Die Invasion der Türkei im Nordirak war zu lange angekündigt, der Truppenaufmarsch zu ostentativ inszeniert, die Rhetorik von Premier Erdogan zu martialisch, der nationalistische Furor zu enthemmt, als dass die Armee nicht hätte losschlagen sollen. So hat die türkische Luftwaffe nun PKK-Stellungen bombardiert und kurdische Dörfer getroffen, dabei Zivilisten getötet und die gleichen Trophäen vorzuweisen wie bei ihren Strafexpeditionen in Südostanatolien, auf eigenem Kurdenterrain.
Für die Angriffe soll es ein Plazet aus Washington gegeben haben. Warum auch nicht? Andernfalls hätte die Türkei gegen den erklärten Willen der Amerikaner gehandelt und - ein Casus belli für das bilaterale Verhältnis - die Besatzungsmacht düpiert. Für die ist der kalkulierte Verrat an den kurdischen Autoritäten in Erbil und Kirkuk ein reparabler Kollateralschaden der türkischen Angriffswut. Kurdistan ist nicht Kosovo, die Türkei nicht Serbien, der unberechenbare Nahe Osten nicht der domestizierte Balkan. Das liberale Parfum der islamisch-nationalistischen Falken um Tayyip Erdogan riecht zwar in diesen Tagen etwas strenger als sonst. Den Amerikanern wird das kaum die Lust verderben bei ihrem großen Aufbauwerk im Irak.
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