Tausend Wüsten

Verstoßen Nach dem Pogrom vom 9. November 1938 werden letzte jüdische Schüler aus „arischen“ Lehranstalten vertrieben. Sie müssen an noch geduldete jüdische Volksschulen wechseln
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Die Krähen schreien den Winter herbei, bald wird es schneien. Was kann es dem, der jetzt noch Heimat hat? Was tut es dem, der starr nach rückwärts schaut? Die Welt ist kein Tor mehr irgendwohin, nur tausend Wüsten breiten sich. Wer das erfährt, macht nirgends halt.

Aber es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als dort halt zu machen, wo ihnen noch Halt bleibt. Es sind Zehntausende jüdische Bürger Berlins, denen der 9. November 1938 bedeutet, dass jede Hoffnungen vergeblich war, es könnte in Deutschland nicht nur tausend Wüsten geben. An der II. Jüdischen Volksschule für Mädchen in der Auguststraße, an der Grenze zum Scheunenviertel, dem Lebensort vieler jüdischer Familien, beginnt der Unterricht am 10. November 193