu verhandeln. Kennen Sie ein Freihandelsabkommen, das innerhalb von einem halben Jahr durchverhandelt und ratifiziert wurde?
Nehmen wir mal an, so etwas wäre wider Erwarten gelungen. Wenn das dann so ausgesehen hätte, wie Herr Johnson das gerne haben würde, was würde ihn daran hindern, Artikel 50 zurückzuziehen und UK weiterhin in der EU zu belassen? Das würde alle EU Mitglieder auf die Idee bringen, so lange mit Austritt zu drohen, bis der EU Vertrag dem jeweiligen Land genehm ist. So könnte man die EU natürlich auch zerstören.
Würde Großbritannien wie die Schweiz behandelt, müsste sich die EU keine Sorgen machen. Die Schweiz hat ganz viele Regeln der EU übernehmen müssen, kann aber über deren Zustandekommen nicht mitbestimmen. Der Status der Schweiz ist bestimmt keine Zielvorstellung von Boris und Co für Großbritannien.
UK sollte die parlamentarische Zwangspause nutzen um Ermittlungen gegen Boris Johnson, Farage, Cummings und Banks durchzuführen, ob diese im Auftrag einer fremden Macht gehandelt haben. Es würde mich nicht wundern, wenn in den Ermittlungsergebnissen auch der russische FSB auftauchen sollte.
Ob der Euro für die Mitglieder der EU eher gut oder eher schlecht ist, kann ich nicht wirklich beurteilen. Nur spielt das ja gerade im Fall Großbritannien keine Rolle. Die haben ja ihr Pfund und sind möglicherweise glücklich, wenn dieses demnächst weniger wert ist als der Euro.
Neuwahlen werden Großbritannien nicht befrieden. Falls das Remain Lager mit 52% siegt, werden die 48% Brexit Wähler keine Ruhe geben. Deshalb tut Boris Johnson alles, damit der Brexit am 1.11. per Default eintritt.
»Das Brexit Referendum soll demokratisch gewesen sein? Ihnen ist offenbar weder Cambridge Analytica bekannt noch die verbotenen finanziellen Zuwendungen vieler der o.g. Herren an die Brexit-Partei noch die schamlosen Lügen in der Murdoch Presse.«
Irreführung im Namen der Finanzindustrie
Schauen Sie mal, was uns Ernst Wolff am 21.06.2016 hat wissen lassen:
»Politik und Medien entwerfen immer neue Schreckensszenarien und warnen davor, dass die Entscheidung für einen Brexit das Schicksal Europas besiegeln könnte. Der Mord an der britischen Labour-Abgeordneten und EU-Befürworterin Jo Cox zeigt, wie aufgeheizt die Stimmung ist.
Dabei handelt es sich bei der Brexit-Debatte um nichts anderes als eine im Interesse der Finanzindustrie inszenierte Täuschungskampagne. Ihr Ziel ist es, die Wut der arbeitenden Bevölkerung zu kanalisieren, den Menschen fälschlicherweise ein demokratisches Mitspracherecht in wichtigen Zukunftsfragen vorzugaukeln und sie von den wirklich entscheidenden Vorgängen – den historischen Manipulationen im Finanzsektor –abzulenken.
Längst beschlossen: Einen Brexit auf Dauer wird es nicht geben
Hintergrund der Brexit-Abstimmung ist die wachsende Unzufriedenheit der britischen Bevölkerung mit den sozialen und politischen Verhältnissen in ihrem Land. Sie hat dazu geführt, dass die beiden großen Volksparteien Labour und Tories immer stärker an Rückhalt verlieren und die nationalkonservative UKIP (United Kingdom Independence Party) ganz erheblich an Zulauf gewonnen hat. Um diesen Protest nicht aus dem Ruder laufen zu lassen und die eigene Macht zu sichern, hat Premierminister Cameron eine zunächst für 2017 angekündigte Volksabstimmung auf den 23. Juni dieses Jahres vorziehen lassen.
Ziel dieser Abstimmung ist es, der arbeitenden Bevölkerung Großbritanniens das Gefühl zu geben, sie selber entscheide über die Zukunft ihres Landes. Das ist immens wichtig, da die Regierung angesichts der sich verschärfenden Finanzkrise schon bald erneute Einschnitte im Staatshaushalt vornehmen und den Lebensstandard der breiten Masse weiter senken wird, während sie der Finanzindustrie auch in Zukunft erlauben wird, die Märkte nach Belieben zu manipulieren.
Die Brexit-Kampagne ist aber nicht nur ein Täuschungsmanöver, sondern auch ein zwischen Politik und Wirtschaft abgekartetes Spiel: Die von Premier Cameron vertretene Finanz- und Wirtschaftselite setzt seit Monaten die ganze Macht der von ihr finanzierten Medien dafür ein, den Ausgang des Referendums zum eigenen Vorteil – also zum Verbleib in der EU - zu beeinflussen.
Selbst für den Fall, dass die Entscheidung allen Manipulationsversuchen zum Trotz für einen Brexit ausfallen sollte, ist die Finanzindustrie gerüstet: Sie treibt die Kurse vor dem Referendum auf Rekordhöhen, um der arbeitenden Bevölkerung Europas im Fall einer Niederlage durch Kursstürze zu zeigen: Seht her, was passiert, wenn ihr euch gegen das Diktat der EU auflehnt! Da die EU-Vorschriften für den möglichen Austritt eines Landes eine Übergangsphase von 2 Jahren vorsehen, kann man sicher sein, dass die Finanzelite die Menschen innerhalb dieser Zeit durch Diffamierung, Einschüchterung und unverhohlene Drohungen – unterstützt durch Medien, Politik und weitere Erschütterungen der Finanzmärkte – dazu bringen würde, ihre Entscheidung in einer zweiten Wahl zu widerrufen.«
…
»Obwohl das Europäische Parlament von den Bürgern der EU-Länder gewählt wird, werden die maßgeblichen Funktionäre in Absprache mit der Wirtschafts- und Finanzindustrie ernannt. So hat keines der 26 Mitglieder der EU-Kommission, des höchsten und wichtigsten Exekutiv-Gremiums der EU, die Legitimation der europäischen Bevölkerung.
Die wichtigsten Entscheidungen der EU (u.a. auch die Verträge von Maastricht und Lissabon) wurden unter maßgeblicher Mitarbeit des "European Round Table of Industrialists" getroffen, einer Vereinigung von etwa 50 Führungskräften europäischer Großkonzerne. Alle wichtigen Finanzentscheidungen werden mit der Führungsspitze der Europäischen Zentralbank (EZB) abgesprochen. Weder die Mitglieder des Round Table, noch die der EZB müssen sich den Wählern gegenüber verantworten.«
…
»Nachdem die EZB seit März 2015 bereits mehr als eine halbe Billion Euro in das Finanzsystem gepumpt hat, hat sie den Leitzins im März dieses Jahres auf Null gesenkt. D. h.: Die Finanzelite, die das Geld zum größten Teil nicht etwa investiert, sondern in die Spekulation an den Aktien-, Anleihen- und Immobilienmärkten steckt, zahlt für das ihr zur Verfügung gestellte Geld keinen Cent Zinsen mehr.
Darüber hinaus hat die EZB im Juni begonnen, auch Unternehmensanleihen aufzukaufen, d. h. sie hilft Großunternehmen, deren Schuldner nicht zahlen können, die fehlenden Gelder aufzustocken und animiert sie auf diese Weise, zusätzliche Risiken einzugehen oder ihr Geld für Aktienrückkäufe zu verwenden, um so die Manager-Boni noch weiter in die Höhe zu treiben. Zudem verfälscht sie auf diese Weise die ohnehin exzessiv manipulierten Aktien- und Anleihenmärkte noch weiter.
Großer Verlierer dieser Geldpolitik sind nicht nur regionale Banken und Sparkassen, die wegen der Nullzinspolitik bereits zum Teil ums Überleben kämpfen. Vor allem der Mittelstand, der nichts von dem zur Verfügung gestellten kostenlosen Geld sehen wird, wird weiterhin um die Zuteilung von Krediten betteln müssen und erleben, wie sich seine Konkurrenzsituation gegenüber größeren Marktteilnehmern weiter verschlechtert.
Der ganz große Verlierer könnte aber schon bald die gesamte arbeitende Bevölkerung sein, denn die Anzeichen verdichten sich, dass die Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Systems immer weniger wirken.«
Soeben wird mitgeteilt:
Der EZB-Rat beschloss während seiner heutigen Sitzung, den Einlagenzinssatz, zu dem Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank parken, von bisher -0,4 Prozent auf nun -0,5 Prozent zu senken.
Zudem will die Notenbank die umstrittenen Anleihekäufe wieder aufnehmen - und dafür ab November monatlich 20 Milliarden Euro einsetzen. Ein genaues Ende der Käufe legte der EZB-Rat zunächst nicht fest.
An der Börse reagierten die Investoren mit Aktienkäufen auf die Beschlüsse der Notenbank. Der Leitindex Dax sprang unmittelbar nach der Entscheidung um 0,7 Prozent auf 12.440 Punkte.
Ich kann die Aufregung, insbesondere die Mangel-Szenarien für England & Co. kaum nachvollziehen: Die IMPORTE aus der EU kann E. zunächst einfach so weiter durchwinken wie bisher. Das entspräche auch dem, was die (Regierungs-) Exekutive der Tories generell am Besten kann: nämlich gar nichts tun, sich exekutiv-administrativ möglichst aus Allem, was Handel etc. angeht, raushalten, Nachtwächterstaat usw.
Problem wären "lediglich" die Exporte in die EU, wo sich aber nennenswerte Lieferketten, z. B. der Autoindustrie, ihren Weg schon bahnen werden, und sei es über hohe Bevorratungen. Bisher sind keine Zölle durch die EU festgesetzt worden, - wenn man will/kann, so darf man ohne solche Verordnungen/Zollgesetze die Standard-Zölle nach GATT/WTO erheben, die eh nicht die Welt ausmachen, kaum die Kosten der Kontrollen einfahren. Nicht ganz so einfach/leicht sieht es mit den britischen Pharmazeutika-Exporten in die EU aus, - da sind vermutlich auch leicht verderbliche Sachen dabei, Insuline u. ä. womöglich, wo ein Zoll schon eher direkt preiswirksam wird, als bei einem Auto-Teil von 2000 Teilen im Endprodukt.
WENN es also KURZFRISTIG zu Mangel, Chaos & Wirtschaftsdellen kommt, dann deshalb, weil man massive "Fehler" einbaut, - wozu es durchaus politische u. wirtsch. Interessengruppen gibt.
Wenn ich Drogen-, Waffen-, Menschen- o. sonstiger Schmuggler wäre, würde ich die kommende Lage hinsichtlich Überforderung der EU-Kontrolleure genau im Auge behalten, - um ggfls. da aktiv zu werden, zumindest solange die evtl. Überforderung anhielte. Dass die FARC (Koks) sich derzeit reorganisiert, passt da ganz gut hinein.
LANGFRISTIG müssen die bisherigen Import-Kontrollen Englands & Co. für Non-EU-Waren halt auf die verbleibenden EU-Staaten zurückverlegt werden, - da ist IE/NI natürlich ein Problem, aber mit 1-3 Mrden. Startkosten und 0,8-1,5 Mrd. jährl. Betriebskosten ist eine "Grüne Grenze" ohne Schlagbäume, die den MASSIVEN Schmuggel in Sektor-/Industrie-Dimensionen wirksam verhindert, aber die kleinen Verzahnungen der grenznahen Konsumenten u. Kleinproduzenten gestattet, durchaus möglich.
Eine von Vielen Interessengruppen, die auf Mangel & Zollteuerung schielen, sind natürlich alle Inflations- (und damit Zins-!)"Liebhaber". Was die EZB nicht schafft, 2% Teuerung pro Jahr, könnte man über die Brexit-Schiene stemmen. Dann wäre endlich DAS große Kürzungs- u. Enteignungsinstrument gegenüber den kleinen Leuten wieder installiert ...
Herr Herden,
Sie irren gleich zwei mal:
1) der EURO-schein in Ihrer tasche trügt, denn der EURO wurde nicht 2002, sondern am 1. Januar 1999 eingeführt.
2) die "Einigung auf ein Freihandelsabkommen " würde nichts lösen; denn bei derartigen abkommen geht es keineswegs um "freien" (= unkontrollierten) handel, sondern um die verpflichtung auf die einhaltung von wirtschaftpolitischen regelung (in diesem falle wären das die berüchtigten "vier grundfreiheiten" der EU); also im brexitfalle ginge es um die beibehaltung aller regeln der EU, ohne dass UK über deren weitere gestaltung direkt mitbestimmen könnte. Wenn sie also ein "Freihandelsabkommen" wollten, dann sollten die briten lieber in der EU bleiben, dann hätten sie wenigsten noch die chance, sonderkonditionen zu verhandeln (wie sie es seit 1972 unzählige male gemacht haben)...
p.s. Johnson würde baldige neuwahlen mit hoher wahrscheinlichkeit gewinnen, das weiss er ganz genau; deshalb will er sie ja haben.
Wenn nach dem Brexit alles so weiter läuft wie vorher, dann heißt das z.B. dass die EU Fischer weiterhin in britischen Gewässern fischen und dass alle Normen und Regeln so weiter gelten wie bisher, z.B. die Veterinärvorschriften für die Einfuhr von walisischem Schaffleisch in die EU. Warum machen die Briten dann überhaupt einen Brexit?
Wenn ich afrikanischer, syrischer oder afghanischer Flüchtling wäre, würde ich das Brexit Chaos an der britischen Grenze nutzen um nach Großbritannien zu gelangen, solange mich die EU nicht haben will. Insbesondere, solange Lastwagen aus Calais in Dover einfach durchgewunken werden
Ganz schlechte Karten hat Gibraltar. Obwohl die Gibraltarer 2016 zu 95% gegen den Brexit gestimmt haben, werden die Wartezeiten an der Grenze zu Spanien wieder 4 Stunden oder mehr betragen, wie ich es noch selbst Anfang der 2000er Jahre erlebt habe.
In Irland denken einige Nationalisten schon darüber nach, ob man den Nordiren nicht den Strom abstellen sollte.
Natürlich haben Sie sehr Recht damit, dass es unendlich viele Friktionen geben kann/wird (wie schon zu Zeiten ohne Brexit!) , aber ich habe mitnichten von einem GENERELLEN "weiterso" gesprochen, sondern NUR vom Warenverkehr (Personenverkehr, Meeres-Rechte uva. mehr unberücksichtigt!) und darin auch nur von der guten IMPORT-Position Englands vs. der als zwangsläufig ausgegebenen Mangel-Apokalypsen/Dys-topien auf der Insel infolge eines No-Deal-Brexits.
Schaf-Fleisch, Butter und ca. 100 weitere, vorwiegend agrarische, Produktklassen sind als Briten-Exporte/EU-IMPORTE für die EU selbst bei Totalausfall völlig unkritisch, sondern ärgerlich höchstens für die Briten, die sich aber schnell andere Abnehmer dafür suchen können, - China kann fast alles gebrauchen, wenn der Preis stimmt usw. -, insoweit sie nicht wieder selber mehr vom Selbstproduzierten verbrauchen können/wollen.
Und Gibraltar-Bottle-Neck oder (Strom-)Abschaltungs-phantasien beiderseits der Ir(r)landen gab es seit je auch ohne Brexit schon, Fischerei-Vereinbarungen u. a. Meeres-Nutzungen/-aufteilungen müssten erstmal gekündigt werden, waren stets ein "Pfund" Englands, mit dem es auch innerhalb der EU schon immer "gewuchert" hatte usw.
<<Die Brexit-Kampagne ist aber nicht nur ein Täuschungsmanöver, sondern auch ein zwischen Politik und Wirtschaft abgekartetes Spiel: Die von Premier Cameron vertretene Finanz- und Wirtschaftselite setzt seit Monaten die ganze Macht der von ihr finanzierten Medien dafür ein, den Ausgang des Referendums zum eigenen Vorteil – also zum Verbleib in der EU - zu beeinflussen.>>
Offensichtlich ist aber jetzt das genaue Gegenteil richtig. Wie die Byline Times gerade in ihrem Beitrag "Brexit Desaster Capitalism" enthüllt, haben mehrere britische Hedgefonds Short Positionen auf einen No Deal Brexit aufgebaut und wetten insbesondere mit Leerverkäufen auf einen fallenden Pfundkurs im Fall eines No Deal Brexit.
Besonders sticht hier der Shortseller Crispin Odey hervor, der dem deutschen Publkikum als der Mann bekannt ist, der die Aktie von Wirecard durch Shortselling zum Absturz brachte. Odin verdiente bereits 2016 in der Nacht des Brexitvotums 220 Millionen Pfund, weil er anders als die meisten Konkurrenten, auf den erfolg von Leave gewettet hatte. Derzeit hat Odey wieder 313,4 Mio Pfund in Shortpositionen investiert, davon das meiste als Wette auf einen fallenden Pfundkurs bei einen No Deal Brexit.
Die Shortpositionen der 100 größten Shortdealer findet man im Short Interest Tracker.
Insgesamt haben britische Hedgefonds 8 Milliarden Pfund in Short Positionen gesteckt, die durch einen No Deal Brexit profitieren würden. Darunter haben direkte Unterstützer von Boris Johnson 4,563 Milliarden Pfund in die Wette auf einen No Deal Brexit investiert. Diese Firmen haben Boris Johnsons Brexit Kampagne mit über 600.000 Pfund direkt unterstützt. Erlaubt wären nur 150.000 Pfund gewesen. Unter diesen direkten Unterstützern sind neben Odey eine Reihe von Short-Dealern, die man in Deutschland nicht kennt: Paul Marshall, Peter Cruddas, Jon Moynihan, Jon Wood, Robin Birkey, David Liley, Philipp Harris, JCB (Joseph Cyril Bamford) und The Bristol Port Company (Eigentümer: Terence Mordaunt und Sir David Ord).
Weitere No Del Brexit Wetten im Wert von 3,711 Mrd Pfund kamen von weiteren Unterstützern des Leave Lagers.
Zwischen Januar und Mai 2016 wurden in Großbritannien wöchentlich 10 neue Shortpositionen auf einen No Deal Brexit ausgegeben. Seit Boris Johnson am 16.Mai seine Kandidatur für den Tory Parteivorsitz angekündigt hat, stiegen die neuen Short Positionen auf 100 pro Woche an.
Die Byline Times erhielt keine Antwort auf die Frage, ob es diese Erwartungshaltung der britischen Hedgefonds ist, die Boris Johnson veranlassten, zu behaupten, er würde eher tot im Straßengraben liegen als in Brüssel um einen Aufschub des Austrittsdatums zu bitten. Denn dann würden die 8 Mrd Pfund Shortpositionen ja platzen.
Ist also die vornehmste Aufgabe der Regierung in Großbritannien jetzt, als Erfüllungsgehilfe für Finanzwetten britischer Hedgefonds zu agieren?
»Ist also die vornehmste Aufgabe der Regierung in Großbritannien jetzt, als Erfüllungsgehilfe für Finanzwetten britischer Hedgefonds zu agieren?«
Sie behandeln hier isoliert das Auftreten von Hedgefonds in diesem von ihnen mitveranstalteten Desaster. Hedgefonds wetten auf alles, was Geld einzubringen verspricht. Interessieren Sie sich doch mal für deren Wetten im Rahmen der sogenannten Finanzkrise 2007/2008, die in Wahrheit eine grandiose Geschäftsidee war, verkommen zwar, aber äußerst effektiv.
Im März 2018 jedenfalls meldete sich z. B. Milliardär George Soros: Mit einer Kampagne in Großbritannien will der aus Ungarn stammende Investor und Spekulant George Soros gegen den Brexit kämpfen. Binnen einem Jahr will der 87-Jährige mit der Initiative "Best for Britain" laut "Guardian" eine erneute Abstimmung erzwingen.
Die monetären Machthaber wollen den Brexit nicht.
Das, was sie erreichen wollen, nämlich, sich die EU als Mittel zum Domestizieren von 500 Millionen Bürgerinnen und Bürger zu erhalten, ist bis heute gelungen. Und die Wunscherfüllung dieser monetären Machthaber ist das ungeschriebene Gesetz und Handanleitung für ihre politischen und medialen Vasallen.
Seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 können sich die Giganten unter den Großbanken, Versicherungen, Hedgefonds und multinationalen Konzernen (die monetären Machthaber also) darauf verlassen, dass sogenannte "systemrelevante" Unternehmen vom gesamten Hofstaat und Zentralbanken im Notfall mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gerettet werden. „Wat Ever It Takes“ – ein Freibrief für Lug und Betrug. – Und nichts anderes findet hier statt – beim Versuch das Referendumsergebnis von 2016 umzusetzen.
Nun ja, jedermann hat das Recht, sein Geld auf Ereignisse zu verwetten, die ihm wichtig, erstrebenswert oder wahrscheinlich erscheinen. Das gilt besonders für die wettsüchtigen Briten. Es ist offenbar auch nicht unüblich, dabei dem Ereignis ein bisschen nachzuhelfen, wenn man die Mittel dazu hat. So hat ja mal George Soros gegen die Bank von England gewettet und gewonnen.
Boris Johnson jedoch erinnert mich eher an einen jener Fußballer eines zweit- bis sechsklassigen Vereins, der von der Wettmafia geschmiert wurde, ein Eigentor zu schießen, damit sein Verein das Spiel verliert und so das gewünschte Wettergebnis eintritt. Immerhin haben Johnson, Cummings und Co rechtswidrig von der britischen "Wettmafia" über 600.000 Pfund erhalten. Wohl gemerkt, wir sprechen hier nicht vom Brexit, sondern vom No Deal Brexit. Dieser stand bekanntlich 2016 nicht explizit zur Abstimmung und wurde von den Leave Protagonisten heftig dementiert.
Hierzu schreibt die Byline Times:
Der Regierungscodex bestimmt, dass Regierungsmitgliedern aktuelle oder erkennbare Interessenkonflikte verboten sind. Aber welcher Interessenkonflikt könnte größer sein als ein persönliches finanzielles Interesse des Premierministers an einer Katastrophe für Großbritannien?
»Der Regierungscodex bestimmt, dass Regierungsmitgliedern aktuelle oder erkennbare Interessenkonflikte verboten sind. Aber welcher Interessenkonflikt könnte größer sein als ein persönliches finanzielles Interesse des Premierministers an einer Katastrophe für Großbritannien?«
Hört sich gut an und gefällt mir auch, hat aber einen Makel: Dieser moralische Appell wird immer nur dann angewendet, wenn er – wie anscheinend jetzt – in die eigene Argumentationskette passt. Hoffentlich stellt sich die Zeitung auch so grundsätzlich auf, wenn Großbritannien völkerrechtswidrig souveräne Nationen bombardiert oder Russland verleumdet, britische Einwohner zu vergiften, ohne einen einzigen Beweis zu liefern.
Was die Zeitung offensichtlich nicht begriffen hat bzw. camouflierend ignoriert: Es geht nicht um Boris Johnson! Es geht um das Exekutieren des Brexit-Referendum-Ergebnisses von 2016!!!
An Boris Johnson gefällt mir, dass er anscheinend gegen alle Widerstände bereit ist, das drei Jahre alte Brexit-Votum zu exekutieren. – Ganz anders als der Volksverräter Alexis Tsipras in Griechenland 2015, der mit einem überzeugenden Mandat versehen war, es aber schließlich gegen die eigene Bevölkerung richtete.
Die großen Schreihälse, die jetzt gegen Boris Johnson wettern, hatten drei Jahre lang Zeit, den Brexit nach ihrem Geschmack durchzuführen und haben es nicht hingekriegt. Und ich sage Ihnen auch, warum nicht: Sie wollten und wollen den Brexit nicht. – Der Rest ist Märchenstunde!
Ihre Methode: Ausgrenzung über die didaktische Übung der Diskreditierung, in diesem Fall des Boris Johnson. Und Fortsetzung der Missachtung des plebiszitär ermittelten Bürgerwillens – so wie üblich in der EU* – über das Mittel der Verschleppung. Grexit-Vereitelung mittels Verrates, Brexit-Vereitelung mittels Verschleppung.
*Link führt Sie zu meiner persönlichen Homepage
Hier noch Detailinformationen zu den wichtigsten Shortsellern auf einen No Deal Brexit:
Crispin Odey, 60 J, bekannt für seine Shortselling Attacke auf das Dax-Unternehmen Wirecard. Die Bafin untersagte ihm das Shortselling für 2 Monate. Gewann 2016 in der Nacht des Brexit Votums 220 Millionen Pfund, weil er auf einen Erfolg des Brexit Votums spekuliert hatte. Derzeit Shortpositionen im Wert von 313,4 Mio Pfund. Hat die Leave Kampagne mit 870.000 Pfund unterstützt.
Paul Marshall, 60 J, Vorsitzender des Marshall Wace LL Hedgefonds, Mitglied des Hedgefonds Standard Boards, verließ 2015 die Liberale Partei, weil diese gegen den Brexit ist.
Peter Cruddas, 65 J, Gründer und Vorsitzender von CMC Markets, einem der größten europäischen Online Broker, reichster Mensch Londons (1,025 Mrd Pfund), lebt aber die meiste Zeit in Monaco (da zahlt er weniger Steuern), war stv. Schatzmeister der Torys
Jon Moynihan, 71 J, Vorsitzender von Ipex Capital, einem Hightec Risiko Kapitalgeber. Leitete 2016 das Finanzkomitee der Leave Kampagne.
Jon Wood, Vorsitzender des Hedgefonds SRM Global auf den Cayman Inseln, spendete 500.000 Pfund an die Torys. War maßgeblich an der Northern Rock Bank beteiligt, die 2008 vom britischen Steuerzahler gerettet und verstaatlicht werden musste.
Robin Birley, 61 J, Besitzer des VIP Nachtclubs 5HS in Mayfair und weiterer Clubs in London. Dort berüchtigt für schlechte Bezahlung seiner Angestellten, Ihm gehört die Fastfoodkette Burley Sandwiches.
David Lilley, Vorsitzender von Red Kite und dem Hedgefond Drakewood. Ist einer der weltweit größten Metallhändler an der Londoner Börse.
Philip Harris, Manager des Tree UK Equity Growth A Fonds
JCB Finance, Leasinggeber und Mutter von JCB, einem Hersteller von Land- und Baumaschinen, gegründet von Joseph Cyril Bamford, der 2001 verstorben ist.
The Bristol Port Company, hat 1991 den Hafen von Bristol für 150 Jahre gepachtet. Vorsitzende sind Terence Mordaunt und David Ord. Ord hatte 71.000 Pfund an die Tory abgeordnete Charlotte Leslie gespendet. Leslie ist eine Brexit Befürworterin und Gegnerin des Severn Barrage, einer geplanten Sperre der Mündung des Flusses Severn, der in den Hafen von Bristol führt. Leslie wurde verurteilt, weil sie die Spende nicht deklariert hat und auch nicht ihren Interessenkonflikt bezüglich der geplanten Flusssperre. Ord ist Direktor von Open europe, einem Thinktank zur Reform der EU. Im Jahr 2017 hat Ord 930.000 Pfund an die Tory Partei gespendet. Mordaunt ist Direktor des Global Warming Policy Forums, das den Klimawandel leugnet. Terence Mordaunt ist ein Verwandter von Penny Mordaunt, die von Mai bis Juli britische Verteidigungsministerin war.