Es reicht! Für das einfache Nein!

Vergewaltigung Es wird bleiben wie es ist, bis sich in den Köpfen etwas ändert. Ob die Herbstkonferenz der Justizminister dazu einen Beitrag leisten kann?

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Als ich heute Morgen die Nachrichten hörte und mir das Radio mitteilte, dass sich die JustizministerInnen der Länder darüber beraten wollen, Vergewaltigung besser strafrechtlich verfolgbar zu machen, habe ich mich gefreut.

Dann habe ich den Vormittag damit verbracht Spielzeug zu sortieren und darüber zu sinnieren, wie oft ich in meiner Arbeit als Barfrau mehr als nur nein sagen musste. Eine Situation ist mir dabei in den Kopf gekommen, die mich retrospektiv zum Schmunzeln, aber auch zum Kopfschütteln bringt. Nach einer anstrengenden Nachtschicht so gegen halb sechs am Morgen kam ein Typ mit seinem Freund rein und wollte unbedingt noch etwas trinken.

Nein, Schnaps bekommt ihr nicht mehr, aber ein Wegbier kann ich Euch anbieten.

Oh ja!

Nach fünf Minuten (ich räumte in der Zwischenzeit schon mal die Stühle hoch):

Wegbier heißt auch Geh-weg-bier!

Dann hin und her. Ich wie immer charmant par excellence. Irgendwann wollte der eine mich dann zum Kaffee einladen. Als ich einmal, zweimal, dreimal nein gesagt habe (auch zu der Frage, ob ich ihm meine Nummer gebe), erwischte ich mich dabei, wie ich mich rechtfertigte (nee, ich bin frisch verliebt, lass mal) dann versuchte ich es mit der Respektkeule (ey man, ich arbeite hier, jetzt hab mal n bisschen Respekt. Du kannst doch die Barfrau nicht so penetrant anmachen!).

Im nächsten Moment betrachtete ich Situation kurz von außen, begriff wie absurd es war, dass mein nein kein Gehör fand und sagte noch einmal deutlich: Junge, checkst Du’s nicht?! Ich habe nein gesagt! Wer hat Dich eigentlich erzogen?! Als er dann näher kam und mir erneut irgendetwas offerieren wollte, schob ich ihn beherzt zurück, was er mit einer wüsten was-bist-du-nur-für-ne-Zicke-Tirade quittierte. In dem Moment standen zwei meiner noch am Tresen befindlichen Stammkunden auf und vollendeten mein Werk. Der Typ wurde etwas unsanft vor die Tür gesetzt und sein Freund entschuldigte sich für ihn.

Das ist jetzt nicht die Situation, die diese JustizministerInnen vor Augen haben, das ist klar. Aber es war ein ignoriertes Nein, wie es täglich weltweit tausendfach ignoriert wird. Und wirklich wissen kann schließlich niemand, was so ein Wildschweinego noch alles tun würde um seine Selbstachtung zu behalten.

Nun ja, die Initiative hat sicher einen Symbolcharakter. Vielleicht hat sie auch Auswirkungen auf die Zahl der zur Anzeige gebrachten Vergewaltigungen. Aber solange eine vergewaltigte Person ihr nein nicht auf Band aufnimmt, wird es wohl vor Gericht keine Beweislast haben. Schließlich sind Täter und Opfer in der Regel zu zweit.

Aussage gegen Aussage. Und die Tatsache, dass über ein einfaches Nein beraten wird steht ja vielleicht auch für einen Wechsel in der Wahrnehmung. Bisher schwingt in den Vergewaltigungsprozessen noch immer die Frage mit, ob sich das Opfer auch angemessen zur Wehr gesetzt hat. Was es an hatte, wie es sich sonst verhalten hat.

Es wäre schön, wenn die Beratungen auf der Tatsache begründet lägen, dass all diese Punkte egal sind, wenn jemand ein einfaches nein von sich gegeben hat. Es ist dann wohl eher ein moralischer Appell, dass ein Nein auch ohne ersichtliche körperliche Gegenwehr eben genau das ist, wofür es steht. Nein heißt nein!

Ich persönlich würde mir ja wünschen, dass jeder Mensch entsprechendes psychisches und physisches Rüstzeug bei sich tragen würde, um einer vergewaltigenden Person eine adäquate Antwort zu geben.

auch hier: http://dieausrufer.wordpress.com/2014/11/06/ein-nein-ist-ein-nein-ist-ein-nein-ist-ein-nein/

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Geschrieben von

luzieh.fair

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