"Aha, die beiden Schackschen vom Kuhdamm", kommentierte der Gatte heute einen Sendebeitrag aus den Archiven des RIAS, dem wir noch während der Küchenarbeit lauschten. Da ertönte ein Dialog der Damen Edith Schollwer und Tatiana Sais, die in der Kabarettsendung "Insulaner" vor vielen Jahren aufeinander losgelassen wurden und sich auf eben jenem Boulevard beharkten.
Was sind denn Schacksche? fragte ich - allerdings nicht zum ersten Mal - nach. Wie schon einmal erklärt - alte Ehen leben von solchen Wiederholungen - wurde bekräftigt, dass er aus dem Oderbruch stamme, der Begriff. Er habe ihn von seinem Vater, der dort seine Wurzeln hat.
Schacksche also umreißt das Wesen einer Frau, die - nicht mehr ganz jung, aber nicht dumm, neugierig und zupackend - die Regie in ihrem Umfeld übernimmt und diese auch nicht gewillt ist, wieder abzugeben. Und sie redet natürlich gern, während der wortkarge Gatte darob in Schweigen verfällt.
"Bin ich eine Schacksche?" fragte ich. Der Gatte zögerte und meinte:"Ja, ein bisschen, aber nicht doll." Solche Abwiegeleien sind immer höchst verdächtig. Denn ich sehe mich nun eher als eine stille einfühlsame Person, immer mit einem offenen Ohr den Nöten des hin und wieder auch recht detailfreudig parlierenden Partners zugewandt. So ist das nämlich. Punkt.
Trotzig versuchte ich nach erfolgtem Küchendienst, den Begriff zu ergoogeln, aber da kommt er immer nur als Eigenname vor, nicht als Dialektwort. Ist "Schacksche" ein Familienwort, das überhaupt nicht verwurzelt ist. Das wäre ja witzig, so eine Wortschöpferei im Kleinen. "Sei nicht so schacksch", wäre doch eine höchst geheime, niemandem verständliche Ermahnung, wenn man mal aushäusig weilt und jemand zuviel redet. Wobei es überhaupt nicht so sein muss, dass dies nur die Frau tut....
Genau und überhaupt dies alles brachte mich ins Grübeln und auf den Genderpfad. Gibts nur weibliche Schacksche? Gibts überhaupt solche Eigenschaften wie die genannten, nur bei Frauen? Wenn ichs mir recht überlege. Was könnte das für eine Eigenschaft bei Männern sein, die man so benennt?
Da wären das bestimmt Erfahrung, Menschennähe, Intelligenz, Gestaltungsfreude oder so - ich nehme für Männer gleich ehrfurchtsvoll die passenden Substantive.
Kurzerhand - Der männliche Schacksche ist - ein Politiker.
Kommentare 13
Aus meiner anhaltinischen Kindheit erinnere ich mich, dass "Schacke" im Sinne von Macke, Spleen verwendet wurde bzw. wird. Und im "Großen Fremdwörterbuch" des VEB Bibliographischen Instituts Leipzig von 1980 findet sich das Wort "Schaktarp" für den Zustand wegen Tauwetter nicht mehr begehbaren Eises. Mundartlich wird der Wortstamm wohl für mängelbehaftet verwendet.
an schacke dachte ich zuerst, dann an schlakse, jene jungen und langen kerls, die in den 60ern so gern mit kofferradio an der nächsten ecke standen ... - die schacksche indes scheint einer adeligen linie entsprungen - derer von schack usw.
ach, zu früh abgesendet - die von zu und wie auch immer schack stammen aus preussen (natürlich), waren kunstbeflissen, nachkommen unterhielten eine galerie in münchen, vielleicht reicht das, um als etwas verrückt zu gelten ...?
Schack als Eigenname wurde wohl erst viel später vergeben. Der Wortstamm ist litauisch, zu uns kam er mglw. aus dem reichen Schatz des Ostpreußischen.
Ganz verehrte Frau Magda,
fulminant wie selten, wie Sie mir über Geheimsprache eine Essenz einträufeln. Mein Repertoire reichte bisher nur bis Schickse, vor allem bei Politikern (beiderlei Geschlechts). Diese Horizonterweiterung nehme ich daher gerne auf.
Ihr e2m
Halli hallo,
ist ja lustig, wieviel kollektive Begrübelung und Weisheit sich
versammelt.
@ hadie - Schacke als Macke oder Spleen - kann ja sein.
@ jayne -
Schlaksig, das ist bestimmt ein anderer Wortstamm .
Schack als adliger oder Eigenname - das halte ich auch für wahrscheinlich. Ich hatte mal eine Komillitonin, die Schack hieß. Die kam aus dem Norden. Da gibts auch bei google einige Eintragungen. Schacksche Anwesen oder so.
@ ed2murrow - Die Schickse kennt man, klar.
Aber besonders lustig wäre es doch nun, wenn der Rabbi spricht: Ich sage Dir, heirate bloß keine schacksche Schickse, dann weiß der Beratene sofort Bescheid.
Danke Ihr Guten für das kreative Mitlesen
Liebe Magda,
Schackschen sind Wacholderdrosseln, das passt auch gut zur Beschreibung, die Dein Mann Dir gab.
Der wenig melodische Gesang der Wacholderdrossel wird überwiegend im Flug vorgetragen. Er ist gepresst zwitschernd mit schrillen und krächzenden Tönen; die bei anderen Drosseln typischen flötenden Motive fehlen. Durchzügler und Wintergäste rufen im Flug durchdringend und gepresst "gii" und vor allem häufig rau tschackernd "schack, schack, schack".
Die Wacholderdrossel brütet meist in kleinen Kolonien, verteidigen die Nestumgebung sehr vehement mit Sturzflügen gegen Rabenvögel und Greifvögel, aber auch gegen andere Nestfeinde.
Früher wurden Wacholderdrosseln in Europa massenhaft gefangen und gegessen. Aus einem zeitgenössischem Kochbuch:
„Die Krammetsvögel werden gerupft, die Haut vom Kopf gezogen, gesengt, der Darm durch die Afteröffnung entfernt. Dann wäscht man die Vögel, sticht die Augen aus, schlägt die Krallen von den Füßen, biegt den Kopf über die Brust und steckt die Füße über Kreuz durch die Augenhöhlen. Die Vögel werden mit Salz und einigen gestoßenen Wacholderbeeren eingerieben. Hierauf macht man Butter in einer Pfanne hellbraun, etwa ½ Eßlöffel für eine Drossel, und bratet die Vögel unter öffteren Umwenden etwa in einer halben Stunde gar. Zur Sauce gießt man etwas Wasser hinzu. Die Vögel werden nicht ausgenommen. Man kann die Krammetsvögel auf gerösteten Semmelnscheiben anrichten und Sauerkohl dazu geben.“
Also mir schmeckt´s!
Lieber weinsztein
Das wirds sein
Ich dank gar fein
Und seh es ein
(würde ruhrrot dichten)
Das erklärt die Sache schon ganz gut.
Mein Mann sagt, das kann durchaus sein. Gruß von ihm, er hats auch nur immer so übernommen.
Im Oderbruch gabs oder gibts die bestimmt auch noch die Wacholderdrosseln. Wunderbar, das ist doch die Weisheit der Clouds. Der Begriff "Krammetsvögel" kommt oft in Geschichten aus dem Mittelalter und ich glaube auch in Märchen vor.
@ Rainer Kühn - fang Dir Deinen eigenen Vogel. :-))
Gruß
Liebe Magda,
Krammetsvögel hatte ich für Wachteln gehalten, die ich gern mag, so rein kulinarisch. Na gut, ich aß eben Wacholderdrosseln.
Dass Dein Mann Dich für eine Schacksche, eine Wacholderdrossel hält, wenn auch mit der Einschränkung "Ja, ein bisschen, aber nicht doll", irritiert mich. Das ist kränkend.
Sollte er demnächst wieder wimmern wegen seiner Zahnwurzel, dann schick ihn zum Kieferorthopäden. Und wenn der bohrt, dann sei Du meine Wachtel.
Küss die Hand so
Achso, das Rezept, dass Du einstelltest war nur "am Beispiel" von Krammetsvögeln - ich dachte jetzt, die wären auch Wacholderdrosseln.
"Dass Dein Mann Dich für eine Schacksche, eine Wacholderdrossel hält, wenn auch mit der Einschränkung "Ja, ein bisschen, aber nicht doll", irritiert mich. Das ist kränkend. "
Gibts da nicht so einen Kalauer - ich habe meine Frau eramselt oder so, ach nee, erdrosselt. Ich glaube von Heinz Erhard stammt das.
Ach was, der weiß, was er an mir hat. Zudem ist der Begriff - sie obige Erläuterung - gar nicht so negativ gemeint - jedenfalls nicht in seiner Lesart.
Der wirklich negativ besetzte Begriff aus der Vogelwelt ist für micht eigentlich: "Spinatwachtel". Kennst Du den? Also Deine Wachtel - das geht, aber nich Spinatwachtel.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Spinatwachteln sind mir sehr gut bekannt, liebe Magda, ich bin mit einer verheiratet.
Krammentsvögel sind Wacholderdrosseln, vielleicht probierst Du das Rezept mal aus.
Und ja, das mit der geamselten Dame, das stammt von Heinz Erhard.
Und noch was: Schacksche=Wacholderderossel=Schnapsdrossel. Könnte es sein, dass Dein Mann Dich in diesem Zusammenhang ein bisschen Schacksche nannte, aber nicht doll?
Ergebenst
Du bist mit einer Spinatwachtel verheiratet - das glaube ich Dir nicht.
Du bist immer so gut drauf, Du wirst nicht spinatgewachtelt.
"Und noch was: Schacksche=Wacholderderossel=Schnapsdrossel. Könnte es sein, dass Dein Mann Dich in diesem Zusammenhang ein bisschen Schacksche nannte, aber nicht doll? "
Joo, kann alles sein. Das Leben ist bunt.