Faxen dick, Freitag!

Community Optik-Irrgarten, nicht funktionierende Features, komatöse Community und Beitrags-Zensur: Irgendwann ist auch bei den Geduldigsten die rote Linie überschritten.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Zugegeben – »Freund« bin ich mit dem Freitag bereits seit Monaten nicht mehr. Mittlerweile (ganz gut) ohne Print-Abo durchs Leben kommend, habe ich das Verfassen eigener Blog-Beiträge schon vor längerer Zeit deutlich reduziert. Die Gründe dafür sind ebenso bekannt wie die ausweichende, bemüht gute Laune verbreitende Community-Sterbebegleitung der On-Redaktion. Da Liebe in der Regel langsam erkaltet, war ich – den einen zur Freud, anderen möglicherweise zum Leid – zumindest als Artikel-Kommentator weiterhin präsent. Auch hier sind die Gründe recht profaner Natur: Der Aufwand beim Kommentarschreiben hält sich schlicht und ergreifend in Grenzen. Die »Wiederfinden«-Problematik kommt hier wenig zum Tragen, ebenso die zerschossenen Ranking-Funktionen oder andere Hürden, die im On-Freitag mittlerweile Alltag sind. Fehlende Bilder- oder Movie-Einbindfunktionen? Schminkt man sich halt ab; es geht auch ohne.

Kommentare – ja, Artikel – nein; alles zusammen – lau: Mit dieser Maßgabe bin ich als Forist die letzten Monate über die Runden gekommen. Grottige Beteiligungsmöglichkeiten – das ist das eine Ding. Das andere Ding ist – Zensur. Sicherlich lässt sich auch für marodierende Filter eine Rechtfertigung finden. Der Background ist in der Community einigermaßen bekannt. Wenn die Filterungsfunktionen allerdings am Rad drehen und – der »Point of View« eines gemäßigt linksliberalen Portals hier bereits vorausgesetzt – Beiträge / Kommentare ersatzlos aus dem Verkehr ziehen, die kreuzharmlos sind, dann ist auch beim Verständnis der Rubicon, der Point of no Return, das Ende, das Finito erreicht.

Was ist geschehen? Da ich davon ausgehen muß, dass auch dieser Beitrag unmittelbar nach dem »Veröffentlichen« in die Zensur-Warteschleife (also: Richtung Online-Nirvana) wandert, will ich mich kurz fassen. Letzte Woche habe ich einen Redaktionsbeitrag betreffs der Verleihung einer Gewerkschaftsmedaille an den CDU-Hardliner Roland Koch kommentiert (siehe Surrogat hier). Obwohl der Kommentar lediglich drei weitere Beispiele allseits bekannter Hessen-CDU-Doppelmoral aufspießte und vom Duktus her sehr gemäßigt war, wanderte er sofort bei Abspeicherung in die »Moderation«. Wo er – ohne weitere Benachrichtigung, Mitteilung etcetera – bis heute verharrt. Angesichts der von der FDP zum Platzen gebrachten Jamaica-Verhandlungen habe ich mich heute morgen zu einem echten Artikel hinreißen lassen (siehe oben: mehr Arbeit, pipapo). Aufwandstechnisch war dieser – ein Kommentar mit der Stoßrichtung, dass Lindner & Co. möglicherweise ein Mitte-Rechts-Bündnis inklusive AfD oder Teilen von selbiger anvisieren – im zwei-Stunden-Rahmen. Da er – von erwähnter prononcierter Einschätzung, die dazu sogar recht »merkelfreundlich« ausfiel, abgesehen – nichts Verwerfliches, Unanständiges, »Extremes« oder sonstwie Bedenkliches enthielt, stehe ich ehrlich gestanden auf dem Schlauch.

Shit happens? Da das Vertrauensverhältnis zu Redaktion und Verlag aufgrund der Entwicklung im letzten Jahr nur als kaputt, in Scherben liegend, nicht mehr vorhanden zu bezeichnen ist, muß ich leider davon ausgehen, dass möglicherweise nicht nur ein marodierender Filter in Kombination mit einer saumäßigen bzw. Achtelstelle-verursachten (Nicht-)Kommunikation die Ursache ist für mein neuerliches Artikel-»Desaster«. Sondern, möglicherweise: redaktionelle Kalküle – dergestalt, dass man als Redaktion zuerst mit einem »Koalition-geplatzt«-Artikel präsent sein will und potenzielle Konkurrenz seitens der Community schlicht via Filter abblockt.

Doch auch ohne derlei Tricks (die ich persönlich mittlerweile zumindest nicht für ausgeschlossen halte) ist die Situation für On-Autor(inn)en mittlerweile komplett unhaltbar. Im normalen Leben würde man sagen: ES BESTEHT KOMMUNIKATIONSBEDARF. Da dieser offensichtlich einseitig ist und ich nicht sicher bin, ob dieser Beitrag nicht in den Orkus wandert, ende ich an der Stelle und klicke – dreimal auf Holz geklopft – auf »Speichern« und danach auf »Veröffentlichen«.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Richard Zietz

Linksorientierter Schreiber mit Faible für Popkultur. Grundhaltung: Das Soziale ist das große Thema unserer Zeit.

Richard Zietz

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