»Freitag« ohne Bilder

Freitag Die Print-Ausgabe des »Freitag« vom 23. Dezember liefert karge Kost: Bildunterschriften und Fotonachweise: ja. Bilder: nein. Medien-Dada? Oder einfach Panne?

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Textlastiger als sonst ist bei der neuen Freitag-Printausgabe bereits das Titellayout. »Nur Mut« – Untertitel: »Wir können alles ändern. Eine Themenausgabe«. Mal kein Foto. Sicher – kann man machen. Auf Seite 2 folgt zunächst eine Bilderstrecke – eine lediglich mit Seitennumerierungen betextete Inhaltsangabe der neuen Nummer. Die normalen Beiträge folgen im Freitag-gewohnten Layout. Bis auf – nunja: die schwarzen, leerstehenden Rahmen dort, wo normalerweise Bebilderung platziert ist. Macht der linksliberale Freitag zu Weihnachten einen auf Dada? Auf demonstrative Publikumsverachtung, um uns verwöhnten, faulen Leserinnen und Lesern die Augen zu öffnen für die wesentlichen (im Textteil behandelten) Fragen?

Kann sein. Nur: Warum enthalten die umrandeten Bildboxen Bildunterschriften »wie in echt«? Fotonachweise mit Agenturangabe und so weiter – ebenso? Irritation, Irritation. So offeriert der Politik-Artikel auf Seite 5 (»Die Legende von Gerd und Angela«) eine recht konkrete Bildbeschreibung (»Performancekünstler: die CDU-Generalsekretärin und der Bundeskanzler 1999 in Berlin») sowie den (vermutlich) korrekten Fotonachweis (»Foto: Dieter Bauer/Imago«), aber eben kein Bild. Weitere Irritation: Die Anzeige links unten auf der Seite ist da – mitsamt der dazugehörigen Bebilderung. Weiter im Test: der – vorab online erschienene Artikel »1989: Sein erster Coup«. Bild Online: ein gut gelaunter Michael Moore. Bild Print: Trauerrahmen mit selber Bildunterschrift und selbem Fotonachweis (»DDP«). Jedoch nix mit Bild.

Frage: Erleben wir Abonnenten bzw. Kioskkäufer gerade ein medienübergreifend-konsumkritisches Experiment? Etwa dergestalt, dass wir die Zeitung neben den Rechner legen sollen, und – schwups – schon ist beides da: Text und Bild? Oder ist das ganze eine simple Vorproduktions-Panne? Für die – auch der ein oder andere Freitag-Leser dürfte mit Produktions-Workflows in InDesign vertraut sein – letztlich ja auch die penibel ausgefüllten Platzhalter-Überschriften in den Boxen sprechen. Frage so: Erfahren wir experimenterprobten Printausgabe-Käufer(innen) noch in diesem Jahr, was los war? Oder wird es wie bei Moderner Kunst (beziehungsweise dem Rest der hiesigen Medienlandschaft) laufen: Macht euch halt selbst einen Reim drauf?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Richard Zietz

Linksorientierter Schreiber mit Faible für Popkultur. Grundhaltung: Das Soziale ist das große Thema unserer Zeit.

Richard Zietz

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