Nicht die letzte Zäsur

30 Jahre Einheit Wer daraus lernen will, muss aufpassen, dass einförmiges Denken nie wieder zum Diktat erstarrt, wie dies 1990 geschehen ist
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2020
Abriss der Mauer an der Bernauer Straße in Berlin, Foto vom Juni 1990
Abriss der Mauer an der Bernauer Straße in Berlin, Foto vom Juni 1990

Foto: Rolf Zöllner/Imago Images

Jüngst stieß ich auf einen von mir für freitag.de verfassten Kommentar zu 19 Jahren Einheit und war peinlich berührt. Da stand gleich am Anfang, die Wut sei einem gründlicher abhandengekommen als Schlager-Süßtafeln, Täve Schur und die Aktuelle Kamera: „Sie ist versunken im Diskursbrei oder wurde weggeblasen, als wir uns wieder ein Stück durch den Windstromkanal quälten, der unsere Entwicklung zum Neuen Menschen testet: wie eloquent und nichtssagend sind wir schon?“

Das klingt zwar alles angebracht, gehört aber ins Abklingbecken des Erregungsverzichts und resignativen Realismus. Wozu muss einem der ewig gleiche Psalm von den Lippen tropfen? Die Einheit ist schließlich vollendet, ein gesellschaftlicher Aggregatzustand, wi