Raubbau am System: „Regelbasierte Ordnung“ wird schon seit Jahrzehnten gebrochen

Ukraine-Krieg Nicht erst seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine, sondern schon seit Beginn des Jugoslawien-Kriegs im Jahr 1991, kann von keiner belastbaren Sicherheitsordnung mehr die Rede sein. Offen ist auch, ob es die jemals wieder geben wird
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 08/2023
Winziges Zeichen des Lichts: Eine Sonnenblume in den Trümmern eines Wohnhauses in Charkiw
Winziges Zeichen des Lichts: Eine Sonnenblume in den Trümmern eines Wohnhauses in Charkiw

Foto: Paula Bronstein/Getty Images

Wird Russland wegen seines Angriffskrieges auf die Ukraine derzeit aus dem Kreis zurechnungsfähiger und zivilisierter Staaten verbannt, genießt ein Argument einen besonderen Stellenwert. Es lautet, am 24. Februar 2022 sei mit einer „regelbasierten Ordnung“ gebrochen worden. Was ist darunter zu verstehen? Ein System staatlicher Beziehungen, das neben rechtlichen Standards internationalen Verträgen Priorität einräumt, die der Maxime „Pacta sunt servanda“ folgen? Trifft das zu, dann muss es verblüffen, wenn Ex-Kanzlerin Angela Merkel jüngst in Interviews zu verstehen gab, der von ihr 2015 mit ausgehandelte Minsk-II-Vertrag – immerhin unter deutsch-französische Schirmherrschaft gestellt – sei nur „Zeitspiel“