Als die US-Truppen 1972/73 Indochina bis auf Restkontingente räumten, hielt sich die südvietnamesische Armee ARVN noch gut zwei Jahre bis zum 30. April 1975. Erst dann hatten sich die südvietnamesische Befreiungsfront und die nordvietnamesische Streitkräfte soweit durchgesetzt, um die Hauptstadt Saigon einzunehmen.
Als die Sowjetunion im Februar 1989 ihr Afghanistankorps abzog, vermochte sich der von ihr protegierte Präsident Mohammed Nadschibullah noch bis April 1992 zu behaupten, bevor ihn ein Bürgerkrieg zur Demission zwang. Und es dauerte noch einmal vier Jahre bis zum September 1996, dass die Taliban Kabul eroberten, ohne das ganze Land beherrschen zu können.
Warum jetzt dieser Dammbruch binnen Tagen in Afghanistan? Ist das überhaupt ein zutreffender Begriff? Dämme haben sich den vorrückenden Kombattanten so gut wie keine in den Weg gestellt, zumindest keine, die von der Afghanischen Nationalarmee ANA errichtet waren. Nicht einmal zwei Monate sind vergangen, seit die Besatzungstruppen der USA und einiger NATO-Staaten den Rückzug antraten und vorübergehend ein Vakuum hinterließen.
Groteske Fernsehauftritte
Es scheint nichts gegeben zu haben, wofür sich zu kämpfen und zu sterben lohnte auf Regierungsseite. Die vorrückenden Taliban fuhren durch das Land wie das berühmte Messer durch die Butter. Sicher war es ein Schock für ihre Gegner, plötzlich auf sich allein gestellt zu sein und ohne die Luftüberlegenheit der Amerikaner auskommen zu müssen. Aber als Erklärung für das Phänomen der kampflosen Übergabe eines ganzes Landes reicht das nicht aus. Die Kapitulation einer von den USA und der NATO zwei Jahrzehnte lang hochgerüsteten Streitmacht steht im Geruch von Revanche für die Demission des Westens. Devise, bringt ihr euch in Sicherheit, dann wir erst recht.
Binnen Stunden war Kabul in den zurückliegenden Tagen keine verteidigungswillige Zitadelle mehr, wie offenbar auch die Regierung Merkel/Maas in fataler Fehleinschätzung annahm, sondern wurde zur offenen Stadt. Innerhalb von 48 Stunden hielt der mittlerweile geflohene Präsident Ashraf Ghani zwei surreale Fernsehansprachen, um von einer Reorganisation der Nationalarmee zu fantasieren und seinen Landsleuten zu suggerieren, man werde nicht aufgeben. Totaler Bluff oder groteske Selbsttäuschung? Auf jeden Fall das Zeugnis einer korrupten Regierung, die allein sich selbst zu retten gedachte.
Dabei waren die Taliban militärisch nicht drückend überlegen, ganz im Gegenteil. Sie übernahmen den Part von Angreifern, die – theoretisch – gegen ausgebaute Verteidigungsstellungen vorgehen mussten. Doch wenn sie anrückten, wurde kapituliert, ohne sich aufzubäumen, ohne mit dem Rücken zur Wand stehen zu wollen, sondern der Weite zu suchen. Resignation und Preisgabe in einer solchen Rasanz und Unwiderruflichkeit – das lässt nur einen Schluss zu: Es gab in Afghanistan nichts zu verteidigen, wofür sich das höchste Einsatz gelohnt hätte. Der dort durch westliche Präsenz in den vergangenen 20 Jahren reklamierte und oktroyierte zivilisatorische Fortschritt jedenfalls war es nicht. Vielleicht, weil er für das Gros der Menschen keine realistische Perspektive darstellte, Tradition und Kultur allzu sehr widersprach. Und das Überleben im Alltag damit wenig bis nichts zu tun hatte.
Saigon 1975 – Kabul 2001
Die von Anfang an fragwürdige Überzeugung, man könne eine andere, fremde Gesellschaft durch einen militärisch flankierten Ideologieexport um sich selbst bringen, löste sich durch die jähe Wende der letzten Tage in Rauch auf. Wieviel Trägheit und Faulheit des Denkens sind immer wieder im Spiel, sich anderen als Heilsbringer aufzudrängen. Und für ein geostrategisches Kalkül zu vereinnahmen. Dass Afghanistan jetzt erneut unter das Patriarchat religiöser Überzeugungstäter fällt und damit genau jener Kräfte, die Präsident Bush im Oktober 2001 als Revanche für 9/11 wegputschen ließ, spricht Bände. Kompletter kann man nicht scheitern.
Mehr als 46 Jahre ist es her, dass Helikopter der US-Armee auf dem Dach der US-Botschaft im südvietnamesischen Saigon landeten, um Botschaftspersonal zu evakuieren. Zugleich versuchten Tausende auf dem Saigoner Flughafen Than-Son-Nhat in die letzten Air France-Maschinen zu kommen, die vor dem Einmarsch der Befreiungsfront starteten. Wie sich zeigt, kann die Zeit nicht über die Geschichte hinweggehen.
Kommentare 199
..."löste sich durch die jähe Wende der letzten Tage in Rauch auf."
...halt (wie) ein "Karten-Haus"!
...(halt) wie der "Rest"?(!)
ich vermute mal, an dem fehlenden kampf-geist,
der illoyalität der truppe war die schwache bindung an
ihre führung schuld.
was von den dollars der west-mächte
bei der truppe ankam, und was korrupte hände
beiseite schafften, wird wohl nicht leicht zu ermitteln sein.*
das kalkül der einfachen soldaten:
"die taliban werden nicht alle umbringen"
möge so sein. alle anderen zumutungen der talib-
herrschaft werden sie und wir kennen-lernen.
*berichte von anderen militärischen zusammen-brüchen
ergeben: wenn die regelmäßige verpflegung der truppe
zusammenbricht, ist die kampf-moral am ende.
Ich erinnere mich höchst ungern an den markigen Spruch des schneidigen Peter Struck (ehemaliger Verteidigungs"minister unter Rot/ Grün).
Wird jetzt die sogenannte Freiheit des 'Werte' Westens fallen, die am Hindukkusch verteidigt werden sollte?
Eurozentrismus: ade?
Bitte sehr, bitte gleich.
Die Beobachtungsebene ist prägnant auf den Punkt gebracht; hinzuzufügen ist da gar nichts. Was die Kausalzusammenhänge anbelangt, ist mir das Bild trotzdem etwas zu holzschnittartig. Afghanistan – im Kern eine Berglands- und Wüstenregion, die traditionell von Stämmen, Clans und auch Warlords regiert wird – ist bereits historisch ein Gebiet, in dem fremde Okkupatoren scheiterten – die Briten im 19. Jahrhundert ebenso wie die Russen Ende des zwanzigsten. Fortschrittliche – oder jedenfalls liberale – Sektoren muß es in der afghanischen Gesellschaft gegeben haben. In den Siebzigern war Kabul ein Hippie-Magnet. Die Nadschibullah-Regierung hielt sich mit einem prononciert fortschrittlichen Programm an der Macht; sie scheiterte schließlich an der feudalen Stammeskultur, den Radikalislamisten und schließlich den USA, die letztere für ihre geostrategischen Zwecke einspannten.
Aktuell wurde das Land überrannt; die Bilder von der Einnahme Kabuls durch die Taliban sprechen Bände. Mein Ferndiagnose-Eindruck ist der einer breiten, allumfassenden Resignation. Da mag sicher das Agieren der unterschiedlichen westlichen Ebenen vor und auch außer Ort eine wesentliche Rolle gespielt haben. Froh über das Ergebnis kann allerdings niemand sein: die Bevölkerung vor Ort nicht, die nunmehr vermutlich einer mehr oder weniger radikalen Variante der Scharia unterworfen wird, die Nicht-Taliban-Kräfte im Land nicht (obwohl sich hier am ehesten eine kommode Lösung, wahrscheinlich im Exil, ergeben wird) und schließlich auch nicht im Hinblick auf die weitere Region. Für die bedeutet der Taliban-Sieg im Endeffekt eine flächendeckende Islamisierung von Pakistan bis rüber nach Nordafrika.
Probleme lösen wird das alles kaum. Neben den wahrscheinlichen Konfliktpunkten (etwa zwischen dem schiitisch ausgerichteten Iran und den der sunnitischen Variante anhängenden Nachbarländern) werden die Radikalislamisten auch die sozialen und wirtschaftlichen Probleme eher vernachlässigen und übertünchen. So gesehen: eine eigene – von der Religion her radikalisierte – Version jenes Rechtspopulismus und Autoritarismus, der in milderer Variante überall auf dem Globus um sich greift.
Shit happens. In Afghanistan hat der Westen in der Tat schon lange verloren.
na ja, einen realtiven frieden wirds nur für stark-angepaßte
geben. die mullah-herrschaft im iran gibt ein vor-bild
gedämpften bürger-kriegs.
nun ja, schlechter Vergleich
da die Mullahs...
und hier die Finanz Mafia...
alle nicht angepasste haben Probleme
nach den nach-kriegs-jahren von Wk I,
in den zwanzigern, erkannten die potentaten
afghanistans, irans und anderer unter-entwickelter regionen
bis ägypten, daß eine modernisierung ihrer traditionellen
gesellschaften/herrschafts-formen vonnöten war.
versuche der zentralisierung/akkumulation von staats-macht
blieben trotz vermehrten kontakten zum industrialisierten
westen: stecken.
eine kräftigende, selb-ständige entwicklung kam nur in der
türkei und im iran zum durchbruch und selbst diese
sind gefährdet.
die abwechselnde instrumentalisierung afghanistans durch
russen, us-amerikaner, islamisten ist allerdings beispiel-los.
wenn Sie mir fälle vorlegen, wo die "finanz-mafia"
leute weggesperrt haben, gebe ich Ihnen recht.
Verheerter Lutz Herden, ich bemühe die Analyse von Richard Zietz: »Die Beobachtungsebene ist prägnant auf den Punkt gebracht; hinzuzufügen ist da gar nichts.«
Weiter so!!!
Eine Ergänzung kann ich mir dann doch nicht verkneifen:
Es tut mit gut, dass ausgerechnet der Ko-Stifter des Afghanistankrieges, Joe Biden, die Flucht seiner und Angela Merkels Soldaten aus Afghanistan zu organisieren hat.
Aber beide zusammen haben im Südchinesischen Meer bekanntlich eine neue Frontlinie im Kampf um die Weltherrschaft markiert. – Ausgerechnet die sakrosankte Devotionalie Angela Merkel auf den letzten Metern ihrer Kanzlerinnenschaft: Ein wahrlich "schöner", in jedem Fall auch bezeichnender Abgang.
ja herrn herden ist das schicksal der afghanen relativ wurscht.
im zentrum steht seine klamm-(heimliche) freude
über scheitern des "westens".
daher auch seine parallelisierung zu vietnam.
es ist ein tag zum feiern für flegel und herden,
für triumphalische freuden-tränen
als taliban des FREITAGS ?
Auch die Bundeswehr hat Tausende von Soldaten der »Afghan National Army« (209. Armeekorps wie SPON berichtet) , ausgebildet und trainiert sowie das KSK eine spezielle Kommandoeinheit.
Durch die sog. "Afghanisierung" des Krieges haben die letzten Jahre die Infanterie der »Afghan National Army« die meisten Verluste erlitten, ca. 45 000 Tausend, nicht die NATO, welche hauptsächlich aus der Luft und mit Drohnen operierte und ihre Stützpunkte verbarrikadierte. Wofür sollten die einfachen Soldaten jetzt weiter ihr Leben aufs Spiel setzen und kämpfen, wenn quasi die Auftraggeber (NATO) abzogen. Für korrupte Marionettenregierungen und Offiziere, welche sich teilweise gleich nach dem Abzug der NATO ins Ausland absetzten? Wiederum andere haben vermutlich mit den Talibans regionale Deals geschlossen, damit es zu keinen Kämpfen kommt.
Ich würde mir wünschen, die Grünen würden sich aufgrund des Desasters in Afghanistan, an dem sie aufgrund des von ihnen mitbeschlossenen Bundeswehr Einsatzes zusammen im Kabinett Schröder mitverantwortlich sind, mehrheitlich der Meinung der Linken anschliessen, welche Bundeswehreinsätze ausserhalb der Verteidigung des eigenen Landes konsequent ablehnt. Die These: Deutschland würde am Hindukusch verteidigt, erwies sich als Schwachsinn. Die Bundeswehr aus Mali sollte ebenfalls abgezogen werden.
Vielleicht sollten Sie mal in den Spiegel schauen bevor Sie anderen nur das niedrigste Unterstellen. Ein unverhüllter Blick auf das sein ist die wichtigste Voraussetzung für ein sinnvolles werden.
zur parallelisierung mit dem vietnam-krieg:
was hat die anti-koloniale, auf nationale entwicklung
zielende vietnam-befreiungs-bewegung
mit der gottes-staatlichen taliban-bewegung
gemein ?
genau: dort sind die USA gescheitert!
gelten triumpf-gefühle über das scheitern der US-politik:
den beiden als niedrige gefühle ?
Ein bisschen scharf der Kommentar. Aber ich schließe mich an: Genau das ging mir auch durch den Kopf. Und die Parallelen zu Vietnam halte ich für einen Nostalgie-Anfall des Autors.
Ja, damals war Hoffnung auf vielen Seiten, die auch Substanz hatte, aber heute ist die "Niederlage des Westens" kein Sieg für irgendwelchen Fortschritt. Deshalb wundere ich mich ja auch immer so über diese triumphalen Anmerkungen.
die allseits bekannte "zivilisation" oder auch "moderne" ist schon einmal zusammengebrochen und auch damals war das gebiet des heutigen afghanistan, wegen der zinnvorkommen für die verarbeitung zu bronze, DER ankerpunkt des warenflußes rund um das zentrum dieser damaligen zivilsation, das gebiet des heutigen syriens!
übrig blieb am ende nur noch ein häufchen ägypten, der rest ist quasi verhungert, verelendet, verdurstet (! es gab wohl auch eine extreme dürre in dieser phase) oder durch scharmützel und kriegerische auseisandersetzungen gestorben.
dieser zusammenbruchsprozess lief über jahrzehnte ab, war also nicht kurz und schmerzlos. na dann prost...
Beim Guerillakampf handelt es sich um eine „Waffe der Schwachen“ gegen einen militärisch, vor allem militärtechnologisch überlegenen Gegner. Voraussetzung für einen Guerillakampf ist die fehlende Hoffnung der Bevölkerung, ihre politischen und sozialen Forderungen mit politischen und rechtlichen Mitteln erreichen zu können, wie dies in einer Diktatur oder einem von einer fremden Macht besetzten bzw. dominierten Land der Fall ist. Definition laut Wikipedia. Nun ist es doch wirklich egal, ob USA, UDSSR oder Kolionalmacht, oder. Der hoechstdekorierteste Soldat der USA in Vietnam hat im Hinterland von Australien gelebt (Goldcoast) und mehrere Buecher zum Guerillakampf geschrieben. Nach seiner Meinung kann keine regulare Armee eine Guerillakrieg gewinnen. Wie in der Schweiz soll jeder Buerger eine Waffe bekommen und notfalls selbst zum Guerilla werden. Ueberraschend also? Nein, eher ein Selbstlaeufer. Ach: der Soldat der USA heisst David Hackworth (Purple Heart etc).
Ich sehe keine triumphalen Anmerkungen, sondern lese im Artikel eher zweierlei Hinweise: Erstens ging es nie vordergründig um "zivilisatorische Fortschritte". Diese wurde immer nur vorgeschoben (und werden von Manchem nur zu gern geglaubt, um eine weitere militärische Aggression vor sich selbst rechtfertigen zu können), um andere Ziele zu verfolgen. (Als Horst Köhler dies mal öffentlich anmerkte, musste er gehen...) Zweitens können zivilisatorische Fortschritte wohl kaum mit Waffengewalt und Bombenterror gegen eine Bevölkerung durchgesetzt werden.
Man sollte sich erinnern, mit welcher Lüge der Überfall auf Afghanistan begründet wurde - wie die Überfälle auf andere Staaten auch. Seitdem sind die Lügen nicht kleiner geworden.
Man lernt nicht dazu, weil man nicht dazu lernen will. Die Doktrin des "Werteexportes" und der lachhafte Wille, ein Land wie Afghanistan nach westlichem Gutdünken missionieren zu wollen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Man hinterlässt schlimmsten Falls verbrannte Erde. Vietnam und Afghanistan sind ja bekanntlich nicht die einzigen Länder, denen der Hegemon seine zweifelhaften Werte auf drängeln wollte. Alle Versuche sind gescheitert und nun soll China das nächste Land sein, an dem man sich vergreift? Das kann nur zum Weltbrand führen. Man kann nur hoffen, der durchgeknallte Nachfolger des durchgeknallten Vorgängers hat das auf seinem Zettel. Aber vielleicht hat er den verlegt und erinnert sich nicht, wo.
Benutzen Sie Ihren Standort einfach zu dem, was ihr Nickname suggeriert. Vielleicht gelingt ja der Durchbruch und Sie beantworten sich die Frage selbst. Oder sind Sie dem dahinsiechenden Imperium schon so verfallen, das Sie ein und eins nicht zusammenbringen?
ja. zivilisatorische fortschritte entwickeln sich nur unter
bestimmten umständen
(be-endigung von kriegshandlungen/massivem terror
sind nur voraussetzung) jenseits von waffen-gängen.
aber zum ende von massivem blut-vergießen
kann waffen-gewalt schon führen. sieht man ja jetzt.
wenn ein bürger zusätzlich zu einer wahl-stimme
noch eine oder mehrere waffen bekommt,
kriegt man mindestens USA-zustände....
"was hat die anti-koloniale, auf nationale entwicklung
zielende vietnam-befreiungs-bewegung
mit der gottes-staatlichen taliban-bewegung
gemein ?"
Sie haben Recht, diese Konflikte können nicht miteinander verglichen werden und doch finden sich gemeinsame Indikatoren welche in Zukunft (hinsichtlich Regime Change Policy) vielleicht mehr Beachtung finden sollten! (Ukraine, Taiwan and so on)
Beide Kriege haben mit einer Lüge begonnen
Taliban und Viet Cong sehen sich als Befreier gegen ausländische Mächte (Unabhängigkeit)
Gruß
Es gab massives Blutvergießen, bevor die USA + Verbündete Afghanistan überfielen? Wo haben Sie das denn her? Kommt Ihnen nicht ansatzweise in den Sinn, dass es kurze Jahre des Friedens in Afghanistan gab, bevor das Land wieder einmal überfallen wurde?
Also mit geostrategischen Binsenweisheiten ist niemandem gedient. Die sind mir schon bekannt.
Ich denke an Zeiten, da die Sowjetunion in Afghanistan einmarschierte, da wollte und sollte ein Regime unterstützt werden, das zivilisatorische Fortschritte - sozialistische auch - hätte bringen sollen. Es ging schief und Sowjetsoldaten haben damals geschildert, wie grausam sie gepeinigt wurden von den damaligen - höchst unterschiedlichen - Warlords und deren Kämpfern, wenn sie in deren Hände gerieten.
Manchmal helfen schon militärische Eingriffe. Es kommt immer drauf an, welches Ziel zu erreichen ist.
Der Afghanische Bürgerkrieg - vielleicht mal ein bisschen sachkundig machen.
War es nicht Donald Trump, der versucht hat, mit den Taliban zu verhandeln? Das wurde zwar kritisiert, aber war am Ende doch realistisch.
https://www.merkur.de/politik/afghanistan-trump-biden-taliban-kabul-streit-usa-ruecktritt-truppen-abzug-kritik-90923322.html jetzt geht natürlich auch die Debatte in den USA los. Trump fällt über Biden her.
Korrespondenten haben - teilweise - angemerkt, dass die Taliban nicht überall so brachial vorgehen, wie befürchtet. Die wollen ja auch nicht alle internationalen Verbindungen kappen. Vielleicht haben sie auch aus den 20 Jahren der Kämpfe etwas gelernt. Interessant wäre auch wo die anderen Warlords mit ihren Truppen abgeblieben sind. Das Land wird nicht zur Ruhe kommen. Das ist ja das Problem.
Warlord Dostum ist angeblich Anfang August nach Afghanistan zurückgekehrt
Hier möchte ich mich auch anschließen. Die Flegels & Co. dieses Forums atmen auf, während sich in Afghanistan für sehr Viele eine Schlinge um den Hals legt. Die Bemühung von Saigon '75 quer durch alle Medien nervt auch. @schrat oder auch @qbz haben meiner Ansicht nach noch die passendsten Kommentare geliefert.
Ja, natürlich drägt sich der Vergleich mit Südvietnam auf aber mindestens ebenso mit Chinas langem Marsch.
Dazu passend: Eroberung Afghanistans China will »freundliche Beziehungen« zu den Taliban
Tja, aber der Gedanke, revolutionäre Werte weltweit zu exportieren, ist auch schief gegangen. Die Sowjetunion wollte in Afghanistan damals auch Fortschritt usw. - erinnern Sie sich nicht mehr oder sind Sie noch zu jung?
Genau, fand ich auch gut die beiden. Es gibt keinen Grund für irgendwelchen Triumph. Und die lange Leidensgeschichte ist noch nicht zu Ende.
Sie dürfen mir gern zeigen, an welcher Stelle ich zu GEOSTRATEGISCHEN Binsenweisheiten gegriffen habe.
Im Übrigen: Aus militärischer Sicht war es zwischen 1998 und 2001 ziemlich ruhig. Das können Sie selbst dem von Ihnen verlinkten Artikel entnehmen. Soviel zur Sachkunde.
Revolutionäre Werte lassen sich genauso wenig exportieren wie Demokratie. Revolutionen sind eben doch nicht wie Feuer, das man von einem Ort zum anderen tragen kann. Dazu sind die Entstehungsbedingungen dann doch zu verschieden. Aber dort, wo eine Revolution stattfindet gibt es neuerdings wieder eine Supermacht, die in der Lage ist, die weitere Entwicklung zu stützen und mitzugestalten. Ich betrachte die Taliban als wahre Revolutionäre, auch wenn ich sie alle zur Hölle wünsche (oder was auch immer der Islam für jenseitige Sauhunde bereit hält).
Rebellieren Sie mal ruhig weiter. Drei Jahre konsolidierte Talibanherrschaft. Wie lange hätte die vorgehalten? Die vielen unterschiedlichen Kräfte im Land mit höchst unterschiedlichen Interessen dahinter. Naja.
Vermutlich, viel älter als Sie. Vielleicht erinnern Sie sich deshalb nicht daran, das es zwischen der SU und der damaligen afghanischen Regierung einen Freundschafts- und Beistandspakt gab. Den hat die SU erfüllt und eine bittere Lehre erhalten, weil sich die Amis hinterrücks mit den Islamisten verbündet haben und sie mit modernen Waffen versorgten - die diese später gegen den Lieferanten eingesetzt haben. Immer nach dem bekannten US-Motto, es sind zwar Schurken, aber es sind unsere Schurken. Wenn also jemand die Parallelen zwischen Vietnam und Afghanistan nicht erkennt, ist er entweder dumm oder dumm. Suchen Sie sich etwas aus.
+ +Ich betrachte die Taliban als wahre Revolutionäre, auch wenn ich sie alle zur Hölle wünsche (oder was auch immer der Islam für jenseitige Sauhunde bereit hält). ++
So kann das auch betrachtet werden. Ich würde die dann eher als nützliche Bullterrier einer anderen strategischen Macht bezeichnen. Es geht ja schon wieder um Machausdehnung und nicht um revolutionären Wandel. Am HIN DU KUSCH
Sie dürfen ruhig rhetorisch abrüsten, ich habe Sie in keiner Weise persönlich angegriffen. Wahrscheinlich konsumieren Sie gern den Stil eines gewissen Trios hier - wenn wir schon bei Spekulationen sind.
"Die Flegels & Co. dieses Forums atmen auf, während sich in Afghanistan für sehr Viele eine Schlinge um den Hals legt. Die Bemühung von Saigon '75 quer durch alle Medien nervt auch. @schrat oder auch @qbz haben meiner Ansicht nach noch die passendsten Kommentare geliefert."
Zum Aufatmen gibt es keinerlei Anlass. Hunderttausende sind eingepfercht, leiden unter Todesangst und warten auf eine Gelegenheit zur Flucht. Sie fühlen sich zurecht vom Wertewesten im Stich gelassen. Das war kein professioneller Abgang unserer Militärexperten. Und ich hoffe dass dieses Ereignis eine kritische Perspektive um Stoltenbergs Nato und seine Fürsprecher belichtet. Wir wissen alle wohin diese Menschen wandern wollen. Erdogan und die Mullahs im Iran sind dabei mit den Russen die Lage zu eruieren. Denn die Türkei platzt aus allen Nähten. Da hat uns der militärisch-industrielle Komplex wieder einen Scherbenhaufen hinterlassen.
Zur Häme gibt keinen Anlass. Die Wut (Röttgen und Konsorten) derjeniger, die gescheitert sind und welche seit Jahrzehnten diesem Konflikt das Wort reden ist groß. Einer der Konstrukteure Alexander Graf Lambsdorff fordert den Rücktritt der Versager Seehofer, Maas und AKK. Er sollte mit Stoltenberg sich seiner Forderung anschliessen.
So bitte ich Sie @miauxx, diese Leute (Flegel & Co) nicht an den Pranger zu stellen, bloß weil sie dieses Unheil leider voraussahen.
Servus
Den Taliban geht es um Friedhofsruhe unter ihrem klerikalen Feudalsystem. Sobald alle Westler raus sind herrscht diese Ruhe, und man kann man mit Partnern ins Geschäft kommen, die einen respektieren. Ähnliches gilt analog für katholische Diktatoren in Lateinamerika und ihren Beziehungen zum Norden. Es gibt so viele Parallelen, die wenigstens grob mit den heutigen Ereignissen vergleichbar sind wenn man die Taliban einfach mal als revolutionäre Macht begreift, die von nichts anderem besessen sind als ihr Land von Besatzern zurückzuerobern. Den Vietkong war der Kommunismus zweitrangig, wie Mr. Mc Namarra erst in den 90igern lernen durfte. Hauptsache keine Fremdbestimmung.
1979 lief einer an meiner Schule rum, der die Iranische Revolution als solche gefeiert hat. Jeder hielt den für vollkommen irre weil das Land vom ersten Tag an in eine religiöse Diktatur abglitt und "Revolution" doch etwas emanzipatorisches haben muss. Nein, muss nicht.
... jedenfalls nicht "Emanzipation" im liberalen Sinne. Sehr wohl Emanzipation von Fremdherrschaft und wenn sie es noch so gut meint.
>>Ich denke an Zeiten, da die Sowjetunion in Afghanistan einmarschierte, da wollte und sollte ein Regime unterstützt werden, das zivilisatorische Fortschritte - sozialistische auch - hätte bringen sollen. Es ging schief und Sowjetsoldaten haben damals geschildert, wie grausam sie gepeinigt wurden…<<
Es ist zum Mäusemelken, das alles von Grund auf immer wieder dargelegt werden muss. Der Hauptgrund des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan 1979 war die Eindämmung der Mudsachahedin. Mit Islamisten hatten es Kommunisten & Sozialisten nicht so, insbesondere wenn sie von USA gepampert werden, s. Operation Cyclone. ´Es ging schief´ ist eine bezaubernde Schilderung für die Investition der USA, ´den Sowjets ihr Vietnam zu bescheren´ _ ein Kalkül des von Ihnen so geschätzten Zbgniew Brzezinsky
|| Diese geheime Operation war eine ausgezeichnete Idee. Es hatte den Effekt, die Russen in die afghanische Falle zu locken, und Sie wollen, dass ich es bereue? An dem Tag, an dem die Sowjets offiziell die Grenze überschritten, schrieb ich Präsident Carter im Wesentlichen: Wir haben jetzt die Gelegenheit, der UdSSR ihren Vietnamkrieg zu geben. Tatsächlich musste Moskau fast 10 Jahre lang einen von der Regierung nicht tragbaren Krieg führen, einen Konflikt, der zur Demoralisierung und schließlich zum Zerfall des Sowjetimperiums führte.||
Mir ist auch schleierhaft, wie der Eindruck des Aufatmens entstehen kann. Vielmehr sind das Ausdrucksarten derjenigen, die das Benennen der Fehler & Versagen bis hin zu Schweinereien ihrer heißgeliebten Regierung(en) nicht ertragen können. Sie sind für den Export der Demokratie, verstehen diese aber im eigenen Land nicht.
Herbe Pleite des Wertewestens.
Auch und gerade das koloniale Gehabe der Amis wird zum rasanten Durchmarsch der Taliban beigetragen haben: Vielen Menschen in Afghanistan dürfte die durchwachsene erste Regierungszeit der Islamisten (1998-2001) mittlerweile als kleineres Übel erscheinen - im Vergleich zum zwanzigjährigen Krieg, der folgte.
Dass einige Foristen hier Lutz Herden oder dem Kollegen Flegel "klammheimliche Freude" unterstellt und als "Taliban des FREITAGS" hinstellen, ist nicht hinnehmbar.
Der Herr Struck muss das ja nun leider nicht mehr erleben. Aber wie sieht es mit der Verantwortung von Maas, AKK, usw. aus? Sollten die nicht mal sehr ernsthaft über Rücktritt nachdenken? Und was ist mit all den hochbezahlten "Analysten" und sonstigen Fachleuten, die da mitgetan haben und auf deren "Expertise" dieser Riesenapparat in Gang gesetzt wurde?
Bedankt sich wenigstens die weltweite Rüstungswirtschaft bei denen für all die wunderbaren Profite?
Sollten die Taliban endlich begreifen, dass es schlichtweg ein enormer strategischer und auch geldwerter Vorteil im Jahr 2021 ist, den Frauen ein paar Freiheiten wie Bildung und Arbeit usw. zu lassen, dann dürften die dort sehr lange in der Regierung bleiben. Merkel wird ja keinen Taliban-Regierungschef mehr empfangen müssen, aber der nächste BK wahrscheinlich dann schon. Wird interessant werden. Auch, wieviele Mrd. noch nach Afghanistan fließen werden?
offensichtlich möchte das die mehrheit der afghanen (landbevölkerung) so. ausreisen sollten alle, die sich gegen ein religiöses patriarchat wehrten. ist dies ein erheblicher teil, etwas prozentsatz 10. dann sollte sich afghanistan um 10 % verkleinern und auf den 10 % fläche ein alternativer staat errichtet werden, wie es sich diese beispielhaft genannten 10 prozent wünschen. dieses modell sollte in der uno für alle staaten verankert werden. zu viele unzufriedene und zacks muss ein neuer staat entstehen.
das stimmt natürlich. quasi die taliban als kleineres übel...
"klerikales Feudalsystem" trifft es wohl, wenn zukünftig sich das Denken an den Taliban ausrichten muss, die dafür die Scharia als Alibi benutzen werden. Da wird kein Bewohner ein normales Leben führen können (falls es das bisher überhaupt gab), der seine Meinung nicht unterordnen will. Und es dürfte wohl noch um mehr gehen, was physische Existenzen betrifft!
Aber was geschieht seit Jahrzehnten in Kolumbien? Will man das im Westen bei den politisch Verantwortlichen überhaupt wissen? Von dieser 'Qualität' ließen sich noch viele Länder aufzählen, mit denen aber trotz andauernder Menschenrechtsverletzungen profitabler Handel betrieben wird (wenn den Regimes nicht gleich noch Waffen aus eigener Produktion zukommen, die immer irgendwie den Weg finden). Allenfalls fällt mal eine floskelhafte Erklärung völlig unverbindlicher Art, in der um "Zurückhaltung" gebeten wird.
In Afghanistan lässt sich aber zumindest feststellen, dass es von Seiten der dort ausgebildeten Soldaten offensichtlich keine Motivation gab, die sich an irgend etwas gebunden gefühlt hätte. Und das müsste erklärbare Gründe haben und wenn es die sind, dass die ausländischen Kräfte den Afghanen nur sekundäre Rollen zugebilligt hatten und die strategischen Entscheidungen sich selbst vorbehalten haben. Das dürfte von Afghanistan-Experten erklärt werden können. Vielleicht war es aber auch einfach die Resignation/Müdigkeit/Hoffnungslosigkeit vieler Soldaten, die bisher nichts anders kannten als Krieg im eigenen Land.
>>Es ist zum Mäusemelken, das alles von Grund auf immer wieder dargelegt werden muss.<<
Ja, es ist eine neue Erzählung im Umlauf, die Geschichte vom gescheiterten Überfall der Sowjetunion.
Die extremislamistischen "Mudschahedin" wurden in hiesigen Medien als "Freiheitskämpfer" bezeichnet.*
Den heutigen Taliban wird solche Glorifizierung wohl nicht zuteil werden, weil sie offenbar ins Rohstoffgeschäft mit China einsteigen wollen. Afghanistan hat da Einiges zu bieten wenn der Krieg erst mal beendet ist.
*Bevor mir jemand die Unwissenheit der Jugend vorwirft: 1979 war ich 31 Jahre alt, konnte schon lesen und kann also auf eigene Erinnerungen zurückgreifen.
>>Vielleicht war es aber auch einfach die Resignation/Müdigkeit/Hoffnungslosigkeit vieler Soldaten, die bisher nichts anders kannten als Krieg im eigenen Land.<<
Da männlich, können sie wohl auf einen wirtschaftlichen Aufschwung und ein bisserl "Wohlstand" hoffen wenn der Krieg zu Ende ist: In Saudiarabien geht es Männern ja auch nicht schlecht.
Absolut richtig @mymind, und wer sich derart kritisch äußert läuft Gefahr als Antiamerikanist deklariert zu werden.
"Auch, wieviele Mrd. noch nach Afghanistan fließen werden?"
Über die Türkei dann halt - versteht sich ..., denn für Erdogan wird die Flut der Vertriebenen innenpolitisch zum Problem!
Als Soldat hatte man einen Job. Nun soll man alleine kämpfen gegen Landsleute die einem näher stehen als die Soldaten aus dem Westen.
Man hat die gleiche Religion, Kultur usw. Wofür soll man sein Leben riskieren? Für westliche Werte die wohl immer noch ein großer Teil der Bevölkerung ablehnt? Für eine Regierung, wenn einem örtliche Stammesfürsten näher stehen?
Und wenn nur die Hälfte der offiziellen Armee Fersengeld gibt hat der Rest auch kaum noch Chancen. Die Brutalität der Taliban ist bekannt.
Die Freiheit wird wohl jetzt doch nicht mehr am Hindukusch verteidigt.
Deshalb hatte ich auch das hier geschrieben.
>>Politbüro-Sprecher Taliban Mohammed Naeem am 16.08.21 nach Einnahme von Kabul:
"Die Taliban respektierten die Rechte von Frauen und Minderheiten sowie die Meinungsfreiheit, wenn sie der Scharia entsprächen."<<
Den Politiker-Sprech hat er jedenfalls perfekt drauf.
Sieht man sich mal die Ergebnisse all der regime changes und Demokratiebeglückungen allein der letzten Jahre an, dann kommt man um schwerste Zweifel nicht mehr herum.
Die Rüstungsindustrie wurde mit gewaltigen Aufträgen also Profiten versorgt.
Arbeitsplätze und Karrierechancen für Soldaten wurden geschaffen.
War die nochmalige Aufrüstung der Taliban eigentlich Absicht?
Die beglückten Länder wurden eigentlich alle in noch größeres Unglück gestürzt. Von einigermaßen funktionierenden Gesellschaften mit einer auch nur leidlich besseren Zukunft kann kaum die Rede sein. In Afghanistan nicht, im Irak nicht, in Syrien nicht. In Libyen, Ägypten...?
Die in diesen Ländern erlittenen Traumata sind nicht heilbar. Niemals. Die werden an die nächsten Generationen weitergegeben.
Von den Umweltschäden redet erst recht niemand.
Es müsste dringend eine große Friedenskonferenz her. Nur wird die, delegitimiert wie der Westen nun mal ist, niemals von dem kommen können.
Es ist immer wieder erstaunlich und längst erschreckend, wofür "wir" hier noch Zeit haben. Angesichts der Klimawandelfolgen.
"In Afghanistan lässt sich aber zumindest feststellen, dass es von Seiten der dort ausgebildeten Soldaten offensichtlich keine Motivation gab, die sich an irgend etwas gebunden gefühlt hätte. Und das müsste erklärbare Gründe haben und wenn es die sind, dass die ausländischen Kräfte den Afghanen nur sekundäre Rollen zugebilligt hatten und die strategischen Entscheidungen sich selbst vorbehalten haben. Das dürfte von Afghanistan-Experten erklärt werden können. Vielleicht war es aber auch einfach die Resignation/Müdigkeit/Hoffnungslosigkeit vieler Soldaten, die bisher nichts anders kannten als Krieg im eigenen Land."
Man hat Land und Leute nie verstanden - nie verstehen wollen. Der überraschend schnelle unvorhersehbare Vormarsch auf Kabul hat seine Ursache darin, daß Stammesmitglieder in der regulären afghanischen Armee wie auch bei den Taliban dienen.
Diese Stammesstrukturen sind für uns uneinsichtbar und führten dazu - dass es geheime Absprachen zwischen Regierungstruppen und Talibankämpfern gegeben hat. Auf CNN zeigt man sich wegen der mangelnden Opferbereitschaft der vom Wertewesten teuer (Steuergeld) ausgebildeten afghanischen Armee sehr enttäuscht.
Die Stämme und deren Familien vermieden es, den ausländischen Invasoren und ihren Werten zuliebe den Blutzoll zu entrichten, den Thinktanks in Washington sich ausgedacht haben. Was den Taliban zu schnellen Gebietsgewinnen verhalf - bis Endstation Kabul! Auch hier, eine totale Fehleinschätzung der Geheimdienste um Präsident Biden.
Die Russen, deren Botschafter nicht ausgeflogen werden - kommen morgen mit offiziellen Taliban Vertretern zusammen um zu beraten. Moskau erkennt die neue Regierung insoweit an, wie sich die Regierung seiner Verantwortung dem Volk gegenüber präsentiert - hiess es auf BBC.
Servus
Neulich hatte ich eine interessante Doku über Afghanistan gesehen. Eine Frau aus Kabul berichtete über die Geschichte des Landes aus ihrer Sicht. In den 70ern war es ein Hippieparadies, weil Kabul so relaxt war. Überall gab es Cafés, Restaurants, Clubs, es wurde viel gefeiert und getanzt in einer Gesellschaft, die Spass daran hatte, westlichen Lebensstil mit 1001-Nacht-Athmosphäre und asiatischen Elementen spielerisch zu verbinden. Die Hippie-Touristen passten gut in dieses lockere Kabul. Sie sagte, dass es zwar islamistische und kommunistische Gruppen gab, die sich untereinander bekämpften, doch sie hätte diese als eher jugendliche Gangs wahrgenommen, die niemand ernst nahm.
Als 1998 der stalinistisch-kommunistische Staatsstreich geschah war alles vorbei. Keine Parties mehr, statt dessen brutale Unterdrückung. Viele Menschen wurden willkürlich eingesperrt, gefoltert, umgebracht. Die Islamisten wurden genauso verfolgt wie die Hedonisten und die Königstreuen, die nach ihrer Aussage politisch in Kabul eine Mehrheit hatten, weil der König diese angenehme Zeit garantierte.
Das Hippieparadies kam nie wieder zurück. Es kamen die Russen, dann die Taliban, dann die NATO und jetzt wieder die Taliban. Jede Phase der jüngeren Geschichte war geprägt von Gewalt, Zerstörung, Elend und Leid.
Möglicherweise sehnen sich die Leute nach Frieden. Vielleicht akzeptieren sie deshalb die Herrschaft der Taliban, weil die Alternative der Regierung nur mehr Gewalt, Elend und Leid bedeuten würde, die Verlängerung eines 43-jährigen Krieges. Eine andere Erklärung habe ich nicht. Denn militärisch überlegen war die afghanische Armee schon. Aber wohl nicht so überlegen, dass sie die Islamisten dauerhaft hätten besiegen können. Das schafften weder die Stalinisten, noch die Russen, noch die NATO.
>>Die Russen, deren Botschafter nicht ausgeflogen werden - kommen morgen mit offiziellen Taliban Vertretern zusammen um zu beraten.<<
Der Nato kann kaum Schlimmeres widerfahren. Dem "bösen Russen" fallen wahrscheinlich wegen des West-Desasters innerhalb weniger Wochen unvermittelt politische Vorteile in den Schoß, da er mit den Taliban diplomatisch umzugehen weiß. Die stets auf wirtschaftlichen Druck und militärische Macht setzende Nato ist mit ihrer doch eher dumpf daherkommenden Falken-Politik gescheitert.
Wann machen Sie sich eigentlich mal nicht mit mit dem versauten Westen gemein.
Was in Afghanistan stattgefunden hat, war der Kampf moderner Barbaren gegen archaische Barbaren.
Auch Ihre Zigarettenfreundschaft hat allen kriegstreibenden Präsidenten der USA während ihrer politischen Karriere die Füße geküsst. – Liebe Magda, Ihre Dauerverteidigung wertewestlicher Brachial-Politik hat auch Ihre Hände mit Blut verschmiert. Ihre Bemerkung zu Vietnam ist eine obszöne Bemerkung mehr nicht.
Wenn Sie behaupten, Lutz Herden und ich dächten nicht an die Afghanische Bevölkerung, so kann ich nur sagen, die Kriegstoten von Vietnam, auch die von Hiroschima und Nagasaki, finden nicht einmal am 76. Jahrestag der verbrecherischen US-amerikanischen Abwürfe Ihr Interesse.
Die Nato-Fans dieses Blogs könnten sich durchaus mal mit einem Bericht von Humans Rights Watch aus dem Jahr 2019 beschäftigen. Darin wird beschrieben, wie die CIA in Zusammenarbeit mit afghanischen Rekrutierten mehrfach das Völkerrecht verletzten.
Standesrechtliche Hinrichtungen und andere schwere Menschenrechtsverletzungen seien verübt worden, ohne dass die Täter zur Rechenschaft gezogen worden seien, so Human Rights Watch. Bei ihren nächtlichen Kommandounternehmen töteten sie Zivilisten, griffen Krankenstationen an, in denen mutmaßlich Aufständische behandelt wurden. Die zivilen Schäden der Angriffe und Luftoperationen hätten in den vergangenen zwei Jahren drastisch zugenommen.
Die nächtlichen Razzien seien häufig von Luftangriffen begleitet worden. Dadurch seien wahllos und in unverhältnismäßigem Ausmaß afghanische Zivilisten zu Tode gekommen. Insgesamt sei eine drastische Zunahme der zivilen Opfer durch US-Luftschläge zu beobachten gewesen.
Mit solchen Taten macht man sich keine Freunde unter den Einheimischen. Da könnte durchaus die Gewissheit reifen, dass die Wahl zwischen Taliban und Nato doch keine ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Oder wie in der Schweiz....
Sorry, mein Kommentar war für Magda gedacht.
Wann machen Sie sich eigentlich mal nicht mit mit dem versauten Westen gemein.
Was in Afghanistan stattgefunden hat, war der Kampf moderner Barbaren gegen archaische Barbaren.
Auch Ihre Zigarettenfreundschaft hat allen kriegstreibenden Präsidenten der USA während ihrer politischen Karriere die Füße geküsst. – Liebe Magda, Ihre Dauerverteidigung wertewestlicher Brachial-Politik hat auch Ihre Hände mit Blut verschmiert. Ihre Bemerkung zu Vietnam ist eine obszöne Bemerkung mehr nicht.
Wenn Sie behaupten, Lutz Herden und ich dächten nicht an die Afghanische Bevölkerung, so kann ich nur sagen, die Kriegstoten von Vietnam, auch die von Hiroschima und Nagasaki, finden nicht einmal am 76. Jahrestag der verbrecherischen US-amerikanischen Abwürfe Ihr Interesse.
Ja, das war ein Kampf um Einflusssphären. Aus reiner Freundschaft gibts keine Verträge. Und die Sowjetunion hatte sehr viel Einfluss und auch Machtverhältnisse in Afghanistan geschaffen und gefördert. Aber, auch sie hat Proteste damit hervorgerufen. So ganz ohne Grund gabs die Aufstände nicht, die dann zu verzeichnen waren und nicht hinter allem steckten die USA. Die haben das nur genutzt, so wie auch die Sowjetunion Kräfte gestärkt hat, die in ihrem Sinne agierten.
Aber, das ist nicht Ihre Lesart, ich weiß. Wenn es Ihnen ein gutes Gefühl gibt, mich für dumm oder dumm zu halten, lass ich Ihnen gern die Bulette, wie der Berliner sagt. Eines sage ich aber auch: Die Unsitte andere Meinungen als dumm oder feindlich einzustufen, hat so manches linke Projekt zum Erliegen gebracht.
Zwei Bemerkungen: Eine zur Unterstützung Ihres Fingerzeigs auf BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und eine zu Ihrem Hinweis auf die Partei DIE LINKE.
Jürgen Trittin, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, kritisierte vor dem Hintergrund seiner eigenen Doppelmoral die des Außenministers Heiko Maas und warf ihm beispielloses Versagen vor. Beispielloses Versagen bei den Bemühungen um eine Rettung afghanischer Ortskräfte der Bundeswehr und macht ihn persönlich für den Fall von Todesopfern verantwortlich.
Seit einer Woche blockiere der Außenminister eine Rettung und unbürokratische Aufnahme in Deutschland. „So ein Versagen, das so viel Leid mit sich bringen wird, ist beispiellos“.
Nicht, dass der hyperkinetische Außenminister mein Freund wäre, aber ich finde, Jürgen Trittin sollte nicht vergessen, dass er – wie z.B. auch der Bellizist Joe Biden – zu den Afghanistan-Krieg-Stiftern gehört. Nicht nur, dass seine Partei Arm in Arm mit dem machtgeilen Schröder (SPD) Jugoslawien und seinen Bürgerinnen und Bürgern viel Leid zugefügt hat. ER HAT AUCH FÜR DIE TEILNAHME DEUTSCHLANDS AN DER ZERSTÖRUNG AFGHANISTANS SEIT 2001 GESTIMMT – in zwei Abstimmungen am 16. November 2001 und 22. Dezember 2001. – Wiegt das etwa nicht? Womit rechtfertigt er das eigentlich? Oder war er nur dem Erpressungsversuch des Herrn Schröder mit dessen Vertrauensfrage aufgesessen? Es hatte am 16. November 2001 bei 662 Abgeordneten nur eine dünne Mehrheit von zehn Stimmen gegeben, niemand von den Abgeordneten hatte sich enthalten.
Also, wenn Heiko Maas, wie Jürgen Trittin ihm vorwirft, versagt hat, dann aber auf der Grundlage auch des damaligen Abstimmungsverhalten Jürgen Trettins am 16. November 2001 und 22. Dezember 2001. Er hat Heiko Maas damals den Weg für dessen Versagen bereitet.
Das sollte der saubere Herr nicht vergessen. Auch Jürgen Trittin selbst hat der Zerstörung auch pakistanischer Bevölkerung die Grundlage gelegt.
…
»… mehrheitlich der Meinung der Linken anschliessen, welche Bundeswehreinsätze ausserhalb der Verteidigung des eigenen Landes konsequent ablehnt.« – So? Woher wissen Sie das denn eigentlich so genau?
U.a. an genau dieser Frage scheitert die PdL doch regelmäßig. Auf dieser Linie führt sie doch die innerparteilichen Grabenkämpfe, die sie paralysieren. Die Partei DIE LINKE zu wählen, heißt Lähmung zu wählen.
>>In den 70ern war es ein Hippieparadies, weil Kabul so relaxt war. Überall gab es Cafés, Restaurants, Clubs, es wurde viel gefeiert und getanzt in einer Gesellschaft, die Spass daran hatte, westlichen Lebensstil mit 1001-Nacht-Athmosphäre und asiatischen Elementen spielerisch zu verbinden. Die Hippie-Touristen passten gut in dieses lockere Kabul.<<
Ja, in Kabul. Der "schwarze Afghan" (sehr THC-haltiges Cannabisharz) war hier schon Ende der 60er Jahre bekannt und beliebt. Natürlich machten sich "Backpacker" auf in das geheimnisvolle Land und brachten Devisen nach Kabul, was dort eine gewisse Prosperität auslöste.
Die andere Information: Ausserhalb von Kabul herrschte die gleiche Armut weiter und das Land war nach europäischen Massstäben "sehr rückständig". Der Abstand zwischen der Hauptstadt und dem Rest des Landes dürfte sich in um Mitte der 70er Jahre beträchtlich verschärft haben.
Aber die sozialistische Phase wäre wohl anders verlaufen wenn die Mudschahedin nicht mit modernen Waffen ausgerüstet worden wären, denen Polizei und Militär des armen Landes nicht viel entgegen zu setzen hatten. Weshalb die Regierung bekanntlich den militärischen Beistandspakt mit der Sowjetunion aktivierte.
Verlieren Sie mal nicht die Contenance.
++ Wann machen Sie sich eigentlich mal nicht mit mit dem versauten Westen gemein. ++
Wo soll ich denn hin?
++ die Kriegstoten von Vietnam, auch die von Hiroschima und Nagasaki, finden nicht einmal am 76. Jahrestag der verbrecherischen US-amerikanischen Abwürfe Ihr Interesse. ++
Woher wollen Sie das wissen. ich habe viele Jahre sogar die Kommentare dazu geschrieben.
"Es ist immer die gleiche Falle, man projeziert selbstvergessen die eigene Lebenswirklichkeit auf andere.
Und zwar ohne sich klar zu machen, was es bedurfte, damit die eigene Lebenswirklichkeit überhaupt zustande kam und tritt anschließend unwissend, aber mit großem Selbstvertrauen anderen gegenüber und versucht diese, nach seinem Bild zu formen.
Und zwar ohne sich selbst und den anderen und dessen Lebenswirklichkeit, deren Zustandekommen und deren Funktionsweise verstanden zu haben, noch diese verstehen zu wollen."
Bitte konkretisieren Sie, damit ich auch antworten kann??
Liebe Grüsse
>>Es ist immer die gleiche Falle, man projeziert selbstvergessen die eigene Lebenswirklichkeit auf andere.<<
Das trifft selbstverständlich auch auf dich zu. Der Konstruktivismus schließt die Möglichkeit einer objektiven Wirklichkeit aus. Denn jede Sichtweise kann nur in Verbindung mit ihrer Beobachterin entstehen und ist deshalb subjektiv. Sollen wir deshalb aufhören zu diskutieren?
"Ja, in Kabul. Der "schwarze Afghan" (sehr THC-haltiges Cannabisharz) war hier schon Ende der 60er Jahre bekannt und beliebt. Natürlich machten sich "Backpacker" auf in das geheimnisvolle Land und brachten Devisen nach Kabul, was dort eine gewisse Prosperität auslöste."
Der ist legendär - der "Schwarze Afghan" und haut den Opi um ...
"Aber die sozialistische Phase wäre wohl anders verlaufen wenn die Mudschahedin nicht mit modernen Waffen ausgerüstet worden wären, denen Polizei und Militär des armen Landes nicht viel entgegen zu setzen hatten. Weshalb die Regierung bekanntlich den militärischen Beistandspakt mit der Sowjetunion aktivierte."
Ja - Begehrlichkeiten machten sich breit und Stammesfehden geschürt ...
>> Aber die sozialistische Phase wäre wohl anders verlaufen wenn die Mudschahedin nicht mit modernen Waffen ausgerüstet worden wären, denen Polizei und Militär des armen Landes nicht viel entgegen zu setzen hatten. <<
Das ist der springende Punkt. Aufgrund der westlichen Unterstützung der islamistischen Gruppen ist das Leben in Afghanistan um mdst. 100 Jahre zurückgeworfen worden. Das wird in der hiesigen Betrachtung kaum berücksichtigt oder kaltschnäuzig in Kauf genommen. In einem Interview sagte Chefideologe Brzezinsky:
||Frage: Und bedauern Sie es auch nicht, die islamischen Fundamentalisten unterstützt zu haben, zukünftigen Terroristen Waffen und Ratschläge gegeben zu haben?
Brzezinski: Was ist das Wichtigste für die Weltgeschichte? Die Taliban oder der Zusammenbruch des Sowjetimperiums? Aufgewühlte Moslems oder die Befreiung Mitteleuropas und das Ende des Kalten Krieges?||
>> Aber die sozialistische Phase wäre wohl anders verlaufen wenn die Mudschahedin nicht mit modernen Waffen ausgerüstet worden wären, denen Polizei und Militär des armen Landes nicht viel entgegen zu setzen hatten. <<
Das ist der springende Punkt. Aufgrund der westlichen Unterstützung der islamistischen Gruppen ist das Leben in Afghanistan um mdst. 100 Jahre zurückgeworfen worden. Das wird in der hiesigen Betrachtung kaum berücksichtigt oder kaltschnäuzig in Kauf genommen. In einem Interview sagte Chefideologe Brzezinsky:
||Frage: Und bedauern Sie es auch nicht, die islamischen Fundamentalisten unterstützt zu haben, zukünftigen Terroristen Waffen und Ratschläge gegeben zu haben?
Brzezinski: Was ist das Wichtigste für die Weltgeschichte? Die Taliban oder der Zusammenbruch des Sowjetimperiums? Aufgewühlte Moslems oder die Befreiung Mitteleuropas und das Ende des Kalten Krieges?||
Hoch lebe das philosophische Seminar! Sehr hilfreich!
Haben Sie noch nicht mitbekommen, dass wir hier über eine handfeste exorbitante Katastrophe sprechen, die die Barbaren des Wertewestens Afghanistan seit 2001 zugefügt haben?
>>...die die Barbaren des Wertewestens Afghanistan seit 2001 zugefügt haben?<<
MM nach seit 1979.
Es steht außer Frage, dass der, vorerst letzte, gut zwanzigjährige fremde Militäreinsatz in Afghanistan ein undurchdachter Mist war. Die Amerikaner sind mal wieder reingegangen, weil sie es eben konnten und wegen des 11. September "Blut geschmeckt" hatten und alle anderen, so eben v.a. auch D sind hinterhergedackelt, ohne überhaupt zu wissen, warum und wozu. Die Amis sind ebenso willkürlich nun wieder abgezogen, weshalb "wir" nun auch ganz schnell dort abhauen mussten, weil ohne den "großen Bruder" haben "wir" zuviel Angst usw.
Es ist nicht so, dass es keine Leute gäbe, die sich mit Afghanistan auskennen. Nur hört keiner auf die. Es geht eben nicht, dort einfach ne Weile eine Schutzmacht für Westlichkeit hinzustellen und dann wird das schon irgendwann laufen. Wie oben @schrat und @qbz schon anmerkten, wird der geringe bis Null-Widerstand wesentlich darauf zurückgehen, dass die meisten Menschen einfach Frieden und halbwegs stabile Verhältnisse wollen und diese offenbar mit einem Abzug der westlichen Kräfte und auch einer Übernahme durch die Taliban gewährleistet sehen. Die Übergriffe der letzten Jahre zielten zunehmend auf die westlichen Truppen; diese wurden gerade abseits Kabuls, Kunduz' und Masar-i-Sharif als Unsicherheitsfaktor wahrgenommen. Auch andere westliche Einrichtungen sind zunehmend zum Ziel von Anschlägen geworden. Nichtstaatliche bzw. supranationale Organisationen waren hingegen auf Abkommen mit den Taliban angewiesen, um von diesen akzeptiert und nicht angegriffen zu werden - sie können schließlich ihres Charakters wegen nicht den Schutz westlichen Militärs in Anspruch nehmen.
Für wen es jetzt mit einer neuerlichen Machtübernahme durch die Taliban brenzlig wird, sind diejenigen in den Städten, die dort die gewisse westliche Liberalität in Anspruch nahmen. Besonders eben Frauen, die studierten oder sich anderweitig organisierten. Und in der Breite des Landes gesehen werden wiederum besonders die betroffen sein, welche nicht der paschtunischen Stammesmajorität angehören; insbesondere ethnische Minderheiten wie die Hazara. Man muss sehen, dass Afghanistan zu aller erst immer noch ein Land ist, in dem die Stammeszugehörigkeit das A und O ist (NB: Unter den afghanischen Flüchtlingen sind in der Regel keine Paschtunen). Und die Taliban etwas ziemlich anderes, als etwa der IS (Daesh). Weder die Karzai- noch die Ghani-Regierung hat auch nur irgendeine Akzeptanz erfahren. Abseits von einigen wenigen vielleicht in Kabul (s.o.) hat es nie den Willen gegeben, mit einer dieser Regierungen ein neues Afghanistan zu ermöglichen. Insbesondere in diesem Land funktionieren solche Installationen eben einfach nicht.
Natürlich ist der Westen schon immer mit daran schuld, dass es dort immer wieder so extrem wird; natürlich baut er dort immer wieder scheiße, macht alles nur schlimmer. Aber dieses Unverständnis des Landes spiegelt sich eben auch in der simplen Formel, dass allein die USA und die NATO dort alles Unheil erst angerichtet hätten.
„Gescheitert ist aber vor allem Afghanistan selbst.“ Und das hat natürlich überhaupt nichts mit den bösartigen Interventionen der Briten, der Sowjetunion und des Wertewesten zu tun? Dass Analphabetismus und Drogenanbau von der Mehrheit offenbar so gewollt ist?
Kann gut sein.
Ach, schon die Hippies haben den Unwillen einer Mehrheit im Lande getriggert und quasi einen Steigbügel für Islamisten und eifrige Koranschüler, wie etwa Hekmatjar, gebildet. Das ist nämlich etwas, was im Westen auch einfach keiner kapiert. Es wird immer gedacht, überall in der Welt warten die Menschen nur auf Liberalität und kurze Röckchen. Diese kulturelle Ignoranz wird an vielen Orten halbwegs geschluckt, wenn die Leute als Touristen halt Geld bringen, stößt aber einfach auch sehr viele Menschen vor den Kopf und ist im Grunde, in der Denke, kaum verschieden von den Regime-Change-Ambitionen unserer Regierungen.
"Für wen es jetzt mit einer neuerlichen Machtübernahme durch die Taliban brenzlig wird, sind diejenigen in den Städten, die dort die gewisse westliche Liberalität in Anspruch nahmen. Besonders eben Frauen, die studierten oder sich anderweitig organisierten. Und in der Breite des Landes gesehen werden wiederum besonders die betroffen sein, welche nicht der paschtunischen Stammesmajorität angehören; insbesondere ethnische Minderheiten wie die Hazara. Man muss sehen, dass Afghanistan zu aller erst immer noch ein Land ist, in dem die Stammeszugehörigkeit das A und O ist (NB: Unter den afghanischen Flüchtlingen sind in der Regel keine Paschtunen). Und die Taliban etwas ziemlich anderes, als etwa der IS (Daesh). Weder die Karzai- noch die Ghani-Regierung hat auch nur irgendeine Akzeptanz erfahren. Abseits von einigen wenigen vielleicht in Kabul (s.o.) hat es nie den Willen gegeben, mit einer dieser Regierungen ein neues Afghanistan zu ermöglichen. Insbesondere in diesem Land funktionieren solche Installationen eben einfach nicht.
Natürlich ist der Westen schon immer mit daran schuld, dass es dort immer wieder so extrem wird; natürlich baut er dort immer wieder scheiße, macht alles nur schlimmer. Aber dieses Unverständnis des Landes spiegelt sich eben auch in der simplen Formel, dass allein die USA und die NATO dort alles Unheil erst angerichtet hätten."
Aber was bedeutet das für die Bündnispartner der USA in Taiwan, Ukraine und sonstwo? Inwieweit ist die USA noch ein vertrauensvoller Partner? Ob in Syrien, Irak, Libyen, Venezuela, Cuba, Kolumbien - überall schwindet Vertrauen. Was bedeutet es für die Nato? Wie wird die Türkei als wichtiger östlicher Baustein hier auf Linie bleiben?
Sollte die EU sich überhaupt noch auf die Nato verlassen, wenn Stoltenberg nicht einmal in der Lage ist die NGO`s rechtzeitig sicher ausser Lande zu bringen? Wie bewerten Sie die menschenverachtende Fehleinschätzung des Heimatministers Seehofer, der letzte Woche noch Abschiebungen nach Afghanistan routinemässig durchführen wollte?
Sind diese Leute noch in der Realität oder hab ich eine Wahrnehmungsstörung? Als Steuerzahler und friedliebender Mensch kann ich @Flegels Zorn mitempfinden, sorry ...
... und wenn ich an die verlorene Kindheit und Jugend der Mädchen und Buben Afghanistans denke, die sich all die Jahre Hoffnung auf Schule und Ausbildung machten, weil es ihnen von unserer wertewestlichen Propaganda in die Seele geschrieben wurde - will ich die Verantwortlichen wegen ihrer Lügen am liebsten vor dem Strafgerichtshof sehen - nicht damit sie bestraft werden - sondern damit sie Ihre Oberflächlichkeit und Überheblichkeit öffentlich reflektieren müssen!
So - ich habe fertig ...
Ganz guter Hintergrund über das Scheitern von einem Kenner
++ Die militärische Logik hat in diesem Einsatz die Oberhand gewonnen. Der Westen wollte Al-Kaida und die Taliban schlagen und hat letztlich auf das Vorhaben, demokratische Bedingungen zu schaffen, nicht mehr viel Rücksicht genommen. Man musste sich die Loyalität dieser Warlords ja auch erkaufen - mit Macht, Geld und Zugang zu Ressourcen. Man hat ihre Verwandten mit Aufträgen gefüttert und die Augen verschlossen vor Korruption, Drogenhandel und anderen Geschäften dieser Leute. So sind viele reich und mächtig geworden. Wenn man solche Alliierten engagiert, dann können Ziele wie Menschen- und Frauenrechte kaum mehr als Lippenbekenntnisse sein. ++
"Dass Analphabetismus und Drogenanbau von der Mehrheit offenbar so gewollt ist?"
Seit dem Machtwechsel 2001 wurde der Opiumanbau unter amerikanischer Protektion in Afghanistan um mehrere hundert Prozent forciert. Die USA hat sich dadurch eine grassierende Opioidkrise an der in etwa 60 000 Menschen jährlich sterben, eingehandelt.
Günter Amendt, ein inzwischen verstorbener Sozialwissenschaftlicher sieht hier Paralellen zu Staaten wie Kolumbien, Mexico, in der das CIA quasi einen systematisch betriebenen Krieg gegen Terror dazu benutzt um Drogen- und den illegalen Waffenhandel zu kaschieren!
https://www.youtube.com/watch?v=cvfOeSo04fA
Danke für diese Informationen. Sie gehören unbedingt hier her. Ich meine, welche Möglichkeiten einer eigenstädigen Politik, die den Willen der Bevölkerungsmehrheit realisiert, hatte Afghanistan denn schon. Aber ich bin da kein Experte.
Hat die USA wirklich verloren? Bzw die Nato?
Was wird aus dem Land und ist das per se von Nachteil für die Kriegsführenden? Das Land ist im Chaos, Islamisten an der Regierung. War das nicht in Kauf genommen als man damals anfing mit Geld, Waffen, militärischer Unterstützung usw?
Man denke an Saudie-Arabien.
Wenn der Fehler war, dass das Engagement einer militärischen (statt zivilen) Logik gefolgt ist, dann wird man auch die Frage nach dem militärischen Versagen in aller Schärfe stellen müssen. Das fängt in Deutschland seit mehr als hundert Jahren mit dem Problem an, dass Kriegsziele nicht klar formuliert werden. Sogar das Wort war tabu. Unsere unfähige Generalität läßt sich mit unzureichenden Mitteln in unklare Gefechtslagen bringen, statt frühzeitig der Regierung offen die Karten zu legen. Außerdem erzählt uns diese schmähliche Niederlage einiges darüber, wie kooperationsfähig unsere Bündnispartner sind. Auf diese Partner möchte ich nicht angewiesen sein, wenn es um die eigene Landesverteidigung geht.
Mit den Taliban wird das nicht letzte Waffengang gewesen sein. Wir können froh sein, wenn der nächste nicht bei uns in Europa ausgefochten wird.
Fragt man sich, wieso die Kenner und mit eigenen Erfahrungen und nicht zuletzt Sprachkenntnissen ausgestatteten Menschen nicht in den entsprechenden Regierungen sitzen. Oder wenigstens gehört werden.
Wenn seine Vita dann mal nicht doch ein Hinderungsgrund war:
"Abschluss als Diplom-Afghanist, Humboldt-Universität Berlin 1985. Erster Afghanistan-Aufenthalt 1983/84, lebte und arbeitete seither insgesamt mehr als 13 Jahre dort, u.a. als Mitarbeiter der DDR-, der deutschen Botschaft, der UNO und stellv. EU-Sondergesandter. Seit 2006 freischaffend. "
das versagen unserer regierung ist vollständig und nicht zu entschuldigen.
das muß konsequenzen haben.
und die BRD wird in den sauren apfel beißen müssen und die
bedrohten kollaborateure zumindest der deutschen militärs,
mit ihren familien von den taliban freizukaufen.
die schande/ der verlust an reputation ist nicht zu leugnen,
der schaden an gut-willigen menschen ist zu begrenzen.
Ich weiß nicht, was alle haben:
Der antiimperialistische und pazifistische Teil der Linken hat die Intervention in A. doch von je her verurteilt. Nun sind die Yanks out – und die Hermans mitsamt Rest ebenfalls. Wäre es da nicht an der Zeit, die Sektkorken knallen zu lassen – oder wenigstens einen gesüßten Tee zu verkonsumieren?
Die transatlantische Fraktion braucht sich ebenfalls nicht die Hosen vollzumachen. Es ist doch alles prima gelaufen. Ein langjähriger Fehler wurde korrigiert – wenn auch mit etwas Nachhilfe und die letzten Tage etwas schneller als erwartet. Das Allerwichtigste ist doch: Unsere Jungs sind soweit wieder wohlbehalten zuhause (oder jedenfalls auf dem Weg dahin).
Naja, der Rest: Kollateralschäden gibt es immer. Wenn die afghanischen Helfer(innen) des zivilen Aubaus demnächst mit ein paar Patronen im Schädel im Straßengraben landen, oder den afghanischen Frauen nachhaltig vor Augen geführt wird, wo ihr Platz in der neuen Gesellschaft ist, dann ist das zwar betrüblich, aber nicht zu ändern. Bei der nächsten Demokratiebewegung wird die Antwort aus Hilfeangebot vermutlich zwar eher lauten »Lieber nicht; steckt sie euch doch …« Aber diese Form von Undankbarkeit muß man eben einkalkulieren – es sind letzten Endes doch halt unzivilisierte Kinder.
Lustig finde ich die Schuldzuweisungen, mit denen die üblichen Großmedien aktuell ihre Afghanistan-Berichterstattung aufmachen. Maas, Merkel – jeder, der bei drei nicht auf dem Baum ist, hätte es eigentlich kommen sehen und müssen. Na – was hätten sie denn tun sollen, ihr von Gratismut besoffenen Medien-Schlaumeier?
Ein gutes Thema hätte ich noch für Maischberger, Will und Plasberg: War es nun Krieg, was da gelaufen ist – oder doch nicht?
frei-kaufen, die gegenseite mit geld dazu bringen,
der diktatorischen regierung unliebsame gehen zu lassen.
eine bittere maßnahme, die die BRD auch gegenüber dem DDR-regime
praktiziert hat.
jetzt ist höchste zeit, ernsthaft und verantwortlich politisch zu handeln.
die taliban werden geld brauchen, ihre herrschaft zu konsolidieren.
die finanzierung militärischer einsätze der bundeswehr in afghanistan
ist be-endet. s.o.
Gratismut ist ein treffendes Wort. Aber das trifft doch auch die transatlantische Fraktion, zu deren Wahl sie gelegentlich hier aufrufen. Unsere heimkehrende Bundeswehr wird von den "Schlaumeiern" wie vor hundert Jahren begrüßt - "im Felde unbesiegt". Das sollte man denen nicht durchgehen lassen.
Gerne
"Ich meine, welche Möglichkeiten einer eigenstädigen Politik, die den Willen der Bevölkerungsmehrheit realisiert, hatte Afghanistan denn schon. Aber ich bin da kein Experte."
Das man in Deutschland jahrelang medial davon träumte Afghanistan mittels Brunnenbohrungen zur Demokratie zu verhelfen, war ja schon crazy.
Letztlich setzt sich die stärkste Bevölkerungsgruppe der Paschtunen (in etwa 20 Millionen) durch, insofern regiert jetzt die Mehrheit. Mit dieser Mehrheit zieht der saudi arabische Wahabismus nach Kabul. Wie die Wahabiten mit den Schiiten und anderen Glaubensbrüdern umgehen, wird sich zeigen. Riad ist es damit gelungen, seinen Widersacher im Iran in die Zange zu nehmen und diese geostrategische Taktikänderung wird wohl bei den Verhandlungen mit den kriegsmüden Amerikanern in Doha auch den Ausschlag gegeben haben. Denn die Taliban wirken auf den Bildern weder zerlumpt noch materiell unterbesetzt - sind also bestens ausgestattet.
Ob Washington, Riad und Doha hier nicht ein Schachzug gelang, um dem Drachen als Initiator der Seidenstrasse oder seiner Schutzmacht Russland einen Zerberus in den Weg zu stellen, wird sich weisen. Dann wäre China nach den Briten, Sowjetunion, Nato und USA dann als nächstes an der Reihe sich am Hindush die Zähne auszubeissen.
Aber eine Opiod Krise werden sich die Chinesen sicherlich nicht ein zweites Mal einkaufen ...
»(…) Aber das trifft doch auch die transatlantische Fraktion, zu deren Wahl sie gelegentlich hier aufrufen.«
Nunja, die transatlantische Fraktion heult nun rum – was sollte sie auch tun? Die Schadenfreude des Clubs der echten und wahren Linken kann ich allerdings auch nicht nachvollziehen – und meine, irgendwie hätte ich das in meinem Post auch zum Ausdruck gebracht.
Die Afghanistan-Politik der transatlantischen Fraktion wäre wohl eher ein wenig geeigneter Grund, NICHT zur Wahl der Grünen aufzurufen (zumindest gelegentlich – hundert Pro sicher bin ich mir da auch noch nicht). Die hiesigen Transatlantiker von Röttgen bis Baerbock haben doch alles dafür getan, der hiesigen Bevölkerung zu suggieren, am Hindukusch würde eine Art NGO-Wohlfühlparadies aufgebaut. Den Krieg haben sie auch nicht so recht mitgetragen – wobei es nicht nur an geeignetem Equipment und Menpower gemangelt hat, sondern auch an der politischen Unterstützung.
Politisch beurteilen kann man das, wie man will. Dass bei der Form »Sitzkrieg« eben das rauskommt, was nun rausgekommen ist, ist allerdings nur folgerichtig. Zur abgezogenen Armee: es ist nicht gerade die erste Kolonialarmee, die heimkehrt. Inwieweit sie sich die Niederlage schönredet, wird man sehen.
Der ist legendär - der "Schwarze Afghan" und haut den Opi um ..."
Da fällt mir natürlich der Spruch von Insterburg & Co ein:
"Morphium haut den Opi um."
Passt (in gewisser Weise) leider zum Thema.
"Die Mehrheit will es offenbar so."
So ist es. Und deswegen kann die Änderung der gesellschaftlichen Realität nur von innen heraus geschehen. Jegliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten von Staaten verbietet ja nicht umsonst das Völkerrecht. Dieses universelle Recht haben die USA nie respektiert und nur für sich reklamiert, wenn es ihren Interessen nützte. Und deswegen sind sie in Afghanistan und allen anderen Staaten, die sie heimgesucht hat, zu Recht gescheitert und mit ihr, das deutsche, europäische und internationale Vasallentum. Wenn es hier in Deutschland integre, ehrenhafte Politiker geben würde, müsste es jetzt ein halbes Dutzend Rücktritte vom Amt geben.
Es sollten das "Terror-Netzwerk Al-Quaida" zerstört, Mädchen und Frauen befreit, Brunnen gebohrt, Krankenhäuser errichtet, die Infrastruktur ausgebaut, in Afghanistan eine Demokratie etabliert werden, nach westlichen Vorbildern ...
Martin Müllers Fazit bei Telepolis: "Wenn wir uns aktuell das würdelose Gewinsel von Röttgen, Reichelt und Co. anhören müssen, die ein angebliches Versagen der westlichen Regierungen bejammern, dann muss das daran liegen, dass diese Spezialisten für Außenpolitik einfach nicht mitbekommen haben, wer in Afghanistan das Sagen hatte.
Scheinbar konnten Politiker und Journalisten in zwanzig Jahren einfach nicht mitbekommen, dass der Staatsaufbau in Afghanistan eine einzige Korruptionsmaschine war, an der westliche Unternehmen sehr viel und örtliche Kriminelle ein wenig verdienten. Das ist natürlich umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass sich alle Genannten gemeinsam besonders enger Verbindungen zum amerikanischen Sicherheitsapparat rühmen dürfen." Der ganze - treffende - Text hier.
Nun reiben sich die bösen Russen die Hände und die weltmachtambitionierten noch böseren Chinesen wollen die Taliban mit Seidenstraßen einwickeln. Pfui!
Na, so sehr würde der Ihnen auch nicht gefallen, er ist schon - Gottseidank - nicht so einseitig in seinem Urteil, wie manche hier im Buttermesser von Herrn Herden. https://www.derstandard.de/story/2000128855626/afghanistan-alleingelassen-in-der-fassadendemokratie
++ Nach 9/11 hatten sich viele Afghaninnen und Afghanen an die Hoffnung geklammert, dass die Anschläge ihr verarmtes, von rückwärtsgewandten Islamisten regiertes Land wieder auf die politische Agenda gesetzt hatten. Dass der demokratische Westen nun kommen und ihnen helfen würde. Und er kam, begleitet von Versprechen von Demokratie und Frauenrechten. Aber in seinem "Krieg gegen den Terror" brauchte der Westen Verbündete, die Warlords, und sie woll(t)en keine Demokratie.++
Es gab Hoffnungen. Aber, natürlich nicht bei den Bauern in den Tälern des Hindukusch. Ruttig verurteilt nicht den Eingriff des Westens, sondern dessen Einseitigkeit und Dilletantismus.
Die Versuche der regierungsnahen NGOs die Bauern in Afghanistan dahin zu bewegen, mittels anderen Feldfrüchten den Anbau von Mohn und Hanf zu substituieren scheiterten. Auch in Kolumbien wollte man auf diese Weise den Anbau von Kokain stoppen und die Bauern umerziehen.
Aber aufgrund der Steilhänge, Höhenlagen und kargen Böden lässt sich weder Getreide, Obst oder Gemüse finden, das dort gut wächst oder sich ernten lässt. Kein Traktor kann auf diesem Gelände fahren geschweige denn ernten. Es gibt kaum Strassen sondern nur Trampelpfade! Die Gegend ist so unzugänglich, daß nur mit Esel und Karren als Nutzfahrzeug bewirtschaftet werden kann. Außerdem ist mit Hanf und vor allem im Mohnanbau eine weitaus höhere Rendite als mit konventionellen Gemüse möglich und bedarf keines aufwendigen Transportes auf die Märkte ...
... nichts ist leicht ... in Afghanistan ...
Mir ist schon klar und fest in Erinnerung, mit welchen Tricks im Kabinett Schröder die SPD-Grüne Regierung die Zustimmung der Grünen Fraktion im Bundestag für den Kriegseinsatz der Bundeswehr erreichte und welche Rolle dabei Jürgen Trittin spielt(e). In der Opposition stimmten die Grünen in den letzten Jahren im Bundestag mit einer Minderheit für das Mandat, eine Mehrheit gegen den Regierungsantrag, allerdings meistens wegen einer Kritik an der Ausgestaltung des NATO-Auftrages durch die Regierung und nicht, weil die grünen Abgeordneten ihn grundsätzlich ablehnten.
Soweit ich mich erinnere, hat die Fraktion der PDS, dann die der PdL im Bundestag die Beteiligung der Bundeswehr am Afghanistankrieg immer geschlossen abgelehnt, bzw. alle Fraktionsmitglieder mit Nein gestimmt und Null Ja-Stimmen. Das wird sich, nachdem was ich in der Presse gelesen habe, nicht ändern unter den jetzigen Parteivorsitzenden, welche beide Auslandseinsätze der Bundeswehr prinzipiell ablehnen. Oder kennen Sie andere Statements von diesen. Dann bitte konkreten Link. Danke.
Rede im Bundestag von Heike Hänsel, PdL zur Ablehnung des Mandats, ab Min. 27:20 . Danach Jürgen Trittin, ab Min. 32:30. Im Jahr 2017.
Es ist korrekt, dass PDS resp. die PdL Kriegseinsätze der Bundeswehr abgelehnt hat.
Aber es ist auch korrekt, dass der parteiinterne (Dauer)Konflikt auch durch eben diesen Konflikt zwischen Wagenknecht/Lafontaine plus Entourage vs. Hennig-Wellsow/Ramelow plus Entourage gekennzeichnet ist. Es ist zudem auch eine Tatsache, dass Gregor Gysi in seinem Sommer-Interview 2014 entgegen den Parteistatuten empfahl, die Kurden mit Waffen auszustatten.
Während für Bodo Ramelow die Europäische Sicherheits-Architektur unter Einbeziehung Russlands eher ein Programmsatz für den Stankt Nimmerleinstag ist, wollen Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine das morgen bereits realisieren.
…
Außerdem: Eine der aktuellen Parteivoritzenden, Susanne Hennig-Wellsow, die mit der Linken in Thüringen an der Regierung beteiligt ist, will auch auf eine Regierungsbeteiligung der Linken im Bund hinarbeiten und spricht von Gemeinsamkeiten mit Grünen und SPD. Sie stehe für eine „radikale Realpolitik“.
Janine Wissler, ebenfalls eine der aktuellen Parteivoritzenden, hält dagegen eine Regierung aus den drei Parteien für eher unwahrscheinlich und zeigt sich beim Thema Auslandseinsätze der Bundeswehr – einem möglichen Knackpunktbei etwaigen Koalitionsverhandlungen – hart: „Ich sehe bei Bundeswehreinsätzen, anders als bei anderen Fragen, gar keine Möglichkeit für Kompromisse“, sagte Wissler. „Ein bisschen Krieg gibt es nicht.“ Die Linke werde keiner Regierung beitreten, die Auslandseinsätze beschließe.
Susanne Hennig-Wellsow macht diese Tür dagegen nicht ganz zu und schließt zumindest "friedenserhaltende Missionen" unter dem Dach der Vereinten Nationen nicht aus.
Susanne Hennig-Wellsow ist als Sekundantin des LINKEn Ministerpräsidenten Bodo Ramelow in Thüringen mit außenpolitischen Themen, z.B. Auslandseinsätze deutscher Soldatinnen und Soldaten, nicht verbindlich befasst, aber Sie hat uns 2016 auf dem Bundesparteitag in Magdeburg einen Einblick in ihre diesbezügliche Anpassungsfähigkeit gegeben:
»Es war der thüringische Ministerpräsident, der als einziger Regierungschef einen Flüchtlingszug aus Ungarn empfangen hat. Es war die Sozialministerin Heike Werner aus Thüringen, die Brötchen geschmiert hat für die ankommenden Flüchtlinge in Saalfeld. Es waren der Thüringer Landesverband und die thüringische Regierung, die hat keinen einzigen Flüchtling im Zelt schlafen lassen, die sofort alles möglich gemacht haben, auch die eigenen Parteistrukturen in die Unterkünfte zu bekommen, damit wir als LINKE auch in Thüringen für Flüchtlingspolitik und humane Flüchtlingspolitik ein Gesicht zeigen können. Es war der thüringische Ministerpräsident, der zum Newroz-Fest der Kurden in die Thüringer Staatskanzlei geladen hat. Und es war der thüringische Ministerpräsident, der noch einmal vor wenigen Tagen wiederholt hat, dass wir gern in Thüringen Flüchtlinge aus Idomeni begrüßen würden.
UND JA, THÜRINGEN MUSS ABSCHIEBEN. Wer glaubt, dass das unser Hobby ist oder nicht an unserer Menschlichkeit nagt, der hat sich geirrt.«
Rührend, echt rührend. Die Regierung Ramelow ist damals hinsichtlich der Thüringischen Abschiebepraxis von den eigenen Leuten heftigst kritisiert worden.
Und dass die Partei DIE LINKE sich selbst paralysiert und damit marginalisiert hat, ist ebenfalls eine Tatsache. Eine Regierungsbeteiligung dieser Partei birgt das Risiko, dass sie ihre essentiellen interaktionellen Konflikte in die Regierung miteinbringt.
Ja, zur Schadenfreude hat die Linke keinen Anlass. Das ist wohl wahr.
"Im Gegenzug zur chinesischen Hilfe wird die afghanische Regierung die Souveränität Chinas respektieren und das Eindringen von islamistischen Kriegern nach China unterbinden."
Die Überheblichkeit und Ignoranz wird durch die gegenseitige Akzeptanz und ehrlichen interkulturellen Dialog überwunden. Auf dieser Basis lässt sich die Hoffnung eines Wandels durch Handel aufbauen.
@sozialist hat es schon richtig gesagt das Völkerrecht verbietet die Einmischung in innere Angelegenheiten eines Staates. Dass mit NATO-Einsätzen auch das Grundgesetz bspw. von Deutschland bricht weil das Militär nur der Verteidigung dienen darf scheint auch sich als links gebierenden Amerika-Fans stets egal zu sein. 43 Jahre Krieg, die Menschen sind dem müde und immer mehr sind auch der Doppelmoral der Amis müde die auch hier wieder erst die Mudschahedin unterstützt haben, dann im Bürgerkrieg die Taliban, dann wieder gegen die Taliban. Derselbe hinterlistige und hinterfotzige Schei*dreck wie er in Südamerika genauso betrieben wurde/wird wie im Iran, Irak. Ja man kann das als Drittstaat dreckig finden wenn irgendwo Verbrecher, Diktatoren regieren. Aber man hat kein Recht in diesen Drittstaat zu gehen und militärische Mittel anzuwenden. Nach dieser Logik müsste man doch auch in Brasilien sein dort regiert auch ein Menschenfeind. Aber das ist halt ein Menschenfeind der für die USA besser ist als linke Regierungen deshalb macht man da nix. Die Menschen in Afghanistan wollen endlich Frieden und eben nicht eure scheinheilige neoliberale Demokratie. Zumal die USA die nie wirklich dort hinbringen wollten sondern stets Hintergedanken hatten und vor allem die Rüstungsindustrie hat sich hier die Taschen vollgemacht. Dieser außenpolitische Unrechtsstaat ist zwar nicht am Ende aber steht endlich mal zu Recht blöd da für seine Verbrechen
++ Wenn also jemand die Parallelen zwischen Vietnam und Afghanistan nicht erkennt, ist er entweder dumm oder dumm. Suchen Sie sich etwas aus. ++
Mir ist da auch noch was eingefallen zu den "Parallelen". Damals - als die Amis aus Vietnam vertrieben wurden und der schöne Song "Saigon ist frei" erklang - ging- nicht lange danach ein Ukas vom Presseamt der DDR durch die Reaktionen, den Begriff "Wiedervereinigung" um keinen Preis zu verwenden. Sie erfolgte recht bald nach dem Sieg der Truppen der Vietcong. Damals sollten - um Himmelswillen - nicht die falschen Assoziationen aufkommen, weil jene, die den Begriff verhindern wollten, wussten, dass die eventuelle Einheit nicht unter ihrer Ägide stattfinden würde.
"Damals sollten - um Himmelswillen - nicht die falschen Assoziationen aufkommen, weil jene, die den Begriff verhindern wollten, wussten, dass die eventuelle Einheit nicht unter ihrer Ägide stattfinden würde."
Im Gegensatz zum Vietcong konnte unsere Einheit ohne äußeren Feind und ohne Blutzoll erreicht werden - dafür kann man den Protagonisten noch heute höchste Anerkennung zollen.
Die freigesetzte Kraft der friedlichen Proteste war beeindruckend und mit der positiv geladenen Energie der "Aufständischen" wurde dem Krieg gegenüber ein Exempel statuiert!
Äh...kann weder "triumphalische freuden-tränen" noch ein Wurschtigkeitsgefühl bei Lutz Herden, noch eine
"klamm-(heimliche) freude
über scheitern des "westens"... bei Flegel und Herden diagnostizieren.
Bin ganz bei Richard Zietz, wenn er es auf den Punkt bringt..."Probleme lösen wird das alles kaum. Neben den wahrscheinlichen Konfliktpunkten (etwa zwischen dem schiitisch ausgerichteten Iran und den der sunnitischen Variante anhängenden Nachbarländern) werden die Radikalislamisten auch die sozialen und wirtschaftlichen Probleme eher vernachlässigen und übertünchen. So gesehen: eine eigene – von der Religion her radikalisierte – Version jenes Rechtspopulismus und Autoritarismus, der in milderer Variante überall auf dem Globus um sich greift"...
Nur zwei Anmerkungen:
"Es steht außer Frage, dass der, vorerst letzte, gut zwanzigjährige fremde Militäreinsatz in Afghanistan ein undurchdachter Mist war. Die Amerikaner sind mal wieder reingegangen, weil sie es eben konnten und wegen des 11. September "Blut geschmeckt" hatten und alle anderen, so eben v.a. auch D sind hinterhergedackelt, ohne überhaupt zu wissen, warum und wozu. Die Amis sind ebenso willkürlich nun wieder abgezogen, ..."
Sind Sie sicher, dass "die Amerikaner" einfach mal so reingegangen sind? Machen die das einfach so aus einem Bauchgefühl heraus? Oder lagen die Pläne nicht doch schon in der Schublade und man wartete nur auf das auslösende Ereignis - wie durch O. Stone eindrucksvoll belegt? (Ja, ich weiß, dass es eine Diffamierungskampagne gegen Stone gibt - interessanterweise basiert seine Dokumentation hierzu auf "antiamerikanischer Propaganda" völlig unverdächtigen Quellen, nämlich US-Regierungsquellen selbst...)
"Wie oben @schrat und @qbz schon anmerkten, wird der geringe bis Null-Widerstand wesentlich darauf zurückgehen, dass die meisten Menschen einfach Frieden und halbwegs stabile Verhältnisse wollen und diese offenbar mit einem Abzug der westlichen Kräfte und auch einer Übernahme durch die Taliban gewährleistet sehen."
Die eigentliche Krux an der Geschichte dürfte sein, dass die Taliban tief verwurzelt im afghanischen Volk sind. Die von den USA eingesetzte Regierung hatte dort nie den gleichen Rückhalt.
"Die freigesetzte Kraft der friedlichen Proteste war beeindruckend und mit der positiv geladenen Energie der "Aufständischen" wurde dem Krieg gegenüber ein Exempel statuiert!"
War das wirklich so? Anfangs war es ja noch positiv geladene Energie, aber sie schlug schnell um in gekaperte (und gekaufte)...
"Revolutionäre"?? Sie haben einen merkwürdigen Begriff von Revolutionären. Es sind doch wohl eher Reaktionäre.
"Ja, natürlich drägt sich der Vergleich mit Südvietnam auf aber mindestens ebenso mit Chinas langem Marsch."
Da kriegst du echt die Tür nicht zu, was hier erzählt wird. Was bitte hat der "Lange Marsch" der Maoisten (nicht Chinas) mit den Taliban oder der Situation in Afghanistan zu tun??
Ja, Energie ist halt beliebig und kippt auch mal schnell um. Von daher sag ich ja, es war viel Glück dabei, dass die deutsche Revolution so friedlich blieb, dass die Russen nicht eingriffen.
"Die eigentliche Krux an der Geschichte dürfte sein, dass die Taliban tief verwurzelt im afghanischen Volk sind."
Unbedingt! In diese Richtung wollte auch mein Kommentar. Dabei ist eben auch nicht ganz unwahrscheinlich, dass sich hier und da Cousins gegenüberstanden. Die afghanische Armee soll ca. 300.000 Mann gezählt haben, wogegen die Taliban mit um die 60.000 operierten. Wenn man das einmal in die Breite des Landes zieht und sieht, dass die Taliban zuletzt nahezu zeitgleich auch weit auseinanderliegende Städte einnahmen, liegt doch auf der Hand, dass es alles andere als eine ein neues Afghanistan überzeugt verteidigende Armee gab.
"Sind Sie sicher, dass "die Amerikaner" einfach mal so reingegangen sind? Machen die das einfach so aus einem Bauchgefühl heraus? Oder lagen die Pläne nicht doch schon in der Schublade und man wartete nur auf das auslösende Ereignis [...]"
"Einfach so" natürlich nicht wortwörtlich. Sie kennen ja vielleicht das berühmt gewordene Interview mit General Clark zur Invasion des Irak und dem "clean up in the middle east". Dem habe ich meine Worte entliehen. Natürlich hat das viel mit dem "New World Order"-Plänen der USA nach dem Zusammenbruch des Ostblocks zu tun; mit der Befestigung der USA als einzige verbliebene Weltmacht. Mit Afghanistan 2001 gab es sicher für die USA an sich nicht viel zu gewinnen - wenn man das isoliert betrachtet. 9/11 war sicher ein gelegen kommender Vorwand. Man konnte einfach Reaktionsstärke gegen einen neuen Feind, den "internationalen" oder eben "islamistischen Terrorismus" demonstrieren - und zwar ja noch mit ersten Luftangriffen im Norden Afghanistans in der Nacht nach dem 11. September 2001. Insofern haben die USA einfach reagiert, weil sie es konnten und zeigen wollten. Mit konzentrierter Suche nach den Verantwortlichen für die Terroranschläge oder auch einer angemessenen Reaktion hatte das freilich nichts zu tun.
Ich glaube doch, da war viel abgesprochen bzw. wusste auch der Westen, dass die Sowjetunion Gorbatschows nicht dazwischenfunken wird. Und Gorbatschow hatte den Greisen der DDR-Führung zum 40. Jahrestag sinngemäß in's Stammbuch gesprochen, dass der Ofen aus ist, wenn sie nicht die Zeichen der Zeit erkennen. Ohne die Proteste in der DDR klein reden zu wollen - aber tatsächlich bzw. von Grund auf erkämpft haben sie den Mauerfall nicht (mehr). Sie waren nur der letzte Anstoß, der alles zum Kippen brachte. Man muss auch sehen, dass es in Polen mit Solidarnosc bereits seit den frühen 80ern rumorte und auch in der Tschechoslowakei gab es schon viel früher Proteste, als auf den Straßen Leipzigs und Ostberlins (ich geriet zufällig in eine große Demo in Prag, Wenzelsplatz 1988). Und nicht zu vergessen "Glasnost" und "Perestroika" in der Führungsmacht SU. Hier war also schon längst ein Boden bereitet; mit Glück hatte das alles nichts zu tun. Die Wiedervereinigung schließlich ist aber noch einmal eine andere Geschichte. Aber gut, das alles ist ja eigentlich nicht Thema hier so wie die Vergleiche Afghanistans 2021 mit Vietnam 1975/76 auch sehr bemüht, wenn nicht arg hinkend sind.
Interessanter und wichtiger Punkt.
"Der Sieg der Taliban ist eine große Demütigung für die USA, aber vielleicht ist das der Silberstreifen der afghanischen Tragödie."
https://www.aljazeera.com/opinions/2021/8/16/the-us-the-taliban-and-the-stunning-defeat-in
Kein Grund zu klammheimlicher Freude.
Die Bilder vom Flughafen Kabul heute mögen den Bildern vom Flughafen Saigon 1975 zwar gleichen, aber dem Vietkong konnte ich Sympathien entgegen bringen was ich gegenüber den Taliban nicht kann.
Damals war ich mit einem Frenmeldetrupp der Bundeswehr an die tschechische Grenze abkommandiert und wir Soldaten lästerten, daß die NATO und Co. wohl den Durchbruch des Vietkong über den Böhmerwald fürchte.
"Ich glaube doch, da war viel abgesprochen bzw. wusste auch der Westen, dass die Sowjetunion Gorbatschows nicht dazwischenfunken wird."
Erstens kann man in so einer chaotischen Situation absprechen was man will, irgend ein zufälliges Ereignis kann da schon dem Ganzen eine andere Richtung verpassen.
Soweit ich mich erinnere hat Gorbatschow die Kommandatur in der DDR angewiesen defensiv (in den Kasernen) zu verbleiben. Aber bei Gewalteskalation hart durchzugreifen! So - gab es keine Gewalt - also hatte der Russe auch nicht durchgreifen müssen. Denn ihre Soldaten hätten sie schon geschützt - die Russen.
Für mich war es ein glückliches - keineswegs selbstverständliches Ereignis.
Schönen Tag
>>Für mich war es ein glückliches - keineswegs selbstverständliches Ereignis.<<
Für mich eher nicht, muss ich gestehen: Es war klar dass nach dem Ende des kalten Krieges die "soziale Marktwirtschaft" runtergefahren und wieder eine härtere Gangart gegenüber der besitzlosen Klasse eingeführt wird. "Die Schraube anziehen bis es knirscht" hiess das an Bad Harzburger "Führungsakademie". Der Traum von der "Friedensdividende für Alle" war schnell ausgeträumt.
Der wird sich als Freischaffender in diesen Kreisen hüten, den Westen zu verurteilen. Wer 1990 nicht schlagartig umgelernt hatte, aus dem wurde eher nichts mehr. Für den lustigen Wendehals ließen sich gewiss auch noch gänzlich andere Vokabeln finden.
Eine Regierung die mindestens emotional nicht wenigstens einen nennenswerten Teil des Volkes auf ihrer Seite hat, hat letztlich keine Chance. Sozialleistungen hin oder her. Das haben damals Honecker & Co nicht begriffen. Aber immerhin sind die nicht mit Geldkoffern geflohen.
Da fällt mir dann noch eine gewisse Parallele zu den afghanischen Verhältnisse auf. Regierende SED 1989:2,3 Millionen Mitglieder. PDS 1991:140 000 Mitglieder. Immerhin nicht alle von der Fahne gegangen.
Und gegen die Selbstentwaffnung der afghanischen Armee war die der NVA und ähnlicher Truppenteile in der DDR dann beinah schon ein Akt des Widerstandes. Die zähe Hoffnung in die BW zu rutschen war groß.
Ist halt alles längst in Vergessenheit geraten. Aber diese gewissen Parallelen angesichts des afghanischen Umschwunges sind schon interessant.
Es ist hier vieles klug kommentiert worden. Ich möchte nur zwei kleine Anmerkungen machen.
1. wird hier kaum jemand den Sieg der Taliban bejubeln, es darf sich aber ein Gefühl tiefer Genugtuung einstellen, daß der arrogante Westen auf ganzer Linie gescheitert ist. Und das bedeutet für andere Akteure, die vom Westen bedrängt werden (besonders für den Hinterhof des Imperiums), eine spürbare Entlastung sowie für alle Friedensfreunde die Hoffnung, daß sich die USA nicht so schnell wieder auf ein militärisches Abenteuer einlassen werden, wenn sie aus mentalen und psychischen Gründen nicht einmal den Taliban standhalten können.
2. aber sollte man den Fall Afghanistans auch nicht dramatisieren. Frieden ist erheblich schwieriger als Krieg, vielleicht haben das endlich die Amerikaner gelernt, die bislang verlorenen oder desaströs, wenn auch nicht wie der Weltkrieg für D und Japan in einer totalen Niederlage, sondern im Zurückschaudern aufgrund der Kosten-Nutzen-Analyse geendeten Kriege könnten doch endlich den Mut gekühlt haben. Und das jedenfalls müssen die Taliban auch noch lernen. Auch dieser Triumph wird schnell der Ernüchterung weichen. Wir wären gut beraten, wenn wir uns darauf einstellten, unseren Feinden vernünftige Angebote zu machen, die sie schwer ablehnen können. Auch im archaischen Denken befangene Menschen ändern sich zum Positiven, wenn man sie nicht zu sehr bedrängt. Und wenn wir unsere eigene Vergangenheit anschauen, können wir ermessen, wie viel Zeit es braucht, eine Zivilisation der friedlicheren Zukunft zustandezubringen.
Warum halten Sie sich bei der Einheitslyrik der Herrschenden auf? Verstehe ich nicht.
Wenn 90-95% der östlichen Führungspositionen von Westdeutschen besetzt sind, dann ist das die Folge einer Vereinigung oder vielleicht doch einer Übernahme/Besetzung?
Glauben Sie, in den Grundbüchern oder Firmenverzeichnissen sieht das nicht sehr ähnlich aus?
Mühlfenzl - Medien, Breuel - Wirtschaft, Schönbohm - Militär, Hansjörg Geiger - u.a. Stasiakten hatten schließlich klare Aufgaben.
Das Schöne an dieser "höchsten Anerkennung" ist, dass sie zunachst(!) mal nichts zu kosten schien. Langfristig dann schon!
Immer wieder erstaunlich, wie dasselbe Ereignis so sehr verschieden erlebt und bewertet werden kann. Oder?
Aber ich muss schon zugeben das mich der Mauerfall genauso - als hätte mich der Blitz getroffen - überrascht hat wie 9/11. Beides hätt ich nie gedacht ..., das ich sowas erleben werde. Ich lebe natürlich nicht am Hotspot der Metropole Berlins sondern fernab in der fränkischen Provinz. Vielleicht ist das der Grund, dass du den Mauerfall früher voraussehen konntest. Ausserdem bin ich in der Zeit (89/90) gerade junger Vater geworden und da ist man mit anderen Sachen beschäftigt als mit der grossen Politik in Berlin ...
... die militärische Sackgasse Afghanistan hingegen, war erwartbar und deswegen ärgert mich die seit 20 Jahren (Freiheit Hindukush, Brunnenbohrerei - alles wird gut in Afghanistan) betriebene Propaganda des militärisch-industriellen Komplexs, die in Afghanistan lediglich ein Bombodrom sahen um mit ihren Waffen zu experimentieren.
Übrigens hat der militärisch-industrielle Komplex in Afghanistan so viele Waffen hinterlegt, das dadurch für die Nachbarn eine neue Bedrohungslage geschaffen wurde.
Das reinste Chaos ist angerichtet - und nichts was mit der wertewestlichen Intervention seit 9/11 zu tun hat - konnte dazu beitragen - das sich in diesem Land irgendwas zum Positiven verändert.
Nach hunderttausenden von Toten, millionen Flüchtlingen und 19 Milliarden Euro und über 1 Billionen US Dollar gilt es weiter - nach wie vor:
... nichts ist gut - in Afghanistan ...
tiefe genugtuungs-gefühle.
das steht dem philosphen besser an als triumphalischer jubel
der klein-geistigen ideologen.
und arroganz wird abgestraft.
gottlob nur die arroganz der macht...
Ich war damals in der Antifa aktiv und hätte mir nach dem Mauerfall einen Anfang mit zwei seperaten Staat gewünscht, welcher sich in Schritten den Westdeutschen annähert - oder auch gern umgekehrt! Quasi jeweils die für Menschen nützlichen Instrumente der Systeme zusammenführt!
Denn Leute wie wir (Linksradikal) sahen die DDR nicht generell schlecht. Mit dem Konsum von Sandino Dröhnung unterstützten wir die Contras in Nicaragua! Insbesonders die Frauen hatten in der DDR einen Stellenwert in der Gesellschaft - und die Kinderbetreuung war auch besser organisiert, als im kinder- und frauenfeindlichen Westdeutschland - nur so als Beispiel.
Wir hätten es gerne gesehen, daß man den beiden deutschen Staaten mehr Zeit und Raum gibt, so wie es Bärbel Boley, Stefan Heym und viele andere auch wollten, damit eine Wiedervereinigung in erster Linie den Menschen nutzt. Und es eben keine feindliche Übernahme (Afghanistan) gibt. Die Paschtunen wurden ja auch durch einen eisernen Vorhang der Kolonialpolitik des britischen Empire getrennt, der sich - wie wir heute sehen immmer noch geopolitisch auswirkt!
Die Walz von der Pfalz hatte einen anderen Plan - und den kennen wir ja alle inzwischen ...
>>Vielleicht ist das der Grund, dass du den Mauerfall früher voraussehen konntest.<<
Der „Mauerfall“ war ein Randereignis. Voraussehbar war, dass der Klassenkampf von oben nach dem Ende des kalten Krieges wieder verschärft werden würde. Und dass uns das unvorbereitet treffen wird.
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>>Übrigens hat der militärisch-industrielle Komplex in Afghanistan so viele Waffen hinterlegt, das dadurch für die Nachbarn eine neue Bedrohungslage geschaffen wurde.<<
Einerseits. Andererseits war Afghanistan schon vor 1979 ein ziemlich armes dritte Welt-Land, und ist nach 40 Jahren Zerstörung noch wesentlich ärmer geworden. Es sieht ja nun so aus dass die Taliban dankbar nach dem chinesischen Rettungsanker greifen. China ist an den bislang kriegsbedingt noch unerschlossenen Rohstofflagern interessiert: Kupfer, Lithium, Eisen, Molybdän, Edelmetalle, Erdgas…
Und China wäre dann sehr an Ruhe in der Region interessiert, um Rohstoffe abbauen und abtransportieren zu können.
>>Die Walz von der Pfalz hatte einen anderen Plan - und den kennen wir ja alle inzwischen ...<<
In Richtung "feindliche Übernahme", vor Allem der Treuhand haben wohl eher bestimmte Lobbyisten gedrängt.
Zeit, zurückzublicken. Wer erinnert sich noch an die Saur-Revolution in Afghanistan vor 43 Jahren? Einen einigermaßen neutralen Einblick über die Anfänge der afghanischen Tragödie bietet ein Artikel der Neuen Zürcher Zeitung aus dem Jahr 2019. Die Überschrift ist jedoch unzutreffend und zudem wird Hafizullah Amin nicht hinreichend "gewürdigt". Die linke Zeitschrift "Konkret" setzte ihn damals auf die gleiche Stufe mit seinem Namensvetter Idi Amin und Pol Pot.
Zur Gegenwart und den Taliban: "KONTROVERS: Reden wir Taliban" oder auch "Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit." Eine fiktive Selbstdarstellung, präsentiert ausgerechnet von Profiteuren des Horrors. "SPARTANAT stellt militärische Ausrüstung vor. Pro Woche veröffentlichen wir zwei bis drei Ausrüstungsbesprechungen. Rund um dieses Programm präsentieren wir Ausrüster- und Ausrüstungs-News."
"Und China wäre dann sehr an Ruhe in der Region interessiert, um Rohstoffe abbauen und abtransportieren zu können."
Das hoffe ich auch für Land und Leute.
ja die rohstoff-vermarktung wird wenigstens
der taliban-spitze ein gutes einkommen sichern.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ressourcenfluch
>>Deshalb ist es gut und nicht schlecht, das Afghanistan mit China gemeinsam seine Rohstoffe vermarktet,...<<
Ja, kein Einwand, ich hab das ja neutral gesagt ohne "westliche" Propaganda-Absichten.
"Die Walz von der Pfalz" hatte vor allem Aufgaben, die ihm von der Wirtschaft und natürlich auch von der deutschen Gechichte vorgegeben waren. Und er hatte seine enorme Geltungssucht.
Allein in der DDR gab es 17 000 000 neue Kunden für alles, was z.T. im Westen schon lange nicht mehr zu verkaufen war und für das neuere Zeugs natürlich auch. Nicht nur die Altautohändler sind vor lachen nicht mehr in den Schlaf gekommen.
Und dann gab es diesen großen unbekannten Raum bis Wladiwostok, der auch nicht nur von Politikergeschwätz sondern ganz pragmatisch, der bekannten Verwertungslogik folgend, zu erobern war. Und erobert wurde.
Es könnte nun sein, dass sich "der Westen" mit China irgendwie doch übernommen hat. Mit der Verlagerung ganzer Produktionszweige nach China ist der Westen in eine ähnliche "Falle" wie in Afghanistan gelaufen. Aber in Afghanistan auf jeden Fall schon mal in eine welthistorisch wohl fast einmalige Art und Weise. Gut zu beobachten ist, wie diese absolute Niederlage jetzt schöngeredet wird. Falsch Einschätzung usw. Für alle, die zu kurzatmiger Schadenfreude neigen, sind das fantastische Zeiten.
Es wäre in Ihrem Fall vielleicht zu lernen, dass das, was sich ein westdeutscher Linksradikaler wünscht, mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht eintrifft. In meinem ostdeutschen Fall ist das, dessen bin ich mir mittlerweile absolut sicher, eine Art von Lebenskonstante.
Die Kräfte, die in diesem kapitalistischen System das Sagen haben, können sich (vorübergehend) nur selbst beschädigen. Abschaffen, wirkliche positive Veränderungen gar, sind m.E. völlig ausgeschlossen. Dafür sorgt u.a. auch immer wieder diese Art von Linke, die wir nunmal haben.
https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/ST_LW-Studie_30_Jahre_deutsche_Einheit_V03_2020-09-01.pdf
Schon ganz interessant, was die so zusammengetragen haben. Daraus dann eine deutsche Einheit zu basteln, bleibt auf jeden Fall den Politikern für die Festtagsreden vorbehalten. Aber die liefern ja immer.
"Daraus dann eine deutsche Einheit zu basteln, bleibt auf jeden Fall den Politikern für die Festtagsreden vorbehalten. Aber die liefern ja immer."
Das Experiment (Wiedervereinigung) läuft ja noch und wir werden sehen wohin der Pegel (AfD) ausschlägt nach den Wahlen. Bertelsmann hin oder her ...
"Nicht nur die Altautohändler sind vor lachen nicht mehr in den Schlaf gekommen."
Die ließen sich aber auf keinen Fall als ALTautohändler titulieren (da wurde die Miene kurz wieder ernst) - korrekt muss es heißen: Gebrauchtwagenhändler. ;-)
aus der käse-glocke :
schöne grüße an der selbst-befreiten
aus dem käfig der logik.
sie machen mut.
nach dem aussterben der besser-wisserei wird alles besser.
das licht kommt aus dem osten.
"China ist grüner als Annalena Baerbock es sich vorstellen kann..."
Stimmt, China ist auch Vorreiter einer aufblühenden Industrie rund um den Hanf als Bau-, Rohstoff, Medizin oder Energiepflanze für Mensch und Tier. Und hat das ökologische Potenzial von Hanf schneller begriffen (ist halt eine jahrtausendealte Kulturnation) als der Rest der Welt. Da können die Grünen schon noch was lernen!
Gruß
++ Der wird sich als Freischaffender in diesen Kreisen hüten, den Westen zu verurteilen. ++
Das ist für mich - mal wieder - der springende Punkt. Wer eine andere Meinung hat, muss entweder dumm sein, wie es mir immer mal widerfährt oder er wird gezwungen durch Umstände. Das finde ich schon sehr sehr merkwürdig.
++ Aber immerhin sind die nicht mit Geldkoffern geflohen. ++
Naja, sagen wir mal, nicht alle. :-)) Und einer wurde auch gut aufgenommen in Rottach Egern.
"Es wäre in Ihrem Fall vielleicht zu lernen, dass das, was sich ein westdeutscher Linksradikaler wünscht, mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht eintrifft."
Das ist korrekt - diese bittere Pille (Wiedervereinigung) hatte ich zu Schlucken und auch weitere mehr und daraus gelernt! Heute bin ich weder linksradikal (oder nur noch selten) noch wünsche ich mir was - was irgendwie mit Politik zu tun hat - engagiere mich vor Ort - thats it ...
und jetze sind Sie unter der herrschaft
der westdeutschen mullahs.
Mir ist die Konzentration auf Luft-Evakuierung nicht völlig verständlich. Der Flughafen Kabul, und die darauf befindlichen, landenden und abfliegenden Flugzeuge, befinden sich in einer relativ leicht verletzbaren Situation und Lage, vor allem wenn die Luftsicherung nicht 100% gewährleistet werden kann.
Alternativ sollten land- und luftgesicherte Konvoys nach Quetta organisiert und durchgeführt werden, bevor irgendjemand die Verbindung sprengt oder unterbricht. Das hat m.E. höchste Priorität.
Solche Konvoys sind auch etwas leichter vor Ort zu organisieren.
Wie schon vorher einmal gesagt, ist die Mehrheit der Talibs wohl nicht auf Furore aus, nochmals aber die Anmerkung, dass sich darunter einige wirre Gestalten befinden; und wenn die Situation es erlaubt, ist bei diesen Leuten alles denkbar und möglich.
Das bekommt dann eine eigene Dynamik, die die Talib-Mehrheit nicht mehr kontrollieren kann.
Der gesicherte Landweg nach Quetta/Pak ist m.E. essential.
Ebenso eine gesicherte Landverbindung in den Iran.
… just thinking aloud. Dies ist bitte NICHT als anmaßende Interferenz zu verstehen …
>>Die Walz von der Pfalz hatte einen anderen Plan - und den kennen wir ja alle inzwischen ...<<
Als in der Pfalz Wohnender muss ich darauf bestehen, dass das Zitat nicht den Falschen trifft. "Die Walz aus der Pfalz" ist kein Geringerer als Hans-Peter Briegel (1. FC Kaiserslautern u.a.). Wegen seiner athletischen Statur und seines unbändigen Vorwärtsdranges als Verteidiger kam er zu diesem Namen. Diese Eigenschaften sind dem Wiedervereiniger wahrlich nicht nachzusagen.
Tausend Dank für den Link und wir in Central Europe warten immer noch auf die Green Revolution!
https://www.freitag.de/autoren/keisenmann/hanfzeit
Tja, in gewissen Funktionen braucht man eben immer auswärts ein "Gartenhäuschen". Und ein paar Scheine. War ja zu allen Zeiten so. Dürfte unterhaltsam werden, wenn der Schalk noch was Geschriebenes mit Namen und Hausnummern hinterlassen haben sollte. Bestseller wäre garantiert.
Bin nun langsam doch dahin gekommen, dass eben ein enormes Maß an Opportunismus zu jedem durchschnittlichen Leben dazugehört. Die berühmte eigene Meinung, womöglich die öffentliche, muss man sich eben immer erstmal leisten können. In allen Verhältnissen. Können wenige.
Wahrscheinlich brechen auch deshalb all diese meinungsstarken Beiträge in den sozialen und sonstigen Medien so heftig heraus. Wer auf Arbeit ein ganzes Leben lang mehr oder weniger das Maul zu halten hatte, der redet dann wenigstens anonym oder als Rentner. Eigentlich ein schlüssiger Gedanke. Hat der noch was mit dem Titel hier zu tun? Naja, so um drei Ecken vielleicht.
>>Deshalb ist es gut und nicht schlecht, das Afghanistan mit China gemeinsam seine Rohstoffe vermarktet, eine win-ein-Situation für beide. Und ein bescheidener Aufschwung in Afghanistan bringt dort besser Modernität als Drohnenmorde......<<
Nach rationalen Gesichtspunkten ist das sicher gut _ die Frage ist inwieweit die Taliban-Clanchefs an ´Modernität´ & dem Wohl aller Afghanen interessiert sind. Es ist eher zu befürchten, wenn ihnen jemand mehr bietet, um den Chinesen Stress zu machen, sie dieses Angebot annehmen werden. Alles schon mal passiert & dem Westen gefällt der immergleiche Chaos-Plot auch gut.
"… just thinking aloud. Dies ist bitte NICHT als anmaßende Interferenz zu verstehen …"
Is okay - ich vermute, der internationale Reflex wird dahingehend wirken, daß sämtliche Grenzen und Zufahrten für Fluchtrouten gekappt wurden. Da die Taliban auf dem Land sowieso noch stärker present sind, ist anzunehmen das es noch gefährlicher ist über Land zu flüchten, als im Schutz der Sicherheitskräfte am Flugplatz dies möglich ist. Aber vielen einfachen Leute wird nichts anderers übrig bleiben, als hohes Risiko einzugehen. Erdogan und der neue iranische Leader sind mit Russland ja bereits im Dialog um die Ströme der Hunderttausende zu kontrollieren.
Laschet & Konsorten`s einzige Befürchtung, jetzt kurz vor den Wahlen gilt dem Flüchtlingsstrom - den es nach 2015 kein zweites Mal geben darf. So sind sie die Transatlantiker, erst mit dem Feuer spielen und vor den Konsequenzen wird sich dann abgeduckt.
Its a Shame ...
"Als in der Pfalz Wohnender muss ich darauf bestehen, dass das Zitat nicht den Falschen trifft. "Die Walz aus der Pfalz" ist kein Geringerer als Hans-Peter Briegel (1. FC Kaiserslautern u.a.). Wegen seiner athletischen Statur und seines unbändigen Vorwärtsdranges als Verteidiger kam er zu diesem Namen. Diese Eigenschaften sind dem Wiedervereiniger wahrlich nicht nachzusagen."
Dann bitte ich um Vergebung ...
... obwohl man Kohl schon als synonym für eine ökonomische Walze begreifen kann - vor allem aus östlicher Perspektive ...
Als Fussballfan hab ich Briegel (zumindest hier im Fränkischen) immer nur in Verbindung mit einem Zitat aus einer Sportzeitung in Erinnerung:
"Wir briegeln alles nieder!"
Also nochmals sorry, damit jeder regionale Konflikt im Keim erstickt ...
»Mit dem Konsum von Sandino Dröhnung unterstützten wir die Contras in Nicaragua!«
Ich denke, wir haben doch eher die GUTEN damit unterstützt :-).
>>Ich hoffe die bittere Niederlage von Kabul hat die US belehrt, es nicht zu wagen China anzugreifen,...<<
Ich fomuliere mal ein bisserl um:
"Ich hoffe die bittere Niederlage von Vietnam hat die US belehrt, es nicht zu wagen weiter Kriege anzuzetteln..."
Irgend Jemand sagte es damals sinngemäss so.
+@achtermann
"Also nochmals sorry, damit jeder regionale Konflikt im Keim erstickt ... "
;-)
Wie aus gewöhnlich äußerst gut informierten Kreisen verlautbart, gab es aber schon eine äußerst misstrauisch beäugte "PFALZ-CONNECTION", siehe hier:
https://www.imago-images.de/sp/0001060001
Erstmal zur Lage in Afghanistan:
Derzeit wird man derart extensiv mit Breaking News geflutet, dass eine fundierte Beurteilung der laufenden Ereignisse kaum möglich ist. Verzweifelte, die aus bereits gestarteten Flugzeugen herabstürzen, stehen neben Wortmüll, welcher die allerhehrsten Absichten (und ausschließlich die) bekundet.
Was man unabhängig von der Feinbeurteilung sagen kann: Bei der nicht vorgenommenen Evakuierung der Ortskräfte haben Merkel, Maas, Kramp-Karrenbauer, Scholz, Seehofer sowie die ihnen unterstehenden Behörden und Ämter nicht nur gepatzt, sondern die Helfer(innen) vor Ort den Taliban eiskalt ans Messer geliefert. An jedem einzelnen der bislang drei Evakuierungstage sieht die deutsche Seite arm aus – so arm, dass man denkt: Verbündet euch am besten doch gleich mit den Taliban! Liefert sie alle aus – hinein in Folter und sicheren Tod. (Dahin abgeschoben und ausgeflogen habt ihr ja noch bis vor wenigen Tagen.)
Will heißen: Der überstürzte und offensichtlich von dem Willen »wir machen es so, dass es möglichst keiner mitkriegt« geleitete Abzug ist EIN Ding. Die Schändlichkeit, mit der die deutschen Verantwortlichen nunmehr ehemalige Unterstützer(innen) im Regen stehen lassen, lässt sich nur noch mit dem Umschwenk im zweiten Golfkrieg vergleichen, bei dem die Amerikaner ihre kurdischen Unterstützer eiskalt den Giftgsasgranaten Saddam Husseins überließen.
Gegenmittel gäbe es: Der Abzug war freiwillig; ebenso könnte man – zusammen mit den Verbündeten – mit Truppenkontingenten den Ausflug von Ortskräften und sonstwie Exilwilligen sichern. Im Eskalationsfall könnte man sogar punktuelle Militärschläge gegen die neue Landesregierung starten – verbunden mit der Forderung nach einer Garantie, dass alle, die raus aus dem Land wollen, das auch können. Aber Pustekuchen: Maas & Co. bevorzugen lieber den Dackelblick und wackeln drei Dutzend mal mit den Ohren als Antwort auf die Frage, warum sie die Entwicklung nicht früher kommen gesehen haben.
Die letzte Frage ist zugegeben auch Butter bei die Fische notorisch deutscher Besserwisser(innen). Die nichts lieber tun als Schuldfragen in der Vergangenheit ausgiebigst zu erörtern – während hier und heute Menschen zu tausenden vor die Hunde gehen.
Im Grunde könnte man die Chose mit einem einzigen Wort kommentieren: FUCK !!
>>Die Lehre ist, auf die Amis, auf den Westen ist kein Verlaß. Sie lassen in der Not ihre Freunde im Stich.<<
Das ist doch lange bekannt, nur einige wollen es immer noch nicht wahrnehmen. Kissinger sagte bereits 1968:
|| It may be dangerous to be America's enemy, but to be America's friend is fatal.||
Um Gotteswillen danke - ich bin gerettet,
einfach "verdamp lang her" das Ganze. Ronald Reagan hat ja mit den Erlösen aus Waffenlieferungen an den Iran die Contras unterstützt um die Sandinisten vom Hof zu jagen ...
... nochmals merci - für die Correctur ...
Danke für den Link:
also doch eine pfälzsche Verschwörung und der BR war dabei ...
... schmunzel ...
Ihre Einschätzungen sind äußerst naives Wunschdenken. Die chinesische Regierung wird da weitaus realistischer sein.
"Damals stand das Imperium noch in der Blüte. Als Lehre aus Vietnam schaffte die US die Wehrpflicht ab und erfand die "eingebetteten Journalisten"
Die dann live bei CNN als "Embedded Journalism" in Tanks Richtung Bagdad rumpelten! Der Krieg wurde zur Show, einem medialen Geschäft mit hohen Einschaltquoten!
Und als Muhamed Ali den Wehrdienst in Vietnam verweigerte, wusste er damals schon, das seine Feinde nicht der Vietcong sind - sondern in seinem eigenen Land zu suchen sind!
servus
Da Henry in Fürth geboren ist, bitte ich um korrekte Schreibweise:
Dreggsagg
»Fidel hat gezeigt, wie man mit dem Imperium umgehen muß!«
Die Taliban sind aber weder Fidel noch China. Sicher bleibt zu hoffen, dass die Einsicht gegenüber den Erfordernissen der Moderne auch vor den aktuellen Machthabern in Kabul nicht halt macht. Auch wenn die (heutigen) Taliban nicht der IS sind und es bei ihnen unterschiedliche Fraktionierungen zu geben scheint, kann aktuell niemand vorhersagen, wie sich die Lage im Land entwickeln wird. Ein realistisches Bild der derzeitigen Situation vermittelt eine themenaktuelle Seite von amnesty international.
Zum Rest gebe ich keine Prognose ab. Ich denke ehrlich gestanden auch nicht, dass die VR China ihr Gewicht in die Schale werfen wird, um eine Garantie für eine Ausreise der Ausreisewilligen zu erhalten. Womit nur die westlichen Länder bleiben (respektive deren diplomatisch-militärisches Drohpotenzial) – sofern diese es nicht vorziehen, sich klanglos zu verpissen und ihre zivilen Kräfte vor Ort einem ungewissen Schicksal zu überlassen.
Zitat:
"Innerhalb von 48 Stunden hielt der mittlerweile geflohene Präsident Ashraf Ghani zwei surreale Fernsehansprachen, um von einer Reorganisation der Nationalarmee zu fantasieren und seinen Landsleuten zu suggerieren, man werde nicht aufgeben."
Comical Ali hat einen würdigen Bruder gefunden: Comical Ghani. Afghanistan ist nun das Vietnam - nicht nur der Amerikaner - sondern all der Länder des "Werte"-Westens, die dort mitgemischt haben. Die Taliban werden sich über all die gebohrten Brunnen und errichteten Mädchenschulen freuen.
Und das nächste "Afghanistan" zeigt sich bereits am südlichen Horizont ab: Mali. Auch dort wird der Westen demnächst den Schwanz einziehen und enorme Flüchtlingsströme produzieren, die kein Zaun vor Ceuta aufhalten wird.
>>Und als Muhamed Ali den Wehrdienst in Vietnam verweigerte, wusste er damals schon, das seine Feinde nicht der Vietcong sind - sondern in seinem eigenen Land zu suchen sind!<<
Drum hat er auch keinen Wehr-Dienst, sondern den Kriegsdienst verweigert.
Die Bundesregierung hat sich - nebenher - ziemlich gut mit China arrangiert. Angela Merkel hat da einiges getan. Sie hat sich - so die Süddeutsche - auch nie so eindeutig vor den Anti-China-Karren der USA spannen lassen. https://www.sueddeutsche.de/politik/merkel-china-usa-1.5344334
Ich bin ohnehin der Meinung, dass - hinter den Kulisssen - auch in Deutschland schon mehr bekannt war von der desaströsen Lage. Aber, weil es keine Öffentlichkeit gab, waren die so miserabel mit der Logistik. Irgendwo haben ich gehört, dass es schon eine Weile Kontakte auch zu den Taliban gab oder gibt, aber ich hab jetzt die Quelle nicht zur Hand. Die Realitäten sind bitter vor allem für die Frauen und Mädchen dort. Aber vielleicht wird es ja auch vonseiten der Taliban mehr Vernunft geben.
>>Wie aus gewöhnlich äußerst gut informierten Kreisen verlautbart, gab es aber schon eine äußerst misstrauisch beäugte "PFALZ-CONNECTION"...<<
Ja, die Pfalz-Connection lebt. Als Zugereister steht man meistens außen vor. Alte Seilschaften wirken weiter, von der Nazi-Zeit bis heute. Nicht zufällig sind Nazis gegenwärtig immer noch Ehrenbürger oder hatten/haben Kirchenglocken noch Nazi-Symbole.
"Die Schändlichkeit, mit der die deutschen Verantwortlichen nunmehr ehemalige Unterstützer(innen) im Regen stehen lassen, lässt sich nur noch mit dem Umschwenk im zweiten Golfkrieg vergleichen, bei dem die Amerikaner ihre kurdischen Unterstützer eiskalt den Giftgsasgranaten Saddam Husseins überließen."
Das war aber 1988, gegen Ende des Ersten Golfkrieges (Iran vs. Irak), als Saddam die Kurden mit Giftgas bombardierte (Halabdsha). Damit hatten die Amerikaner relativ wenig zu tun, zumal die Kurden ja nicht auf Saddams Seite waren. Die Amis haben zuletzt die Kurden in Syrien, entlang der türkischen Grenze. wahlweise dem IS, und, schlimmer bald, den türkischen Truppen überlassen.
"Aber vielen einfachen Leute wird nichts anderers übrig bleiben, als hohes Risiko einzugehen."
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Die Sicherung der Landwege nach Pak und Iran ist extrem wichtig fuer die Kabuli und Kandahari.
Auch im Zusammenhang mit der grossen Anzahl der zu erwartenden Fluechtlinge.
Gesicherte Konvoys auf dem gesicherten Landweg.
Anderenfalls sind die Leute gefangen wie die Katze im Sack.
First priority for all human affairs measures with medium-term perspective in AFG.
Best, ms
Gesicherte Konvoys auf dem gesicherten Landweg.
... danke @gelse ...
Die Kabuler Perspektive ist sicher nicht repräsentativ für ganz Afghanistan. Aber die Hippies waren nicht Ursache oder Auslöser der vielfältigen Kultur, es gab auch ohne sie Theater, Konzerte, Vorträge, Partie, Hedonismus, Haschisch. Das alles zog sie wohl an. Ich glaube nicht, dass es so viele waren, dass sie da sehr viel Geld reinspülten, etwas gewiss.
Der stalinistische Staatsstreich 1978 ging wohl eher von Kabuler Gangs aus, nicht vom Land. Die totalitären Stalinisten haben dann nicht nur die Islamisten verfolgt, eingesperrt, umgebracht, sondern ganz normale Moscheegänger und islamische Mullahs, die politisch eher auf der Seite des Königs standen, wie die Hedonisten. Die brutale Unterdrückung hat den islamischen Widerstand enorm radikalisiert. Der ging dann eher von den Provinzen aus, an den Grenzen Russlands, was die Russen einmarschieren ließ.
Wahrscheinlich wollten sie damals in Kabul Al Andalus wiederbeleben, was ja die kulturelle und freiheitliche Blütezeit des Islams war. Davon haben die Taliban ja keine Ahnung. Denen geht es nur um patriachalen Totalitarismus.
»Das war aber 1988, (…)«
Stimmt – da hab’ ich dem Hussein Saddam glatt ein Verbrechen in die Schuhe geschoben, dass er schon Jahre zuvor begangen hatte.
Was drei Jahre später in Golfkrieg Numero zwei da los war, ist bei Wikipedia folgendermaßen nachzulesen:
»Im Norden vertrauten Kurdenführer den amerikanischen Zusicherungen, dass die USA einen Volksaufstand unterstützen würden, und begannen zu kämpfen in der Hoffnung, einen Angriff auszulösen. Als jedoch die amerikanische Unterstützung ausblieb, konnten die irakischen Generäle in brutaler Konsequenz die kurdischen Einheiten unbehelligt vernichten. Millionen von Kurden flohen darauf über die Berge in die kurdischen Gebiete der Türkei und des Irans. Daraufhin wurden auf US-Druck die sogenannten Flugverbotszonen im Norden und im Süden des Iraks eingerichtet, um Übergriffe aus der Luft unterbinden zu können.«
Zur Rolle der Amis im Ersten Golfkrieg ist allenfalls noch zu erwähnen, dass sie zumindest noch in diesem klar auf die Karte Saddam setzten – frei nach dem Motto: Er ist zwar ein Schurke. Aber er ist UNSER Schurke.
Mhm, naja und was hat das jetzt mit Ihrer merkwürdigen Auffassung zu tun, das es zwischen dem damaligen und dem heutigen Ereignissen keine Parallelen gäbe?
Tja, wenn man wie Sie, wiedermal auf der falschen Seite steht, dann bleibt einem nur Schadensbegrenzung, in dem man anderen Arroganz unterstellt. Diese fiese Charaktereigenschaft ist übrigens ein Markenkern des Westens, anderen Staaten gegenüber und natürlich eine, die den Angehörigen der denkzone zu eigen ist.
Aus dem von Dir verlinkten SPON-Artikel, die Nazi-Kirchenglocke betreffend:
>>"Die Gemeinde hat es nötig, dass wir Klarheit bekommen, in welche Richtung wir gehen wollen", sagte Ortsbürgermeister Georg Welker (parteilos) am Montagabend.<<
Was ist das, was der Ortsbürgermeister dort sagt (es durchzuckte mich sofort)? Merkel-Sprech pur.
Ich gebe zurück zum Themensender.
"Anderenfalls sind die Leute gefangen wie die Katze im Sack."
Das sind sie leider - im Sack gefangen und dafür stehen die wertewestlichen Kreuzritter in Verantwortung, welche die Lektion von Saladin noch immer nicht kapiert haben.
Steinmeier übernimmt diese Verantwortung nur zum Teil, zeigt sich uneinsichtig darin, die auf Fehleinschätzung beruhende militärische Strategie öffentlich anzuprangern.
Auf Basis wievieler Geheimdienstexperten werden militärische Expertisen erstellt? Und wer bezahlt die? Haben da die zig US Dienste hier Sleepy Joe gar ins offene Messer laufen lassen? Wo dieser Dienst doch sonst immer genau weiss - was rund um den Globus passiert? Seit dem Run aufs Kapitol passieren Overseas oft gravierende Fehleinschätzungen, finde ich. Und das beunruhigt!
Es wird Zeit für eine unabhängige europäische militärische Option zur Verteidigung!
Aber zurück zur Sache @man.f.red:
Die Taliban garantieren den freien Abzug für Ausländer.
Für Afghanen gilt das nicht. Die "Schüler" werden ihre Elite nicht ziehen lassen. Denn diese sind ja neben den Waffen und Gerät die wertvollste Kriegsbeute.
In Kabul wurde bereits begonnen die Häuser nach Kollaborateuren zu durchsuchen. Und um Konvoys auf dem Landweg zu sichern, müsste wohl eine grössere militärischen Intervention stattfinden. Und da hätte man gleich bleiben können.
Shock an Aw als Vergeltung, dazu sind die Amis jederzeit in der Lage, doch eine gezielt organisierte Intervention (Boots on the ground) birgt zuviele Risiken und diese ist Uncle Sam nicht bereit, wegen Flüchtlingen einzugehen.
Aber ich würde mich freuen - wenn ich mich hier täusche ...
"Er ist zwar ein Schurke. Aber er ist UNSER Schurke."
Ja. Der "größere Schurke" war eben der in Teheran.
Um auf den eigentlichen Anlass zurückzukommen: Deutschland hat das Ausfliegen der afghanischen Ortskräfte über Monate durch ein Verschaufeln in Migrationsbürokratie versemmelt. Seit Monaten ist das als skandalös im Gespräch; als noch Zeit und Möglichkeit - obwohl die Taliban ja auch schon hier und da eingerückt waren - war, hat keiner einmal seinen Bürokratenarsch rumgekriegt. Und jetzt wird es wohl kaum noch funktionieren, weil die Taliban keine Afghanen gehen lassen wollen. Die jetzt noch einzusammeln und zum Flughafen nach Kabul zu kriegen, dieses Wagnis werden die Fallschirmjäger wohl nicht eingehen. Es ist eine Schande, die einem durch und durch geht!
Unter der afghanischen Hand wird von ca 70.000 Soldaten in der Armee ausgegangen. Die inoffiziellen Zahlen sagen also was völlig anderes aus. Für 300.000 Soldaten bekommt man selbstverständlich deutlich mehr Ausrüstung und finanzielle Mittel von den Verbündeten.
Ich weiß natürlich nicht, was an diesem Gerücht dran ist. Aber es würde den schnellen Durchmarsch der Taliban in einem anderen Licht erscheinen lassen.
"Ich weiß natürlich nicht, was an diesem Gerücht dran ist. Aber es würde den schnellen Durchmarsch der Taliban in einem anderen Licht erscheinen lassen."
Ja, damit hätte man den Vormarsch quasi beschleunigt um klare Verhältnisse zu schaffen. Ob der BND oder andere deutsche Dienste davon auch Kenntnis haben/hatten?
gerne gelesen - merci
setzen wir also auf den sanftmütigen Drachen ...
"Aber ich schließe mich an" - Erstaunlich.
Nichts davon lese ich in Herdens Text. Dieser Durchmarsch da in Afghanistan ist Indiz für ein so entsetzlich vollständiges Scheitern, dass es einen zutiefst erschrecken muss. Herden ist nicht im mindesten hämisch oder gar triumphierend - anders als nicht wenige, die ihm hier mal wieder Beifall klatschen. Zumindest Bitterkeit könnt ihr ihm doch zugestehen, nicht? Aber wen man nicht leiden kann, der hat nunmal keine Chance, was, dz8 und Magda?
Nun überhaupt nicht verstehe ich, dass du die Erwähnung von Vietnam 1975 "nostalgisch" nennst. Wie oft über Jahrzehnte hinweg ist im Westen (!) das Scheitern der UdSSR in Afghanistan ihr "Vietnam" genannt worden? Vergleiche zwischen dem Abzug der Sowjets aus Afghanistan und dem der Amerikaner 1973 aus Vietnam sind legitim und wurden seit den 90ern immer wieder angestellt. Und jetzt werden sich die westlichen Mächte nach diesem Fiasko wohl gefallen lassen müssen, dass diese aktuelle Situation in einen historischen Zusammenhang gestellt wird.
Einfach so hinzuschreiben, dass Herden "das schicksal der afghanen relativ wurscht" sei, ist eine typische dz8-bräsige Selbstgewissheit, dass ich nicht weiß, ob ich milde lächeln oder kotzen soll. Eher kotzen, wenn ich z.B. an eine Aktion zum Zwecke des "Überlebens im Alltag" denke, als 2009 zivile Afghanen sich ein bisschen Sprit von gekaperten Tanklastern holen wollten, was 100 von ihnen mit dem Leben bezahlten. Der Gedanke, dass die das elementar nötig haben könnten, kam bei den zuständigen Befehlshabern gar nicht erst auf.
Obwohl die USA und ihre Verbündeten in Afghanistan einen Großteil ihres Einflusses verloren haben, können sie in drei Bereichen immer noch einen positiven Beitrag leisten.
Erstens können sie schutzbedürftigen Menschen und solchen, die einem höheren Risiko der Verfolgung durch die Taliban ausgesetzt sind, Schutz bieten. Dies kann geschehen, indem Afghanen, spezielle Flüchtlingsaufnahmen angeboten werden - wie es Kanada und NZ getan hat.
Zweitens kann die internationale Gemeinschaft Druck auf die Taliban ausüben. Wie die UN reagiert, wird entscheidend sein. Die UNO, die mehr als 3.000 Mitarbeiter in Afghanistan beschäftigt, muss sich strategisch clever und operational effektiv einschalten.
Drittens muss die internationale Gemeinschaft Binnenvertriebenen und anderen vom jüngsten Krieg Betroffenen humanitäre Hilfe leisten. Das Mindeste, was sie tun können, ist, ihre Grenzen für die gefährdeten Afghanen offen zu halten, die in einem Drittland Zuflucht suchen wollen. Dazu gehört auch Sicherung von Landverbindungen in die Nachbarstaaten, insbesondere Pakistan und der Iran.
Wie soll das praktisch ablaufen - Afghanen spezielle Flüchtlingsaufnahmen anbieten? Man kann ja schlecht dafür in Kabul eine deutsche Behörde aufbauen. Wird die Bundesregierung vorstellig bei der Taliban-Regierung mit einer Liste der Ortskräfte? Und die Entscheidung über Ausreise oder Todesurteil fällt dann der zuständige Stempel-Taliban? Oder bekommen alle ein Ausreise-Visum, die es aufs Flugfeld schaffen? Nach den Fotos sind das ausschließlich junge Männer im wehrfähigen Alter. Das schreibt sich so locker, dass denjenigen Schutz geboten werden soll, die einem höheren Verfolgungsrisiko ausgesetzt sind. Das ist einfach vorbei, wenn man abgezogen ist.
Guten Morgen @Mühlenkamper
Zusammen mit
https://www.unhcr.org/afghanistan.html
oder
https://www.unocha.org/afghanistan
oder
https://afghanistan.iom.int/
oder
https://ec.europa.eu/echo/partnerships/relations/ocha-odsg_en
oder
https://www.icrc.org/en/where-we-work/asia-pacific/afghanistan
oder
https://www.muslimaid.org/afghanistan-emergency/
oder
https://www.akdn.org/where-we-work/central-asia/afghanistan
oder
anderen, die da ein normalweise ein bisschen fixer sind, e.g. Canada, NZ, UK
wird sich sicherlich ein Weg finden lassen, der alle Ansprüche zufriedenstellt.
Vor Ort sollte auch hier Hilfe erfolgen können:
https://www.giz.de/en/worldwide/358.html
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
https://theconversation.com/as-new-zealand-mobilises-to-help-in-afghanistan-its-rescue-response-faces-serious-challenges-166179
Zwei Beispiele wie sich die Taliban verändert haben könnten:
Indische Botschaft in Kabul, Zugang zum Flughafen.
Lassen Sie mich noch hinzufuegen:
Inzwischen muesste bereits ein UN-gestuetzter, provisorischer Krisenstab in Kabul existieren. Sind die Deutsche darin vertreten? Falls ja, mit wem? ... hoffentlich nicht nur militaerisch...
Das sollte der erste logistische Ansatzpunkt sein.
Die Situation zeigt auch die fundamentale Schwaeche des Ansatzes, militaerische und zivile Funktionen in den PRTs zusammenzubringen. Jetzt ist das Militaer weg, und eine beschaedigte Zivilgesellschaft/NGOs mit schwacher eigener Infrastruktur...
Gern nochmal:
Die Katastrophe ist gewaltig. Zuallererst natürlich für die Afghanen. Aber eben auch für NATO und den Westen. Einen Riesenapparat für äußerst zweifelhafte Zwecke in Gang setzen und sich dann feige vom Hof machen. Allein der amerikanische Steuerzahler ist wohl mit ca. 2,5 Billionen dabei. Wann wachen die eigentlich mal auf? Wer macht da die Superprofite? Hat das schon mal jemand von all den "klugen" Offiziellen gefragt? Warum nicht?
Im Krieg gegen den Terror haben sich mehr US-Soldaten selbst umgebracht, als 2001 bei den Anschlägen umgekommen sind. Von PTBS und deren Wirkung auf die Gesellschaften könnte ja auch mal die Rede sein. Hätten die Amis samt NATO nichts, also überhaupt nichts gemacht und schon gar nicht diesen absurden Rachefeldzug, wäre was geschehen? Der Rüstungsindustrie wären schöne Profite entgangen. Hunderttausende Menschen würden leben. Die sozialen und interenationalen Beziehungen, und seien sie noch so defizitär, wären nicht derartig zerstört worden. uswusf.
Ich lese, die Taliban wollen Frauen und Mädchen Schule und Studium und noch einge andere Rechte zugestehen. Die zivilen Häuser sollen nicht betreten werden. Es soll Korridore für Zivilisten zum Flughafen geben. Die Angestellten des Staates sollen weiterarbeiten.... Alles nur Sprüche vor dem nächsten "mittelalterlichen" Kalifat? Oder doch Zeichen für ein gewisses Umdenken bei den Taliban? Es scheint so eine Art letzter Hoffnung zu sein.
M.E. haben Maas, AKK und die Geheimdienstler, die bei all diesen Entscheidungen beteiligt waren, zurückzutreten. Das wäre zwar auch keine Verantwortungsübernahme, aber ein sehr gut und einfach zu begründender Schritt. Totalversagen im Amt!
>>Der Gedanke, dass die das elementar nötig haben könnten, kam bei den zuständigen Befehlshabern gar nicht erst auf.<<
Der Gedanke an Bedürfnisse des Hauptverlierers aller Kriege, die Zivilbevölkerung, ist wohl für Militärstrategen grundsätzlich kontraproduktiv. Sonst müsste ja das Bemühen um friedliche Konfliktlösungen und Verzicht auf imperiale Herrschaftsansprüche stets oberste Priorität haben.
In der Arte-Mediathek gibt es eine interessante 4-teilige Doku, die relativ ausgewogen verfasst ist & Protagonisten aller Seiten zu Wort kommen läßt (letzten Teil habe ich noch nicht gesehen).
Afghanistan - das verwundete Land
Vielen Dank für die schönen Links, aber sie ändern alle nichts an dem Problem, dass ab jetzt die Taliban entscheiden, ob jemand und wer das Land verlassen darf. Sie entscheiden auch, wer von den genannten Organisationen unter welchen Bedingungen seine Arbeit fortsetzen kann. Sie sind zwar optimistisch, dass sich Wege finden lassen. Aber sie finden keinen Weg an den Taliban vorbei. Insoweit ist Ihr Optimismus ehrenhaft, aber leider nicht begründet.
Bei allem Respekt @Muehlenkamper, Sie haben vielleicht ein unvollstaendiges Bild, wie Entscheidungen in Afghanistan getroffen werden. Das funktioniert nicht wie in einem Postamt in Deutschland.
Alle grossen UN-Organisationen in Kabul haben ihre eigenen Wege, mit den Taliban zu kommunizieren, und das nicht ohne Erfolg. Sie sollten nicht vergessen, dass die meisten UN-Leute selbst Afghanen*innen sind.
Es macht einen grossen Unterschied, ob die verhandelnden Parteien mit dem "Code" der Talibs umgehen koennen oder nicht.
Das ist keine Frage des individuellen Optimismus sondern der kulturellen Adaptionsfaehigkeit.
Natuerlich gibt es da Grenzen, die sind aber im gegenwaertigen Falle noch noch nicht ausgetestet. Also, keine voreiligen Schluesse, bitte.
Ich lese keine Bitterkeit, ich lese etwas, das ich schon xmal gelesen habe.
Deine Anmerkung: "Dieser Durchmarsch da in Afghanistan ist Indiz für ein so entsetzlich vollständiges Scheitern, dass es einen zutiefst erschrecken muss. "atmet etwas davon, aber im obigen Beitrag kommt das bei mir nicht an, es hat eher etwas von Genugtuung. Und das ist eben nicht angebracht.
Schon das Messer durch die Butter ist - aus meiner Sicht - daneben.
Nostalgisch habe ich diese Parallelen - bitter-spöttisch- genannt und das auch schon erklärt, aber ich zitiere meinen eigenen Kommentar weiter oben gern noch einmal: "Ja, damals war Hoffnung auf vielen Seiten, die auch Substanz hatte, aber heute ist die "Niederlage des Westens" kein Sieg für irgendwelchen Fortschritt. Deshalb wundere ich mich ja auch immer so über diese triumphalen Anmerkungen."
++ Einfach so hinzuschreiben, dass Herden "das schicksal der afghanen relativ wurscht" sei, ist eine typische dz8-bräsige Selbstgewissheit, dass ich nicht weiß, ob ich milde lächeln oder kotzen soll.++
Das kannst Du gern tun. Ich kotze nicht, aber ich lächle gern auch milde zurück. Ganz sicherlich sind die Erwägungen und Analysen über diesen Krieg wie über alle solche Ereignisse immer unterkühlt. Aber, es ist auch eine Stilfrage, wie das rüberkommt. Und ich habe bei manchen dieser Anmerkungen einfach eine Erinnerung an vergangene Selbstgewissheiten und eben Genugtuung.
++Aber wen man nicht leiden kann, der hat nunmal keine Chance, was, dz8 und Magda? ++
Nicht leiden können oder bei mancher Attitüde zusammenzucken ist ein Unterschied. Es tut mir Leid, ich habe da auch einen Hintergrund, der mit dem Autor nur bedingt zu tun hat, aber er ist da. Das stimmt.
Eine erste grobe Übersicht, was der ganze Kriegsspaß die US-Steuerzahler gekostet hat: 2,7 Billionen Dollar.
2,7 Billionen Dollar ist nicht viel. Es ist nur mehr als das Doppelte, was Biden für Infrastrukturmaßnahmen im Haushalt durchgesetzt hat.
Infrastrukturmaßnahmen! Bitte, wer benötigt befahrbare Straßen, ein Eisenbahnnetz oder Brücken, die nicht einstürzen. Ein funktionierendes Internet landesweit sollte auch nicht überschätzt werden. Kriege sind wichtiger. Wirtschaftlich nicht sinnvoll aber sie bereiten mehr Spass.
Zitat: "aber im obigen Beitrag kommt das bei mir nicht an, es hat eher etwas von Genugtuung. Und das ist eben nicht angebracht."
Mit Verlaub, wenn man dem Autor "etwas von Genugtuung" - mit anderen Worten: klammheimliche Freude - unterstellt, sollte Frau, Mann oder Es dann nicht auch klipp und klar sagen, worüber der Mann bzw. Autor denn angeblich "Genugtuung" empfindet?
1. Tatsache ist, dass die USA und andere angeblich "demokratische" bzw. "zivilisierte" westliche Staaten rund 20 Jahre lang in massiver Weise militärisch interveniert haben mit der großkotzigen Ankündigung: Liebe Afghanen, wir kämpfen mit euch gegen die Taliban und bringen euch Frieden, Freiheit, Demokratie und Wohlstand.
Oder was wollten die da nochmal? Den Straßenverkehr regeln und Schilder aufstellen mit Speed Limit "50 mph"?
2. Tatsache ist auch, dass dieser Plan inkl. Umsetzung offenkundig grandios gescheitert und von den Zielen nicht viel übrig geblieben ist, aber die Verantwortlichen für das Disaster, wenn sie denn noch leben, zu feige sind, das zuzugeben und die Verantwortung dafür zu übernehmen. (Der Politiker Peter Struck lebt bekanntlich nicht mehr.)
Mich erinnert das weniger an Genugtuung, sondern vielmehr an den Überbringer der schlechten Nachricht, der einen Kopf kürzer gemacht werden soll, weil er das Desaster nicht so schönredet wie "Mutti" Merkel und die herrschende Nomenklatura.
Übrigens: Wer anderen Länder "Demokratie" und "Frieden" bringen will wie die USA, der sollte vielleicht mit dem Rassismus und der Gewalttätigkeit in seinem eigenen Land anfangen.
Ich muss eben eine kurze Pause machen. Im Display steht "John Rambo ruft an". Was will der denn von mir?
Täuscht der Eindruck, dass die Taliban moderater sind - im Sinne von weniger ultrakrass - als vor 20 Jahren?
Man kann diesen nämlich haben.
Habe es hier mal beschrieben
Wer redet denn das Desaster schön? Sie doch mit Ihrem mopsfidelen Triumph. Mir wird übel, wenn ich Sie so lese.
Das Konzept des autoritären Demokratieexports ist gescheitert.
Aus der Entwicklungshilfe ist längst bekannt, dass ungebetene Besserwisserei des weißen Mannes von der Zielbevölkerung in der Regel eben nicht goutiert wird.
Und wenn das Kleingedruckte der Demokratie-Lieferung als unvermeidliche Nebenwirkung einen zwanzigjährigen Krieg kredenzt, geht das Päckchen eben retour.
o.k. bei wiederholtem lesen von herdens beitrag muß ich
mich dahingehend revidieren, daß er sich mit genugtuung
über die katastrophalen ereignisse eher zurück-hält als flegel.
s.o.
https://www.aljazeera.com/opinions/2021/8/18/monsters-inc-the-taliban-as-empires-bogeyman
Opinion - Monsters, Inc: The Taliban as Empire’s bogeyman
The dominant narrative on the Taliban takeover of Afghanistan erases the decades of imperial violence Afghans suffered.
Jede Wette: In Washington wird nun wieder an einem neuen Szenario gebastelt, sowas von 9/11 2.0...
Ein spektakulärer, aufwändig zustande gebrachter Feuerzauber an möglichst markantem Gebäude soll dann entscheidend anlassstiftend wirken.
Alles wie gehabt.
Mir wird nicht übel. Kein Stück. If you can't stand the heat...
So unerfreulich die Lage nun am Hindukusch auch sein mag: Es ist nicht ohne Trost, jene sonst so selbstgewissen Kreuzritter des Wertewestens nun mal mit greinender Leichenbittermiene vor dem TV-Kameras vorgeführt zu bekommen.
Was die Vernunft betrifft,kann ja der FREITAG Frau Hauser interviewen, dann wissen wir mehr. Die Vernunft zu bemühen ist doch ....
Da weiß man, wen man nicht wählen darf.
Empört bin ich anderswo und engagiert auch. Hier nicht mehr, wenn es geht.