Allerlei "kakanisches"

Der Thronfolger Das Attentat von Sarajevo ging mir beim Sonntagsspaziergang durch den Sinn. Ich erinnerte mich an allerlei historische Ereignisse, eine Reise und fand ein Buch wieder.

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Im Jahr 1993 waren wir gemeinsam mit Freunden zu Besuch im österreichischen Heiligenkreuz bei Wien. Unsere liebenswürdigen Gastgeber führten uns auch zum Grab der legendären Mary Vetsera, die 1889 beim gemeinsamen Selbstmord vom Österreichischen Thronfolger Rudolf im Jagdschloss Mayerling erschossen wurde.

Als wir am Grab standen, erzählten die Gastgeber, dass einige Monate zuvor angeblich die Gebeine gestohlen worden seien, jetzt ruhten sie aber wieder in Frieden.

Mary Vetsera – die letzte Gespielin des Sohnes von Elisabeth – der legendären Sissy - und von Kaiser Franz Joseph, ist fast vergessen und taucht nur immer wieder im Zusammenhang mit solch boulevardesken Meldungen auf.

Kronprinz Rudolf war der Held so manchen Filmwerkes. Der Schauspielheld der 50er Jahre, Rudolf Prack, spielte ihn und sah dabei fast aus wie Josef Stalin. Seine Geliebte Mary wurde von Christiane Hörbiger verkörpert. Auch Omar Sharif und Caterine Deneuve versuchten sich an der Geschichte. Es gibt Lieder über Mayerling – auch höchst despektierliche.

Das Jagdschloss Mayerling jedoch gibt es nicht mehr. Ein Kloster ist jetzt am Ort.

Der Tod des österreichischen Kronprinzen aber begründete die Thronfolge seines Vetters Franz Ferdinand d’Este, der von Anfang an mehr als unbeliebt war.

Das Nachfolgende fand ich im Klappentext eines Buches, das jetzt als Wiederentdeckung gefeiert wird.

„Mit Unwillen und Furcht sahen die Völker der k.u.k. Monarchie – die Österreicher, Ungarn und Tschechen, Polen, Südlsawen und Rumänen und Italiener - dem Tag entgegen, an dem Franz Ferdinand die Regentschaft übernehmen würde.“

Es ist Ludwigs Winders Roman Der Thronfolger, der sich mit dem ungeliebten, in Sarajevo erschossenen Franz Ferdinand beschäftigt.

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Der 1889 in Südmähren geborene Ludwig Winder gehörte zu den Autoren, die als "Prager Kreis" in der Literaturgeschichte gehandelt werden. Andere Namen wären da Franz Kafka, Max Brod, Franz Werfel und viele andere.

Ludwig Winder musste als Jude im Jahre 1939 emigrieren. Vor dem aufkommenden Nationalsozialismus hat er immer wieder gewarnt. Sein Buch über den Thronfolger wurde schon 1937 verboten. Zu nüchtern war sein Blick auf die "kakanische" Monarchie mit ihren Intrigen, Ritualen, ihrer Repression und der Unfähigkeit, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Im Jahr 1984 erschien das Buch beim renommierten Verlag Ruetten & Loening Ostberlin.

Ich kramte es heute aus meinem Bücherschrank. Es ist ein Zeitgemälde – umfangreich und detailgetreu. Man sagt, auch Historiker bedienten sich seiner hin und wieder.

Ich habe es vor vielen Jahren gelesen. Heute habe ich es mir wieder vorgenommen. Und: Es zieht einen sofort hinein.

https://lh6.googleusercontent.com/-MWD0RZay_8E/U7AB5YZY3iI/AAAAAAAAHGs/4plMm5hdMgg/s640/Schriftbild%2520Thronfolger.jpg

(Mit den Fotos nutze ich die Anregung eines anderen Bloggers. Vielen Dank dafür.)

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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