Unter Michail Gorbatschow hatte die DDR keine Bestandsgarantie mehr

Rückzug Michail Gorbatschow hat vollendet, was im Verhältnis der Sowjetunion zur DDR immer angelegt war – der Verzicht auf einen Verbündeten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2022
Nur als alternatives System kann die DDR auf Bestand hoffen
Nur als alternatives System kann die DDR auf Bestand hoffen

Foto: John MacDougall/AFP/Getty Images

Erich Honecker und Michail Gorbatschow reden am Vormittag des 7. Oktober 1989 ein letztes Mal miteinander und mehr denn je aneinander vorbei. Das Treffen mit der sowjetischen Delegation zum 40. DDR-Jubiläum im Ostberliner Schloss Schönhausen wird zum Abgesang auf Jahrzehnte als brüderlich beschworener, häufig einvernehmlicher, nie störungsfreier Beziehungen zwischen engen Verbündeten. Dabei ließ es die DDR weniger an Loyalität fehlen als Moskau an patriarchalischer Attitüde.

Die 1974 novellierte DDR-Verfassung band den zweiten deutschen Staat „für immer und unwiderruflich“ an die UdSSR. Sie schien allzeit dafür zu bürgen, dass die „deutsche Frage“ erledigt war. Zwei deutsche Staaten, zwei Systeme, zwei Bl