Grob gesagt gliederte sich die Rockmusik-Anhängerschaft der Sechziger in drei Lager: das der Beatles, das der Stones- und das von Bob Dylan. Schnittmengen gab es zwar stetig. Die harten Kerne indess waren gegen derlei Lauheiten mit hoher Immunität gewappnet. Anhängerschaft dieser Couleur schlägt sich nun nicht nur lebensgeschichtlich nieder. Sie bildet auch relativ unverwechselbare Geschmackspräferenzen aus. Was mich persönlich anbelangt, ist es sicher kein Zufall, dass ein Stones-Song den Aufhänger abgibt für diese Songvergleich-Folge: Mit den rollenden Steinen wurde ich sozialisiert, Dylan rangiert für mich in der Götterliga, und den »Fab Four« (Lennon ausgenommen) begegnete ich bereits zu Band-Lebzeiten mit einer fast an Gleichgültigkeit grenzenden Indifferenz. Schlüsselsong für das dritte Viertel der turbulenten Sechzigerjahre – also jene Epoche, als die Jugend- und Studentenbewegung noch nicht auf ihrem Höhepunkt angelangt war, andererseits jedoch vernehmbar auf diesen zudriftete – ist für mich daher klar ein Stones-Klassiker: »Paint it black«. Begründung: Anders als andere Zeitlos-Hits dieser Übergangsära malt er die Welt nicht in peacy Regenbogenfarben, sondern so, wie sie ist – ziemlich schwarz. Düsternis schwingt mit; fast scheint es so, als hätten Mick Jagger und die Seinen die Ereignisse von Altamont musikalisch vorwegzunehmen versucht.
Für einen Vergleich wäre vielleicht gerade deswegen ein Beatles-Stück der idealtypische Konterpart. Das Problem: Während die Rolling Stones in den zweieinhalb Jahren 65–67 den ersten Achttausender ihres Schaffens erklommen und en passant ihren Ruf als weltweit härteste Band festigten, ergaben sich ihre Pilzkopf-Kontrahenten eskapistischen Spielchen sowie Sinnsuchen unter indischen Palmen. Anders gesagt: Titel von echtem Klassiker-Rang finden sich im Beatles-Oeuvre zwischen 1965 und 1967 nicht. Am nächsten kommt dieser Liga noch »Eleanor Rigby« – einer der wenigen McCartney-Songs, die richtig, herausragend gut sind. Allerdings: Selbst im Rückblick verführt der Vergleich Stones versus Beatles einen wie mich eher zum Aufwerfen pophistorischer Alternativszenarien. Fragen des Poprevoluzzers in spe: Wie hätten sich die Fab Four weiterentwickelt, wenn John & Yoko den faulen Laden zeitig abgefackelt und – ich meine: so richtig, konsequent – ihr eigenes Ding aufgezogen hätten? Nicht 1970, als alles bereits den Bach runtergangen war, sondern sagen wir 68 – auf dem Höhepunkt der Revolte?
Hätte Lennon gut mit Jagger gekonnt, und mit Richards? Wäre aus Yoko Ono am Ende eine verfrühte Patti Smith der Rockmusik geworden? Hätte George Harrison auf Studioproduzent umgesattelt und Ringo Starr auf Taxifahrer? Würde Rudi Dutschke heute noch leben, Lennon noch unter uns weilen? Die Fragen sind müßig. Musikalisch ergiebiger ist der Blickwinkel auf die echten Innovationsfelder der Sixties. Konkret: die musikalischen Symbiosen, die sich aus dem zunehmenden Crossover zwischen Rock- und Folkmusik ergaben. Bis weit in die erste Hälfte der Sechziger hinein waren Folk und Rock getrennte Welten – hier ordentlich angezogene Bürgerrechtler(innen) mit liberalem Background, da die bösen Jungs (und Mädels), die Dinge taten, die ordentliche Bürger schwer ins Grübeln brachten. Um 1965 allerdings schickte ein Top-Act der Folkszene sich an, die Seiten zu wechseln: Monsieur Robert Zimmermann aka Bob Dylan. Nicht nur das. Ebenso wie die Stones befand sich Dylan Mitte der Sechziger auf einem erstem Schaffenshöhepunkt. Ausbeute: fast im Vierteljahrestakt Titel, die bis heute zum Grundkanon der Rockmusik gehören. Ein Dylan-Schlüsselstück zu jener Zeit, vielleicht das Dylan-Schlüsselstück für die Periode schlechthin: der Vergleichs-Konterpart zu »Paint it Black« – »Like a Rolling Stone«.
Paint it Black
Beginnen wir unsere musikalische Zeitreise auf der britischen Insel. Oberflächlich scheint »Paint it Black«, enthalten auf der im Frühjahr 1966 veröffentlichten LP »Aftermath«, allen Trends gerecht werden zu wollen, die damals durch die Luft flirrten. Der Sitar-Sound des Intros geht konform mit den Experimenten, welche die Konkurrenten aus Liverpool seinerzeitig starteten. Love & Peace – also die Hippiebwegung – schwingt ebenfalls mit. Vergleicht man »Paint it Black« allerdings mit anderen musikalischen Begleittönen zur Hippie-Welle (etwa dem ein Jahr zuvor erschienenen Stück »California Dreamin’« der US-amerikanischen Formation Mamas and Papas), wird der Unterschied recht schnell deutlich. Hier weichgespülter, auf Mainstream getrimmter Folk der Sorte, den in Deutschland etwa das Duo Abi & Esther Ofarim zum Geschäftsmodell ausbaute, dort im Kern grunddüsterer Rock. Was nicht nur mit der im Titel mitschwingenden Farbe Schwarz zu tun hat. Im Kern ist »Paint it Black« ein Stück über die Hoffnungslosigkeit, die mit dem Verlust eines geliebten Menschen (hier: die Freundin des Sängers) einhergeht.
Für die damalige Zeit war derart zelebrierte Trauer zwar sicher ungewöhnlich – umgekehrt allerdings nichts, was das Stück für die Rolle eines Rockmusik-Klassikers prädestiniert hätte. Allgemein im Trend lag jedoch die Zur-Schau-Stellung, die Exhibitionierung von Gefühlen. »Laß’ es raus!« – Für heutige, auf neoliberale Effizienz konditionierte Ohren mag diese Aufforderung exotisch klingen, vielleicht sogar unangemessen. Im Kontext der Sechziger und Siebziger allerdings waren Authenzität und Gefühlsausdruck ein erstrangiges Gut. Politisch war derlei neu. Sicher bewegt man sich mit derlei Aussagen auf dem Boden der Spekulation. Umgekehrt jedoch ist die Behauptung keinesfalls abwegig, das ohne diese offensive Expressivität »Paint it Black« kaum jenen Sog entwickelt hätte, welchen der Song im Verlauf seiner weiteren Karriere entfaltete.
Das Zeitfenster der Songkarriere ist im konkreten Fall durchaus bemerkenswert. Wie jedes Popmusik-Stück mit Klassikerrang wurde auch »Paint it Black« unzählige Male gecovert und neu eingespielt. Alleine die Live-Einspielungen der Rolling Stones sind Legion. »Paint it Black« wurde allerdings noch von einem weiteren Star-Act der britischen Rockmusik aufgegriffen: Eric Burdon. In der zweiten Hälfte der Sechziger startete der Ex-Animals-Sänger gerade mit einer zweiten Karriere durch. Die dritte begann 1969 mit einem auch für damalige Verhältnisse elaborierten Musikprojekt. Heute würde man Eric Burdon & War als multikulturelle Formation klassifizieren, den Stil eventuell als Weltmusik. In Wahrheit ging es Burdon und seinen (überwiegend afroamerikanischen) Mitstreitern darum, aus Black-Power-Programmatik, afroamerikanischem Funk, Rock sowie freien, aus dem Jazz entlehnten Improvisationsformen eine Art politisch-musikalisches Gesamtkunstwerk zusammenzuschmieden. Klingt hoch ambitioniert – die beiden Alben, welche diesem temporären Zusammenschluss entsprangen, lösten den Anspruch jedoch voll und ganz ein. Auch im Abstand von nunmehr 50 Jahren gehören sie zum Besten, was die Endsechziger- und Anfangssiebziger-Rockmusik zustandebrachte. Burdons Kriegserklärung ans Etablishment (sinnfälliger Albumtitel des Erstlings: »Eric Burdon declares War«) zeigt den Ex-Animals-Sänger auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Ein Highlight innerhalb dieses Highlights: der Stones-Titel »Paint it Black«: zwölf Minuten lang implodierend-expressive Energie – mehr ging auch später nicht allzu oft.
Like a Rolling Stone
Verglichen mit der Energie, welche die Stones und Burdon »Paint it Black« verliehen, kommt die Originalversion von »Like a Rolling Stone« vergleichsweise gemäßigt daher. Das Stück erschien im Sommer 1965 auf dem Album »Highway 61 Revisited«. Für Dylanologen ist das Album gemeinhin DER herausragende Meilenstein in Bob Dylans Oeuvre schlechthin. Darüber hinaus gilt es als die Wendemarke vom Folk-Stil der Anfangsjahre hin zu einem Rockmusik-orientierteren Sound. Einerseits lösen die Songs des Albums die Einordnung »Rock« ohne Wenn und Aber ein; bereits die unterstützende Begleitcombo lässt hier kaum Interpretationsspielraum zu. Andererseits gibt es gerade von »Like a Rolling Stone« höchst unterschiedliche Dylan-Interpretationen – vergleichsweise folkorientierte stehen solchen gegenüber, auf denen es der Meister richtig krachen lässt. Der Einschätzung, dass »Like a Rolling Stone« zu den herausragenden Kompositionen Dylans gehört, würde ich mich zwar ebenfalls anschließen. Andererseits ist gerade dieses Dylan-Stück eines der Wenigen, in denen die Kopie – zumindest einige davon – besser gerieten als das Original.
Die Preisfrage, welche Band »Like a Rolling Stone« nicht nur adäquat, sondern sogar besser einspielen könnte als Dylan himself, ist im konkreten Fall nicht schwer zu beantworten: Es sind die Rolling Stones. Ein anspruchsvolles Unterfangen: Textlich spielt die Geschichte um eine Frau aus gutem Haus, deren Selbstzerstörungstrieb sie zunehmend in Richtung Gosse führt, in der absoluten Oberliga. Von der Textstruktur her ist »Like a Rolling Stone« also im Geschichtenerzähl-Modus angesiedelt – einer Kunstform somit, für die der Folksong weitaus bessere Rahmenbedingungen bietet als die stärker auf das Gesamtergebnis fokussierte Rockmusik. Nichtsdestrotrotz schafften es die Stones auf dem (weitgehend) »unplugged« eingespielten Album »Stripped« anno 1995, diesen Klassiker des Folkrock auf eine Weise einzuspielen, dass man den Eindruck gewinnt, »Wie ein rollender Stein« sei ihnen auf den Leib geschrieben worden und nicht dem großen Troubador der Americana. Ein Dylan-Song als Schlüsselsong der Rolling Stones? Das Wortspiel mit dem rollenden Stein führt hier in der Tat in die Irre. Im Sprachslang des Blues ist »Rolling Stone« ein Synonym – für jemand, der sich herumtreibt (ähnlich wie »Backdoor Man« – eine Metapher, die auf fremdgehende Männer anspielt, die sich zur Hintertür herausschleichen) und sich dabei mit Menschen einlässt, die ihm oder ihr nicht guttun.
Nichts anderes meint der Begriff im Song – was auch das Video auf den Punkt bringt, dass die Stones zur gleichnamigen Tour 2012 herausbrachten. Dass »Like a Rolling Stone« vielleicht mehr den Stones auf den Leib geschneidert ist als seinem Schöpfer selbst, unterstreicht auch eines jener Live-Aufeinandertreffen, in dem Dylan & Stones den Song gemeinsam einspielten. Gemeinhin gibt es wenig Anlässe, mit Bob Dylan Mitleid zu haben. Die Art und Weise, wie Jagger & Co. den Maestro 1998 zum Statisten seines eigenen Stücks degradierten, sagt jedoch viel darüber aus, wie Rockmusik funktioniert. Kann es sein, dass Dylan bei jenem Auftritt spürte, dass ihm die Kontrolle über sein Werk entglitten war – möglicherweise sogar bleibend, unwiderruflich? Oder war es nur seine vielgerühmte – oder besser: berüchtigte – Laune, die er (immerhin: passabel und mit einspieltechnisch durchaus beachtlichem Ergebnis) unter Kontrolle zu halten versuchte?
Wir kennen die Antwort: Es ist letztlich egal; oder, macchiavellistisch gesprochen: der Erfolg rechtfertigt die Mittel. In Sachen personell eng gelagertem Folk-Rock-Crossover zwischen Ost- und Westküste des Atlantik wäre schließlich noch ein dritter Titel aufzuführen: »It’s All Over Now, Baby Blue«. Ebenso wie »Lika a Rolling Stone« ist auch »It’s All Over Now, Baby Blue« eine Dylan-Komposition aus dem Jahr 1965. Erstveröffentlicht wurde es auf dem »Highway«-Vorgängeralbum »Bringing It All Back Home«. Anders als »Like a Rolling Stone« ist »It’s All Over Now, Baby Blue« (noch) im klassischen Folk-Duktus gehalten. Allerdings: Anders als beim Steine-Titel gaben sich die Coverversions-willigen Rock-Aspiranten bereits direkt nach Erscheinen die Klinke in die Hand. Als erste in den Startlöchern stand die nordirische Band Them. Die 1965 veröffentlichte Them-Variante erwies sich als so erfolgreich, dass sie im großen Rückblick fast gleich mit der Originalversion steht. Nicht fehlen im Baby-Blue-Reigen darf schließlich Eric Burdon. Seine Einspielung mit den New Animals erfolgte in dem Fall vergleichsweise spät, nämlich 1977. Auch soundtechnisch klingt sie eher wenig inspiriert – so dass man, sofern man sich nicht mit Courtney Loves Band Hole den »Baby Blue«-Kick geben möchte, mit Them sowie Dylan selbst gut über die Runden kommt.
Eine einig Liga?
Zwei(einhalb) Songs, zwischen die, das Lametta der Zeit abgezogen, kein Blatt Papier zu passen scheint? Auf den ersten Blick sieht es so aus. »Paint it Black« ist, auf die Sixties bezogen, sicherlich programmatischer. Auch für die Rolling Stones hatte der 1966er-Hiterfolg sicher eine größere Relevanz als die dreißig Jahre danach vorgenommene Dylan-Adaption. In Sachen Gesamtwertung der beiden (oder drei) scheiden sich die Geister. Beim ganz großen Blick von oben dürfte »Like a Rolling Stone« besser abschneiden. Selten hat ein Rocksong derart literarische Höhen erklommen; selten haben sich – zumindest in der Massenkultur-Variante – (hochkulturelle) Poetik und Rockmusik derart eng berührt. »It’s All Over Now, Baby Blue« muß in der Liga leider ausscheiden. Vergleichbar sind das Trauer-Stück der Stones und Dylans Lied über eine Frau, die sich zugrunderichtet, letztlich auf einer anderen Ebene: der, nach welchen Gesetzmäßigkeiten Rockmusik funktioniert.
Womit wir zu den beiden Geschäftsmodellen Dylan und Stones kämen. Beide – der Ausnahme-Poet aus dem Herzen der Americana und die (ehemals) härteste Band der Welt – sind mittlerweile im fortgeschrittenen Alter angelangt. Nicht ausgeschlossen, dass es Rockmusik nach ihnen in der uns bekannten Form nicht mehr geben wird (zumindest nicht mit dem Pathos, der derzeit immer noch zuckt und Ansprüche anmeldet). Ob das gut ist oder schlecht, ist an der Stelle weniger von Belang. Bemerkenswert ist, auf welch unterschiedliche Weise die Helden von einst mit dem Faktor Alter(n) umgehen. Beide – Dylan wie Jagger & die Seinen – haben es geschafft, sich als Verwalter ihres jeweiligen Geschäftsmodells zu etablieren. Beide treten nach wie vor live auf – Dylan neuerdings mit Piano anstatt Gitarre, die Stones vermutlich mit exzellenten Fitness-Trainer(inne)n im Hintergrund. Unterschiedlich war und ist der Zugang zur jeweiligen »Familie«. Während die weltweite Gemeinde der Dylan-Anhänger(innen) eine Gemeinschaft der Conaisseure, der Wissenden und mit Geschmack Ausgestatteten bildet, ist der Zugang zur »Stones-Family« nach wie vor eine höchst formlose Angelegenheit.
Egalitär sind sie – in einem gewissen Sinn – beide. Dylan sorgt mit seinem Ausschlachten der amerikanischen Popularkultur stetig für genügend »Durchzug«; im Club der Stones ist man eh so lange dabei, wie man dazu Lust verspürt. Last but not least: Auch auf die aktuellen Lockdown-Umstände haben beide auf ihre jeweils eigene Art reagiert: Dylan mit einer nachgeschobenen Ad-hoc-Veröffentlichung, die Stones mit einem brandneuen Titel: »Living in a Ghost Town« – ein Stück, dass aller Umstände ungeachtet so klingt, wie ein typischer Stones-Titel eben klingt. Die Zukunft? Auf die Bühne wird es Jagger, Richards, Ron Wood und Charlie Watts vermutlich eh so lange ziehen, wie es die physische Konstitution mitmacht. Why, weil Kohle allein das Motiv schlecht sein kann? Vermutlich, weil sie es können. Und vermutlich – immer wieder – wissen wollen, dass sie nach wie vor die Größten sind.
Schwanzlängenvergleich? Ein bißchen wohl auch. So lange dabei allerdings Songs wie »Paint it Black« und »Like a Rolling Stone« rumkommen, wird sich niemand darüber ernsthaft beschweren.
Mashups (siehe Wikipedia) sind Samplings, bei denen zwei oder mehr Musikstücke zu einem zusammengesamplet werden. Die »Mashup«-Textreihe kapriziert sich auf Schlüsselsongs – wobei in jeder Folge zwei vergleichbare Popmusik-Stücke im Mittelpunkt stehen. Die Folgen:
Mashup Vol. 1: Hardrock versus Country
Mashup Vol. 2: Stones versus Dylan
Mashup Vol. 3: Feuerzeugballaden (folgt)
Kommentare 62
Danke - wie eigentlich jedes Mal :)
Ein paar kleine Anmerkungen dennoch: auch wenn die Beatles in der erwähnte Phase (also bis 1967) "braver" klangen, gab es dennoch einiges an musikalischer Interaktion mit den Stones. Etwa dürfte - meine gewagte Interpretation - die Verwendung der Sitar in "Paint it black" durch den ein Jahr vorher veröffentlichen Beatles-Titel "Norwegian Wood" inspiriert gewesen sein, der m.W. der erste war, der dieses Instrument auf die richtig große Rock-Bühne gebracht hatte.
Wo wir auch bei Cover-Versionen waren, finde ich "I saw her standing there" erwähnenswert, ein früher Beatles-Titel von 1962 (einer Zeit, wo die Beatles noch deutlich härter waren), dessen Interpretation durch die Rolling Stones ihm eine ganz neue Qualität gibt.
Ich kann mich dem harten Urteil gegen die Beatles nicht anschließen. Für mich war das nie "entweder-oder", sondern zwei Seelen in meiner Brust. Stones stehen da für den Blues, gefolgt in gewisser Weise von Cream und später Led Zeppelin. Die Vielschichtigkeit und musikalische Entwicklung der Beatles haben sie nie erreicht (und das brauchten sie auch nicht!). Bei den Beatles schätze ich vor allem das Spätwerk, allen voran das grandiose "Abbey Road", die Experimentierfreude und Kreativität.
Aber zugegeben, mir fiel es immer schon schwer, mich so richtig auf ein Genre festzulegen.
Einen Musiker der die Zusammenführung von Folk und Rock in den 60-ziger erfolgreich durchgeführt hat, möchte ich erwähnen: Jimmy Hendrix mit den Stücken
"Like a Rolling Stone“ und „All Along the Watchtower“ beide von Bob Dylan.
Bei Hendrix war ich gar kurz davor gewesen. Im Fall »All Along the Watchtower« wäre eine Nichterwähnung meines Erachtens sogar unmöglich gewesen. Generell finde ich, dass kaum jemand wie Hendrix Songs derart dekonstruiert hat. Allerdings: Die Artikelreihe ist bereits vom Format her auf Fokussierung und Ausschnitte angelegt. In Bezug auf die Sixties wäre vielleicht ein Vergleich Hendrix mit Joplin ganz interessant.
(@mbert:)
Alles nuuuuuur subjektiv ;-). Ich gebe ja gern zu, dass ich – speziell auch bei Musikthemen – gern etwas überspitze. Generell urteile ich über die »Fab Four« heute eh altersmilder. Darüber hinaus: ein paar Beatles-Songs der Ära 67–70 – etwa »Get Back« oder »Something« –sind sicher zu Recht im Klassikerhimmel gelandet.
Antwort obendrüber.
„...wäre vielleicht ein Vergleich Hendrix mit Joplin...“
Die Serie heißt: Mashups! Hendrix mit Joplin wäre zu nah. Das würde heißen Sie kneifen. Vielleicht Joplin mit Baez. Hendrix vielleicht mit Blackmore oder einem anderen m… Gitarristen.
Natürlich hat Hendrix dekonstruiert, wie hätte er einen Titel wie „Hey Joe“ sonst interpretieren sollen. Er war vertraglich verpflichtet diesen Song zu spielen. Und die Substanz des Liedes ist weniger als mässig.
»…drei Lager: das der Beatles, das der Stones- und das von Bob Dylan.«
Während der Epoche von »Paint it black«, im Sommer 1966 also, befand ich mich für ein studienbegleitendes Praktikum im Columbia Point Center, Boston, USA. »Paint it black« ist sozusagen meine Columbia-Point-Center-Hymne.
Beides zusammen bewirkte eine klassische Konditionierung in meiner Vita. Damals lernte ich zusätzlich auch die Welt von Bob Dylan, Joan Baez, Pete Seeger & Co kennen – und es tobte der Vietnam-Krieg, den sie verurteilten. In den 1960er Jahren zahlte Joan Baez einen Großteil ihrer Lohnsteuer auf ein Sperrkonto, um den Vietnamkrieg nicht mitzufinanzieren und musste dafür ins Gefängnis.
Das war auch alles sehr prägend für mich.
||Wie hätten sich die Fab Four weiterentwickelt, wenn John & Yoko den faulen Laden zeitig abgefackelt und – ich meine: so richtig, konsequent – ihr eigenes Ding aufgezogen hätten? Nicht 1970, als alles bereits den Bach runtergangen war, sondern sagen wir 68 – auf dem Höhepunkt der Revolte?||
Was für ein Horrorszenario.
Nichtwerden des White Albums und kakophonische Ohno den John mit sich hinabziehend!
Auch, daß Harrison seine geniale Klampfe an den Nagel gehängt hätte, um in einvernehmlicher Gutmütigkeit ausgerechnet Produzent zu werden.
So etwas würde mir nicht einfallen, der alle drei Acts liebt; mit Dylan musikalisch allerdings weit hinter den beiden Bands, und als Narzißt persönlich unten durch.
... Wobei, auch die Stones das Maß zu verlieren wußten.
Wie ich aus hannoverscher Szene noch erinnere, ließen sie sich stets eigenen Wein mitführen, von dem sie einem Fahrer eine volle Flasche über den Schädel zogen, als der gebremst hatte, so daß sich etwas von dem Getränk verschüttete.
Die Sache wurde natürlich diskrete abgewickelt und drang nicht an die Öffentlichkeit, zeigt aber doch, wie Charakter in Ruhm und Geld entgleiten kann.
Wer weiß, was manchem Personal unterm Mantel von hunderten Millionen Dollar noch so widerfahren ist.
Die Lala aber: Spitzenmäßig!
»(…) Das war auch alles sehr prägend für mich.«
Passt.
Die Rolle dieser drei Protagonisten der musikalischen Jugendkultur sollte man nicht unterschätzen, aber selbstverständlich gehören hier noch mehr Namen zum guten Ton. Die epochale Bedeutung ist die (im- und explizite) Kritik an (klein-)bürgerlicher Vergreisung, Anpassung, Kleingeistigkeit, um nicht zu sagen Geist- und Visionslosigkeit, die Kombination von funktionstüchtiger Geschäftigkeit und verlogener Privatheit, ein Gemenge aus bigottem Moralismus und utilistischer Rücksichtslosigkeit, von Kriegsmentalität, Rassismus, Elitarismus will ich gar nicht sprechen, schließlich, nicht zu vergessen, sondern durchaus im Zentrum, der Aufstand gegen den schlechten Geschmack. Das was polymorph politisch.
Daß dieser große Sprung nach vorn keine Fortsetzung fand, sondern in der Breite eher wieder ins Mittelmaß zurückdriftete, ist eine kaum zu überlistende Bewegungsdynamik. Trotzdem zehren wir noch heute von dem damaligen Aufbruch und können darin ein Modell für die Zukunft sehen. Allerdings, die Beatles haben sich auf dem Höhepunkt aufgelöst, die Stones und Dylan haben schon lange ihren Biß verloren, sind ein bißchen Parodien ihrer selbst, es ist hat schwierig, als Rockstar in Würde zu altern. Es fällt nur nicht so auf, weil wenig Radikales, Großes nachgewachsen ist. Oder vielleicht in der Kulturindustrie an seiner Entfaltung gehindert worden ist, in Nischen ein Schattendasein fristet und für die meisten unsichtbar bleibt.
Falls es noch eine Folge geben sollte, dann lässt sich das noch auf weitere Gruppen erweitern, die mir da so in den Sinn kommen.
Da wären z.B. CSNY - (Neil Young), vor allem die LP 4 Way Street mit Ohio, Carry on and Southern Man,
natürlich Santana, Eric Clapton (Yardbirds, Jeff Beck), Steve Winwood (Spencer Davis Group, Blind Faith), The Who natürlich, U2, Pink Floyd allemal und etwas neueren Datums Van Halen.
Nicht vergessen und im 1ten Beitrag behandelt: CCR (Creedence Clearwater Revival) mit klasse Songs, für mich vor allem mit Who´ll Stop the Rain and Have You ever seen the Rain.
Unvergessen natürlich der Film Easy Rider von 1969, der ohne die Rocksongs undenkbar war und sich in die Erinnerung "gebrannt" hat. Und Woodstock (Festival/Film) beendete die wilden 60er, namentlich mit Jimmy Hendrix.
»Daß dieser große Sprung nach vorn keine Fortsetzung fand, sondern in der Breite eher wieder ins Mittelmaß zurückdriftete, ist eine kaum zu überlistende Bewegungsdynamik.«
Der „große Sprung nach vorn“ ist nicht ausgeblieben, verehrter w.endmann, sondern besteht schlimmerweise u. a. in der allgemein größeren Akzeptanz für Massenvernichtung und skrupelloser Ausbeutung von Menschen durch sogenannte Wertegemeinschaften und Koalitionen der Willigen. Der Schuss ist in meinen Augen (aber noch lange nicht in denen einer Bevölkerungs-Mehrheit) nach hinten losgegangen. Die Protagonisten selbst wurden domestiziert und mit bürgerlichen und systempflegenden Ehrentiteln versehen: Bob Dylan mit dem Friedensnobelpreis, aus Paul McCartney wurde Sir James Paul McCartney, CH, CBE, aus Mick Jagger wurde Sir Michael Philip Jagger, CH, CBE, aus Ringo wurde Sir Ringo Starr, MBE. So war‘s zu erwarten. Unterhalb eines Sirs tut es auch Sir Elton Hercules John, CH, CBE nicht.
Und noch eine private Info:
Die Protagonisten der 1960er Jahre und länger, über die wir und hier unterhalten, hatten für mich als damals rund 24-jährigem etwas animalisch/verführerisches. Mick Jagger ist in diesem Sinne für mich der Größte, wagte er doch, all das auszuleben, was sich mir als überangepasstem Messdiener seiner Zeit verbot. Sein damals androgynes Image übte eine hohe Anziehungskraft auf mich aus, wie mir die permissive amerikanische Mentalität während meines Praktikums dort Experimentiermöglichkeiten eröffnete – was zusammengenommen schließlich auch meine Emanzipation von der einengenden Moral der katholischen Kirche einleitete.
Noch´n paar: Prokol Harum, Lynyrd Skynyrd, oben bereits erwähnte Led Zep, und Black Sabbath, Uriah Heep, Canned Heat, Little Feat, Deep Purple (Richie Blackmore fand ja schon Erwähnung), Peter Green, Melanie etc. pp.
… und wer meinen geliebten J.J.Cale übergehen wollte, könnte im Ohr glatt frigide sein.
Jedenfalls höre man sich die Explosion an Rhythmus, Melodie und progressierender Struktur bislang erwähnter Schöpfer an und vergleiche es mit dem Output der Jahrzehnte danach (in denen nur sehr vereinzelt dergleichen wie Man at Work, Black Crowes oder Sheryl Crow aufkamen).
Dabei will nicht einmal Monotonie und Kakophonie des Rap und Techno berücksichtigt sein, sondern was heute als fader Rock beklatscht wird.
Als ob man Michelangelo mit Damien Hirst gleichsetzte.
Die Kids sind immer mal wieder überrascht, wenn die die "Klassiker hören". Dann haben Sie erst den Vergleich zur Ware, die heute vermarktet wird.
Hätte auch noch Rare Earth nennen sollen, vor allem "Rare Earth in Concert" mit Get Ready, What´I Say, I Know, I´m Losing You.
Die Chancen, in künftigen Folgen Treffer zu erzielen, steigen mit der Anzahl der Nennungen natürlich nicht unbeträchtlich. ^^
Ohne zu viel zu verraten: Über einige der im Kommentarteil hier aufgeführten Künstler(innen) und Formationen ist im Rahmen dieser Reihe sicher noch nicht das letzte Wort gesprochen. Ein Aspekt, der speziell im »Freitag« keinesfalls übergangen werden darf, sind die Verdienste der Ladies der Rock- und Popmusik. Auch hier sind unterschiedliche Linienziehungen möglich. Rein spontan und aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass die Reihe ohne einen Titel von Janis Joplin (oder eine integrierte Gesamtwürdigung) unvollständig wäre.
Und auch dieser Herausgriff ist – in Anbetracht der in den Jazz hineinreichenden Vorgeschichte und der zu Lady Gaga hinführenden Nachgeschichte – grob gewillkürt. Sicher kann ich mich immer gut rausreden, dass die Reihe eine stark subjektive Komponente hat. Anregungen und Einfälle im Kommentarbereich werden natürlich immer aufmerksamstens mitgelesen. Und: Zunehmendes Volumen der Reihe hat zumindest einen unbestreitbaren Vorteil: dass das vermittelte Puzzlebild zunehmend dichter (und somit unangreifbarer) wird ;-).
Lange Rede kurzer Sinn: Mal sehen, wo das Ganze noch hinträgt.
Ganz so einflußlos und nur nach hinten losgegangen war der jugendliche Aufbruch denn doch nicht. Ich denke, ohne ihn wäre der Vietnamkrieg anders verlaufen. Hier erinnere ich an Arlo Guthrie, an seinen Motorcycle Song, bei dem das Publikum lachen muß, wenn er bekifft die Klippen hinabstürzt auf den Polizisten (and he died), und an „Alice‘s Restaurant“, an Antonioni und Godard, dessen Hommage auf Sympathy for the Devil, an den späten Nachhall des Vietnamkrieges von Milos Forman. Und heute noch wird in der Breite Krieg und Militarismus deutlicher abgelehnt als im Nachkriegsdeutschland, wenn auch die Schärfe der Kritik (allerdings einer beachtlichen, aber deutlichen Minderheit) der Natohochrüstung abhanden gekommen ist. Und weicher, weiblicher ist die Gesellschaft auch geworden. - Aber ja, man kann die Geschichte als eine der Tabubrüche nachzeichnen, die das nachkriegliche „Nie wieder“ immer weiter aufgeweicht haben. Das Rad der Geschichte läßt sich zu leicht zurückdrehen.
Im Thread zeigt sich eine breite Erinnerungsspur, die leicht erweiterbar wäre, zB mit Jefferson Airplane, Morrisons Doors, den Krautrockbands Amon Düül, Embryo und Can, auf letztere möchte ich doch besonders hinweisen, denn sie sprengt das Popularmusikgenre, ist, wenn man das überhaupt von einer Rockband sagen kann, fast von einer anderen Welt, utopische Musik, in Intensität und musikalischem Spektrum einzigartig und hat die gesellschaftskritischen Impulse dieser aufregenden Zeit hörbar in den künstlerischen Produktionsprozeß umgesetzt.
Ja, Ich habe schon welche missioniert.
Sie staunen und merken, daß jetzt gängige Lala fast ausschließlich aus Sequenzen geklauten Rifs und Arrangements bestehen.
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Omega, Zappa, Pink Floyd (mit Al Jareau, Deep Purple in der Reihe Jener, auf deren Konzerten meinersich war), Camel, Jethro Tull, Triatma, Pentangle, Supertramp, Allman Brothers, Nazareth …
Fritz the Cat finde ich übrigens so schön schräg, daß ich in den Achtzigern zweimal private Veranstaltungen damit gemacht habe.
Kennt den Film noch Jemand?
"Für einen Vergleich wäre vielleicht gerade deswegen ein Beatles-Stück der idealtypische Konterpart. Das Problem: Während die Rolling Stones in den zweieinhalb Jahren 65–67 den ersten Achttausender ihres Schaffens erklommen und en passant ihren Ruf als weltweit härteste Band festigten, ergaben sich ihre Pilzkopf-Kontrahenten eskapistischen Spielchen sowie Sinnsuchen unter indischen Palmen."
Ja, da hört man den Beatles-Verächter. Hör ma, 67 ist "Sgt. Peppers ..." erschienen. Als die Stones ihren "ersten Achttausender erklommen", kamen die Beatles gerade von dem ihren runter, um kurz darauf die Stones wieder zu überholen. :-)
Nun, was sollte in passender Konterpart zu "Paint it black" sein? Jedenfalls kein Hippie-Zeug; tragischer oder kritischer Inhalt? Oder geht's wirklich nur um den exakten Zeitraum? (Wär' ein bisschen albern, oder?) Nehmen wir "A Day in the Life" vom "Sgt. Peppers" Album. Klar, das ist eine andere Musik. Aber ein Zeitdokument, das passt. Ein guter Konterpart.
Film nicht – Comic allerdings selbstredend. Schöpfer Crump hat meines Wissens auch die Covergestaltung für das ein oder andere Musikalbum übernommen.
Ja, die politische Wirksamkeit der Musik dieser Zeit darf man nicht unterschätzen. (Das gilt in Teilen sogar für die damalige "E-Musik") Rückblickend war sie wohl sogar wirksamer als der Punk der späten 70er und frühen 80er. Andererseits darf die Flexibilität des Kapitalismus nicht unterschätzt werden - was man besonders gut am Punk beobachten konnte. Paul McCartney hat mal gesagt, sie seien die schlimmsten Kapitalisten ...
Den hab´ich auch (in Schwarz/Weiß, falls es noch was Anderes gibt).
Ich kann nur empfehlen, den Film nachzuholen.
Irres Ding, und so voller Details!
Duke, so köstlich cool, der Typ; Fritz als Spontanrevoluzzer, und die im Dunkeln blitzenden beißreihen schlitzender Ghetto-Latinos („Du hast meine Mama beleidigt!“) … hehehe. Gozilla-Kaninchen auf LSD, und so.
Und die Muke dazu …
Es gab wohl eine Kaskade an Schwierigkeiten. Zeichnende sprangen ab, neue kamen dazu. Man sieht es auch an Stilwechseln. Nur mit Mühe kam es zur Fertigstellung.
Ein Unikum.
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||Paul McCartney hat mal gesagt, sie seien die schlimmsten Kapitalisten ...||
Er ist der Unsympath der Vier. Totaler Kapitalist und Soziozyniker. Habe noch nie irgend eine engagierte Äußerung von ihm mitbekommen.
Irgend ein Kollege (weiß nicht mehr wer) muß ihn mal in der Not um Knete angehauen haben. Naßforsche Abfuhr vom hundertfachen Millionär (oder vielleicht auch Milliardär).
Finanziell ist das, als ob du oder ich Jemandem ein 2Cent-Stück verweigerten, mental ist es die Mißgunst, daß einem etwas in den Schoß fallen könnte. –Als ob er selbst keine Gunst des Schicksals erlebt hätte; auch wenn er ordentlich ´was drauf hat.
"Crump". Geht gar nicht. Blasphemie.
Doch tatsächlich noch auf den Trichter gekommen, mal im WWW nachzusehen, stellte sich heraus, daß Herr Crumb eine Webseite hat, die er dieser Tage aus Frankreich heraus betreibt. https://www.crumbproducts.com/
Und damit auch, wie er den Film dermaßen mißbilligte, daß er Fritz sterben ließ. (Hauptsache er war nicht etwa eifersüchtig darauf, daß die Macher des Films das Zeichnen besser beherrschten als er zu damaliger Zeit.)
@ Zack
Wenn Sie eine Schwäche für Blasphemie haben, schauen Sie doch mal in meinen Thread in Sachen Paradies. https://www.freitag.de/autoren/knossos/urspruenglicher-adam-und-garten-eden#1589033099438010
Nicht, daß dort steht: „Wir sind umgezogen“, wenn Sie da ankommen. ;O)
“Er ist der Unsympath der Vier.“
Ich hab' nachgeschaut, wörtlich soll McCartney mal einem Interviewer entgegnet haben: “Warum wir keine Kommunisten sein können? Wir sind die Nummer Eins unter den Kapitalisten der Welt.“
Zunächst eine entwaffnende Offenheit. Und soziologisch gesehen wird einer der ewigen Widersprüche der Rockmusik benannt. Ob der, der es ausspricht gleich der größte “Unsympath“ ist? Zwischen Lennon und McCartney ging sofort mit dem ersten Vertrag der Streit um die Songcredits los. Wer wird wie bzw. in welcher Reihenfolge als Songautor genannt.
Nicht, daß es unbedingt so gewesen sein muß: Aber natürlich streitet man, wenn feststellend, daß ein Gegenüber sich zu bevorteilen gedenkt.
Über Materielles in Streit verwickelt zu werden, ist ja nicht zwingend gleichbedeutend damit, daß man geldgeil sei.
Um meine rein subjektive Gesamtsicht dazu beizutragen: Üble Abzocke und schmutzige Streits gab es bei vielen Bands – die im Vor-Artikel behandelten CCR mit dem Twist John versus Tom (Fogerty) da nicht an letzter Stelle. Dass McCartney und Lennon sich wegen der Songs in die Haare kriegten, würde ich ihnen nicht unbedingt vorwerfen. Die Anpasserei und Ehrpuzzeligkeit gegenüber den Autoritäten hingegen schon. Paul war da wohl am ehesten der Treiber, mit George und Ringo im Schlepptau. Der einzige, der da ersichtlich gegengehalten und eine eigene Linie gefahren hat, war John.
Gut – auch die Musik war mir persönlich, ein paar Ausnahmen wie »Get back« oder auch gelungene Balladen wie »Something« da außen vor, stets zu wenig »rockig«. Alles stets unter Einbeziehung, dass auch McCartney eine Reihe guter Stücke geschrieben hat. Persönlich fand ich, dass die besten Lennon-Knaller nach der Trennung der Beatles kamen: »Instant Karma«, »Mother« und natürlich »Imagine«. Wie gesagt: rein subjektiv – und: Alles gleichermaßen lieben geht ja auch schwer ;-).
Da reibe ich mir doch die Augen: Paul oder John, Beatles oder Stones, 2020?
Zur Autorenschaft Lennon/McCartney ist zu sagen, dass ja beide zunächst von distinguierten englischen Gentlemen mit einem recht asymetrischen Musikverlagsvertrag über den Tisch gezogen wurden, dann ein gewisser Michael Jackson, der von Paul McCartney (wohin nur mit der ganzen Kohle?) unter anderem den Tipp bekam, in einen Backkatalog (nicht in die Aufnahmen, sondern die Songrechte) zu investieren, nichts Besseres zu tun hatte, als in das Beatles-Repertoire zu gehen, damit sieht das Ganze schon anders aus. Nimmt man hinzu, dass John und Paul auch in der Zeit, als beide meistens getrennt Songs entwarfen, unterschiedslos die Miturheberschaft Lennon/McCartney aufrechterhielten, dann kann schon der Schluss gezogen werden: Ist ganz gut gelaufen.
Und jede Person auf diesem Planeten, die mit Songschreiben und dessen Widrigkeiten zu tun hat, hat höchsten Respekt vor Pauls Fähigkeiten, der in der Klischeeverteilung halt als der „brave“ Beatle gegenüber dem „Rebell“ John herhalten musste – dabei kamen die Innovationsschübe meist vom „Schwiegermuttertyp“.
„Oberflächlich scheint »Paint it Black«, enthalten auf der im Frühjahr 1966 veröffentlichten LP »Aftermath«, allen Trends gerecht werden zu wollen“
„Paint It Black“ erschien auf Single und ist auf dem originalen Album „Aftermath“ nicht enthalten. Kann ich so sagen, denn ich besaß mal eine Vinyl-Ausgabe davon, die ich ziemlich auswendig, ziemlich rauf und runter kannte… ;) Für die/in den USA wurde wohl ein anderes Album daraus geschraubt, aber dat gildet nich.
Ja Herr Anwalt, wer soll da noch wiedersprechen? Da gibt es gleich eine Anzeige aufs Dach...
Das hat mich jetzt in Wikipedia schauen lassen. Da steht aber auch nix davon, daß ein Streit der Brüder Grund für den finanziellen Ausgang verantwortlich war, sondern –wie mir geläufig- typische Gaunerei der Industrie.
Neu für mich, daß es noch gute Scheiben in den Achtzigern gegeben haben soll.
Zu der Zeit, meine ich zu erinnern, verkaufte der Gründer Saturn, und das spitzenmäßige Sortiment sowie sehr spezielle Behandlung von Stammkundschaft gingen mit ihm dahin.
Deutschland kehrte zurück zu vorselektierter Konfektion, und verpaßte CCRs Nachwehen. Jedenfalls ich.
Was für eine Geschichte; was für ein eigenes Klangbild!
… Und beim Rolling Stone bloß auf Rang 82.
Aber der muß ja wohl erst Michael Jackson und sowas unterbringen.
-
Imagine schrieb John glaube ich daheim und nahm es auch dort auf.
Die Scheibe enthielt ein Poster mit ihm an eben jenem Flügel in lichtgeflutetem Raum.
Die und ein paar andere, welche schon in den Achtzigern viel wert waren, wurden mir geklaut.
Der Trick:
Jemand schlägt mit einem Stapel auf, den er dir schenkt. Du siehst hinein und nur Schrott, bist außerdem etwas scheel wegen der Nadel, und sagst er soll das Zeug bitte wieder mitnehmen.
Och, nicht doch, und wenigstens nicht jetzt. Später; heißt es.
Eines Tages fällt ihm ein, die Dinger doch wieder mitnehmen zu wollen.
Und du stellst lange danach fest, daß ein Teil davon in deiner Sammlung steckt, während das Gros deiner besten Platten weg ist.
Darunter ein Stones-Album, daß ich nie wieder irgendwo gesehen habe. Auch jetzt im Internet nicht.
»Das hat mich jetzt in Wikipedia schauen lassen. Da steht aber auch nix davon, daß ein Streit der Brüder Grund für den finanziellen Ausgang verantwortlich war, sondern –wie mir geläufig- typische Gaunerei der Industrie.«
(Kurz zu CCR & Fogerty; der ursprüngliche Kommentar ist mir, ungesichert wie er war, wegen Serverarbeiten leider abgerauscht:)
Die Streitigkeiten mit dem Label – konkret: Saul Zaentz – waren sicherlich ursächlich für John Fogertys Karrieredelle nach dem Ende von CCR (der WP-Artikel zu John Fogerty geht da nochmal etwas detaillierter ein). Ziemlich ursächlich für das Auseinandergehen der Band hingegen war der Zoff zwischen John und den restlichen dreien – insbesondere seinem Bruder Tom. Der Buchautor Mark Bloemeke, hierzulande sowas wie der Eichstandard in Sachen CCR & Fogerty, beschreibt das in seinen beiden Buchtiteln zur Band recht eingehend (Leseprobe: hier). Songwriting-Streitigkeiten (zwischen Tom und John) spielten hier rein, waren allerdings nicht der einzige Grund; Bloemeke – ebenfalls ein Fan der Band – macht das vor allem an John Fogertys Perfektionismus fest sowie seinem Hang, Probleme aus der Chefposition heraus zu lösen. – Was genau nun zu was geführt hat, ist immer Auslegenssache. Die Band blieb erst mal bei Zaentz, Fogerty (John) hingegen wollte raus. Der Zoff mit Tom (Fogerty) wegen Song-Urheberrechten lief noch Jahre weiter. Fazit: Leider ein Stück, dass die Rock- und Popgeschichte zur Genüge kennt. Open End.
(@Rüdiger Grothues:)
Ja. Bei Wikipedia haben sie die »Aftermath«-Details auf eine Weise verarztet, dass alle Fragen rückstandslos aufgelöst sind ;-). Gute Frage: Gönnt man derartigen Details ein, zwei zusätzliche Zeilen oder nicht? Das Problem ist, dass die Nennung der Gründe dann eigentlich auf dem Fuße folgen müßte. Sind die dann auch relevant? In Bezug darauf, dass die Stones damals wild waren, speziell auch auf dem US-Markt einen Fuß in die Tür zu kriegen, mit Sicherheit. War »Paint it Black« dieser Türöffner? Ich bin mir nicht sicher. Lange Rede kurzer Sinn: Ich hielt die Vereinfachung für vertretbar – auch in Bezug auf die Tatsache, dass »Paint it Black« sooo britrocktypisch nun nicht ist.
„Gute Frage: Gönnt man derartigen Details ein, zwei zusätzliche Zeilen oder nicht?“
Gute Frage: Ich denke (und hoffe), dass es hier nicht um Pingeligkeit oder Schlaumeierei geht - sondern hier hat sich der leidenschaftliche Hörer gemeldet, der die Single in die Charts rauschen sieht ... hört und den pausenlosen Hörer des Albums – ich denke, DER meldet sich an dem Punkt…
Danke für die Links, Herr Zietz. Habe sie alle gecheckt.
Jenem WP-Artikel, den ich davor las, war für mich erstmalig zu entnehmen, daß CCR auch in Woodstock waren.
Mann, den Gig und die Vibe hätte ich gern gesehen! –Auch wenn Fogerty die Aufnahme nicht freigab, weil sie schlecht gespielt hätten.
Inzwischen ist mir eingefallen, doch einmal ein spätes Album von ihm gekauft zu haben. Allerdings hatte es so wenig vom berühmten Esprit, daß ich das Werk … eben vergessen hatte.
Inspiration / Kreativität ist eine seltsame Sache. Mir sind schon –wie durch Eingebung- etwa Nachts regelrechte Symphonien durch den Kopf gerauscht, oder immer wieder mal Dinge aus der Gitarre geplumpst, die so erstaunlich gelungen waren, und von denen ich nicht einmal wußte, überhaupt so spielen zu können, als ob fremder Geist einen führte.
Und umgekehrt, bei Mikrophon zur Hand, derart tote Hose, daß man sich als gewohnter Improvisateur fragt, was nur los ist.
Kaum einmal trafen sich Muse und Aufzeichnung zu gleicher Zeit.
Eine solche Aufnahme habe ich aber noch. Roh, ungeschlacht und in übelster Klangqualität, aber so geladen, daß ich neulich (also Jahrzehnte später) versucht war, mit Z.Z.Top Kontakt aufzunehmen, um ihnen den Rif anzubieten.
Ein Versuch, Lynyrd Skynyrd anzuhauen, steht noch aus.
… Aber Celebrities auftun zu wollen, war schon früher nicht leicht.
Anfang Achtziger (als er sich noch bedeckt hielt) schrieb ich J.J.Cales Label an, um mal etwas über diesen Künstler zu erfahren. Zurück kam ein Brief, in dem man offenbarte, zu gern selbst etwas über ihn wissen zu wollen, und mich freundlichst bat, sie bei Erfolg doch bitte davon wissen zu lassen.
What do you expect
"Riff"^
Apropos Riff, Muse und Aufzeichnung: PIL ("Jah Wobble"), Can (Czukay, Liebezeit) und U2 ("The Edge"!!) hoben vor 35 Jahren tatsächlich mal gemeinsam ab.
Danke! Von hier aus kann ich nur per VPN da rein, die auch nur ab & zu (gerade nicht) funktioniert. Ich versuchs dann nochmal.
Der Holger von Can hatte was mit meiner Baba Jaga-Schwester. Zu seinem Glück nicht lebenslang.
Die "Baba Jaga Schwester" hätt doch gut gepasst zum Holger. Vor einigen Jahren habe ich gelesen, dass der Holger von Can eine seiner Zimmerpflanzen geheiratet haben soll, angeblich deswegen, weil er sich schon immer gut mit ihr unterhalten konnte.
Hähähä! |OD
Das hätte ich nach Neutronenbomben, nur noch mit meiner Schwester auf der Welt, an seiner Stelle auch gemacht.
Sogar ´n Kaktus umarmt, wenn denn gar nix Lieblicheres mehr da wär. Hihi
Der war echt gut!
"Über Materielles in Streit verwickelt zu werden, ist ja nicht zwingend gleichbedeutend damit, daß man geldgeil sei."
Sondern?
Dass die sich da ersteinmal einigen mussten, muss nicht materieller Natur gewesen sein, sondern das können auch Gründe des Renommés gewesen sein. Gut, ja, da könnte man dann auch wieder sagen, dass sich das am Ende auch wieder pekuniär niederschlägt. Denn es ist halt ein Business, wie es McCartney ja so offen ausgesprochen hat.
||Sondern?||
Wenn man materiell übervorteilt wird, liegt nicht nur einschlägiger Schaden, sondern Mißachtung, Perfidie, Illoyalität und dergleichen Charakterschwäche vor.
Dessen erwehren sich auch schon mal Solche, denen Geld & Ruhm nicht viel oder mitunter sogar nichts bedeuten. Im Mindestens aber liegt ihnen daran, dem Charakterlosen vorzuführen, wie er gestrickt ist. Das ist wichtig.
Denn Gauner möchten oft gern Beides zugleich, die Umgebung übers Ohr hauen und sich gleichzeitig Fassade des Integeren wahren.
You can´t always get what you want
Jedenfalls in Gesellschaft, die noch eine ist.
||Denn es ist halt ein Business, wie es McCartney ja so offen ausgesprochen hat.||
Als Business hat die Karriere unzweideutig für alle Beteiligten aus bescheidenen Verhältnissen begonnen. Auslaugende Schichten, die sie an der Reeperbahn zu schieben hatten, waren wohl kein Zuckerschlecken.
Lennon und Harrison kannten aber anscheinend auch noch Anderes im Leben.
Die Offenheit McCartneys in Sachen Kapitalismus entspricht vielleicht weniger Heroismus, als dem Umstand, sich mit anderem Anstrich in Umfeld lächerlich zu machen, das ihn kennt.
Zudem dürfte sein Umgang sehr lange schon in Kreisen stattfinden, in denen man sich für „guten Geschäftssinn“ so lange auf Schultern klopft, bis kollateraler Staub vollständig aus dem Tweed ist.
Zu Bandanimositäten
In Bands gehen unterschiedliche Individuen eine künstlerische und unvermeidlich auch persönliche Beziehung ein, die der Beatles hat immerhin länger als eine durchschnittliche Ehe gehalten, und man hat sich (bis zum Schluß?) offiziell zur partnerschaftlichen Urheberschaft bekannt. Vor kurzem gab es ein Zeitinterview mit Paul, und da kam er sehr sympathisch rüber. An den bösen Paul kann ich nicht glauben, denn offensichtlich hat ihn die Trennung der Band am meisten getroffen; John war der politischere, vielleicht reflektiertere, bessere Texter, aber er hatte und hat mehr verloren als Paul, weil letzterer doch das größere musikalische Talent war. Man stelle das vergleichsweise schwache Imagine-Album mit dem netten, aber überschätzten titelgebenden Song (der anti-Paul-Titel how do you sleep? ist für mich pikanterweise der beste) dem Album Ram, das einige beachtliche Nummern aufweist, gegenüber.
Seine Tug of War-Scheibe, nach Erscheinen gekauft, ist noch wie neu.
Wie sehr ich auch versuchte, ihr etwas abzugewinnen: Einfach nur belanglose Schnulze.
Weder annähernd an seinem Let it be, noch an John´s Imagine dran.
“Der Holger von Can hatte was mit meiner Baba Jaga-Schwester.“
Die Weinflasche im Stones-Tourbus, der Kollege, der sich mal Geld vom Beatles-Paul leihen wollte, jetzt die Schwester mit dem Typ von Can ... Sie kennen bestimmt auch jemanden, der ne Anekdote von Michael Jacksons Affen zum Besten gegeben hat.
Stimmt, aber ich habe nur die Musik nach dem Zerfall der Band verglichen. Die große Zeit der Pioniere war vorbei. Es kamen Traffic, Free, Soft Machine, die neuere, anspruchsvollere Töne erklingen ließen, und die schwarze Musik hat sich entwickelt. Ich zumindest hatte die drei hier diskutierten Referenzgrößen des frühen Rock später nicht mehr auf dem Schirm.
Sie werden lachen. Ich kannte tatsächlich mal Veranstalter, Rowdies, einen der Besitzer des Capitols, einen Musikmanager, ein paar lokale Rock- und Coverbands, Jemand, die eine Weile im Catering war … die ein paar Geschichten zu erzählen hatten.
Mein Bruder war mit Barry White befreundet, und besonders dick mit Vladimir Wyssozki, über den ich dann auch mal im Schloß samt Tonstudio eines Popstars in Kalifornien herumtappern durfte (keine Ahnung, wer das war. Ich weiß nur, daß er Michael hieß –und dabei Weißer war. Es gab Zufallsbegegnungen und Billardspiele mit Sternchen wie von Boney M, Agnetha von Abba oder Hugo Balder; und ein Willy deVille wollte sich mit meinereins balgen (wozu mir die Türsteher dann erzählten, daß er sich vor der Show gern mit irgendjemand aus dem Publikum prügelte, da er seine Gigs gern mit Adrenalin startete). In einen Speisesaal wurde meinersich garderobemäßig nicht zum Dinner durchgelassen, weil ein Ilja Richter gerade Verlobung feierte, weshalb ich dann hinauffuhr und mit einem Schlips überm Polohemd zurückkehrte.
Omega waren sehr freundlich und bodenständig, obwohl wir da mindestens 10 Jahre jünger und freche Teenager waren. Bei Zappa riß mein bester Freund das Abtropfblech aus der Theke und sprang damit wedelnd auf die benachbarte Bühne. (Damals gab´s das und ging so etwas noch.) In den Achtzigern dann war da ein bunter Hund in der Stadt. Mit ihm ging es zu diversen Konzerten kostenlos backstage.
Bei Champion Jack Dupree war Ihr Ergebendster auf ein paar Bier zu Hause. Der aber auch überhaupt nicht abgehoben (lebte ganz normal unter den Leuten) und wahnsinnig sympathisch. Und ich weiß, ein paar weitere Nummern vergessen zu haben.
Ach und ja: Eine besonders Verrückte und enge Freundin der Scorpions wollte mich unbedingt zu ihnen schleppen (die in Burgdorf quasi um die Ecke lebten), weil der Meinung, mein famoses Gitarrenspiel sollte den Burschen unbedingt zu Gehör kommen.
So; und jetzt glauben Sie mir nie wieder irgendetwas:
Ich sträubte mich jedoch, weil schlecht nachgemachten Südstaatenrock mit s-pitzestem norddeutschen Gesangsakzent nicht mögend (bis heute).
Na wie finden Sie das?
Oben angeführter Musikmanager erklärte mir ein paar Jahre später übrigens, warum die Jungs in USA Erfolg hatten. Die Amis glaubten, das sei deutsche Musik. Hehehe |O)
Es sei Ihnen allerdings geschenkt, daß ich zwar intensiv mit deren Musik (aus Single rotierenden Plastikkoffer der Baba Jaga plärrend) aufgewachsen, die Beatles nie gesehen und die Stones nur vom oberen Stadionrand als winzige Pünktchen auf einer Streichholzschachtel sichten durfte. Wer wollte für lau schon lamentieren.
Nicht genug hab´ ich in der Familie auch noch Welche die Geschichte mitgestalteten, und heute noch Andere, die Schlagzeilen machen. Bei dem einen könnten auch Sie schon einer von hundertausenden Besuchern gewesen sein.
Ich denke, jetzt reicht´s Ihnen aber. :O)
Ah, okay, schöne Sammlung! Willy de Ville musste ich googeln. Und über Vyssozkij ist man in Villen kalifornischer Popstars gekommen?
“Oben angeführter Musikmanager erklärte mir ein paar Jahre später übrigens, warum die Jungs in USA Erfolg hatten. Die Amis glaubten, das sei deutsche Musik.“
Haha, herrlich!
Ich kenn nen Kneipenwirt, der Zappa weiland Lokalverbot gegeben hat. Dumm gelaufen halt, wenn man sich nicht zu benehmen weiß und Kneipe & Backstage-Bereich miteinander verwechselt.
Zum Rest: Aufführung von Rockbiz- und sonstigen Starbekanntschaften werde ich mir aus Längengründen hier mal verkneifen ;-).
“Aufführung von Rockbiz- und sonstigen Starbekanntschaften werde ich mir aus Längengründen hier mal verkneifen ;“
Nö, jetzt, wo's grad so schön ist ... Nur Anfüttern und Kokettieren gibt's nicht!
Zur Grundüberlegung, warum es zu einer Symbiose von Rock und Folk kam, Herr Zietz, fiel mir beim Durchlesen noch ein, dass Dylan mir in dieser Phase nur mit "The Band" in den Sinn kommt.
Sie gingen mit ihm auf die Tour und hielten durch, obwohl ein Teil der Folk Dylan- Fans die Auftritte des "Judas" zu einer Abrechnung nutzten. Die hauptsächlich kanadischen Musiker der "Band" hatten schon ein eigenes musikalisches Profil.
Vor allem aber, waren sie hinterlanderprobt! Sie spielten in praktisch jeder Umgebung in den Weiten Kanadas und der USA. Ihre eigene Musik, gesättigt von Blues- und Country, ergänzten sie grundsätzlich um Traditionals. - Nach der Tour mit Dylan, kam es dann bald zu den "Basement Tapes" aus dem pinken Schuppen. - Der Signature.- Song der "Band" ist wohl "The Weight".
Ungefähr zu gleichen Zeit, als Dylan ein wenig elektrisch wurde, kam Joni Mitchell zu Anerkennung und Verehrung. Sie kombinierte, ausgestattet mit einer guten musikalischen Grundausbildung und der Kenntnis der Tradition, Folk, Country und klassische Singer- Songwriter Qualitäten. Aufgrund ihrer Fähigkeiten und Interessen, konnte sie später sogar den Jazz ihrer Zeit in ihre Kunst integrieren. Die E- Gitarre war für sie ebenfalls keine Abschreckung. - Wie "The Band", trat sie früh in jedem Hinterhof auf.
Was nun die Beatles und die Stones angeht, so interessiert mich eine Rivalität oder die Ansicht der Fanlager überhaupt nicht. Festellen kann ich aber, dass beide Bands ihre Vorbilder coverten, darunter auch schwarze Musiker, und sie ebenfalls zahlreich von anderen Musikern gecovert wurden. - So hielten es die Fab Four mit Songs der "Ronettes", der "Temptations", der "Miracles" oder Arthur Alexanders.
Bei den Musikern, die sich mit deren Kompositionen beschäftigten, fällt die Bandbreite auf. Es gibt Adaptationen von Jazzmusikern und klassischen Musikern. Mal machte man mehr, manchmal zu wenig, aus der Musik. Mal traf man die Texte, ein anderes Mal überhaupt nicht. Für die Musik Joni Mitchells gilt das aber auch.
Vielen Dank für ihre Anregung
Christoph Leusch
»Zum Rest: Aufführung von Rockbiz- und sonstigen Starbekanntschaften werde ich mir aus Längengründen hier mal verkneifen ;-).«
Naja, wo »Bescheidenheit« doch mein zweiter Name ist … ;-)
||Und über Vyssozkij ist man in Villen kalifornischer Popstars gekommen?||
Ja. Meinersich jedenfalls.
Wyssozki war ja privilegiert, konnte mit seiner hübschen Gattin reisen wann und wohin er wollte. Zunächst trieb er sich vermutlich vermehrt in Paris herum. Jedenfalls hat er da Scheiben aufgenommen.
Mit Leuten in USA könnte er über meinen Bruder bzw. dessen Umfeld in Kontakt gekommen sein.
Wyssozki ließ sich wohl ein Implantat einsetzen, das ihn bei Alkoholkonsum umgebracht hätte. Und soll sich das Ding rausgerissen haben, um doch wieder einen heben zu können.
Zu seiner Beerdigung versammelten sich mehr Menschen als zur Oktoberrevolution.
Er und mein Bruder hatten sich geschworen, nebeneinander begraben werden zu wollen. Sie liegen auf einem Moskauer Promifriedhof relativ nah beieinander.
»Nö, jetzt, wo's grad so schön ist ... Nur Anfüttern und Kokettieren gibt's nicht!«
Naja – wo »Bescheidenheit« doch mein zweiter Name ist ;-).
||Was nun die Beatles und die Stones angeht, so interessiert mich eine Rivalität oder die Ansicht der Fanlager überhaupt nicht.||
So weit ich weiß, hatten die Bands überhaupt keine Rivalität und verstanden sich sehr gut.
So ist es, Knossos. Allerdings gab es, seitens der Produktion, häufiger eine geschäftliche Rivalität, bis die Beatles eben keine Lust mehr hatten als Band zusammenzuarbeiten. Die musikalischen Absichten der beiden Bands waren unterschiedlich.
Das Fanverhalten, die Lagerbildung, entspricht dem der Fußball- Vereinsanhänger, obwohl man so wohl kaum mit den wirklich überzeugten Anhängern darüber reden kann.
Dass Musiker und Produzenten auch einmal eher negative und absolute Aussagen über Konkurrenten loslassen, soll auch schon einmal vorgekommen sein. Man denke an Quincy Jones über die Liverpooler. Man denke an Joni Mitchells Beurteilung von Dylans Musik- und Aufführungspraxis.
Die meisten Konflikte wurden jedoch von Musik- und Medienleuten ausgeschlachtet, die damit und mit dem ganzen Bewertungskram, das Rolling Stone- Magazin, u.ä, aber auch Mercey Beat oder Uncut, sowie andere Fach -und Fanzeitschriften, an denen sich auch erstaunlich viele Musiker orientierten, füllten.
Ich bin ja Greil Marcus verseucht und musste mir eingestehen, dass seine Art der Auslegung und Auslese eben auch nur eine ist, sie aber durch die gute und dichte Beschreibung zum Verständnis der Zeit, der Musik und der amerikanischen Gesellschaft, als es große Hoffnungen gab, sehr viel und virtuos geschrieben, beiträgt.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Quellen, die mir unterkamen, besagten, daß die Rivalität Marketingkonzept war.
Folgendes mag mit den Gebeinen dieses Threads ungehört verhallen. Da heute aber nichts Bewegenderes im Terminkalender, sei es dennoch an dieser Stelle verewigt.
Mit dem betrüblichen Nachruf auf Michel Piccoli, hier auf dF, an einen beeindruckenden Film mit Lino Ventura erinnert, von dem ich nur das Ende sah / gern den Titel wüßte; also die letzten drei Tage im Internet (erfolglos) danach suchend, kam auf der Ventura-Suche Marina Vlady (die Ehefrau Vissotzkys / und international beachteter Schauspielerin) auf. Und ich dachte, mal zu checken, ob es zu ihr eine Kontaktadresse gibt (gibt es nicht), um sie evtl. mal anzuschreiben / zu sehen, ob wir uns nach so langer Zeit vielleicht etwas zu erzählen haben (falls sie sich noch an mich erinnerte) / sie womöglich ein paar Erinnerungen an meinen Bruder teilen mochte (den ich nach wie vor schmerzlich misse).
Auch das ergab keinen Fund, außer jenem, daß sich Vladimir kurz vor seinem so frühen Ende wohl in eine Achtzehnjährige verguckt hatte, die er zu ehelichen gedachte. (Der Gedanke nun deutlich älter zu sein als er, und mein ebenfalls jung verschiedener großer Bruder, fühlt sich immer noch eigenartig an. –Würde ich ihn heute als Graubart doch ein oder zwei Dinge gemahnen.)
Von der Vlady aus (die danach wohl noch langjährige Partnerschaft pflegte, jedoch nicht mehr heiratete) ergaben sich Links zu Vissotzkys Biography und Discography, wo erwähnt ist, daß mein Bruder etliche Alben aufgenommen haben soll. Und damit erste klare Aufnahmen, die sich dann in Rußland verbreiteten. (Zuvor gingen offenbar nur dumpf klingende Mitschnitte oder gar nur von Fans aufgeschriebene Lyrik um.)
Diese Notiz lesend, dachte ich bei mir: „Wohl eine Falschmeldung. Mein Bruder wird ihn in Tonstudios gebracht und vermutlich die Sessions bezahlt haben.“
Anscheinend arbeitete der Gedanke über Nacht im Hirn. Jedenfalls fiel mir beim Aufwachen heute Einiges wie Schuppen von den Augen.
Als meinersich nach ein paar Jahren aus dem Balkan zurückkehrte, hatte Bruderherz im Haus unserer Mutter ein 1-Zoll Tonband von Sony samt gediegener Anlage aufgestellt. Und später im Schrank ein deutsches Kondensermikrophon erblickend, das ich näher beäugte / anbetrachts seines mächtigen XLR-Steckers als „unbrauchbar“ befand, um es mit irgendeinem Kassettenrecorder für spontane Aufnahme meines Geklampfes zu verwenden.
(Etwa drei Jahre nach Ableben des Bruders mit Tontechnik beginnend, und weitere Jahre später auch mit feinen Techniken und Gerätschaften bewandert, biß ich mir ins Knie dafür, den Apparat nicht an mich genommen zu haben, der wegen seiner klaren und doch warmen Klangeigenschaft längst heiß begehrt und in gutem Zustand schweineteuer gehandelt wird.)
Rückschauend ahne ich nun, warum Brüderchen in sämtlichen Häusern und Wohnungen in Europa und Übersee Tonbänder, wenigstens aber feinste Kassettendecks in die Anlagen integriert hatte. Vermutlich, um jederzeit für musikalische Ausbrüche seines Freundes gewappnet zu sein.
Heute morgen noch argwöhnend, woher er die Erfahrung für das Mikrophonieren und durchpegeln der Frontgeräte haben sollte, mag doch durchaus beigetragen haben, daß er schon als Kind Elektroschrott sammelte und Radios zusammenlötete, und in dieser Leidenschaft dann auch Elektronik studierte.
Von ihm gemachte Vissotzky-Aufnahmen, so dämmert es mir, dürften auch gleich in Mutters Haus aufgenommen worden sein. Das große, eher längliche und am Ende L-Förmig auslaufende / kaum ungünstigen Widerhall produzierende Wohnzimmer, in dem die Anlage stand, bot recht formidable Akustik, während dünn besiedelte Lage am Waldesrand nötige Stille aufwies, um saubere Takes zu gewährleisten.
Das einzige Mal, das ich den Bruder Etwas von sich geben hörte, das sich als Prahlen einordnen ließe, war bei einem Geschäftsessen, in dem er seinen Garten an einem Schweizer Gebirgssee erwähnte, fast so als habe er in dem paradiesischen Ort selbst Hand angelegt, und nicht der Gärtner.
Nicht verwunderlich also, daß ich zu den Batzen versiegelter Vissotzky-Alben, die er anscheinend zum Verschenken bereithielt, nie vernahm, daß er sie aufgenommen hatte.
Profis überlassen dürfte wohl das Abmischen, Mastern und Pressen der Platten gewesen sein.
Vissotzky war im übrigen vielleicht was heute als Low-Fi-Fraktion firmiert. (Habe selbst eine Combo aufgenommen, die abgesehen vom Bass, denen ihnen gediegenes Equipment bot, keinen Wert auf Hi-Fi legten. Und selbst noch Eingriff in ihre total übersteuerte PA nicht zu schätzen wußte. Ähnlich eine andere Berliner Band, die auf das Zersägen von Trommelfell bestand.)
Jedenfalls war jene Gitarre, die ich unter seinem mißbilligendem Blick (und dem Raunen eines Beistehenden, daß Vladimir das gar nicht möge) in Kalifornien aus dem Koffer nahm und sehr bald zurücklegte, was man im Englischen einen „Dud“ nennt.
Dabei hätte er sich zu der Zeit zweifellos so ziemlich jedes Instrument genehmigen können, das ihm zusagte.
Meinem Ohr pläsierten heisere Balladen nicht genug, um jene Scheiben Vissotzkys in Mutters Haus aufzulegen. (Man muß die Texte wohl verstehen, um dann auch von Phrasierung und Modulation ergriffen zu werden.) Doch frage ich mich gerade, ob Einer wie Tom Waits seinen Weg nicht von dort aus aufgenommen haben mag.
Nun ja; wenn es ein Leben danach gebe, dann säßen die beiden Freunde nun wohl zusammen mit Anderen an einem Tisch voller russischer „Tapas“ wie eingelegtem Gemüse, Fisch, Teigtaschen und so, und eben Wodka, der nicht fehlen darf. Dabei viel Lachen, haufenweise Anekdoten, Erinnerungen, Sarkasmus und Unflätiges wie „Khunye“ zu hören, von dem ich bis heute nicht weiß, was es bedeutet.
Sie hatten ein aufregendes und Jahrzehnte lang zugleich sehr gutes Leben; gleichwohl Geheimdienste als auch Ganoven am Hals, und Verriß im Boulevard. –Und natürlich jene Qual, die Vissotzky sich und seinen Liebenden (wie aufopfernder Vlady und seiner wohl herzensguten Stiefmutter) mit der Sucht zufügte.
Mein Bruder zählte wider des Erfolgs zu den ganz wenigen Menschen, die mir als welche unterkamen, die Geld nicht interessierte. Und von Vissotzky kann ich mir vorstellen, daß er dem ganz ähnlich war.
Sein Augenmerk die Plage, und seine große Liebe waren die einfachen Menschen, und deswegen er die ihrige.
Marina Vlady (Catherine Marina de Poliakoff-Baïdaroff) und Wladimir Semjonowitsch Wyssozki, kannte ich gar nicht.
Super spannend, mache einen Blog draus.
:)
Vissotzky wird nach Juri Gagarin als populärster Russe der Moderne eingeschätzt.
Als er starb war Olympia, und die Staatsführung versuchte seinen Tod als Ablenkung von den Spielen zu verheimlichen. Es gab weniger als eine Handvoll Hinweise, wie einen Aushang über dem Theater, an dem er auftrat (Niemand gab seine für diesen Tag gekaufte Eintrittskarte zurück) oder ein Satz in einem TV-Sender. Dennoch verbreitete sich die Nachricht, so, daß 40 000 Menschen zu seiner Beerdigung kamen.
Noch erstaunlicher, wie sein Werk überhaupt die Menschen erreichte, während die Sowjets ihn so klein hielten, wie sie nur konnten. Als Schauspieler, der er war, ließe es sich erklären, doch wie seine 600 Lieder und 200 Gedichte sich verbreiteten, dürfte jeder Marketingabteilung ein Rätsel bleiben.
Zumal eben lediglich bei Auftritten von Publikum gefertigte Skripte und dann als miserable Tonaufnahmen (wohl ebenfalls Bootlegs).
Ich kann zu ihm persönlich nichts sagen. Für ihn und seine Frau war ich nur ein Halbwüchsiger, der sich halt herumtreiben durfte. Außerdem kann ich auf Russisch nicht einmal richtig: „Ich verstehe sie nicht“ sagen / verdutzte Fremde in Moskau und Leningrad bei falscher Grammatik mit: „Sie verstehen nicht“ (wessen mir erst viele Jahre später gewahr werdend. Ich muß jetzt noch darüber lachen. Was für eine versehentliche Frechheit!), und mein Französisch war es noch nie wert, überhaupt erst als solches bezeichnet werden zu wollen.
Zu Brüderchen begann ich in den Neunzigern mal ein Skript, in dem fiktive Persönlichkeit seinen Weg gehen sollte. Doch erstens vermochte ich nur Promille seines Lebens beizuwohnen, der gemeinhin für ein paar Stunden einzufliegen pflegte, um dann weiter zu jetten, zweitens vermag ich so schon kaum an mich zu halten, wenn an ihn denkend.
Ihm gaben die Moskauer Spitznamen eines Fürsten, der in der Geschichte der Stadt einmal wilder Partylöwe gewesen sein soll. (In deutscher Nobeldisco zu mir: „Willst du, daß ich den Laden auf den Kopf stelle?“ Ich: „Nee; ´ist doch ganz gut so“.) Eine Größe im gewagten Ost-Westhandel Kalten Krieges wurde er zur ersten gerichtlichen Niederlage in der Geschichte der CIA, und hatte wohl so ziemlich überall auf der Welt stets zwei Autos im Schlepptau.
Die eine Quelle sagt, er sei vergiftet worden, weil er wußte, wohin das SU-Gold verschleppt worden war, die andere (als festgehaltener Verdacht eines Kommissars), daß ihn ein Mafiosi und heute prosperierender Milliardär umlegen ließ.
Seiner mondän um die Welt vagabundierenden Frau (zuvor ebenfalls Schauspielerin, die im Fall mindestens eines Films in Rußland berühmt wurde) nehme ich übel, daß sie sich mit mir, von Hintergründen damals unbeschlagen, nicht zusammentat, um den Versuch zu unternehmen, Licht ins Dunkel zu bringen. Denkend, daß die Kombination aus seinem Geld und meiner Entschlossenheit evtl. etwas hätte bewirken können.
Stattdessen schickte sie meine Baba Jaga-Schwester vor, die uns ungefragt damit in die Arme fiel, sämtliches Gut sei von Bösen Buben entwendet worden. Erst vor einigen Jahren entdeckte ich, daß sie gerade sein Penthouse in Manhatten feilbot; und verstand den Rest. Dabei hatte sie die hingebungsvolle Gattin wohl als beste Dauerrolle ihres Lebens.
Meiner Einer setzte eine Weile darauf einen Schrieb an sie auf, um wenigstens klarzustellen, daß es noch jemanden gibt, der nunmehr um sie als skrupelloses Luder weiß.
Herzlich wenig wird es sie kratzen. Doch ich mußte es noch durchgeben. -In ihrer Abergläubigkeit möge ihr wenigstens mein böser Geist auf der Spur sein.
-Da kommt mir in den Sinn: Vielleicht sollte ich gelegentlich ein Bild von ihr zu einer Hexe / Geisterbeschwörerin oder sowas bringen. Hier gibt´s ja mehr als genug davon. … Ich kenn´ da jemand, der vor Kurzem erst versuchte, mich Schmunzelnden von rational unerklärlichen Phänomen so einer Dame zu überzeugen.
Ich sollte dieser Tage doch mal als geläutert bei ihm durchklingeln. ;O/
Krass
Ja.
Mitte Nuller Jahre, nach wochenlangem Crashkurs an San Jose Uni (danach soweit gewesen, notdürftig aber in Spanisch immerhin bis hin zum Philosophieren kommunikativ zu sein, kann meinerich inzwischen nix mehr davon), Costa Rica erkundend, auf dem Weg an die karibische Küste, um mir Grundstücke anzusehen; kam mir in den Sinn, wie der Bruder dort mal eine Pferderanch besaß (erstanden, um sich den Paß zuzulegen) und wie es doch wäre, sie wäre noch die seine / ich dort hätte ein Lager aufschlagen können. Gerade hinter Gauchos her über eine Schotterstrecke holpernd, das übermannende Gefühl, es könnte Schicksalswende sein, nun gerade in dem Land nach Domizil zu suchen.
Doch kam ja Alles anders.
Und so krass zuvor beschriebene Dinge auch sind, bewegten sie sich in einem Rahmen, der sich aus Integrität norddeutscher Landeier heraus gerade noch so fassen läßt.
Es wird von jenem, das sich mit Ableben meiner alten Dame herausstellte und im Nahen Osten noch ereignet/e, gesprengt. Das glaubt kein normaler Mensch mehr. Selbst ich nach Jahren unterm Vorschlaghammer nicht, der daher von einer Fisimatente in die nächste stolpert/e. Unter durchschnittlichen Verhältnissen zivilisierter Hemisphäre, läßt sich nicht fassen, wie gnadenlos hinterhältig, gewissen- und schamlos ein Umfeld zu sein vermag.
Natürlich weiß der Verstand, daß der Mensch als reines Kulturwesen jedes nur denkbare Gemüt annehmen kann. Doch aus unserem Standard, und schon gar jenem von vor vielen Jahrzehnten, stammend, ist es praktisch unmöglich, kulturell vollkommene Verwahrlosung hinter höflicher bis herzlicher Fassade auszumachen und sich gegen sie zu wappnen.
In etablierter Voraussetzung innerer Instanz als des Guten im Menschen, läßt sich nicht fassen, wie sich Großkultur gestaltet, in der es philosophischen Unterbau dazu nicht gegeben hat; an seiner Stelle sozial isolierende Prämisse, daß einzig Gott hinter dem Individuum stünde, während Taqiya und Frömmigkeit Sünde annullierten.
So, jetzt aber das Buch dazu.
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Ich habe gerade erst wieder versucht, iDog darum anzuhauen, daß er ein Manuskript von mir ins Französische übersetzen möge, als mir einfiel, ihn doch schon mal darum angegangen zu sein.
Denn Deutschland kann einem das Schriftstellern wahrlich austreiben. Seit dem Erfolg von Hausfrauen-Kreativität –also seit weit über 20 Jahren- und nachfolgend populärer Eingebung („Das kann ich auch!“) sind Verlage komplett verrammelt. In den Neunzigern polterten jährlich über 90 000 Skripte über sie herein. Wie viele es inzwischen geworden sein mögen, weiß ich nicht. Verleger lassen ihre Hausmeister sogar Gebundenes unbesehen schreddern. (Verlage, die Bücher zerhacken; das liest Du ganz richtig.)
Sonst Deutschsprachige, wie Diogenes in der Schweiz, doch für Förderung des geistig Regen bekannt, haben immerhin die freundliche Größe und Bodenständigkeit, sich zu melden und sogar als „frischen Ton“ zu loben. Doch paßt hoch aktuelle Fiktion nicht in ihr Programm. Äh … Konfektion?
Und Dame eines anderen Hauses gesteht ein, daß dieser Tage Manuskripte ausschließlich auf bestimmten Wegen in Lektorenhände gelangen. Nur auf welchen, das mochte sie natürlich nicht verraten. Meinerich ich jedenfalls hat keine Konnekte. Dazu war ich zu unberechnend blöd.
Gleichzeitig siehst du, wie allenthalben Trivialitäten und komplette Belanglosigkeiten in den Markt gedrückt werden. In Frankreich, dem wir intellektuell lange schon hinterhinken, ist das anders. Dort begrüßen sie das Ungewöhnliche, geistig oder kulturell Inspirierende.
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Dessen unbesehen, habe ich in letzten Jahren ein paar Mal darüber nachgedacht, eine Autobiographie anzugehen, da mein Pfad schon in der Jugend Leute interessierte.
Doch ist der dermaßen düster gespickt, daß er allenfalls humoristisch / sarkastisch (evtl. in etwa wie „Der Fänger im Roggen“) zu umreißen wäre.
Das hätte ich früher gut drauf gehabt. Aber heuer bin ich so dermaßen abgefuckt, daß unsicher, ob dessen noch fähig.
In der Aussicht auf noch einen Schmöker für die Schublade schon gar.
-Und dann: Der Abschnitt hier in Übersee … So etwas von unentwegt abartig … Das glaubte wirklich kein Mensch.
Ich weiß zwar, daß Welche mit Migrationshintergrund bei uns, wegen ihres mahnenden Tacheles teils unter Polizeischutz lebend, mir beistünden, doch auf sie hört niemand.
Die Geschichte ist im Ganzen bereits bewegt und ausgefallen genug; aber das letzte Kapitel hielten sicherlich nur jene Damen für möglich, die ihre auf makabere Romanzen beschränkten Erfahrungen auf einer „Biznez“ oder so genannten Webseite massenhaft zu veröffentlichen pflegten, welche vermutlich von Disneylands Gendarmerie gelöscht worden ist.
Für die Autobiographie fände sich dann noch weniger Verlag als schon für aktuelle Kladde, welche mit unverfänglicherer Irritation wie konstruktiver KI, Schlapphutjagd, Revolution gegen ausgeartete Plutokratien und globalem Neuanfang aufwartend, auch schon nicht mehr in festgezurrte Programme paßt. :O[