Verbrannte Geschichte

Ukraine Es sind nicht zuletzt die weiter auseinander driftenden Geschichtsbilder, die zum 70. Jahrestag des Kriegsendes zu einem geteilten Gedenken führen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2015

Es ist in etwa ein Jahr her. Ende April 2014 errichten Gegner der Regierung in Kiew nach dem Vorbild des Maidan ein Protestcamp inmitten der Hafenstadt Odessa. Am Vormittag des 2. Mai wird das Lager von Anhängern des nationalistischen Rechten Sektors überrannt, der seine Reihen durch Ultras aus der Fan-Szene des Fußball-Klubs Metalist Charkiw aufgefüllt hat. Viele Aktivisten fliehen ins Gewerkschaftshaus am Zentralbahnhof und geraten in eine tödliche Falle. Die Polizei bleibt untätig, obwohl es für die Eingeschlossenen immer bedrohlicher wird. Aus der Meute vor der Tür fliegen Blendgranaten und Molotow-Cocktails, so dass aus den Fenstern des Gebäudes bald Flammen schlagen. „Lasst sie uns abfackeln!“ – skandieren die Belagerer.

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