Das F-Wort und andere -Ismen _ Versuch einer Kurzanalyse

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Schon wieder. Das F-Wort. Demnächst wieder Geschichten aus der Gruft, äh, Bar.Und meine selbstverordnete Pause ist nun auch unterbrochen, aber Konsequenz ist ja auch nicht immer alles... Tycho hat mich mit einem Kommentar dazu gebracht, gestern, des Nachts, in einem kleinen Gedankenspiel zu versinken.

Der Feminismus geht mir auf die Nerven. Sagen viele. Eigentlich geht mir jeder -Ismus auf die Nerven, kommt dann auch.

Was heißt das? Ich werde hier alphabetisch vor gehen, nur andersherum. Wie immer, erhebe ich nicht den Anspruch, der Vollständigkeit (aber ich will es ja kurz halten)

1.Sexismus

2.Rassismus

3.Feminismus

Es wird dann von jenen, denen der Feminismus auf den Geist geht, gesagt, die VertreterInnen des -Ismus sind es, die mich stören. Die sind ätzend. Die nerven mich einfach.

Was aber heißt das für die drei -Ismen da oben?

1.„Unter Sexismus versteht man die soziale Konstruktion v on sexuellen Unterschieden zwischen Menschen und die daraus abgeleiteten Normen und Handlungsweisen. Der Sexismus unterteilt alle Menschen anhand ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale in Frauen und Männer, unterstellt ihnen damit eine grundlegende Unterschiedlichkeit und weist ihnen auf dieser Basis unterschiedliche Rechte und Pflichten zu.“

de.wikipedia.org/wiki/Sexismus

Tja, was soll ich sagen: Sexismus und seine VertreterInnen, die SexistInnen, gehen mir so richtig auf den Senkel.

2.Rassismus deutet "Rasse" in der einfachsten, biologistischen Bedeutung als grundsätzlichen bestimmenden Faktor menschlicher Fähigkeiten und Eigenschaften. Der Begriff Rassismus entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der kritischen Auseinandersetzung mit auf Rassentheorien basierenden politischen Konzepten. In anthropologischen Theorien über den Zusammenhang von Kultur und rassischer Beschaffenheit wurde der biologische Begriff der Rasse mit dem ethnisch-soziologischen Begriff "Volk" vermengt.

de.wikipedia.org/wiki/Rassismus

Der geht mir mindestens genau so auf den Geist, wie der erste -Ismus. Samt VertreterInnen, also RassistenInnen.

Die Aussage, dass -Ismen nerven, samt der jeweiligen VertreterInnen , kann ich also, bis hierhin, unterschreiben. Was aber bedeutet die Aussage, der -Ismus nervt vor allem wegen seiner VertreterInnen, in Bezug auf…ja, die Anti-Ismen?

Das sind auch -Ismen.

Wenn wir mal davon ausgehen, dass der Antirass- und -sexismus jeweils als Gegenpol zu den RassistInnen und SexistInnen, zu sehen sind und vielleicht auch nur deshalb eigene -Ismen geworden sind, weil der Sex- und der Rasissmus so spürbar sind und waren. Gehen also nun die AntirassistInnen und AntisexistInnen, weil sie sind, wie sie sind auf die Nerven? Oder sind sie so, weil es nichts hilft, leise zu sagen: hört Ihr bitte auf mit Eurem Scheiß?

Soooo…die Findigen unter Euch, freuen sich sicher schon, in ihrem Kommentar zu schreiben: ha! Hab ich doch gesagt! Denn, mir ist klar, dass -sofern nun 1:1 übertragen wird- obige Erklärung auch ganz gerne auf den Feminismus angewendet werden will.

So geht’s aber hier nicht weiter, denn mit dem F-Ismus verhält es sich ein wenig anders:

3.Feminismus (abgeleitet aus dem frz. féminisme, vom lat. W ortstamm femina = Frau ) ist eine Sammelbezeichnung für heterogene Konzepte, die die Rechte und Interessen von Frauen thematisieren. Von der gesellschaftlichen Ungleichheit zwischen Mann und Frau ausgehend, zielt der Feminismus auf eine verbesserte Lage der Frau und ihre faktische Gleichstellung in der Gesellschaft. Unter dem Begriff Feminismus werden zahlreiche, teilweise auch gegenläufige Strömungen zusammengefasst.

de.wikipedia.org/wiki/Feminismus

Denn hier entstand das Pro aufgrund des Anti.

Wunderbar nachzulesen auch hier: Planert, Ute, Antifeminismus im Kaiserreich. Diskurs, soziale Formation und politische Mentalität, Göttingen 1998.

Gegen die Partizipationsbestrebungen der Frauen, gab es laute und mächtige Stimmen. Mächtig deshalb, weil die Gesellschaft schon im wilhelminischen Deutschland, eine wissensbasierte war. Es waren die wissenschaftlichen Autoritäten (das waren derzeit eben Männer), die biologistisch argumentierten, die Frauen könnten nicht und falls sie es täten (also können), dann sollten sie trotzdem nicht, denn dann würde ihre Gebärmutter verkümmern und Tür und Tor für Geisteskrankheiten geöffnet werden.

Magda hat dazu was gemacht und in einem Kommentar von mir, gibt es eine Ergänzung. Zwei schöne Fallbeispiele, die für sich (und auch für andere) sprechen.

Und dieser Antifeminismus war es der die Entstehung und die Entwicklung des Feminismus (mit)bedingt hat. Er gab ihm Futter. Und er füttert ihn heute noch.

Wobei, der Fairness halber: Was hier und heutzutage von wem und womit gefüttert wird, ist nicht immer klar voneinander zu trennen.

Aber mal ehrlich - die Objektivität lass ich jetzt mal links liegen - : Ich für meinen Teil, gehe nicht bei jedem noch so kleinem Machospruch (ist jetzt nur ein Beispiel) an die Decke. Da würde ich mir viel zu oft, den Kopf stoßen. Und außerdem, ein bisschen Spielen ist erlaubt (wenn beide mitspielen wollen). Und heute noch sprach ich mit einem Gast über das Benehmen von anderen Gästen und wir fanden es beide gut, dass ich immer sehr höflich, wenn auch bestimmt, bin. Und wir fanden es beide verständlich, dass, wenn ich die Schnauze voll habe, diese auch gestrichen voll ist.

Andersherum, kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass der Antifeminist, unmittelbar nachdem ich kundtue, dass ich voll auf Feminismus abfahre, an die schon genannte Decke geht.

Ok. Ist ja nicht mein Kopf. Also, was soll's :-)

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Geschrieben von

luzieh.fair

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