Berlin Pankow - keine Smileys für den Bezirk

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Gestern fuhr ich – wie so oft – mit der Straßenbahn durch die völlig aufgerissene Berliner Straße Richtung Pankow. Von der Bahn aus blickt man seitlich in die breiten tiefen Gräben, die dort verlaufen, sieht auf das Gewirr der Leitungen und Rohre und ist beeindruckt, wie tief die Stadt sich in den Boden gegraben hat.

Ich dachte noch darüber nach, wie brachial und maßlos hier die Straßenverbreiterung und -sanierung vorangetrieben wird. Die Autos können nur in eine Richtung, die Umleitungen am S-Bahnhof sind nervtötend, die Busse stehen im Stau – es ist alles völlig aus den Fugen. Der zuständige Stadtrat, Martin Kirchner (die Grünen) wurde schon attackiert, weil seine Bauplanungen die Bürger in diesem Bezirk zu sehr beeinträchtigen – in ihrer Mobilität, Lebensqualität und die Geschäftsinhaber auch in der wirtschaftlichen Existenz.

www.tagesspiegel.de/berlin/art270,2976490


Ansage : Rohrbruch und Chaos

Und heute morgen: Ansage. Wegen eines Rohrbruches mit Straßenunterspülung ist der ganze Bereich für einige Tage weiträumig gesperrt: Keine Straßenbahn kein Auto, kein gar nix mehr.

Man weiß nicht, inwiefern die Beschlüsse des Vorgängers von Kirchner, Martin Federlein (CDU) mit zum Chaos beigetragen haben.

Wie dem auch immer sei: Ich nehme an, dass es auch mit Finanzierungsmodellen zu tun haben kann, wenn man alles auf einmal machen wollte. EU-Zuschüsse, solche vom Land und solche vom Bund immer unter einen Hut zu bringen, erfordert sicherlich administrative Geschicklichkeit.

Dafür ist Pankow aber nun nicht gerade berühmt, sondern eher berüchtigt. Schon im Jahr 2008 wurde eine Haushaltssperre über Pankow verhängt, weil zu viele Schulden gemacht wurden, auch finanzielle Fehlentscheidungen getroffen wurden und kein Sparwille gezeigt.


Ordnungsnote mangelhaft, Sauberkeit sehr gut

Mit der Kopfnote „Ordnung: mangelhaft“, ist es schwer, noch Aufmerksamkeit zu erringen. Wie macht man das trotzdem?

Indem man sich auf die „Kopfnote“ Sauberkeit konzentriert, da ein „sehr gut“ anstrebt und sich als Avantgarde der Hygienewächter positioniert. Das Smiley-System für gastronomische Einrichtungen und Lebensmittelläden hat Berlinweit Aufsehen erregt. Man vergibt Smileys für die Guten und macht „Buh“-Listen für die Bösen, die ihre Küchen nicht so ordentlich halten, wie es sein soll. Es ist ein böses Zeichen, wenn das so einen Erfolg hat.

Sicher sicher: Es soll schon sauber sein: Aber dieser „Zeigt Eure Hände“-Wahn, dieser denunziatorische „Junge Pioniere halten sich sauber“ Impetus kann nicht über die Unfähigkeit im Bezirk hinwegtäuschen, wenn es um die wirklich lebenswichtigen Probleme und Fragen im Bezirk geht.

Wenn mir ne Kneipe nicht gefällt, kann ich wegbleiben, auf die Straße muss ich.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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