Achtung Hartz IV-Empfänger: Bitte nicht füttern

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Ja, man soll journalistisch wagemutig sein, die Dinge mal ein bisschen hinterfragen, Themen „gegen den Strich“, bürsten, ungewohnte Aspekte einbeziehen. So etwas müssen sich die Autoren des Beitrages "Fragwürdige Hilfe – Lebensmittelspenden hemmen Eigeninitiative", der am gestrigen Donnerstag beim ARD-Magazin "Kontraste" lief, gedacht haben - wenn man gutwillig ist. Was dann aber ablief, war schwer zu ertragen:

So vernünftig es sein mag, über das "Tafelwesen" auch kritisch zu berichten, so absolut daneben ist es, wenn ein Vertreter des Instituts der deutschen Wirtschaft, ein Herr Dr. Dominik Enste, sich mit folgendemStatements in die Debatte einbringt:
„Wenn man sich daran gewöhnt, wenn das regelmäßige Leistungen sind, kann es eben dazu führen, dass man unselbständiger wird, dass man irgendwann gar nicht mehr selber in der Lage ist zu kochen, einzukaufen, und man kein Gefühl mehr hat für Preise in den Geschäften, ja einfach die Relationen nicht mehr im Blick hat und auch gar nicht mehr einschätzen kann, wie weit bin ich Almosenempfänger, inwieweit bin ich noch selbständig in der Lage mein Leben zu gestalten.“

und sich dann zu Aussagen aufschwingt wie:

„Kernproblem kann bei den Tafeln dadurch entstehen, dass Menschen längerfristig die Fähigkeit verlieren, für sich selber zu sorgen. Das heißt, dass sie fast wie bei einer Fütterung in der freien Wildbahn, man falsch erzogen wird, man selber nicht mehr in der Lage ist, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, also bildlich gesprochen jagen zu gehen und für sich selber zu sorgen, sondern immer stärker angewiesen wird auf diese Hilfe.“

Ich dachte - wie auch einige Kontraste-Blogger, die kein Blatt vor den Mund nahmen - das sei eine Satire-Sendung. War es aber nicht. Es war ein Beitrag, bei dem man den Verdacht nicht loswurde, dass das Teil mit Unterstützung der - man kennt sie ja schon - INSM ins Programm gehievt wurde. Denn auch in den Aspekten, die durchaus diskussionswürdig gewesen wären, war dieser Beitrag merkwürdig kurzatmig in den Argumenten. Eine alleinerziehende Mutter, die jetzt von ihrem Hartz IV-Geld wieder selbst kocht (und mit ihren eigenen Einkäufen natürlich die Wirtschaft ankurbelt) und ihre Zufriedenheit darüber sehr plakativ bekundet, einige Stimmen von Akteuren und Helfern in den Suppenküchen, die meinten, manche Hartz IV-Empfängern könnten nicht mit dem Geld umgehen und ähnliche Einlassungen erschreckten mit ihren Tendenzen zur Bevormundung und Kontrolle.

Es könnte ja in der Tat eine PR-Aktion des unter Umsatzeinbruch leidenden Einzelhandels sein, die sich hier den Fernsehzuschauern präsentierte.
Mir war nicht mehr nach Essen nach diesem Beitrag – eher nach dem Gegenteil.
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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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