Aus meinen Memoiren: Eine sozialistische Bierreminiszenz

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(Beim abendlichen Biertrinken fiel mir was ein. Es war nicht alles schlecht bei den Russen.)

Das war toll in Moskau damals wie wir auf der Ausstellung für die Errungenschaften des Volkswirtschaft der UdSSR (WDNCH abgekürzt. ) am Bierstand ein unverdientes Glück erfuhren. Es gab dort Riesenschlangen, es gab dort Imbissstände, die neben ärmlich belegtem „Butterbrot“, auch massenweise Garnelen verkauften, die man – ungeschält in großen Portionen - erwerben konnte. Die Tische sahen allerdings nach der Prozedur schlimm aus, und nicht alle räumten ihre Schalen ab.


Oben Kopeken - unten Bier


Das Verrückte aber war: Sie hatten Trinkautomaten, aus denen man Bier beziehen konnte. Wenn ich mich recht erinnere, warf man oben ein paar Kopeken ein und unten waren ganz normale Biergläser unterzustellen. Das klappte nicht immer, weil sie auch keinen Bock mehr hatten auf Maloche, diese schlecht bezahlten Frauen,man musste also auf Gläser warten. Das mussten auch wir und standen dort blöd rum, bis die Dame mit einem Tablett Gläser antanzte. Wir warfen die zu entrichtenden Münzen ein, und – was soll ich sagen – wir waren auf eine Ader gestoßen. Der Hahn hörte nicht wieder auf, zu laufen. Wir stellten Glas um Glas darunter bis alle 20 Gläser gefüllt waren. Was aber nun, es lief ja weiter, Wir brüllten in die Runde – Bier, Bier... Alle, die noch ein Gefäß an ihrem Tisch stehen hatten, kamen mit den leeren Gläsern an und stellten es ebenfalls darunter. Es hörte und hörte nicht auf, bis der Chef des Unternehmens angestürzt kam und versuchte, die Sache zu beheben. Irgendwann gelang ihm das ja wohl, aber wir hatten einen netten Nachmittag.

Der Sozialismus hatte sich im Bier versteckt.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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