Alles ein Abwasch VI

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Häuserbau

Es ist die Chance, sagt sie. In Brandenburg gibt es so viele alte Bauernhäuser. Sie und ihr Mann haben auch eines gefunden, mehr am Rand von Brandenburg, Richtung Lausitz und – günstig – gekauft. Erwin Strittmatter, der Schriftsteller ist dort geboren. Anderthalb Autostunden von Berlin weg liegt es. Es ist nicht zu teuer – siemüssen sich dafür nicht ewig krumm machen.

Und sie haben ein - ungeheures Kapital – die Geschicklichkeit und Handwerkerfreude ihres Mannes. Sie werden da auch nicht gleich hinziehen, sondern das so nach und nach ausbauen und dann – wenn sie älter geworden sind – dort ihren Lebensmittelpunkt haben.

Schon seit geraumer Zeit habe ich gespürt, dass da neue Lebensziele sind. Wobei B. innerhalb Berlins schon ständig umgezogen ist. Immer, wenn die Wohnung fertig war, wollte sie wieder weg. Und wenn ich gemeint habe, dass sie es doch gerade so schön und gemütlich und harmonisch hat, dann stellte sie gelassen fest: "Das kriegen wir wieder so hin." Und so ist es auch. Das Suchen hat ihr immer besser gefallen als das Festsitzen.

Wir haben uns heute darüber unterhalten beim Abwaschen. Mal abgesehen, dass wir beide viel zu alt wären für solch eine Geschichte – wir hätten beide keine Lust drauf. P. hat lange Zeit seiner Kindheit in einem Dorf in der tiefsten Uckermark verbracht. Kein elektrisches Licht, aber mit den Hühnern ins Bett. Außerdem wir hätten früher ohnehin nie das Geld gehabt und auch die Beziehungen nicht, die man brauchte, um an die ganzen Materialien zu kommen. Ich kann keinen Sinn drin sehen, sich so zu verankern. Ich spüre nur, dass meine Freundin, die meine Tochter sein könnte, wegstrebt. Nicht von mir, wir sehen uns ja gar nicht so oft, aber von einem Leben, in dem wir uns immer mal nahe gekommen sind. Das ist schade, aber so ist das Leben.

Schürze ab, Handtuch über den Trockner. Ende für heute.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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