Serbiens Sozialisten haben weder ihre Vergangenheit aufgearbeitet noch Slobodan Milosevic´ postum verstoßen, sich nicht als Nachfolgepartei eines verbrecherischen Regimes öffentlich geschämt, sich nicht in Demut vor dem Haager Jugoslawien-Tribunal verneigt. Sie mussten weder ihren Serbien-Mythen abschwören, noch kriminelle Verstrickungen offenbaren, von denen man im Westen immer zu wissen glaubte, dass sie für das Attentat auf den einstigen Premier Djindic´ zuständig waren. Die Partei des designierten Innenministers Ivica Dacic wird nicht einmal gefragt, wo der Ex-General Mladic sein Refugium haben könnte. Sie soll eben regieren, nicht aufklären. Kein Aufschrei bei Angela Merkel oder all den charakterfesten Gesinnungsethikern, die mit klarem Schuldspruch im Kopf Jugoslawiens Bürgerkrieg aufarbeiten. Warum fällt denen nicht vor Schreck die Binde vom Auge, wenn sie sehen, was da in Belgrad als Koalition aus DS und SPS zum Lichte empor steigt? Da treffen sich EU-Freund Tadic und Schurken-Erbe Dacic, Demokrat und Sozialist, real existierender Opportunismus und real existierender Opportunismus. Und das zum Wohle Europas. Die EU in Brüssel kann gar nicht anders, als überwältigt zu sein.
Zum Lichte empor
Geschrieben von
Lutz Herden
Redakteur „Politik“, zuständig für „Ausland“ und „Zeitgeschichte“
Lutz Herden studierte nach einem Volontariat beim Studio Halle bis Ende der 1970er Jahre Journalistik in Leipzig, war dann Redakteur und Auslandskorrespondent des Deutschen Fernsehfunks (DFF) in Berlin, moderierte das Nachrichtenjournal „AK zwo“ und wurde 1990/91 zum Hauptabteilungsleiter Nachrichten/Journale berufen. Nach Anstellungen beim damaligen ORB in Babelsberg und dem Sender Vox in Köln kam er Mitte 1994 als Auslandsredakteur zum Freitag. Dort arbeitete es von 1996 bis 2008 als Redaktionsleiter Politik, war dann bis 2010 Ressortleiter und danach als Redakteur für den Auslandsteil und die Zeitgeschichte verantwortlich.
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