Alles übergeben

Norovirus Eine Krankheit verführt immer zu allerlei Nachdenklichkeiten. Nur - wenn sie zu prosaisch ist, dann ist das schwierig.

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Eigentlich sollte es so sein, dass Erkrankungen offen und bereit machen für Bildungs- und Erkenntnisprozesse. Aber das gilt nur für solche Übel, bei denen man nicht zu sehr an die Biologie erinnert wird und nicht so aus sich herausgehen muss wie beim Norovirus. Eine biblische Plage, dem Spruche folgend, dass man nichts für sich oder bei sich behalten soll. So ist es dann auch ganz ordinär und konkret. Man übergibt alles, aber auch alles – in einem Schwalle und aus allen Öffnungen - der Natur, die am Ende des Abflusses lauert.

Eine Nacht in kaltem Schweiß und ständigem Hin- und Her. Furchtbar, gespenstisch und einsam, einsam. Zwischen lächerlich und dramatisch angesiedelt.

Kann sich jemand ein Drama vorstellen, in dem der Held am Norovirus leidet? Ein hitziges Fieber? Ja, das geht, das wird oft angeführt. Aber, aus Kummer aufs Klo - das geht nicht.

Ein ekliger Brechdurchfall. Das Wort hat was dramatisch-kriegerisches. Könnte ein Schlachtgetümmel sein, bei dem feindliche Kräfte (unter Ausrufung des Urschreis "noro, noro") durchgebrochen und am Ende viele Kämpfer gefallen sind. Ich stelle fest, man kommt zu etwas abwegigen Überlegungen bei Krankheiten, deshalb bitte ich, meine Auslassungen auch der Indisponiertheit zuzuschreiben. Nach der Diarrhoe kommt die Logorrhoe.

Wie auch immer: Wenn man entleert, erleichtert und unendlich ermattet und ausgekippt auf dem Polster ruht und der zwanghafte Drang der Eingeweide, sich nach außen zu stülpen, nachlässt, dann kann man wieder was aufnehmen. Die ausgespiene Welt kehrt zurück. Und ich bin wieder da, aber stelle fest, dass auch die Genesung mit dem Älter werden längere Zeit braucht.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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