Feminismus. Aus die Maus (1.2)

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Gestern habe ich in einem Kommentar gelesen, jemand könne nicht verstehen, warum sich Frauen für Genderstudies und überzogenen Feminismus hergeben. Diese Frauen seien verkrampft darauf bedacht, sich vom Mann abzugrenzen. Also nur fürs Protokoll: die gibt’s. Aber deshalb gleich das ganze Fass durchrühren, bis kein Mensch mehr erkennen kann, was da alles drin ist? Ich weiß ja nicht.

Ich habe Freundinnen, die manche hier und woanders wohl als Emanzen beschimpfen würden. Die betrachten jede heterosexuelle Partnerschaft in ihrer Umgebung unter dem Primat des Patriarchats. Das strengt mich auch an. Aber wir reden darüber. Und hier und da haben wir unterschiedliche Meinungen, was uns aber nicht davon abhält, uns die Dinge, die wir beide wollen, zu wünschen. Auch nochmal für’s Protokoll: die Gesellschaft in der wir Leben ist patriarchal und kapitalistisch. Das sage ich, ohne dass ich auf die Idee käme, Männer zu hassen. Wenn mir so etwas vorgehalten wird, wenn ich sage, ich sei Feministin: danke dass wir darüber gesprochen haben, aber nein, danke. Diese Ebene ist mir zu dumm. Wer nicht versteht, dass ich die Umstände kritisieren kann, ohne dabei persönlich werden, kann gerne mit wem anders diskutieren.

Eine Sache noch, bevor ich das Fass fürs Erste schließe (ich merke gerade, dass mir noch ne ganze Menge einfällt, also gibt es irgendwann noch ein, zwei weitere Teile). Da hat mich gestern jemand drauf gebracht: Müssen und Dürfen.

Ich will alles dürfen. Aber nichts müssen.

Ich möchte anderen nicht erklären, dass sie den Feminismus gut finden müssen. Ich will aber erklären dürfen, warum ich ihn für wichtig und noch immer richtig halte.

Wenn wer anders sagt: wenn wir etwas ändern wollen, dann müssen wir dieses oder jenes tun, anders geht es nicht, dann versteinere ich. Das liegt daran, dass ich an eine „anders geht es nicht“ nicht glaube, denn mal ehrlich: anders geht es immer.

Männer und Frauen müssen sich ergänzen. Müssen sie nicht. Männer und Frauen sind denkende Menschen, die unterschiedlich sozialisiert wurden und deshalb unterschiedliche Verhaltensmuster aufweisen. Da dürfen sie drüber reden, wenn sie es wollen.

Ergänzen. Wenn ich das schon höre, klingeln die Alarmglöckchen!!! Und die werden so laut wie Notre Dame. Achtung: biologisch determinierte Denke, schreit es dann in mir. Nicht, dass ich blind bin: ich sehe die Unterschiede schon. Die sind ja auch relativ deutlich. Aber das Verhalten? Wenn Männer sich genetisch so und Frauen sich so verhalten würden, dann, ja dann könnten wir das mit dem Feminismus echt vergessen. Denn dann wären die Sachen eben so. Mann fürs Öffentliche, Frau fürs Private. Aus die Maus.

Teil 1


Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

luzieh.fair

work in progress

luzieh.fair

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden