Altersweisheit gegen Gaucksche Hybris

Genscher-Interview Hans-Dietrich Genscher wandte sich im Deutschlandfunk dezidiert gegen die Gauckschen Einlassungen zu deutscher "Verantwortung" notfalls mit militärischen Mitteln.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Es war in den 80er Jahren - noch zu DDR-Zeiten - da fand in Potsdam eine Konferenz statt, deren Motto ich nicht mehr so genau in Erinnerung habe. Aber, sie war bestimmt von Michael Gorbatschows Appell zum „Gemeinsamen Haus Europa“ und den Abrüstungsverhandlungen mit den USA. Ein hochrangiger Teilnehmer, neben vielen anderen, war Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher. Der hatte seinerseits ein Motto ausgerufen: Gorbatschow ernstnehmen und beim Wort nehmen.

Verteidiger des eigenen

politischen Erbes

Genscher galt immer als Taktiker und hin und wieder auch als Intrigant. Aber – wenn er heute, anlässlich des 100. Jahrestages des Attentats von Sarajewo - in einem Interview mit dem Deutschlandfunk sowohl von von westlichen als auch russischen Politikern Verständigungsbemühungen fordert, dann verteidigt er sein eigenes politische Erbe, zumindest jenen Teil, der bis 1989 sein Agieren bestimmt hat. In den Jahren danach hat auch er sehr kritikwürdig agiert. Die Anerkennung Sloweniens und Kroatiens- in Abstimmung mit Östesrreich – war ein Beschleuniger des Zerfalls Jugoslawiens.

Der CDU-Politiker Willi Wimmer meinte dazu, in den Pleisweiler Gesprächen, dass die USA mit Jugoslawien begannen, Europa „aufzumischen“. Und jetzt erst, sehr spät erkennen das viele Europäer. Anders als Gauck, der noch immer die transatlantische Schleppe hinterherträgt.

Genscher findet deutliche Worte gegen Joachim Gauck - selbstverständlich die zu groben Wendungen mancher Kritiker verurteilend.

Der Deutschlandfunk dazu: „Mit Blick auf die von Bundespräsident Joachim Gauck angestoßene Debatte um eine stärkere militärische Rolle Deutschlands in der Welt, sagte Genscher, Deutschland habe bereits in der Vergangenheit Verantwortung übernommen. Dazu zähle nicht nur die Westbindung der Bundesrepublik, sondern auch das Anstoßen des Verständigungsprozesses und der Öffnung gegenüber dem Osten. Davon abgesehen sei über den Einsatz militärischer Mittel zu entscheiden, wenn solche Entscheidungen anstünden.“

Genscher im Wortlaut: „Aber ich weiß nicht, ob die Haltung, die die Bundesregierung, und zwar alle Bundesregierungen unternommen haben, einer Korrektur bedürfen. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass wir der Meinung seien, in der Vergangenheit hätten wir das nicht ernst genommen.
Die Menschenrechtsinitiative KSZE ist ein Beispiel dafür, wie man mit einer klugen verantwortungsvollen Politik das durchsetzen kann, und darauf würde ich auch in Zukunft das Gewicht unserer Außenpolitik legen.“

Es scheint – eine neue Generation zorniger oder nachdenklicher "alter Männer" artikuliert sich. Willi Wimmer, Hans-Dietrich Genscher, Albrecht Müller und alle Betreiber der Nachdenkseiten und viele andere sind aufgeschreckt und wach.

Die erste machte in den 70er und 80er Jahren auf sich aufmerksam: Heinrich Albertz, Axel Eggebrecht, Jean Amery, Heinrich Böll und viele, viele andere wandten sich gegen die Notstandsgesetzgebung und die NATO-Nachrüstung.

Heute geht es darum, dass sich unter dem verschleiernden Motto „Mehr Verantwortung“ jene politischen Kreise artikulieren, die – im 100. Jahr nach Ausbruch des I. Weltkrieges - mehr Macht und Einfluss in der Welt auch mit Gewalt durchsetzen wollen. Und dass sich ausgerechnet ein gewesener Pfarrer als wenig alterweise entpuppt und als deren verbaler Zuträger agiert. Gut , dass ihm immer mehr entgegen treten.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden