Freiheit, Pluralismus, Wohlstand, Heimkehr nach Europa – es gab viel ideologisches Töpfeklappern, als die EU vor zehn Jahren um acht Ostländer aufgestockt wurde. Die Erweiterung besiegelte den Epochenbruch von 1990 und wurde in der Überzeugung vorangetrieben, dass der Terraingewinn des westlichen Wirtschafts- und Wertesystems im Osten dadurch unumkehrbar werde. Zuweilen entstand der Eindruck, auserwählte Völker kämen in den Genuss einer in Europa selbstlos gepflegten Willkommenskultur. Wir schulden Osteuropa die Aufnahme in ein brüderlich vereintes Europa, so der Kanon.
Kein Quotensystem
Tatsächlich verlangte der EU-Eintritt eine ökonomische Anpassung, die auf Sozialstandards so wenig Wert legte, dass die Stabilität der Beitrittsstaaten Schaden nehmen konnte. Umso mehr war von Estland bis Ungarn der Leistungsnachweis eines Überbaus gefragt, der sich vorwiegend aus neokonservativen, oft marktradikalen und noch öfter amerikafreundlichen Transformationseliten rekrutierte. Die funktionierten – nur anders als gedacht. Als neue politische Klasse wollten sie dem vereinten Europa nicht mehr schulden, als um ihrer selbst willen gut sein konnte. Das zeigte sich schon 2003, als von den acht östlichen EU-Aspiranten sechs mit eigenem Militär für George Bushs „Koalition der Willigen“ in den Irakkrieg zogen, zu dem Beitrittspaten wie Deutschland und Frankreich auf Distanz gingen.
Bis heute kollidiert in der EU nationale mit vergemeinschafteter Souveränität. Dies gilt erst recht, wenn von Tallinn bis Budapest die vergemeinschaftete Flüchtlingspolitik abgewehrt wird, weil – so die jeweiligen Regierungen – die innere Balance ihrer Gesellschaften darunter leide. Schwingt da die Erinnerung mit, dass einst die Willkommenskultur für den Osten weniger wohltätig als durchgerechnet war?
Als die EU-Kommission im Juni einen Verteilungsschlüssel vorschlug, der alle Mitgliedsstaaten bedachte, reagierten Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Ungarn und die Slowakei mit einem Veto, obwohl die zugedachten Aufnahmekontingente bescheiden blieben. Die Regierung in Tallinn sollte 1.064 Hilfesuchenden Zuflucht gewähren, gemessen an der estnischen Gesamtbevölkerung von 1,34 Millionen Menschen ein Anteil von 0,07 Prozent. Lettland wurde gebeten, 737 Asylsuchende aufzunehmen (0,03 Prozent der Bevölkerung), daraufhin bekam Brüssel von Innenminister Rihards Kozlovskis zu hören, bestenfalls 50 könne man verkraften. Hinnehmbar sei aus lettischer Sicht nur ein „freiwilliger EU-Einwanderungsplan – kein verbindlicher Mechanismus und kein Quotensystem“.
Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite – im Juli eine Wortführerin, als es um verschärfte Griechenland-Auflagen ging – wollte sich keineswegs beauflagen lassen, 710 in Europa Gestrandeten aus dem Irak und Syrien in ihrem Land ein Willkommen zu gönnen (0,02 Prozent der Bevölkerung), höchstens 250 Personen sind möglich, so ihr Bescheid. Im Übrigen sei die Absicht zur EU-weiten Verteilung „unfair und nicht sinnvoll“.
Die NATO einsetzen?
Polen hat sich lange gewunden, bevor aus Warschau die Zusage kam, man wolle 2.000 Flüchtlingen ein temporäres Aufenthaltsrecht geben, wovon bisher 57 (!) Syrer Gebrauch machen durften. Ansonsten wird der Vorwand bemüht, man müsse auf einen Massenzustrom aus der Ukraine gefasst sein, falls dort die Ereignisse aus dem Ruder liefen. Gesetzt den Fall, das passiert – woher sollen die Flüchtlinge kommen? Russen aus der Ostukraine dürften sich kaum für einen Staat entscheiden, der Russland wie einen Feind behandelt.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Tschechiens Vizepremier Andrej Babiš von der neoliberalen ANO-Partei ganz tief in den europäischen Wertecontainer griff, als er verlangte, NATO-Truppen müssten die EU-Außengrenzen schützen. Und im Bedarfsfall schießen?
Versagt Europa im Umgang mit den Flüchtlingen oder sagt es nur, wie es ist? Ein Staatenbund wie die EU stößt an Grenzen, weil es sich nun einmal um einen Zweckverband handelt, in dem Staaten darüber befinden, ob der ihnen nutzt oder schadet. Die östlichen EU-Neuzugänge lassen sich zwar gern protegieren, aber nicht als Protektorate behandeln, die einer Konsenspflicht unterliegen.
Kommentare 32
Die östlichen EU-Länder sind vor allem souverän und bei Verstand. Sie hatten neben dem rabiaten Umbau ihrer Wirtschaften auch mehr als genug Gelegenheit, zu sehen, was der Massenzuzug der letzten 40-30 Jahre in den westlichen EU-Ländern anrichtete.
Die östlichen EU-Länder sind insgesamt bodenständiger, nüchterner und realistischer.
Sie sind auch erfahrener im Umgang mit Propaganda, deshalb wohl erliegen sie nicht dem Chor der "Humanisten" des Westens, der verklärt, verzückt und geradezu ekstatisch die zu "Flüchtlingen" umbenannten und massenhaft illegal Einreisenden regelrecht als Heilsbringer willkommen heißt.
Und was genau hat der "Massenzuzug der letzten 40-30 Jahre" in den westlichen EU-Ländern angerichtet?
Sie haben es mit ihrem Beitrag auf den Punkt gebracht. Danke!
Ewähnenswert wäre noch, dass die EU doch auch unsere "Freunde" jenseits des großen Teichs in die Pflicht nehmen sollte. Sie haben uns, durch ihre sinnlosen millitärisch geführten Aktionen, erst in diese Lage gebracht. Europa darf den verbrannten Brei nun auslöffeln.
Ein interessanter Gedanke, dass es den osteuropäischen Menschen an Solidarität fehlt, weil sie beim Eintritt in die EU über den Löffel balbiert wurden. (Warum man das allerdings dann an noch Schwächeren ausgelassen wird ist mir allerdings unklar.) Pegida etc. wäre für mich dann tatsächlich als ex-DDR-Phänomen erklärbarer, denn es würde sich dann in einer Art "neuer Warschauer Pakt" gegen Flüchtlinge nahtlos einpassen lassen. (Klingt böse und bewertend ist aber in erster Linie ein Erklärungsversuch).
Für mich wird in dem Bild, was wir gerade von Europa sehen müssen eine sehr beunruhigende Parallele zur Nazizeit sichtbar, die Götz Aly in seinen Büchern aufgezeigt hat: die sozialen Werte und Rechte sind eben nicht universal, sondern werden nur der ausgewählten (national-rassistisch definierten) Gruppe gewährt. Diese Beobachtung gilt aber definitiv für beide Seiten des ex-eisernene Vorhangs. Europa verliert sich gerade selbst und läuft Gefahrim braunen Sumpf zu zerbrechen.
Wir haben doch selbst jahrelang vorgemacht, wie man sich ohne Rücksicht auf andere Staaten in der EU durchsetzt. Wenn in eigener Not die Inkasso-Unternehmen befreundeter Staaten vor meiner Tür stehen, meide ich natürlich jede zusätzliche, finanzielle Belastung. So gesehen ist die Politik der osteuropäischen Staaten nur klug; die Bedingungen europäischer Politik müssten zuerst andere werden, bevor unmittelbares Eigeninteresse durch mittelbares ersetzt werden kann. Dafür braucht es nämlich wirklich zuverlässige Partner, die einen Sinn für das Gesamtwohl haben, ohne ihr eigenes zu vergessen.
Vielleicht sollte die EU ein Budget aufsetzen, um nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Geld an die einzelnen Staaten zu verteilen. Wer auf Flüchtlinge verzichtet, verzichtet auch auf das Geld. Damit wäre man den niederen, egoistischen Instinkten des Menschen entgegengekommen und würde sie vielleicht wenigstens auf politischer Ebene erträglich verwirklichen.
Sie scheinen aber auch nicht so erfahren mit der Propaganda umgehen zu können und die Soveränität des Orban und der Balkanländer ist wenig überzeugend. Außer sie überzeugt Sie entprechend Ihrer Sprache!
Die Raffinesse Ihrer Propagandasprache ist jedenfalls deutlich. Es geht um nichts anderes als um Menschen in Not, die tatsächlich das humanistische Menschenrecht auf Hilfe haben.
Egal, welche verdunkelnde Vokabel Sie sich einfallen lassen!
Man kann durchaus auch die osteuropäischen Länder nach ihrem politischen Übergang in die Unabhängigkeit als europäische Unheilsbringer verstehen! Nicht nur im Falle der Ukraine, die bereits an die EU als bankrottes Land verscherbelt wurde. Oder glauben Sie, die USA-Milliarden seien an einen Heilsbringer gegangen? Und machen Sie sich nichts vor: Sie kamen auch von keinem Heilsbringer!
Die Deutsche Botschaft in Beirut, die auch für Syrien zuständig ist, informiert ausführlich über die Möglichkeit nach Deutschland zu fliehen. Auf ihrer Homepage wird auch ausdrücklich über die offenen Stellen für Fachkräfte und die Möglichkeiten in Deutschland zu arbeiten hingewiesen. Insofern ist es für mich kein Wunder, dass so viele Syrer nach Deutschland wollen.
http://www.beirut.diplo.de/Vertretung/beirut/de/Startseite.html
http://www.make-it-in-germany.com/
Die potenziellen syrischen Fachkräfte stehen damit aber auch in Konkurrenz mit den osteuropäischen in Deutschland arbeitenden Fachkräften. In diesen Ländern ist zum Teil eine hohe Arbeitslosigkeit.
Außerdem ist es auch für deutsche Fachkräfte ab 50 Jahren sehr schwer, eine Stelle zu bekommen.
Insofern ist es klar, dass die sozialen Interessenlagen sehr unterschiedlich sind.
Der Anspruch in Notlagen zu helfen ist davon unabhängig. Ich möchte keinem Land unterstellen, dass dieser Wunsch nicht besteht. Ich habe allerdings auch gesehen, dass die Syrer Lebensmittel weggeworfen haben, die ihnen die Ungarn gereicht haben.
Die Deutsche Botschaft in Beirut, die auch für Syrien zuständig ist, informiert ausführlich über die Möglichkeit nach Deutschland zu fliehen. Auf ihrer Homepage wird auch ausdrücklich über die offenen Stellen für Fachkräfte und die Möglichkeiten in Deutschland zu arbeiten hingewiesen. Insofern ist es für mich kein Wunder, dass so viele Syrer nach Deutschland wollen.
http://www.beirut.diplo.de/Vertretung/beirut/de/Startseite.html
http://www.make-it-in-germany.com/
Die potenziellen syrischen Fachkräfte stehen damit aber auch in Konkurrenz mit den osteuropäischen in Deutschland arbeitenden Fachkräften. In diesen Ländern ist zum Teil eine hohe Arbeitslosigkeit.
Außerdem ist es auch für deutsche Fachkräfte ab 50 Jahren sehr schwer, eine Stelle zu bekommen.
Insofern ist es klar, dass die sozialen Interessenlagen sehr unterschiedlich sind.
Der Anspruch in Notlagen zu helfen ist davon unabhängig. Ich möchte keinem Land unterstellen, dass dieser Wunsch nicht besteht. Ich habe allerdings auch gesehen, dass die Syrer Lebensmittel weggeworfen haben, die ihnen die Ungarn gereicht haben.
Dass die EU-Länder Kriegsflüchtlinge aufnehmen und mit allem Notwendigen versorgen ist ja wohl eine Selbstverständlichkeit. Gleichwohl sollten ALLE diplomatischen Kräfte gebündelt werden um dem Wahnsinn im Nahen Osten und in Afrika ein Ende zu setzen. Den Menschen und vor allem den Kindern und der Jugend wird jede Perspektive genommen und wir wundern uns über den Zulauf zu den radikalen und selbstzerstörerischen Systemen.
Diplomatische Kräfte? Heute? Wo sehen Sie die?
Heute wird Politik mit Flugzeugträgern, Bombardements, Raketen und Drohnen gemacht.
Mit dem zu besichtigenden Ergebnis.
Diese, leicht von oben herabkommende Frage ist sehr leichtsinnig. Der Platz hier reicht nicht aus, diese zu beantworten. Daher nur einige Stichpunkte: Marseille , die Banlieues von Paris, die Non-Go Areas in Deutschland (Marxloh, wo selbst eine Merkel nicht weiterweiß, Bonn und die mafiösen Großfamilien ), Schariagerichte in D und dem UK, Juden ins Gas rufende Muslime, muslimische Totschläger auf den Straßen etc. etc....
@Frisch und Frei: Na ist etwa die Integration der türkischen Gastarbeiter und der arabischen Flüchtlinge hierzulande gelungen???
Die östlichen EU-Länder sind vor allem souverän und bei Verstand…Die östlichen EU-Länder sind insgesamt bodenständiger, nüchterner und realistischer.
Keine Ahnung wie Sie zu dieser Erkenntnis gelangen. MM nach zeigen sich diese Länder vor allem sehr willig, den Kriegstreibern zu folgen. Zu derKoalition der Willigen, die den US-Krieg gegen Irak politisch und militärisch unterstützte, gehörtenohne Ausnahme alleöstlichen EU-Länder sowie Ukraine, Georgien, Albanien und Mazedonien.
Dass sie sich aus der Verantwortung für ihre beschissene Politik & Mittäterschaft stehlen, ist einfach nur schäbig und hat nichts mit kluger & souveräner Politik zu tun.
@stine: Und in Euronews kam ein Bericht über wohlhabende Syrier, die über Moskau/Murmansk (mit Verweilen in teuren Hotel) weiter nach Norwegen ziehen.
Und auch mein täglicher Kontakt mit einer irakischen Flüchtlingsfamilie gibt mir anschauliche Beispiele, warum man so gern nach Deutschland kommt (ins Land der Schweinefresser..).
Glaubt irgendjemand, die Flüchtlinge werden irgendwann in ihre Länder zurückkehren, um sie wieder aufzubauen?
Glaubt irgendjemand, dass unter den Flüchtlingen keine IS-Leute sind, die mit klaren Aufgabeen hierher kommen?
Es wird ein bitteres Aufwachen für Deutschland geben!!!
Wer hat denn ´unsere Freunde´ bei all diesen Kriegen & dem Schüren von Kriegen unterstützt? Wer gehörte zu der ´Koalition der Willigen´, den sog. ´Freunden Syriens´? Wer hat sich massiv an der Bombardierung Libyens beteiligt?
Eine Abkehr dieser kriegstreiberischen Politik kann erst stattfinden, wenn die europäischen Bürger endlich erkennen, dass es bei diesen Kriegseinsätzen nicht um Menschenrechte geht sondern um übergeordnete Interessen einiger weniger. Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie ´mitfühlend & moralisch´ diese Kriege aus der Ferne unterstützt werden & wie schnell das Mitgefühl für die leidtragenden Menschen aufhört, wenn sie vor der eigenen Tür stehen.
Auf ihrer Homepage wird auch ausdrücklich über die offenen Stellen für Fachkräfte und die Möglichkeiten in Deutschland zu arbeiten hingewiesen. Insofern ist es für mich kein Wunder, dass so viele Syrer nach Deutschland wollen.
Als Erklärung für dieses Anwerben fällt mir eigentlich nur die "Magnet-Theorie" ein, die von keinem geringeren als Kurt Schumacher stammt, der sie zur Bekämpfung der DDR vorgeschlagen hat (da war sie so erfolgreich, dass sie zum Bau der Mauer deführt hat). Bei Anwendung auf Syrien hieße dies, dass durch Abwerben der gehobenen Mittelschicht die Funktionsfähigkeit des Staates (der im Fall Syriens ohnehin nur noch ein Rumpf-Staat ist) weiter geschwächt wird. Ziel der deutschen Politik wäre es demzufolge, den Staatstzerfall in Syrien zu beschleunigen, was nicht unplausibel wäre, denn es deckt sich mit den Zielen der US-Außenpolitik.
Oder hat jemand eine andere Erklärung für das Anwerben von Flüchtlingen nur in Syrien (und nicht z.B. im Irak oder in Lybien, wo ebenfalls Bürgerkrieg herrscht) durch die deutsche Regierung und deren einseitiges Aussetzen der Regeln (Dublin III), die sie vorher selber gegen den Widerstand der anderen europäischen Länder durchgesetzt hat?
"Linke" unter sich. Wie süß.
Meine Güte JB! Was genau passt Dir wieder nicht? Dass es mehr Kommentare bei LH gibt als bei dem Dialog mit SW unter Deinem Blog? Worum geht es Dir?
Mir passt alles. Wer ist SW..?
||Anwerben von Flüchtlingen||
Hoffentlich muss ich das nicht verstehen.
Ja, sogar voll und ganz! Dass es eine kleine Minderheit gibt, die diese offene Geselschaft ablehnt, bestreitet ja niemand. Im Übrigen prozentual gesehen fast genau soviele, wie unter den Einheimischen, denen diese offener Gesellschaft ein Dorn im Auge ist.
"Ein Staatenbund wie die EU stößt an Grenzen, weil es sich nun einmal um einen Zweckverband handelt, in dem Staaten darüber befinden, ob der ihnen nutzt oder schadet"
Ja, das ist tatsächlich der heutige Zustand der EU. Die Solidarität unter den Mitgliedsstaaten, die sich als Vorreiter einer Wertegemeinschaft angesehen und verstanden haben, existiert nicht mehr. Insofern kann man auf der einen Seite verstehen, was Orban & Co. so veranstalten und auf der anderen Seite muss man sich fragen, ob es nicht an der Zeit ist, die EU völlig aufzugeben und eine Freihandelszone anzustreben, in der die Starken die Schwachen nach aller Regeln der Kunst über den Tisch ziehen? Dass die Briten schon immer eine derartige "EU" anstrebten, sollte uns allerdings doch etwas nachdenklich machen.
Danke für den Hinweis, dass das eine sehr fragwürdige Formulierung ist! Selbstverständlich denke ich nicht, dass ein an Leib und Leben bedrohter Flüchtling "angeworben" wird.
Eigentlich wollte ich nur auf den merkwürdigen Widerspruch zwischen der von Stine verlinkten Webseite der dt. Botschaft und der bisherigen Position der Bundesregierung hinwiesen, die auf ein "Abschrecken" zielt (Wortwahl zahlreicher Zeitungen, z.B.:Minister de Maiziere möchte abschrecken (FR)und auch die Frontex-Aktion geht ja in diese Richtung). Und dafür suche ich eine Erklärung.
Nix zu danken. Rechnung folgt ;o)
Ja, es gehen einige sehr widersprüchliche Dinge vor sich im Moment. Ehrlich gesagt habe ich den Überblick auch einigermaßen verloren.
Ganz ehrlich glaube ich, dass wenn die Bundesregierung je ein Interesse am Zerfall Syriens oder anderer Staaten der Region gehabt haben sollte, sie von diesem Hirnfurz längst kuriert sein dürfte. Hinzu kommt, dass die meisten der Flüchtlinge, die über die Türkei und Griechenland kommen, sich vorher oft schon monatelang in Zeltstädten außerhalb Syriens und des Iraks aufegehalten haben, z.B. in, tja, Kurdistan, der Türkei, im Libanon oder sonstwo. Und Länder und Regionen, die zum Teil total überlastet sind, haben natürlich ein Interesse daran, dass viele einfach noch ein Stück weiterziehen. Was viele Flüchtlinge, vor allem ältere, aber gar nicht wollen, weil sie hoffen, alsbald zurückkehren zu können. Was immer unwahrscheinlicher wird, zumindest, was das "alsbald" angeht.
Sicherlich sind wir in gewisser Weise ein "Magnet". Wir sind die selbsterklärte Dauerwohlstandsinsel inmitten des krisengeschüttelten, auseinanderbrechenden Europa. Wohin würden wir gehen..? Jetzt müssen wir abwarten, wie es sich weiter entwickelt. So lange wir können, finde ich es goldrichtig, dass wir aufnehmen. Ich behaupte, die Syrer und Irakis, die da kommen, tun niemandem was, sonst blieben sie da und schlössen sich dem IS an.
Die Unsicherheitsfaktoren erkenne ich als schwuler, katholischer Abiturient, der sich im Niedriglohnsektor durchschlägt, aber sehr wohl. Und an Bahnhöfen irgendwie traumatisierten, totalerschöpften Menschen zuzuapplaudieren käme mir übrigens auch nicht in den Sinn. Helfen tu ich, vor Ort, ein bisschen. Wie's halt geht, wenn man morgens um 6 aufsteht, nachmittags zwischen 16 und 17 nach Hause kommt und keine Frau hat, die das bisschen Haushalt mal eben schmeißt, weil sie meint, sie müsste.
Ich möchte an dieser Stelle einfach mal an den wunderbaren FilmLe Havreerinnern. In dem Aki Kaurismäki diesem Phantom bzw. Phantomschmerz amputierter Zwischenmenschlichkeit ein Märchen gegenüberstellt. Man kann das für weltfremd halten, was Kaurismäki aber sicher nicht ist. Ich muss sagen, dass ich den Film 2011 nicht wirklich begriffen habe, dass er mich aber im letzten November, als er auf ARTE lief sehr berührt hat.Le Havre (Film)auf Wikipedia.
Zustimmung. Und die erste Voraussetzung zur Abkehr dieser unsäglichen Kriegstreiberei ist die politische Diskussion in den Regierungen! Von ihnen kennt man keinen konkreten Standpunkt und keine konkrete Linie.
Über die Ursachen dieser menschengemachten Katastrophe spricht man nicht, die interessieren keinen PolitikerIn wirklich? Offenbar nicht einmal im Traum. Da träumen sie von den nützlichen, politisches Asyl suchenden Menschen. Dabei setzt man wohl die nützlichen Aspekte wie Bildung etc. voraus. Aber die Sprachregelung versteht "im Speziellen einerseits das konkrete Recht des Einzelnen, alsAsylbewerberAsyl zu beantragen und andererseits die humanitäre Verpflichtung einer gesellschaftlichen Gruppe, darauf einzugehen."
Nun sortieren unsere Schlaumeier wohl, wer politisch (rechts?) nützlich ist oder nicht, weil links (gefährlicher Gutmensch) und wer alt genug, gesund u. klug genug ist, um schlicht als Mensch anerkannt zu werden.
/autoren/ayhan-b-eren/@@images/7a442066-6144-44a1-a733-09aca1e79306.jpegAyhan B. Eren06.09.2015 | 17:17
Eine Freihandelzone wäre quasi die Rückkehr zur EWG der 60er, sie hätte nur einen Sinn, wenn der Euro wieder abgeschafft würde.
Zur Mitverantwortung der Bundesregierung für den Zerfall Syriens zur Erinnerung das aus dem Jahr 2012: "Die Aasgeier kreisen in Berlin" und das: "Deutsche wollen am Krieg mit verdienen"
Albrecht Müller hatte sich am 3.9.15 auf denNachdenkseitenzur deutschen Verantwortung geäußert: "Wir sind am syrischen Bürgerkrieg mehr beteiligt als viele ahnen. Einer, der dies weiß ist Bernd Duschner aus Pfaffenhofen an der Ilm. Er hat eine Initiative zur Aufhebung der Sanktionen und des Boykotts gegen Syrien gestartet und dafür Unterschriften gesammelt. Siehehier. Er fordert jetzt die Abgeordneten im Deutschen Bundestag dringlich auf, tätig zu werden. Ob sich die Bundesregierung bewegen wird, ist leider fraglich. Sie wirkt offensichtlich an der Destabilisierung und dem Aushungern Syriens mit. Der Boykott zielt auf eine Verschlechterung der Lebensverhältnisse bis hin zu Hunger und Tod. – Die Lage verschlechtern und destabilisieren kann man auch dadurch, dass man dem Land wichtige Kräfte entzieht. Darauf, wie das geschieht, hat Duschner jetzt aufmerksam gemacht. Es gibt dafür auch einen Beleg des Bundesamtes für Migration. Syrischen Flüchtlingen wird bevorzugt Asyl geboten. Das klingt schön, ist aber unschön motiviert. ..."
Muss niemand gelesen haben, aber niemand sollte auch unwissend so daher plappern.
Die Kritik amunwissend so daher plappernrichtet sich nicht an den Autor. Nur damit das klar ist.
Ich gehe mal davon aus, Herr Herden, dass Sie die 60er nicht bewusst miterlebt haben;-) Die EWG war schon damals eine viel bessere Solidar- und Wertegemeinschaft, als die EU heute. Und in einer Freihandelszone europäischer Interpretation müsste der Euro nicht abgeschafft werden. Es könnte, aber es müsste nicht unbedingt.
Was soll "Willkommenskultur" sein?
In einer wirklich zivilisierten Gesellschaft (die die BRD anno 2015 leider nicht ist) ist jedes ehrliche Willkommenheißen eines Gastes automatisch ein humanistischer (nicht zu verwechseln mit humanitärer!) Akt und damit auch Kultur im Sinne des Ernst- und Annehmens des Anderen.
Verkneifen wir uns doch bitte die pseudohumanitären (und gänzlich unhumanistischen!) Worthülsen.