Krisenregionen sind seit jeher Risikozonen für die zivile Luftfahrt. Doch hat es mit dem Abschuss und Absturz der ukrainischen Passagiermaschine bei Teheran noch einmal eine besondere Bewandtnis. Die 176 Toten von Flug PS752 der Ukraine International Airlines, deren Maschine Minuten nach dem Start brennend aus den Wolken fiel, wurden zu Opfern des am Rande eines großen Schlagabtauschs wandelnden Konflikts zwischen den USA und dem Iran. Damit freilich sind die Ursachen dieser Katastrophe unzureichend beschrieben. Was am 8. Januar am frühen Morgen geschah, war auch eine alles andere als zufällige Folge der von Präsident Trump zusätzlich geschürten Spannungen, wie sie durch den Anschlag auf den iranischen General Soleimani ausgelöst und offenkundig gewollt wurden.
Selbstredend besteht zwischen direkten Tätern und mittelbaren Verursachern ein Unterschied. Doch ist der mehr juristischer als politischer Natur. Unbestreitbar ist: Eine seit der Kündigung des Atomvertrages auf der Schwelle zur kriegerischen Konfrontation wandelnde Feindschaft fordert erstmals zivile Opfer unbeteiligter Staaten. Es mag zynisch klingen, ist aber mitnichten so gemeint, wird dafür der Begriff „Kollateralschaden“ bemüht. Wie oft werden die als logische Selbstverständlichkeit unberührt hingenommen, wenn durch kriegerische Handlungen Menschen im Irak, in Syrien, im Jemen oder in Libyen zu Hunderten oder Tausenden sterben?
Mehr diplomatischen Schneid
Führende EU-Staaten wie Deutschland, Frankreich, Italien und – noch – Großbritannien sollten sich veranlasst sehen, der Iran-Politik der Trump-Administration nicht länger mit einer Diplomatie wirkungsloser Deklarationen zu begegnen. Der Ernst der Stunde verlangt eine konzertierte Aktion, mit der klar verurteilt wird, was nicht mehr hinnehmbar ist. Dies wird jedoch nur dann Eindruck und Wirkung hinterlassen, sind Russland und China einbezogen. Das Treffen zwischen Kanzlerin Merkel und Präsident Putin an diesem Wochenende bietet die Gelegenheit, sofern sich die deutsche Seite entschließt, mit Russland einen Partner anzuerkennen, der – weil er im Nahen Osten wieder ein Machtfaktor ist – für Deeskalation sorgen kann. Den russischen Interessen im Iran wie in Syrien kommt das allemal entgegen. Nur muss man dies nutzen und nicht bekämpfen wollen.
Seitdem die Iraner eingeräumt haben, dass ihre Luftabwehr die Boeing 737-800 abgeschossen hat, muss die Frage erlaubt sein, ob nicht sämtliche Luftfahrtgesellschaften Flüge in den und aus dem Iran längst hätten stornieren oder umleiten müssen. Spätestens in dem Augenblick, als Donald Trump verkündet hatte, sollte es eine militärische Reaktion des Iran auf das Soleimani-Attentat geben, würden die USA zurückschlagen.
Die Entscheidung über eine Flugroute trifft die jeweilige Fluggesellschaft selbst, gestützt auf aktuelle Sicherheitsanalysen zu durchquerender Luftkorridore. Zudem liefert die Flugüberwachung von Luftfahrtorganisationen wie der International Air Transport Association (IATA), der International Civil Aviation Organization (ICAO) und Eurocontrol ständig ihre Gefahreneinschätzungen ab. Und die konnte zuletzt beim Iran schwerlich so ausfallen, dass man guten Gewissens dessen Luftraum nutzen konnte.
Menetekel MH17-Flug
Spätestens seit dem Abschuss der Malaysia-Airlines-Maschine MH17 über der Ostukraine am 17. Juli 2014, als 298 Tote zu beklagen waren, muss immer wieder von Neuem hinterfragt werden: Wann darf ein Konfliktgebiet überflogen werden, wann birgt das zu große Gefahren? Sollte man sich für Ausweichrouten entscheiden, auch wenn das die Kosten einer Fluggesellschaft erhöht? Bis zum durch eine Buk-Boden-Luft-Rakete herbeigeführten Abschuss von MH17 gab es im Luftraum über der Region Donezk in nur einer Woche den Abschuss von 20 Helikoptern oder Transportmaschinen, die natürlich in viel niedrigeren Höhen unterwegs waren als die Boeing 777-200ER der Malaysia Airlines.
Doch war das seinerzeit mehr als nur ein Indiz dafür, dass es im Sommer 2014 im Donbass heftige Kampfhandlungen gab, die eben nicht nur am Boden stattfanden. Der Luftraum über Donezk war eben deshalb bis zu einer Höhe von 32.000 Fuß (9,7 Kilometer) gesperrt, die malaysische Maschine bewegte sich bei 33.000 Fuß (10 Kilometer), also nicht weit darüber. Das soll nichts rechtfertigen und nicht entschuldigen, dass mutmaßlich Militärs der abtrünnigen Region die Verantwortung für das MH17-Inferno tragen. Aber hätte es das geben müssen, wäre Malaysia Airlines der Praxis anderer Fluglinien gefolgt, die seit Beginn des bewaffneten Konflikts in der Ukraine im Februar/März 2014 auf Ausweichrouten wechselten?
Kommentare 42
immer allet 'rin in die misch-maschine:
"opfer eines konflikts", "folge der von trump zusätzlich(!) geschürten spannungen"
wer täter ist, ergibt sich politisch.
flug-gesellschaften sind für die sicherheit des luft-raumes verantwortlich.
nicht mehr hinzunehmen ist: daß EU-staaten(führende!)
sich nicht mit putin und xi jinping einigen.
die politische luft-hoheit über dem iran und der ukraine gebührt:
lutz herden.
Gab es nicht 1988 bereits einen us-amerikanischen Abschuß eines iranisches Zivilflugzeuges? Ich würde mich wundern, wenn an dessen Bord nur iranische Bürger gewesen waren. Insofern ist die Aussagen über erstmals zivile Todesopfer aus unbeteiligten Staaten vermutlich ungenau.
Wo große Mächte konfligieren...
Schon krass.
Jedenfalls hat die amerikanische Regierung mit diesem Dreiklang aus
(a) Northstream-Sanktionen (b) dem politischen Attentat am Bagdader Flughafen und (c) einer einsam-mutwilligen und im Grunde schlicht gemeinen Position in der Frage des iranischen Nuklearprogramms
den deutsch-russischen Beziehungen in der Kombination doch gerade einen ganz großen Gefallen getan. Es ist ja nicht alles schlecht.
Es bräuchte halt nur eine deutsche Regierung, die nicht aus halbgaren Transatlantikern besteht, die pflichtschuldig von Freiheit und Menschenrechten faseln (die PR-Buzzwords des Imperialismus a la Americana sind bekannt) und mehr aus Situationen wie dieser macht als nur zeitweilige Pendeldiplomatie, sondern die "den Westen" als das demaskiert was er heute ist: ein durch nichts mehr gerechtfertigter Block aus dem Kalten Krieg, den die Amerikaner unter maximaler politischer und pekuniärer Kostenabwälzung für ihre Ziele zu mißbrauchen suchen.
Wir brauchen in Deutschland eine Regierung, die solche Elfmeter reinschießt statt nur darüber zu raunen, dass man das müsste, und die "dem Westen" im Sinne dessen, was das heute bedeutet, in geeigneter Form vielleicht nicht aktiv an den Lebensnerv geht, die aber Dinge tut, die ihn absterben lassen. Schon in der Ukrainekrise lagen diesbezüglich mehrere Elfmeter auf dem Punkt.
Einen in Westeuropa ob zu recht oder zu unrecht so schlecht angesehenen Präsidenten wie Trump wie es nie mehr geben. Schon diese Tatsache allein ist ein Elfmeter, den man nutzen muss, weil man via Trump die transatlantischen Beziehungen erodieren lassen kann. Die größten Dummköpfe wollen diese aber retten für die Zeit nach Trump. Dann ist das Imperium ja weg in den Vorstellungen dieser Leute und alles eine rosarote Regenbogenparty.
Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man ein Flugzeug in 3000m, 6000m oder in der Höhe von 10-12000m abschießt. Für den Abschuß einer in Reisehöhe fliegenden Passagiermaschine benötigt man eine kompliziertere Waffentechnologie. Bis zum Abschuß der MH17 durch russische Einheiten war es in der Luftfahrtgeschichte noch nicht vorgekommen, dass eine Passagiermaschine auf der Reisehöhe abgeschossen wurde. Bis zum 17. Juli 2014 war auch nach meinem Kenntnisstand keine ukrainische Militärmaschine mit der Buk abgeschossen worden. Natürlich kann man ein generelles Flugverbot für Flüge über Kriegs- und Konfliktgebieten vereinbaren. Bitte bedenken Sie bei einer solchen Forderung auch, wie groß die Umwege dadurch werden und wie groß der zusätzliche Energieverbrauch ist. Ach ja - was die Sperrung des Luftraumes bis 9,7km im Juli 2014 betrifft: Der Abschuß durch die aus Russland stammende Buk geschah ungefähr zu dem Zeitpunkt, als der Lotse in Dnipro die MH17 an den russischen Kollegen in Rostov übergeben hat...
Wenn man mal konsequent weiterdenkt, was Herr Herden so vor sich hin geschrieben hat, dann fordert er also einen vollständigen Boykott des Iran? Nichts anderes bedeutet doch die geforderte Sperrung des Luftraums? Wie soll da noch irgend ein Flugzeug Teheran anfliegen können?
Deshalb ist auch der Vergleich mit MH17 an den Haaren herbeigezogen. Der iranische Flughafen war nicht geschlossen worden. Das ukrainische Flugzeug war nur wenige Minuten von diesem entfernt. War es das einzige zivile Flugzeug, was von dort startete? Es waren doch reguläre iranische Truppen, die das Flugzeug abgeschossen haben? Also Truppen die gut ausgebildet, vernetzt und über die Lage informiert waren. In der Nähe eines internationalen Flughafens sollte man doch wohl mit zivilen Flugzeugen rechnen? Was passiert, wenn solche Leute auch noch Atomwaffen haben? Werden die dann auch mal aus Versehen eingesetzt, weil man annahm, dass man sich hätte bedroht fühlen müssen?
Was Russland angeht, so war ja aus der Richtung die letzten Tage ein ganz lautes Schweigen zu hören. Oder haben die keinen Geheimdienst oder keine Satellitenüberwachung, die sofort klarmachten, dass das ukrainische Flugzeug von einer Rakete abgeschossen wurde. Oder wollte man noch etwas abwarten und lernen, wie man sich mit Lügen noch besser rausreden kann? In dem Bezug hat die iranische Führung ja meinen Respekt. Letztendlich stehen sie zu dem was passiert ist. Wie man sieht, ist ja auch nichts Schlimmes dabei. Die Unterstützung der "progressiven" antiamerikanischen Gemeinschaft ist ihnen ja weiterhin sicher.
"Die Unterstützung der "progressiven" antiamerikanischen Gemeinschaft ist ihnen ja weiterhin sicher."
Ohne diese tiefschürfenden Denkergebnisse scheint es nicht zu gehen. Wie immer sich auch die Sachverhalte darstellen, letztlich muss eine Schublade geöffnet werden. Aber immerhin sind Sie "auf Linie" geblieben, in dem Sie Russland wieder einbezogen haben: da kommt der Russe einfach nicht raus.
<<sind Sie "auf Linie" geblieben, in dem Sie Russland wieder einbezogen >>
Ich empfehle Ihnen den Artikel von Herrn Herden zu lesen. Dieser ging in seiner Argumentation auch auf Russland und MH17 ein. Warum wollen Sie also Russland aus der Diskussion unbedingt raushalten?
Weil Sätze wie: "Die Unterstützung der "progressiven" antiamerikanischen Gemeinschaft ist ihnen ja weiterhin sicher." unpassend sind und: "Was Russland angeht, so war ja aus der Richtung die letzten Tage ein ganz lautes Schweigen zu hören." im Bereich der Spekulation verbleibt.
Zudem macht es sich allemal glaubwürdiger, wenn der Verursacher selbst die Sache klärt und nicht von dritter Seite quasi bloßgestellt wird.
Und noch weiter vom Schuss solche Sätze: "Was passiert, wenn solche Leute auch noch Atomwaffen haben?" Wenn aber solche Aussagen getroffen werden, dann sind die natürlich nicht glaubwürdig.
Dazu waren neben den USA auch Russland/Sowjetunion nicht in der Lage...
Viele Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich in die Lage eines anderen versetzen können. Dass es in Kriegen und kriegsähnlichen Situationen zu extremen Belastungen kommt, ist ein Gemeinplatz. Unter welchem Druck der junge Mann stand, der schließlich auf den Auslöser gedrückt hat, ist eigentlich unvorstellbar. Wie leicht im Artikel "10 Sekunden für eine Entscheidung im Kriegslärm" nachzulesen ist, hatte er nur wenig Zeit für seine Entscheidung. Dem sind einige Warnungen voraus gegangen und von ihm wurde gefordert, den zivilen Flugverkehr einzustellen. Zuvor waren schon 10 Flugzeuge von dort gestartet. Dass Sie und Ihr Freund @Wilfrid Jonas hier und heute Ihr ideologisches Süppchen kochen müssen, ist angesichts von 176 Toten nicht nur abstoßend. Der Anstand verbietet es, ihre Äußerungen beim Namen zu nennen. Reden ist Silber, …
In der Ukraine war ich 6 Tage mit einem Offizier der ukrainischen Streitkräfte unterwegs. Dass er über seine Erlebnisse im Donbass nicht sprechen wollte, habe ich respektiert, weil ich an seiner Stelle ebenso gehandelt hätte. Nur durch Zufall bin ich verschont worden, in der gleichen Situation wie er zu sein. Bevor Sie also antworten, überlegen Sie, wie Sie in solchen Zwängen handeln.
<< Dazu waren die USA niemals fähig>>
Was ja einfach mal nur nicht stimmt. Wer nicht bezahlt hat, war die Sowjetunion.
Hier noch der Link: "10 Sekunden für eine Entscheidung im Kriegslärm"
Ja klar, Teheran liegt ja auch direkt an der Front. Der Iran hat bestimmt auch keine vernetzte Flugabwehr. Da kann so ein Angreifer schon mal aus dem Nichts mitten im Land auftauchen, sodass nur noch 10 Sekunden bleiben. Ja und just in diesem Augenblick ist auch kein Vorgesetzter da, der von einer Feuerleitstelle den Befehl geben kann. Für mich ist das eine faule Ausrede der Militärs.
Ja und für ein ideologisches Süppchen halte ich es, dafür die USA verantwortlich zu machen. Das hätte auch an jedem anderen Tag passieren können.
<<Dass Sie und Ihr Freund @Wilfrid Jonas hier und heute Ihr ideologisches Süppchen kochen müssen, ist angesichts von 176 Toten nicht nur abstoßend. >>
Ja klar Ihre Unterstellungen und Psychoanalysen wieder. Ich versteh, warum der ukrainische Offizier mit Ihnen nicht reden wollte.
Es ist wie immer mit Ihnen. Einen sachbezogenen Beitrag von Ihnen zu lesen, da fällt wohl eher Weihnachten und Ostern auf einen Tag. Vielleicht ist es Ihnen auch nur entgangen, der Autor Lutz Herden thematisierte MH17. Wenn Sie uns noch erläutern könnten, was das mit Ihren Erlebnissen in der Ukraine zu tun hat, wäre ich Ihnen sehr verbunden.
Das Sie Verständnis für den Todesschützen aufbringen, ehrt Sie. Aber irgendetwas sagt mir, dieses Verständnis bringen Sie nicht für einen US-Soldaten auf, der mal einen ähnlichen Befehl gibt.
Übrigens finde ich es spannend, daß Sie von sich selbst behaupten, Sie seien ideologiefrei. Ich will Ihnen Ihren Glauben nicht nehmen, aber Sie erlauben schon, dies als Glauben zu bezeichnen. Oder etwa nicht?
Stichwort Freund. Als Freund bezeichne ich jemanden, den ich persönlich über einen längeren Zeitraum kenne. Kolobok kenne ich nicht persönlich und er ist mir lediglich als Kommentator hier auf Freitag aufgefallen. Also was soll Ihre Unterstellung? Oder agieren Sie immer so faktenbefreit?
Jein. Bezahlt hat die USA damals, als sie eine iranische Passagiermaschine abgeschossen haben. Entschuldigt haben sie sich nicht. Die Iraner sind meines Wissens die ersten, die sich vor laufender Kamera jemals für "einen Fehlschuß" entschuldigt haben.
Hat Ihnen der Offizier erzählt, wo er genau gekämpft hat? Der Donbas ist groß und es gibt ruhige Frontabschnitte. Und es gibt Orte, bei deren Nennung zumindest ich eine Ahnung habe, was der betreffende Soldat erlebt haben könnte... Aber was meinen Sie mit dem etwas seltsamen Satz "nur durch Zufall bin ich verschont worden"? Der Satz klingt merkwürdig. Wovon sind Sie wann verschont worden?
<<Die Iraner sind meines Wissens die ersten, die sich vor laufender Kamera jemals für "einen Fehlschuß" entschuldigt haben.>>
Ich hatte ja schon ganz zu Beginn gesagt, dass ich es gut finde, dass man eingestanden hat, dass man die Maschine abgeschossen hat.
Allerdings weiß ich nicht, ob das schon eine tatsächliche Entschuldigung war. Eigentlich wird doch zu viel erklärt, um es mal salopp zu sagen. Nach den Aussagen der Militärs war das ukrainische Flugzeug doch fast selbst daran schuld.
unser abt drängt wort-reich: auf einhaltung des schweige-gelübdes,
der pietät wegen, und rügt mangelnde empathie- bei anderen.
s.o.
Ich will es mal so ausdrücken. Nach relativ kurzer Zeit waren die Iraner zumindest bereit, zu erklären, da wurde ein Fehler begangen. Das dafür der Befehlshaber vor Ort büßen muß, ist eh klar. Das der höchstens 5 Sekunden Zeit hatte, eine Entscheidung zu fällen, ist auch klar. Das man zum jetzigen Zeitpunkt noch nach Ausflüchten sucht, ahnt man auch. Aber so weit ist bisher kein Staat gegangen. Was traurig genug ist. Die USA hat wenigstens ohne Schuldeingeständnis Geld gezahlt. Russland weigert sich beim Abschuß der MH17 seit Jahren mit fadenscheinigsten und abenteuerlichsten Begründungen, für den Abschuß verantwortlich zu sein. Eines bleibt: Zu einem Schuldeingeständnis haben sich die USA nie durchringen können, die Sowjetunion und Russland noch weniger. Was mich erstaunt: Wenn man letzteres fesrstellt, wird man hier als Ideologe bezeichnet. Nun gut. So soll es sein....
Manchmal frage ich mich ja schon, wo der Grenzpunkt der Empathie sein mag...
Plausible Gründe für den Angriff von Michael Hudson in "Opfer der US-Öldiplomatie". Nur die Mittel ändern sich, nicht aber die Methoden.
Übrigens das zeigt wieder mal, dass telepolis oft nur ein Drittverwerter von Meldungen ist, die dann wegen Mangels an Kompetenz ideologisch passend gemacht werden. Wenn Militärs zum Selbstschutz von 10s sprechen, dann muss das noch lange nicht stimmen.
Richtige Journalisten, wie die von der russischen Novaya Gazetta unterhalten sich auch mal mit Ingenieuren die an der Entwicklung sowjetischer Flugabwehrsysteme beteiligt waren.
Am 10.1.2020 als die Absturzursache noch nicht klar war, lautete die Überschrift noch "Ein schrecklicher Fehler oder "Ein Affe mit Granate"?" [Affe mit Granate ist eine uralte Redensart, die es schon in der Sowjetunion gab und hat nichts mit Rassismus zu tun. Nur mal so, sicherheitshalber.]
Gestern lautete die Überschrift dann "Es war ein Affe mit Granate". Der Ingenieur erläutert ausführlich welche Maßnahmen existieren, um gerade in Flugplatznähe nicht aus Versehen ein Flugzeug abzuschießen. Die Abschusseinrichtung hat automatische Systeme um Zivilflugzeuge zu erkennen, es hatte die ganzen 6 Minuten das Flugzeug auf dem Radar. Spätesten als die Zielerfassung eingeschaltet wurde, hätte man auch visuell erkennen können, dass es sich um ein Passagierflugzeug handelt. Der Ingenieur lässt sich dann zu der Bemerkung hinreißen, dass es nicht einfach nur eine Affe mit Granate, sondern ein besoffener Affe gewesen sein muss. Er kann sich so eine Verkettung von schlecht ausgebildeten Militär und eventuellen technischen Mängeln der Abschusseinrichtung kaum vorstellen.
Novaya Gazeta. Leider zitiert kaum einer aus dieser hervorragenden Zeitun. Weder bei Telepolis, noch bei Freitag. Es täte aber auch hin und wieder anderen größeren Medien gut, bei denen öfter mal einen Blick reinzuwerfen...
Es gibt von der Novaya Gazeta mehr oder weniger regelmäßig englische Zusammenfassungen wie diese hier.
Ansonsten finde ich, sind auch die online Übersetzungsprogramme schon verdammt gut.
die liste der anschläge auf mitarbeiter und die liste der ermordeten
bezeugt ihre qualität als widerstands-medium.
wikip.--->nowaja gaseta
Nein. Die gibt es nur auf Russisch. Sie schreiben auch keine Artikel. Da gehe ich davon aus, Sie werden wohl kaum Artikel von Novaya Gazeta lesen. Warum aber andere, die viel über Russland (und die Ukraine) schreiben, so selten aus dieser zitieren, entzieht sich meiner Kenntnis. Für den Hausgebrauch hilft es aber, den Artikel in Google Chrome zu öffnen und dort übersetzen zu lassen. So schlecht sind die Übersetzungen nicht. Oder anders ausgedrückt: Der Babelfisch aus Douglas Adams "Per Anhalter durch die Galaxis" rückt näher...
ja, das ist für zehnmal-kluge, verschwörungs-sucher
und leute, die sich nur auf selbst-erfahrenes stützen wollen,
enzyklopädie-/lexikon-vermeider der arrogantesten art. punkt
und leute, die ihr geschirr nur in destilliertem wasser spülen.
sorry, da tob ich mein ignoranz-bedürfnis aus,
das geht an meinen clunes, meiner rima ani vorbei.
(jetze nich in zweifelhaften quellen suchen!)
Naja - von Golineh Atai weiß ich, die hat sehr oft und sehr eng mit den Journalisten der Novaya Gazeta zusammengearbeitet. Grundsätzlich schaue ich auf den Autor. Artikel von z.B. Alice Bota sind zumeist sehr gut und auch sehr gut recherchiert. Artikel von Boris Reitschuster oder Ulrich Heyden sind zumeist eine Katastrophe. Die Bandbreite ist da ziemlich groß.
korrespondenten unserer medien haben auch rücksichten zu nehmen
auf einreise-zulassende behörden in berichts-ländern.
faktische berufs-verbote werden un-ausgesprochen wirksam.
ich wollte /bin nicht aus-fallend geworden.
haben Sie ein flèche, patinando, radoppio bemerkt?
ich wollte Ihnen nur unsere abhängigkeit von info-medien demonstrieren.
und wie schnell wir uns auf sie verlassen können/müssen.
die leute, die uns über vorgänge im herrschafts-bereich der mullahs,
putins, xi jinpings usw. informieren.
Das Spannende ist nur: Wenn man sich Reaktionen so mancher Iraner anhört, ist die Wahrnehmung dort durchaus eine andere. Aber ich habe nichts dagegen, wenn Sie ausgerechnet Oskar Lafontaine als Experten heranziehen. Ideologische Antworten hat er ja. - Ach ja: Ich wollte damit nicht Trumps Angriff entschuldigen. Bevor jemand noch auf den irren Gedanken kommt, dies hineinlesen zu wollen...
sie glücklicher haben aus der schule wissen geschöpft,
auf das man sich verlassen kann! (?)
Bei beiden "Kriegs"-Parteien liegen zur Zeit die Nerven bei den Männern an den roten Knöpfen blank.
Mit martialischen Drohungen auf beiden Seiten erreicht man diesen Zustand.
Dies möge nicht als Entschuldigung sondern als Erklärung dienen.
Künftig sollte an erster Stelle und im Vorfeld das Verbot von Zivilflügen über den Kriegsgebieten stehen.
Moon of Alabama veröffentlichte gerade den Artikel "Was The Shootdown Of The Ukrainian Airplane Near Tehran Intended, A Screw-Up Or A 'Mistake'?" in dem er detailliert auf den Werdegang des Abschusses, die Verantwortlichkeiten und technische Einzelheiten eingeht. "As a former military officer I can not see any fault in what the man did." heißt es bei ihm. Jemand, der Militärtechnik nicht nur kennt wie ein Ingenieur, sondern selbst bedient hat, die Situation in Krisenfällen selbst erfahren hat und die Originalquellen aus dem Iran einbezieht, sollte eine ausreichend zuverlässige Quelle sein. Er erklärt außerdem, warum aus seiner Sicht die politische Entscheidung zur Schließung des Luftraumes ausblieb.
Die Ansicht hat er exklusiv...
Zunächst einmal vielen Dank für den Artikel. Den Sie scheinbar anders lesen und interpretieren als ich. Für mich ist es ein Offenbarungseid und ein vollständiges Versagen auf allen Ebenen, welches nur einen Schluß zuläßt. Den der Spiegel 1962 auch mal als Titel für einen recht kleinen Artikel mit sehr großer Wirkung gewählt hat: Bedingt abwehrbereit. Und das bedingt ist in diesem Zusammenhang noch geprahlt.
Ich beginne mal mit der Analyse des Textes. Woanders hört und liest man immer von zwei Luftabwehrraketen. Was Sinn macht, wenn man einen Marschflugkörper erwartet. Die USA beginnt ihre Angriffe gerne mit der Tomahawk. Üblicherweise erreicht sie eine maximale Flughöhe von 200m und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von fast 900km (Daten von der BGM-109). Die erreicht eine Passagiermaschine wohl eher nicht beim Abflug und Aufstieg... Das anvisierte Zivilflugzeug bewegte sich in nordwestlicher Richtung weg vom Flughafen. Von wo aus soll also der grad befürchtete Angriff so stammen? Auf der üblichen Route nach der Startbahn. Der Kommandeur Ali Hajizadeh spricht zudem von einer Abwehrrakete. Üblicherweise schießt man auf kleine Ziele zwei Abwehrraketen. Auch der Augenzeuge, der das Video vom Abschuß filmte, sprach von zwei Einschlagsgeräuschen. Erst nach dem ersten Einschlag zückte er sein Smartphone. Weiß der Experte nicht, was er da redet?
Nächster Punkt. Die Kommunikationsnetze des iranischen Militärs scheinen nicht sonderlich gut zu sein. Gehässig gesagt waren die Kommunikationsnetze im 2. Weltkrieg vielfach moderner. Sie funktionierten zumeist. Der Kommandeur gibt nämlich folgendes zu: So richtig kommunizieren können wir nicht. Kommunikation in modernen Kriegen ist also eher unwichtig. Oder wie kann ich das verstehen? Die Niederlage der Franzosen gegen die Nazis hatte viele Gründe. Eine war die, französische Panzerfahrer hatten keine Funkgeräte. Kommunikation untereinander unmöglich. Verheerend. Die Schlagkraft einer Armee ist stark abhängig von Kommunikation. Nun gut - das iranische Militär gibt in diesem Interview bekannt, darauf eher zu verzichten und überlastete Netze zu akzeptieren.
Dann zum Entscheidungsprozess desjenigen, der auf den Knopf gedrückt hat. Jo - eigentlich sollte der uns in einem solchen Fall kontaktieren. Hat er nicht oder konnte er nicht. Es bleibt ein wenig offen. Das Militär lebt davon, Vorschriften zu haben. Manöver sind dazu da, Streßsituationen zu simulieren, damit die Möglichkeit fataler Entscheidungen reduziert wurde. Mich hätte ja brennend interessiert, ob es eine Dienstvorschrift für den Fall gibt, die angeordnete Kontaktaufnahme funktioniert nicht. Der Kommandeur gibt ja zu, dieses Kommunikationsproblem war bekannt.
Weiter im Text. Der Kommandeur deutet Unstimmigkeiten zwischen dem Militär und der politischen Führung an. Er sagt: Der Luftraum konnte nicht gesperrt werden. Es wurde also die höchste Alarmstufe in Friedenszeiten aufgerufen (zum Vergleich: John F. Kennedy ordnete während der Kubakrise Defcon 3 an - das ist für das US-Militär die zweithöchste Alarmstufe). Aber man denkt: Wir werden es auch ohne Kommunikationsnetz hinbekommen, die wenige Kilometer entfernt startenden Zivilmaschinen zu erkennen. Oder auch nicht. Da bleiben doch verdächtig viele Fragen. Normalerweise ordnet die Politik die Alarmstufen an. Die höchste Alarmstufe unterhalb des Krieges signalisiert dem Feind: Es ist gleich so weit. Das ist auch ein diplomatisches Signal (was in dem Interview auch deutlich zum Ausdruck kommt). Ergebnis: Ein einmaliger Vorgang. 5km entfernt startet eine Zivilmaschine und der Beobachtungsposten merkt es nicht. Ist da nicht die Schlu0forderung zwingend geboten: Man sollte nur mit dem drohen, was man beherrscht? Ich habe eher den Eindruck, einigen Beteiligten sollte man höchstens die Lenkung eines Fahrrades anvertrauen.
Ach ja. Eines habe ich hoffentlich richtig übersetzt bzw. wurde richtig ins Englische übersetzt: "Funkkommunikation kann unzuverlässig sein. Die Personen auf der anderen Seite des Telefongesprächs haben möglicherweise mit einer anderen Person gesprochen oder konnten nicht sofort reagieren." Kommunizieren die nun per Telefon oder per Funk? Das kann ein Übersetzungsfehler sein. Wenn nicht...
Keine Frage: Die Aggression begann Trump mit dem Anschlag auf General Soleimani. Eines der im Raum stehenden Themen ist bekanntermaßen die Furcht vor einer iranischen Atombombe. Was jetzt aus dem Iran bekannt wird, da sollte man die Frage stellen: Will man einen Affen mit Atombombe riskieren? Bumm. Ach - ich habe ja noch eine. Teile der iranischen Bevölkerung sind seit längerer Zeit nicht sehr begeistert von einer Politik, die nicht leiten kann und von einem Militär, was das Land nicht verteidigen kann. In einer solchen Situation hilft ein äußerer Feind mit der Ideologie: Die USA ist Schuld. Funktioniert immer.
These: "Die strategische Absicht des Iran nach der Ermordung seines Nationalhelden Qassem Soleimani durch die USA bestand darin, den USA zu trotzen."
Antwort: Womit? Ohne Konzept und ohne Mittel? Möge die Sonne über diejenigen, die das fordern oder entschuldigen wollen, auch noch am nächsten Tag aufgehen...
und pakistan und indien sitzen auch in den palmen
und haben die atom-waffen-technik in der hand.
auch im griff? wohl eher weniger als mehr....
Verglichen mit dem Iran haben sie es eher schon im Griff. Wenn man allerdings den indisch-chinesischen Grenzkrieg in den 70ern betrachtet, als die Chinesen Mitleid mit der indischen Armee hatten und auf die Ausnutzung totaler Überlegenheit dank völliger Desorganisation der indischen Armee verzichtete... Dann noch die Korruption in Pakistan betrachtend... Ich stimme dem Dreizeiler schweren Herzens zu...