Der On-Freitag wurde am gestrigen Sonntag totalumgekrempelt. Ob Optik, Funktionen oder Struktur – kein Stein blieb auf dem anderen. Um dem neuen Konzept gerecht zu werden, hier im Blitzdurchlauf das Wesentliche:
Optik: ★★★★ (vier von fünf Sternen)
Funktionalität: ★★ (zwei von fünf Sternen)
Struktur: ★★ (zwei von fünf Sternen)
Mit heißer Nadel gestrickt
Die wichtigsten News zuerst: Die vor Monaten angekündigte und nunmehr Online gestellte Beta wartet mit zahlreichen Funktionsfehlern auf. Am gründlichsten verändert ist die Optik. Sie richtet sich ersichtlich an ein jüngeres, Social Media-erfahrenes Publikum. Das Design ist chick; die gerundeten Formen entsprechen dem konfliktharmonisierenden Stil von Apple & Co. Man merkt: Nicht mehr die kritische Leserin ist angesprochen, sondern vielmehr der Consumer, dessen Ansprüche an Klick-Zeitvertreib man unbedingt gerecht werden möchte.
Über die Notwendigkeit eines neuen Layouts kann man streiten. Sicher – die größzügigere Anordnung und auch die »magazinhaftere« Präsentation der Beiträge kommen optisch besser rüber. Auffällig aber ist, dass das vorgeblich Leichte mit einer erheblich erschwerten »Usuability« einhergeht. Die Kritikpunkte im Detail:
Die Ansteuerung der einzelnen Beiträge ist nicht einfacher, sondern schwerer. Die interaktiv aufklappenden Popups für die einzelnen Unterrubriken irritieren. Irgendwie hat man den Eindruck, stets zum nächsten gedrängt zu werden – und nur ja nicht da zu verweilen, wo man gerade ist.
Bei den Rubriken angelangt, erwartet einen erst einmal ein unübersichtlicher Salat. Ein Hauptthema (anstatt vorher drei); hinzu kommt eine für den Leser undurchschaubare Staffelung mit unterschiedlichen Wertigkeiten. Statt vieler Themen und einem Überblick bieten Homepage und Rubriken-Page eine nach __welchen ??__ Kriterien vorzusammengestellte Auswahl. Will man mehr, heißt es erst einmal: weiterklicken. Nur wo? Egal – »Hauptsache, es wird geklickt« scheint das Motto dieses Relaunchs gewesen zu sein. Überblick jedenfalls sieht anders aus.
Bei den Beiträgen selbst wird es leider nicht besser. Beispiel: »Faust mit leeren Händen«. Der Beitrag unter dem Aufmacher-Bild kommt noch halbwegs kompakt. Unter dem Beitrag erscheinen erst mal zwei Blöcke beitragsfremder Elemente: einmal Werbung und einmal »Das könnte Sie auch interessieren«.
Auf Kommentare scheint kein gesteigerter Wert mehr gelegt zu werden. a) werden alle Längen oberhalb der Twitter-Zeichengrenze eingeklappt; will man sie ganz lesen, ist wieder Klicken fällig. Zusätzlich sind nur die ersten vier Kommentare sichtbar. Möchte man Diskussionsverläufe im Überblick, ist weiterer Aufwand vonnöten. Kommentiert man, klappt der mühsam aufgeklappte Salat wieder ein und der Klick-Spaß geht wieder von vorne los.
Kein User unter dieser Nummer. Verschütt’ gegangen sind auch die bislang bekannten User-Funktionen. Anmelden darf / kann / sollte man sich zwar. Beim Login ruckelt’s allerdings noch. Die Überraschung kommt allerdings erst danach. Eine Userleiste am rechten Rand ist zwar vorhanden. Will man allerdings gezielt seine bisherigen Artikel oder Kommentare ansteuern, wird’s schwierig. Hier, dritter Kommentar von oben, ein Behelfs-Tipp.
Zu den abhanden gekommenen Dimensionen Zeit und Raum passen auch die nicht vorhandenen, versteckt platzierten oder lediglich in relativer Form angegebenen Zeitangaben. Man könnte weiter in die Technik-Details gehen. Aufschlussreicher ist aber der Vergleich mit anderen. ObSPON, Süddeutsche, ZEITodertaz: Kein anderes großes Medienportal hat das inhaltliche Gerüst derart weitgehend zugunsten von Social Media-Spielzeug aufgegeben. Alle offerieren Hauptspalten mit Maximalbreiten, flankiert mit gut erreichbaren Überblick-Elementen. Die Kommentarbereiche – da, wo es sie (noch) gibt – sind meist zwar ähnlich zerschossen sowie abgesondert vom bezuggebenden Artikel. Nur ist es beim Online-Freitag so, dass dies bis vor wenigen Tagen noch anders – nämlich besser – war.
Das große »Warum?«
Last but not least: Eine Dokumentation, welche über die vorgenommenen Veränderungen informiert (etwa in Form eines aktuellen FAQs), sucht man ebenfalls vergebens. Kommt vielleicht noch. Anstelle den Relaunch erst zu beenden und dann damit »On« zu gehen, wurde mit heißer Nadel gestrickt. Die zahlreichen Bugs dabei sind offensichtlich fahrlässig in Kauf genommen. Interessantere Frage in meinen Augen allerdings ist, wohin das Schiff On-Freitag aktuell fährt.
Dass es zwischen Freitag-Blogger(inne)n und Freitag-Redaktion die letzten Jahre nicht gerade rund lief, ist eine Binse. Ich neige eigentlich selten dazu, intelligenten Menschen ihre Intelligenz in Abrede zu stellen. Aus diesem Grund komme ich zu dem Schluß, dass die erschwerte Usuabilität im Bereich Userkonto-Überblick und Kommentare lesen/verfassen kein »Bug« ist sondern vielmehr Teil des Konzepts. Mit einem klar erkennbaren Zwischenergebnis: Offensichtlich will man keine kritischen Leser(innen) mehr und schon gar keine der Redaktionskontrolle entglittene Debatten. Dekoration anstatt Diskussion; anstatt Stellung beziehender Kommentare Ornamentalik, welche Meinung lediglich noch suggeriert, als optischen Gimmick zusatzliefert.
Aktueller Zwischenstand: Userbeiträge und Debatten werden von der neuen Auftrittgestaltung zwar nicht vollends verunmöglicht – aber doch erheblich erschwert. Im Kommentarbereich sogar auf eine Weise, die den Begriff »Debatte« ad absurdum führt. Präferiert (beziehungsweise als neue Zielgruppe angesteuert) ist offensichtlich der Twitter-affine Social Media-Consumer, abgesehen hat man es, wie es scheint, auf das – maximal 148 Zeichen lange – »Uuuuuuiiiii«- und »YIIIIEEEEEPPPIIEEEE !!«-Gezwitschere sprachentwöhnter Internet-Autist*nnen. – Echt »cool«.
Zweiter substanzieller Kritikpunkt ist die (weitgehende) Zerbröselung des inhaltlichen Bereichs zugunsten einer leicht konsumablen Oberfläche. Wie oben bereits aufgeführt: Nie soll man dort verweilen, wo man gerade ist. Anstelle einen Beitrag zu lesen soll man möglichst subito weiterklicken. Das Informationsbedürfnis des Lesers wird durch die Kurzweil des Consumers ersetzt. Wie in einem Großkaufhaus oder Einkaufszentrum, wo die Architektur ebenfalls das Orientierungsvermögen ausknockt. Um die Ecke wartet ja noch … wartet noch … wartet noch ….
Die Umorientierung von Meinung & Information auf Konsum ist jedoch ein inhaltlicher Punkt. Sicher tut ein Medium gut daran, sich um Zielgruppen Gedanken zu machen. Medienaffine, gut ausgebildete junge Leute sind für den Freitag sicher ein attraktives Zielpublikum. Das mag man kritisch sehen oder auch weniger kritisch. Allerdings: Die neue Konsum-Struktur weitet die neoliberale Gehirnwäsche mit ihrer Bildungsfeindlichkeit und ihrer Auflösung von Sozialzusammenhängen nunmehr auf ein Medium aus, dass diesen Entwicklungen – vorgeblich – kritisch gegenübersteht.
Die Verdummung bekämpfen, indem man selbst aktiv im Verdummungsspiel mitmischt? Den Neoliberalismus bekämpfen, indem man sich selbst an die Spitze des neoliberalen Zeitgeistes setzt? Meines Erachtens kann daraus nichts Gutes entstehen. Sicher war ein Optik-Relauch fällig. Dass eine »Vertwitterisierung des Freitag« dabei rumkommt, war allerdings nicht zu erwarten.
Mal sehen, wie lange ich das noch mitmache. In Technik-Sachen kann ich mich zwar gemeinhin recht passabel reinfuchsen. Ebenso wahr ist allerdings, dass ich als Unterhaltungs-Nanni im Social Media-Park der Freitag keine so gute Figur mache.
Kommentare 52
Immerhin habe ich als Leser Ihren neuen Beitrag erhalten. BRAVO! Teile Ihre Kritik in Gänze und werde mich nicht wiederholen (spart die Kommentarfunktion mehr anzuklicken). Nun habe ich Ferien und teilweise noch die nötige Zeit, um mich hier durch das fragmentierte Debattenportal durchzuwurschteln...bin mir nicht sicher, ob es dauerhaft anhält. Ihnen weiterhin alles Gute!
Es hätte sicher User gegeben, die im Inhouse-Test beim Freitag unterstützt hätten, um viele der kritisierten Punkte vorab abzuwenden.
Tja, wenn Änderungen selbst bereits als Fortschritt verstanden werden, bzw. die Anpassung an dass, was fortschrittlich erscheint, dann stellen sich einige Fragen erst gar nicht mehr, jedenfalls nicht die, die aus Sicht der User angebracht wären.
Der Anreiz für zukünftiges Lesen und Schreiben dürfte bei mir zumindest stark reduziert sein, da es mir um Texte geht und die fallen mir bei der Größe der Schrift und den vielen bunten (ablenkenden) Bildern deutlich zurück, zumal die Übersicht verloren geht und eine damit verbundene (überflüssige) Klickerei verbunden ist.
Aber wie ich gerade bemerke, ist im Kommentarfeld die Symbolleiste nun einzeilig und wenn nun auch noch das Kommentarfenster selbst vergrößert wird, wäre hier zumindest eine Annäherung an den besseren alten Stand erreicht.
Ich denke, man sollte, bevor man in die abschließende Bewertung geht, die Möglichkeit nutzen, konstruktive Verbesserungsvorschläge machen.
Ihre sachbezogenen Kritik kann ich teilen - wäre sicher hilfreich für die Macher der Website, die Essenz dessen und Ideen für userfreundlichere Lösungen auf JJKs Blog zur Sache abzuladen ...
ich find's echt lustig .... als alter web designer und Entwickler :-))
man logt sich ein und weiß nicht ob man eingelogt ist, denn das Modal dazu sagt es sei ein Fehler beim Absenden des Formulars aufgetreten . Aha ? Man sendet es noch einmal, die selbe Fehlermeldung ! Nichts rührt sich. Nachdem man die Fehlermeldung weggeklickt hat passiert auch nichts ... erst wenn man auch das Modal schließt geht in der Adresszeile des Browsers (Safari 9.1.3) der Ladebalken los. Aha? Gestern gabs noch ne Nachricht , dass man nun eingelogt ist, heute nicht.
Der schwarze Block = Userbereich links - oder ist es der Bereich linker User? -erscheint. Jetzt kann man auch kommentieren. Nach einer Weile (?) erscheint eine mysteriöser grüner Ball über dem Glöckchen. Fährt man mit der Maus darüber, heißt es "Status veröffentlicht". Da man vielleicht auf der Suche nach den eignen Artikeln ist, klickt man mal drauf. Und siehe da, man wird aufgefordert sich einzuloggen. ???
... ich hör hier mal auf aber muss schon sagen : Mit so einem Quatsch wäre und bin ich nie online gegeangen. Das konnteich mir nicht leisten. Der Kunde hätte mir zu Recht den Vogel gezeigt...
Um mal etwas positives anzumerken: Es gibt endlich eine Mobilversion.
Ansonsten ist erst mal alles neu und neu heißt scheiße bei einem Gewohnheitstier wie mir. Mal gucken ob sich das legt. Dem Freitag Neoliberalismus voruuwerfen nur weil er auf Kinder-Animationsoptik setzt ist vielleicht etwas überzogen. Die Community wurde allerdings eindeutig optisch abgewertet. Vorher hatten Redaktion und Community das gleiche Layout. Sie standen optisch gleichberechtigt nebeneinander. Nun ist sie ein Reiter unter vielen. Die Abwertung der Kommentare haben sie bereits vollständig beschrieben, es ist schade.
Chapeau! Herr Zietz, Sie legen den Finger auf die Wunde!
Howdi. Ja, unterschreibe ich in Gänze. Bin gerade auch sehr verwirrt und suche die Funktionen. Ist nicht berauschend aber schon im Großen und Ganzen so, wie ich es erwartet hatte. Beispielsweise scheinen die Infos der Blogger abgespeckt worden zu sein: - Mitglied seit wann? ... Weg. Und dann die Autoreneckdaten jetzt unten, unter dem Text, Alta, gaaanz unten. Als ob man nicht erst abchecken würde wer da inkognito unter Pseudonym XY bloggt: Vor allem seit wann; mit welchem Engagement; mit welchem Hintergrundwissen oder wie vielen Einträgen und Kommentaren. Unüberlegte Gleichmacherei. Hey, aber meine Position dazu kennst Du.
Wie so oft ist die Kritik und die vielen Überlegungen im Feedback zur Bataversion spannender als die tatsächliche Umsetzung.
eine "Mobilversion" ist es eben nicht , sondern responsive design = passt sich an alle Screengrößen selbstständig an.
"Die Community wurde optisch abgewertet".
Ich denke, das war die Idee. Leider.
Die Rationale dahinter würde mich aber schon interessieren.
Wobei ich fürchte, es gibt keine, da war da ein "Don Jr." am Werk. :)
"Der schwarze Block = Userbereich links - oder ist es der Bereich linker User?"
Auf'm Mobil-Gerät steht der schwarze Block rechts ... äh??!! :-)
stimmt :-)) ... Ordnung muss sein !
Sorry, ich kann »rechts« und »links« nicht unterscheiden. Im Ernst: muß natürlich »links« heißen ;-).
I love beta! Alles so schön bunt hier, ein Projekt für Jugend forscht? Wie schon beim letzten Relaunch gibt's 'ne Verschlimmbesserung. Wenn man glaubte, die beim letzten erfolgte seltsame Zuordnung im Kommentarbereich, in der seither ein Thread sich nur mühsam verfolgen ließ, wäre nicht mehr zu verschlechtern, dem freitag gelingts. Es ginge so einfach, siehe ZEIT oder noch simpler und übersichtlicher bei telepolis.
Eine gut verfolgbare Diskussion scheint noch unerwünschter.
BILD Dir Deine Meinung à la Meinungsmedium der freitag 2017. Nix mehr für alte Leser, die tatsächlich lesen und kommentieren wollen.
Stimmt. Trotzdem ists jetzt leichter über einen Minibildschirm bedienbar
Stimme weitesgehend zu. Allerdings finde ich, dass die Optik maßgeblich mit für die neue Dysfunktionalität (it`s not a bug, it`s a feature^^) verantwortlich ist. Würde daher für mich eher eine 1/5 ergeben. Der Freitag wirkt auf mich jetzt wie ein Bilderbuch, vielmehr ein Wimmelbild bei dem die wesentlichen Informationen schon gezielt gesucht werden wollen, einige aber gar nicht gefunden werden sollen.
Sie schreiben mit anderer Formulierung das selbe was auch ich festgestellt habe und unter Mega Beta Hoch5 als Kulturbeitrag reingestellt habe. Mich stört der zusätzliche Zeitaufwand für das Klicken ungeheuerlich. Bekommen die Geld dafür und wir sind jetzt Klickworker???
Ich watre mal einen Monat und kann sein das ich hier nicht mehr zurück kommen werde.
Mich stört der zusätzliche Zeitaufwand für das Klicken ungeheuerlich.
Ich kann diese Rückentwicklung in der Bedienungsfreundlichkeit grad nicht ganz fassen. Ich musste grad dreimal klicken, um Ihren Kommentar zu lesen. Vor der Erneuerung einmal...
Danke für das blog, Herr Zietz.
Das Übel der Zeit: Simulation of creative force follows mental emptiness.^^
Danke für das Antworten. Gedanklich bin ich schon nach neuen Horizonten unterwegs.
Wow. Das erfordert ein zweites Gehirn, um die Gedanken die man in Worte fassen will, auch noch behält, nach dem rauf und runter verwerfen der Kommentarfunktion und dann erst beim zweiten oder dritten Versuch eine direkt Antwort geht.
Ich mag das nicht. Ich mag ja auch kein Twitter, oder dieses geAppe.
'Die Rationale dahinter würde mich aber schon interessieren'
Mich auch. ;)
Das Einloggen erinnert an alte DF-Zeiten, als noch viel los war und der Server unter 'Angina pectoris' litt. :))
Vieles, was Sie monieren, kann ich nicht nachvollziehen. Zumindest nicht im Vergleich zu den Online-Auftritten anderer großer Zeitungen, die Sie ja als besser gestaltet zitieren.
Wie bisher haben wir beim neuen freitag.de die neuesten Beiträge on front. Unter den Rubriken (Politik, Alltag, Kultur ...) finde ich die Artikel aus den Rubriken. Was Sie mit "Vertwitterung", übermäßiger Social-Media-Orientierung und ständigem "interaktiven Aufpoppen" meinen, weiß ich nicht. Auch mit ausgeschaltetem Ad-Blocker reproduziert sich davon bei mir nichts. Habe ich einen Artikel aufgerufen, kann ich den in einem ruhigen Umfeld lesen - ruhiger als auf der alten Seite, wo sie rechts ständig die Animation der wechselnden Buch,- Musik- und Filmtipps bewegte und ich links ständig mit der Maus auf dem Social-Media-Kasten lag, worauf mir das 'Liken-Popup' über dem Text lag. So schlimm war's nicht für mich, nein, nein. Aber im Vergleich zur alten Seite kann ich einen Text hier auf der neuen wesentlich ruhiger lesen. Reine Vertikale gewann gegen die horizontale Splittung der Frames. Für notwendig hätte ich den neuen Anstrich aber auch nicht gehalten. Ich stimme Ihnen zu, dass ein funkigeres Design heute in der Regel über einen Mangel an inhaltlicher Qualität gelegt wird. Schick aussehen ist keine Kunst mehr ...
Klar zuzustimmen ist Ihnen in der Klage über das Zurückstellen der Community in eine eigene Rubrik. Der Trend dahin hat sich abgezeichnet - schon auf der alten Seite verschwand die Community Stück für Stück von der Frontseite. Ein bisschen kann ich das sogar nachvollziehen: Unter Community-Beiträgen geht es i.d.R. am meisten ab und der kleinste Teil davon ist vorzeigbar. Und freilich will Zeitungsmacher die redaktionellen Beiträge vorne platzieren - und sich dann halt zumindest das Antlitz nicht unbedingt von halt oft auch gestümperten und gestammelten Beiträgen nebst schräger Kommentar-Threads verunzieren lassen. Es ist eine Gratwanderung, die sich sonst kein Verlag (mehr) zumuten will. Allerdings muss sich seitens des Freitag auch nun doch einmal entschieden werden, ob man 'dieses Ding' nun noch durchziehen will, oder halt nicht mehr.
Es ist schon so, so, so oft gesagt worden: Eine Einbindung guter Blogbeiträge - in die Rubriken und nicht als extra Rubrik -, würde sicher auch mehr gute Schreiber/innen locken. So geht aber auch das Gute nur in einer Masse unter. Die 'Empfehlungen' und die 'Debatte' kennen wir ja schon aus der alten freitag.de-Seite. Das finde ich grundsätzlich gut -- nur müsste eben diesen Artikeln noch ein Aufschließen in die Rubriken Politik, Wirtschaft, Kultur, Alltag möglich sein.
Zum Schluß: Mit einem offenbar nur halb fertigen technischen Stand für das Agieren der Com-User auf der neuen Oberfläche hätte man wirklich nicht online gehen sollen. Und dass die Kommentarstränge erst nach drei, vier, fünf ... Kästen unter dem jeweiligen Artikel beginnen, ist auch murks. Das hat man bei der Konkurrenz aber genauso. Kein gutes Zeichen ...
das ist der Zweck
was echt nervt ist , dass der Thread nicht aufbleibt , wenn man ihn einmal aufgeklappt hat, denn wenn man einen Kommentar beantwortet hat, klappt er wieder zu :-(( ... öde
Und warum überhaupt immer nur die ersten 4 kommentare zu sehen sind, ist auch nicht ganz ersichtlich. Hat das einen tieferen Sinn oder ist es echter Blödsinn ???
Irgendwie kann man ja gar nicht mehr ernsthaft über das sich stetig verschlechternde (Software-)Design dieser Seite reden, weil es so evident ist: Die inhaltliche Verflachung und die in jeder Hinsicht zunehmende Beliebigkeit des Medienprodukts "der Freitag" münden in eine der üblichen Wisch-und-Tipp-Oberflächen, kontinuierlich durchsetzt von Reklame. Als Betrachter weiß man nicht mehr genau, ob man gerade in ein virtuelles Sanifair-Bezahl-Klo schaut oder doch noch vielleicht etwas Subversiveres tut. Hier werden ab jetzt offensichtlich ebenfalls die Kulturtechniken des untoten kapitalistischen Systems gepflegt - mit einer ollen Zeitung konnte man sich wenigstens noch den Hintern abputzen.
Mal abgesehen von den Funktionen, die wohl noch nicht funktionieren, ist Optik wie Benutzeroberfläche der letzte Mist _ einfach grottenartig. Woher die Motivation ein sehr gut überschauberes Design derart zu verunstalten? Im Gegensatz zu den Meisten hier fand ich die vorherige Version grafisch, gestalterisch & benutzungstechnisch ziemlich gut. Schade, schade, schade...
Hatte Probleme beim anmelden. Text ist über Werbung bzw Grafik gerutscht.
Teilweise finde ich manche Neuerungen gut aber es wird viel Platz verschwendet, einiges ist zu groß, der Überblick ging verloren.
@Richard Zietsch
Unsere Sichtweisen bezüglich des neuen Auftritts decken sich. Jan Jasper Kosok muss den freundlichen Frontmann abgeben: "Wir brauchen eure Hilfe...". Für die Bugs vielleicht, aber sonst für nichts. Dieses Kommerzprojekt ist langfristig geplant und wird durchgezogen bis zur bitteren Twitter-Neige. Trump zeigt fast täglich wie es geht, mit drei, vier Zeilen das Kommunikationsbedürfnis der Konsumierer zu befriedigen. Der Freitag will seine Community nicht mehr, nicht mehr so, wie sie war. Der Freitag will Klickzahlen generieren, die Messlatte für die Anzeigenkunden.
»Vieles, was Sie monieren, kann ich nicht nachvollziehen. (…) «
Wenn ich mir Ihren Kommentar in seiner Gesamtheit durchlese, sehe ich die Differenzen allenfalls hinsichtlich der dargebotenen Struktur. Wenn’s Ihnen so gefällt, ist das schön. Mein Vergleich mit anderen ist allerdings stimmig. taz, hier: alles schön untereinander. Die Zusatzgimmicks sind die Blogroll ausgelagert (rechts), die Rubriken oben offerieren dasselbe Bild und nicht den Salat wie beim neuen Freitag. Grosso modo der Aufbau, wie der alte Freitag ihn hatte. And so on.
Die mögliche Motivation hinter dem Ganzen sehe ich ähnlich – allerdings mit einer gehörigen Portion Schuld auf Seiten der Redaktion. Wenn man gewollt hätte, hätte man einen link(sliberal)en Amateurjournalismus durchaus aufpeppen können. War offensichtlich nicht gewollt. Diskussion darüber ergibt eh keinen Sinn, weil = der Zug ist abgefahren. Auch ohne gegärtnerte / gegossene Zone bleibt das Bild, dass viele Pfriemchen nicht sehr stattlich aussehen. Sehe ich ebenso. Umgekehrt halte ich allerdings ein Revervat, wo man (auch) über die asoziale Hartz-IV-Politik sowie die hauptsächlichen Verursacher-Parteien abkotzen kann, für unabdingbar. Nebenbei: Der mangelnde Enthusiasmus über die Politik der herrschenden Klüngel äußert sich nicht ausschließlich in (optimierfähigen) Blog-Beiträgen im Freitag, sondern durchaus auch in den Kommentarspalten der sogenannten Etablierten. Auch vor dem Hintergrund, dass der Freitag ein Intellenzblatt ist, stellt sich mir durchaus die Frage, wieso ausgerechnet diese Form von Kritik im Freitag nicht mehr vorkommen soll.
Darüber hinaus frage ich mich generell, welche Funktion die neuen »Kommentier«-Funktionen haben außer Alibi. Bereits das Fenster, in das ich das hier eintippe, ist so schmal, dass jeder fundiertere Kommentar schon rein technisch immens erschwert ist. Also: Am besten nur »Yiippppiiieeee« und »Uiuiui«, wie ich oben schon schrieb – alles andere hat nur noch Duldungsstatus.
Auch ich kann mich nur anschließen. Wegen seiner Benutzerfreundlichkeit, Übersichtlichkeit und guten Lesbarkeit hatte ich seinerzeit "Freitag" für meinen Blog gewählt.
Ich hoffe, an den Fehler wird noch gearbeitet. Gerade wollte ich, indem ich schon beim Kommentarschreiben war, den Kommentar von iDog zur Gänze öffnen. Das hat nicht funktioniert, sondern es hat ein "Beantworten"-Fenster geöffnet.
Ach waren das noch schöne Zeiten, als alles viel einfacher war!
Erster beim Kommentieren und wohl erster der sich hier abmeldet. Wie ich oben bereits anmerkte, mir geht der zermürbende Klickmodus und die chaotische Anreihung von Beiträgen schlicht auf den Nerv. Dennoch gute Wünsche für Alle, die es weiter mit langem Atem aushalten wollen.
Zur Optik stimme ich zu. Sie ist so laut, dass sie schon wieder leise ist und nur verwirrt. Es gibt ein altes Designer-Prinzip: Less is more. Warum sollte ein Werbetreibender auf der Startseite eine Anzeige plazieren, wenn sie kaum wahrgenommen werden kann.
@Zietz,
ich gehe mal davon aus, dass das mit dem Kommentarfenster noch nicht das letzte Wort ist. Denn so aufwendig dürfte es wohl nicht sein, zumindest eine Modus anzubieten, der dem User erlaubt, das Fenster auf eine Größe zu klicken, dass in der Breite der veröffentlichten entspricht und wenigstens 15 Zeilen im sichtbaren Kommentarfenster enthält.
Ansonsten bleibt nur die Vorbereitung z.B. in Word (was sich zumindest aus Speichergründen empfiehlt) und dann rüberkopieren.
Aus drei wird zwei. Der Kommentarstrang muss zwar immer noch unsinnigerweise beklickt werden, damit man ihn in Gänze sieht, der Kommentar selbst ist nun aber wenigstens in seiner vollen Form zu sehen.
Ach was soll's. Ist halt jetzt die FreitagsBild und alles rosa und blau, wie für Mädchen und Buben. Das ist dann die Zeit, um neue Wege zu gehen. Ich habe zum End hin noch mal etwas provoziert und für die die bleiben, nach 21 Tagen hat man sich daran gewöhnt und findet es dann sogar chick im FDP Look, weiterhin politisch aktiv zu sein. Ich bin sogar froh das dieser Umbruch für mich da ist. Ich sehe das so:
Jedes unbewusste im Bewusstsein sucht sich seine Nahrung, wie auch die Orte wo diese zu finden ist und so ergeben sich dann die Wege die ein Mensch geht. Ist jetzt alles was man wissen wollte mit dem spiziellen Wissen und anderen Wissen angereichert, hat man ein neues Level erreicht und ab da wird es Zeit mit dem neuen Level einen anderen Umgang, auch in der Praxis, obwohl ich noch nicht weiß wie das aussieht, anzuwenden. na64 ist ja eine Firma, mein Bündel das ich mir mal ausgedacht habe, um mit Ideen Geldkapitalist zu werden und ist offen für allermöglichen "Kleinkriminellen" Schabernack. Kleinkriminell deswegen, da wir ja alle diesen Status jetzt automatisch durch das Nebengesetz beim Autonomen Fahren haben. Jeder Klick wird registriert und ist nachvollziehbar und eine Überwachung findet bei uns 1000 und 1 %tig statt. Als Grund dafür reicht schon die Steuererklärung. Vielleicht ist deswegen alles so schön auf FDP getrimmt.
Nicht ernst nehmen. Ich verbreite nur unsinnigen bösen Schabernack.
Genau so sehe ich das auch.
Ich bin also doch eingeloggt.
Trotz meiner 5 oder 6 Versuche, die scheinbar fehlgeschlagen waren (wegen angeblicher Fehler bei der Anmeldungsprozedur).
Genervt:
weinsztein
"Der Freitag will seine Community nicht mehr, nicht mehr so, wie sie war. Der Freitag will Klickzahlen generieren, die Messlatte für die Anzeigenkunden." Kann sein.
Eher nicht der Freitag sondern vermutlich Jakob Augstein will die Community drastisch verjüngen. Der Freitag war 1990 ein Zusammenschluss u.a. von kleinen linken Wochenzeitschriften wie Volkszeitung (BRD), Tat (BRD), und Sonntag (DDR) gewesen, als Augstein ihn 2008 übernommen hatte. Linke Zeitschriften mit eher älteren Leserinnen und Lesern.
Ein neues Publikum soll her, viel mehr junge Menschen, die sich hier in der Freitag-Community künftig einen runtertwittern.
Für die Freitag-Redaktion hätte das Folgen. Die älteren Autorinnen und Autoren sollten gehen, denn beim Kampf um mehr junge Leser bedarf es einer jungen journalistischen Sprache jüngerer Autoren. Neue Gesichter. So was es schon mal vor 12 oder 13 Jahren beim WDR, übrigens durchaus erfolgreich, auch per Mobbing.
beim anmelden ist die maske weg-gerutscht. wegen werbe-einblendung?
unter einem beitrag (novalis) gibts kein kommentat-kästchen.
es wird einloggen gefordert. und dann : siehe oben.
schade, daß neuerungen meist rationalisierungen sind,
denen zu verbesserungen eines fehlt: man müßte die sicht der rationalisierer haben..
Es sind doch schon Autoren ausgetauscht worden. Dieser Umbruch läuft doch schon seit längerem und in Etappen. Jetzt kommt das Ergebnis. Und von den Bloggern sind auch einige gegangen, wie etwa Columbus. Der war viel zu gut für den Freitag.
»Ein neues Publikum soll her, viel mehr junge Menschen, die sich hier in der Freitag-Community künftig einen runtertwittern.«
Ich halte Absichten in die Richtung – von den Klickzahlen für mehr Werbevolumen abgesehen – ebenfalls für ursächlich. Wobei gegen jüngere Zielgruppen an sich nichts einzuwenden wäre. Die Frage ist nur: welche? Dass eine neoliberalismus-kritische Generation vorhanden ist, hat man vor einigen Wochen ja eindrucksvoll gesehen. Soll diese angesprochen, in laufende Diskussionen eingebunden werden? Wie es aussieht, wohl eher nicht.
Ein Detail, dass mir noch aufgefallen ist: Auch die interne Kommunikation, das »Ansteuern« der Kommentare / Artikel bekannter User(innen), ist nunmehr schwerer als zuvor. Der reinste Irrgarten eben. Habe insgesamt auch eher den Eindruck, dass beim Relaunch nicht Information und Kommunikation im Vordergrund stand, sondern der Faktor Zerstreuung.
»ich gehe mal davon aus, dass das mit dem Kommentarfenster noch nicht das letzte Wort ist.«
Ich weiß es nicht. Aktuell improvisiert hier doch jede(r) mehr oder weniger mit Texteditor und sonstigen Tricks. Ich sehe es so: Das ein oder andere Bug wird im Verlauf der nächsten Tage / Wochen verschwinden. Was mit dem Rest wird, und ob wie viel von der alten, kritischen Community noch übriggeblieben ist, wird man in einigen Monaten sehen.
Die Zielgruppe, die mit diesem Bonbonladen-Design erreicht werden soll, kann ich mir nicht vorstellen - mich persönlich hält das eher vom Konsumieren ab...
Dagegen ist überdeutlich die Ausladung der "alten" Community zu erkennen. Umsomehr hoffe ich, es bleiben viele dabei, als Sand im Konsum-Getriebe.
Simulation of creative force follows mental emptiness.^^
* * * * * !
Es sind einige BloggerInnen gegangen, stimmt.
Allerdings nicht Columbus. Das wäre schade gewesen. Ich finde nicht, dass er "zu gut für den Freitag" ist, im Gegenteil, er ist ein wichtiges Mitglied dieser Community.
"Dagegen ist überdeutlich die Ausladung der "alten" Community zu erkennen. Umsomehr hoffe ich, es bleiben viele dabei, als Sand im Konsum-Getriebe."
Aber es wird doch niemand ausgeladen, sondern es werden Jüngere eingeladen, was nun wahrlich kein Schaden ist.
Als wir vor einigen Jahren unser Haus komplett neu bauten, kamen meine Eltern nie mehr zu Besuch, weil es ihnen nicht so gefiel, wie das alte Haus. Die haben sich selbst ausgeladen.
Wenn sich nun User hier abwenden, so ist das nicht dem "neuen" Freitag vorzuwerfen, sondern eher dem Unwillen Alteingesessener, sich auf Neuerungen einzulassen.
Mit dem bisherigen Charme einer im Zweifel linken Apothekenrundschau wären dem gewohnten Freitag wohl bald mehr Leser weggestorben, als neue dazu gekommen wären.
Ich hoffe jedenfalls, das sich die altgedienten User nicht selbst ausladen, und etliche neue User dazu kommen.
(Gerade gelesen; da aktuell »ON«, antworte ich mal zusätzlich zu dem angesprochenen Charlie Schulze).
Einwände, die richtig sind – so richtig sogar, dass man sie selbst dann nicht widerlegen möchte, wenn die Argumentation offensichtliche Haken enthielte (was sie jedoch nicht tut).
Grundsätzlich bin ich also d’accord. Die Kritik meinerseits ist zwischenzeitlich ja auch vergleichsweise milde – teilweise auch deswegen, weil ein paar der schlimmsten Handicaps mittlerweile beseitigt sind.
Umgekehrt allerdings ist die (neue) Optik der Geringste meiner Kritikpunkte. Stark irritierend finde ich nach wie vor die neue Struktur (hier war die Apothekenrundschau-Struktur der alten Version einfach um Längen besser). Darüber hinaus hege ich nach wie vor den Verdacht, dass man neue, jüngere Leser(innen) letztlich nicht durch Form-Firlefanz an ein Medium bindet, sondern durch die dargebotenen Inhalte.
Wenn die luftiger, zeitgemässer und auch technisch gesehen ein bißchen moderner dargeboten werden – ich bin das sicherlich der Letzte, der das kritisieren würde.
Soweit ich mich an Columbus erinnern kann, hat er sich an der Entwicklung hier in der Community nicht mehr wohl gefühlt und ist eventuell als Nichtschreiber und Leser anwesend. Das ist doch Normal. Es kann ja sein das er auch zu späterer Zeit wieder als Schreiber auftaucht, denn jetzt verändert sich ja durch die Neugestaltung vom Freitag auch wieder alles. Auch bei uns bewirkt das Veränderungen. Da bin ich gespannt, wie diese Gestalt dann aussieht.
Wenn sich nun User hier abwenden, so ist das nicht dem "neuen" Freitag vorzuwerfen, sondern eher dem Unwillen Alteingesessener, sich auf Neuerungen einzulassen.
Ich orientiere mich an dem Handling für die Prozesse innerhalb einer Community. Egal ob für Jung oder Alt. Und da sehe ich Einschränkungen gegenüber der Vorversion:
- die Übersicht und die Orientierung sind schwieriger (umständlicher)
- das Kommentarfenster ist nicht mehr flexibel und deshalb schlechter handhabbar
- das Antworten auf Kommentare ist umständlicher
- das Layout für die Blogs ist nichtssagender, hat eine Abwertung erfahren
- die Textanteile des Layouts wurden weiter zugunsten großer Logos und großer Bilder zurückgedrängt
Das sind Punkte, die betreffen alle in der Community. Deshalb stellt sich die Frage: Weshalb macht der Freitag das? Macht er dies, um moderner zu sein, den Zeitgeist widerzuspiegeln oder auch um die Diskussionsfreude zu dämpfen. Ich fürchte, Letzteres ist der Fall.
>>Darüber hinaus hege ich nach wie vor den Verdacht, dass man neue, jüngere Leser(innen) letztlich nicht durch Form-Firlefanz an ein Medium bindet, sondern durch die dargebotenen Inhalte.<<
Oder man möchte besonders Solche ansprechen die mit Inhalten nicht viel anfangen können. Damit könnten in der Redaktion zu Rationalisierungen durchgeführt werden.
Function follows form.