„Die Weiße Garde“ von Michail Bulgakow: Nacktes Jahr in Kiew

1924 Michail Bulgakow hat seinen Roman „Die Weiße Garde“ einer russischen Familie gewidmet, die miterlebt hat, wie Kiew 1918 von einer Hand in die andere geht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2014
Michail Bulgakow in den dreißiger Jahren
Michail Bulgakow in den dreißiger Jahren

Foto: Ria Novosti/ dpa

Am 3. März 1918 hat sich das revolutionäre Russland entblößt, dass es an Selbstaufgabe grenzt. In Brest-Litowsk unterschreiben Gesandte des kaiserlichen Deutschlands und Österreich-Ungarns mit dem Volkskommissar Leo Trotzki einen Friedensvertrag. Die Bedingungen sind demütigend und maßlos, aber Lenin bleibt bei seiner Überzeugung, dass die Revolution nicht wortbrüchig werden darf. Schon weil sie die Macht dazu nicht hat. Das Versprechen der Bolschewiki, Russland vom Weltkrieg zu erlösen, soll eingehalten werden. Der längst nicht geschlagene innere Feind lässt keine Wahl.

In den Wochen danach besetzen deutsche Truppen Finnland, Teile Weißrusslands, das Baltikum, die Krim, die gesamte Ukraine. Es sind Gebiete mit etwa 70 Million